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Pfenningfuchser: Mannesmann Tally MT 81 — Ein Drucker unter 400 DM

Hardware

Das ComputergeschĂ€ft ist fĂŒr stĂ€ndigen Preisverfall bei steigender Leistung bekannt. Das gilt genauso fĂŒr den Druckermarkt. Erhielt man noch vor wenigen Jahren fĂŒr einen Tausender gerade einen 9-Nadler, so braucht man heute fĂŒr 24 Nadeln nicht einmal so viel zu zahlen. Daß aber ein deutscher Hersteller den Wettbewerb unterbietet und TĂŒr 398 Mark einen kompletten Drucker anbietet, das ist schon bemerkenswert.

Aus dem Hause Mannesmann Tally in Ulm kommen solide Produkte deutscher Ingenieursarbeit, sauber und schnörkelfrei. Der dabei avisierte Markt ist nicht nur professioneller Art; das zeigt sich spĂ€testens jetzt. Der MT 81 ist ein 9-Nadeldrucker, der gerade diejenigen ansprechen soll, die sich bisher keinen Drucker gekauft haben, weil er ihnen zu teuer war. Kann man aber ein solches Produkt ĂŒberhaupt mit anderen vergleichen? Darf man den MT 81 an einem Star LC-10 messen, der mehr als doppelt so viel kostet? Vielleicht nicht. Andererseits hat ein Drucker eine Aufgabe zu erfĂŒllen - nĂ€mlich zu drucken. Ob der MT 81 sie erfĂŒllt, lesen Sie im folgenden.

Schlichtbau

Das Äußere unseres Kandidaten ist geprĂ€gt durch sein einfaches, zweckdienliches GehĂ€use. GerĂ€usche werden gemindert, das Innere des Druckers ist geschĂŒtzt. Keine der beiden Klappen, die die Oberseite bedecken, ist transparent, so daß der kontrollierende Blick aufs Papier verwehrt bleibt. Die hintere der beiden, die den Schubtraktor bedeckt, rastet in drei verschiedenen Stellungen ein. Dadurch entsteht zwischen den Klappen ein Schlitz unterschiedlicher Breite fĂŒr verschiedene Arten der PapierzufĂŒhrung.

Bild 2: Ein Blick in dir Mechanik

Auf der linken Seite des GehĂ€uses findet man hinten den Netzschalter, davor den Walzendrehknopf. Aus der Oberseite ragen zwei Hebel: einer zum Entkuppeln des Traktors, der andere zum Bedienen des Papierandruckhebels. Vom rechts das Bedienfeld mit drei Tasten und vier LĂ€mpchen. Die sparsame FunktionalitĂ€t setzt sich im Innern des GerĂ€tes fort: Der winzige Druckkopf thront auf einem sauber gearbeiteten Wagen, das Chassis besteht aus solide wirkendem Aluminium. Entfernt man die einfach zu wechselnde Farbbandkassette, kommen die DIP Schalter zum Vorschein. Hier sind sie zwar nicht am praktischsten angebracht, aber kostengĂŒnstig auf der Hauptplatine. Beim ersten Einbau des Farbbandes geschah es dann aber: Das gesamte Chassis löste sich aus seiner Halterung innerhalb des GehĂ€uses und klapperte daraufhin lose in ihm hemm. Das hatte zwar keinen Einfluß auf die Druckergebnisse, aber der Eindruck von der mechanischen Verarbeitung wurde dadurch schon getrĂŒbt. Genausowenig ĂŒberzeugen konnte der Umstand, daß sich das Flachbandkabel, das den Druckkopf mit Daten versorgt, nach einiger Zeit löste. Das GerĂ€t arbeitete danach zwar weiter, jedoch stumm, und ohne sichtbare Spuren auf dem Papier zu hinterlassen. Einfaches Wiedereinstek-ken genĂŒgte jedoch, um weiterzuarbeiten.

Noch ein Blick auf die RĂŒckseite: Eine parallele Schnittstelle bietet der MT 81, die leider nicht ganz korrekt mit dem ST arbeitet. Das Problem besteht darin, daß der Rechner den ausgeschalteten Drucker als On Line erkennt. Das vom ST auf logisch High gelegte Busy-Signal wird vom MT 81 auf einen Pegel herabgesetzt, der fĂŒr den ST bereits Low ist. So liefern alle Funktionen, die die Bereitschaft des Druckers abfragen, dann falsche Ergebnisse, wenn das GerĂ€t ausgeschaltet ist.

Papier laden...

Das Einspannen von Endlospapier funktioniert ohne Schwierigkeiten. Will man allerdings einzelne BlĂ€tter verarbeiten, so wird's schwierig. Jegliche Hilfe dazu sucht man beim MT 81 vergeblich. Weder ein Anschlag noch eine Rutsche erleichtern die Arbeit. Lediglich eine feste Markierung dient als Anhalt, um die BlĂ€tter immer wieder in die gleiche Position zu spannen. Der MT 81 besitzt keine Load-Funktion o.Ă€., die ein Blatt gleich soweit einzieht, daß man es sofort bedrucken kann. Das muß manuell per Drehknopf oder Line-Feed-Taste geschehen. So allerdings ist es schwer, immer wieder den gleichen Abstand von der Papieroberkante zu finden. Bei mehrseitigen Dokumenten fĂŒr einen einheitlichen oberen Rand zu sorgen, wird dann zur echten Aufgabe. Wer viel mit einzelnen BlĂ€ttern zu tun hat, kann das Papier auch mit dem zusĂ€tzlichen automatischen Einzelblatteinzug verarbeiten.

Ein weiteres Problem ist der Papier-fehlt Schalter. Er sitzt ganz links hinter der Walze. Wird er nicht vom Papier betĂ€tigt, ist der Drucker nicht zur Arbeit zu bewegen. So muß man jegliches Druckgut ganz links einspannen. Dabei gilt es allerdings auch, auf der Hut zu sein, denn der Schalter ist ziemlich groß, und das Papier verhakt sich recht oft an ihm.

Beim Wechsel zwischen den Papiersorten braucht nicht mehr nach alter VĂ€ter Sitte das Endlospapier ausgespannt zu werden. Der MT 81 verfĂŒgt sogar ĂŒber eine Papierparkfunktion. Die ist zwar nicht ganz so komfortabel wie bei anderen GerĂ€ten, aber das wĂ€re wohl auch etwas zuviel verlangt. Das Endlospapier wird auf Knopfdruck zurĂŒckgefahren, bis es aus dem Walzenbereich entfernt ist. Dann kann der Traktor entkuppelt werden. Das Wiedereinspannen muß allerdings von Hand erfolgen. Immerhin ist dies ein Drucker, der das Drehen an der Kurbel noch erlaubt. Sonst verbietet fast jedes Handbuch Derartiges, weil doch die Drucker heutzutage alles automatisch tun. Beim MT 81 ist jedoch noch persönlicher Einsatz (Stichwort: NatĂŒrliche Intelligenz) gefragt. Leider fehlt dem MT 81 ein Hebel zur Einstellung der PapierstĂ€rke. So sind mit einem frischen Farbband Aufkleber unmöglich zu bedrucken, weil der Kopf den Druck dann unsĂ€glich verschmiert. Man sollte fĂŒr solche Aufgaben immer ein altes Band im Schrank haben.

Bild 3: Von außen kann der User nicht viel manipulieren


 und er druckt

Bei der ersten Inbetriebnahme des MT 81 fĂ€llt angenehm auf, daß ihm das sonst Matrixdrucker so kennzeichnende Kreischen fehlt. Er ist zwar nicht außerordentlich leise, aber dadurch wird das GerĂ€usch subjektiv ertrĂ€glicher. Das Tastenfeld lĂ€ĂŸt die Einstellung vieler Druckerparameter zu. So können vor allem Zeichenbreiten und -höhen ĂŒber die Folientasten gewĂ€hlt werden. FĂŒr meinen Geschmack ist hier aber etwas zuviel des Guten getan worden. Es sind dermaßen viele Funktionen. daß man ohne Handbuch ĂŒberhaupt nicht weiß, wie man sie erreichen soll. So bewirkt man z.B. einen Reset der Einstellungen dadurch, daß man im On Line Status zuerst NLQ, dann On Line selbst drĂŒckt. Nach neunmaligem (!) Druck auf die NLQ-Taste ist dann wiederum On Line zu betĂ€tigen, womit die Aktion beendet ist. Begleitet wird man dabei vom recht schrillen Piepser, der sogar zwei Tonlagen parat hat. Auf die Dauer kann das recht nervend sein.

Das Zusammenspiel mit der Software lĂ€ĂŸt sich natĂŒrlich am besten mit dem Druk kertestprogramm ermitteln. Dabei kann man feststellen, daß der MT 81 tatsĂ€chlich kompatibel zum Epson FX-85 ist, wie es das Handbuch verspricht. Aber er kann noch mehr. Per DIP-Schalter versetzt man ihn in die Lage, die Codes eines IBM-Proprinters zu verstehen. Viele kennen das Problem: Der erstgenannte dieser beiden Drucker kann kursiv drucken, der zweite die Sonderzeichen aus dem IBM-Zeichensatz II. Das lĂ€ĂŸt sich mit vielen 9-Nadlern nicht unter einen Hut bringen, denn - wie auch beim MT 81 - die Umschaltung zwischen den Emulationen kann nicht per Software geschehen. So hat man denn nicht soviele Möglichkeiten wie mit einem 24-Nadler, aber man hat ja auch nicht soviel dafĂŒr bezahlt. Mit Wordplus und einem normalen Epson-Treiber gab's dann auch keine Probleme, wenn man mal davon absieht, daß aus o.g. GrĂŒnden die Sonderzeichen schwierig darzustellen sind.

Bild 4: Schriftprobe

Genauso wenig Probleme bereitet das Drucken mit diversen Graphikprogrammen oder Signum!. Einzig die QualitĂ€t ist zu bemĂ€ngeln, wenn bidirektional gedruckt wird. Ganz offensichtlich ist die Mechanik dafĂŒr nicht geschaffen. Die Abbildung zeigt, daß die Abweichung zwischen dem Druckgang in einer Richtung und dem entgegengesetzten sehr groß ist. Wird jedoch per Software auf Druck in nur einer Richtung geschaltet, so ist die QualitĂ€t erstaunlich hoch, wie auch das normale Schriftbild keine Kritik aufkommen lĂ€ĂŸt. Die Draft-QualitĂ€t ist gar - wie von 9-Nadlern aufgrund ihres großen Nadeldurchmessers gewohnt - gut und fĂŒr Listings und dgl. mehr als ausreichend. Genauso ist von 9-Nadlern bekannt, daß ihre Variationmöglichkeiten im NLQ-Modus eher bescheiden sind. So erlaubt der MT 81 aber immerhin noch die Verwendung der Breiten ‘Elite’ (12 CPI) und ‘Breit’ (5 CPI) außer der normalen Pica-Breite von 10 CPI.

Auch in Sachen Geschwindigkeit braucht sich der Mannesmann nicht des Vergleichs zu schĂ€men. Die Tabelle zeigt die Vergleichsdaten des Star NL-10, eines weitverbreiteten 9-Nadlers, und des NEC P 2200, der zu einem Vertreter der unteren 24-Nadel-Klasse gehört. Der Test ‘DIN 3275 L bezeichnet die Zeit, die die Drucker fĂŒr die Erstellung eines GeschĂ€ftsbriefes (DIN A4) benötigten.

Bleibt nur noch, das Handbuch kurz zu erwĂ€hnen. Darin werden viele Seiten darauf verwandt, das Einlegen von Papier. die Handhabung des Bedienfeldes etc. zu erlĂ€utern. Leider passiert das in fĂŒnf Sprachen gleichzeitig, so daß man stĂ€ndig auf der Suche nach dem deutschen Text ist. Hinweise zu Steuercodes oder zur Behebung von Problemen fehlen leider völlig. Bedenkt man nun, daß das Machwerk ĂŒberwiegend AnfĂ€ngern in die Hand gegeben wird, so ist es keinesfalls ausreichend. FĂŒr tiefergehende Fragen steht das zusĂ€tzlich zu erwerbende Anwenderhandbuch zur VerfĂŒgung.

Bild 5: Grafikdruck bidirektional lĂ€ĂŸt die Mechanik an ihre Grenzen stoßen.
DokumentlĂ€nge Text: 33396 Bytes DokumentlĂ€nge Grafik: 32643 Bytes Genannt: Zeit zur Datenabnahme / Gesamtzeit fĂŒr Druck
Drucker LQ-Endlos Draft-Endlos Grafik DIN 32751
Mannesmann MT 81 22:48/23:24 7:51/8:03 1:29/1:30 82 s
Star NL-10 25:13/29:59 6:29/7:35 1:32/1:33 107 s
NEC P2200 10:37/13:50 5:56/7:40 0:27/0:34* 51 s
  • Die Grafik-Zeiten ist nicht mit der der 9-Nadler vergleichbar: Es handelt sich um eine andere Grafik.

Zusammenfassend kann man sagen, daß der MT 81 ein erstaunlich komplett ausgestatteter Drucker ist, der mehr bietet, als sein Preis zunĂ€chst vermuten lĂ€ĂŸt. Es wĂ€re trotzdem kein Fehler gewesen, ihm eine etwas bessere Verarbeitung angedeihen zu lassen. Ein im GehĂ€use klapperndes Druckwerk hinterlĂ€ĂŸt keinen guten Eindruck. Die Schwierigkeiten beim Druck in beiden Richtungen deuten genauso daraufhin. Wer allerdings nicht viel mehr von einem Drucker erwartet, als hin und wieder ein paar Daten auf Endlospapier zu erhalten, der ist mit ihm sicher nicht schlecht beraten. Auch wird derjenige nicht lange fackeln, der bereit ist, fĂŒr jede Mark, die er beim HĂ€ndler spart, Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen.

Preis: 398 DM
automatischer Einzelblatteinzug: 262 DM
Farbband: 7 DM
Anwender Handbuch: 15 DM

Bild 6: Wird nur in eine Richtung gedruckt, so verschwinden die Fehler.

Mannesmann Tally MT 81

+ gutes Preis-/LeistungsverhÀltnis
+ komplette Ausstattung

- schlechte Verarbeitung
- knappes Handbuch

Garantie: 6 Monate (Druckkopf nicht eingeschlossen)