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Monitor scharf gemacht

“Blow-Up” lautet der Titel eines englischen “Kult-Films” , in dem ein Fotograf per Zufall durch fortwĂ€hrendes VergrĂ¶ĂŸern eines Negativausschnittes ein Verbrechen aufdeckt... Ganz so spannend geht es in diesem Artikel nicht zu: Im Mittelpunkt steht hier der Abgleich des ATARI-Monitors SM 124. Die Notwendigkeit eines solchen Abgleichs ergibt sich in der Regel spĂ€testens dann, wenn die NutzflĂ€che des Bildschirms vergrĂ¶ĂŸert wird.

Die DurchfĂŒhrung der verschiedenen Arbeitsschritte wird dabei durch den Einsatz eines programmierten “Testbildes” erleichtert. Die Erzeugung dieses Testbilds ĂŒbernimmt eine kleine Routine in OMICRON-BASIC (siehe Listing):

Nach dem Start dieser (oder einer Ă€hnlichen) Routine sollten Sie das Schirmbild betrachten und folgende Überlegungen anstellen:

  1. Ist der Kreis tatsÀchlich ein Kreis (oder eher eine Ellipse)?
  2. Werden die vertikalen bzw. horizontalen Linien ĂŒberden gesamten Bildschirm mit der gleichen SchĂ€rfe gezeichnet?
  3. Haben die vier kleinen Rechtecke am Bildschirmrand exakt die gleiche Höhe?

Vermutlich können Sie diese Fragen in der Regel mit einem (großzĂŒgigen) “Ja” beantworten. Ein Abgleich wĂ€re somit nicht notwendig. Allerdings Ă€ußern manche ST-Anwender den Wunsch nach einer grĂ¶ĂŸeren NutzflĂ€che ihres Monitors. Der Verfasser z.B. hat die NutzflĂ€che von 20.5 x 12.5 cm auf 22.5 x 14.5 cm vergrĂ¶ĂŸert. Auch wenn es unwahrscheinlich klingt: Dieser kleine Unterschied wirkt sich enorm positiv auf den Arbeitskomfort aus, wĂ€hrend der Verlust an BildschĂ€rfe kaum ins Gewicht fĂ€llt.

Wie auch immer Sie sich entscheiden mögen - im folgenden werden die Arbeitsschritte zum VergrĂ¶ĂŸern bzw. Abgleich des Bildschirms erlĂ€utert. Zuvor einige eindringliche Hinweise:

Die Arbeit am geöffneten SM 124 kann mit erheblichen GesundheitsgefÀhrdungen und sogar mit Lebensgefahr verbunden sein!

Tragen Sie eine Sicherheitsbrille als Schutz vor einer eventuellen Implosion der Bildröhre!
Verwenden Sie nur ausreichend isoliertes Werkzeug!
Betreiben Sie den Monitor nur ĂŒber einen geerdeten Trenntrafo!
BerĂŒhren Sie keinesfalls Platinen, Bauteile oder die Bildröhre!

VergrĂ¶ĂŸern der NutzflĂ€che

Über die genaue Anzahl der verschiedenen AusfĂŒhrungen des SM 124 kann der Autor - wie andere vor ihm - keine genauen Angaben machen. Die folgenden ErlĂ€uterungen beziehen sich auf zwei Monitormodelle, die weiterhin kurz als (87) bzw (88) bezeichnet werden. Bereits bei diesen Modellen bestehen erhebliche Unterschiede in der Anordnung der Bauteile (siehe Bild 2/3). Bei Model! “87” sollte mit noch grĂ¶ĂŸerer Vorsicht gearbeitet werden, da die Einstellregler hier z.T. sehr unzugĂ€nglich angeordnet sind!

Öffnen des GehĂ€uses

Vergewissern Sie sich, daß Computer und Monitor ausgeschaltet sind. Ziehen Sie den Netzstecker des GerĂ€ts heraus! Nun können Sie das GehĂ€use durch Entfernen von fĂŒnf (87) bzw. sechs (88) Schrauben öffnen. Beim Abnehmen der GehĂ€userĂŒckwand ist darauf zu achten, daß der Lautsprecher dort befestigt ist. Sie mĂŒssen zum kompletten Entfernen erst auf der Platine einen Stecker lösen.

Innenleben

Bringen Sie den Monitor wieder in seine gewohnte Position und orientieren Sie sich anhand von Bild 2 bzw. Bild 3 ĂŒber die Lage der Einsteller.

VergrĂ¶ĂŸern...

Jetzt können Sie den Monitor und den Computer einschalten und die Routine “Testbild” starten. Nehmen Sie die Abgleicharbeiten unter “normalen Betriebsbedingungen” vor, d.h. gönnen Sie den Bauteilen eine gewisse Zeit zum ErwĂ€rmen.

Beachten Sie nun die Reihenfolge der Arbeitsschritte:

  1. Drehen Sie mit einem geeigneten Werkzeug (aus Plastik; keinen Metallschraubendreher!) den Ferritkern der Spule “H-Size” im Uhrzeigersinn. Wenn ein Metallschraubendreher verwendet wird, genĂŒgt bereits die Anwesenheit in der NĂ€he der Spule fĂŒr eine Änderung des Bildes. Außerdem verhindert das Plastikwerkzeug die Gefahr eines versehentlichen Kurzschlusses oder eines Stromschlages bei BerĂŒhrung spannungsfĂŒhrender Leitungen, denn immerhin stehen im Monitor Spannungen ĂŒber 12000 Volt. Nach ca. 5 Umdrehungen mĂŒĂŸte sich das Bild um rund 2 cm verbreitert haben.
  2. VerĂ€ndern Sie nun die Einstellung des regelbaren Widerstands “V-Size” solange, bis der Kreis des Testbildes eine exakte Form aufweist. Diese kann zwar nach Sicht bewertet werden, fĂŒr letzte PrĂ€zision sollte der Kreis jedoch “von Hand” vermessen werden. Sie können auch anhand des Breiten/Höhen-VerhĂ€ltnisses des Bildes Ihre Arbeiten ĂŒberprĂŒfen. Der Quotzent aus Breite und Höhe muß exakt 1,6 sein.

Bild 2: Reglerlage im Monitor-Modell ‘87’
# ... und Abgleichen
  1. Mit dem Einsteller “V-Lin” stellen Sie die LinearitĂ€t des Bildes ĂŒber die gesamte Bildschirmhöhe ein. Vermessen Sie hierzu die Höhe der Rechtecke am Bildschirmrand. Die LinearitĂ€t des Bildes ist dann abgeglichen, wenn alle Rechtecke exakt die gleiche Höhe aufweisen.
  2. Mit dem Einsteller “Focus” wird schließlich die BildschĂ€rfe ĂŒber den gesamten Bildschirm eingestellt. Eine mangelhafte Focussierung Ă€ußert sich durch UnschĂ€rfen entweder am Bildschirmrand oder in der Bildmitte. Betrachten Sie beim Abgleich der Focussierung die Linien und verĂ€ndern Sie die “Focus”-EinsteIlung solange, bis sie in jedem ihrer Punkte die gleiche SchĂ€rfe aufweisen.

Die Abgleicharbeiten sind damit abgeschlossen. Schalten Sie den Monitor und den Computer aus und ziehen Sie unbedingt den Netzstecker des Monitors heraus. Vor der Montage des GehĂ€uses sollten Sie dem GerĂ€t nun eine gewisse Zeit zum AbkĂŒhlen und Entladen gönnen.

Zum Schluß noch eine allgemeine Bemerkung. Da die Bildröhre einen Heizfaden, Ă€hnlich einer GlĂŒhbirne, besitzt, unterliegt sie einem natĂŒrlichen Verschleiß. Der Monitor sollte deshalb nicht wegen einer Kaffeepause oder anderen kurzen Unterbrechungen stĂ€ndig ein- und ausgeschaltet werden. Besser ist es, den Monitor eingeschaltet zu lassen und die Helligkeit des Bildes auf ein Minimum zu reduzieren, damit sich das ‘stehende Bild’ nicht in die Leuchtschicht der Bildröhre ‘einbrennt’. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, ein Bildschirmschoner-Programm zu verwenden, das nach einer bestimmten Zeit, an der nicht am Computer gearbeitet wurde, den Bildschirm dunkel schaltet (d.h. ein schwarzes Bild erzeugt).


Bild 3: Reglerlage im Monitor-Modell ‘88’

Erfahrungen nach dem Abgleich

Haben Sie das Bild vergrĂ¶ĂŸert, dĂŒrfen Sie sich nicht wundem, wenn nach dem nĂ€chsten Einschalten bzw. Reset Ihr Bild um ein paar Millimeter nach rechts oder links ‘gewandert’ ist. Dieser Effekt ist leider normal und kann nicht behoben werden. Esistdaherratsam,beim ‘VergrĂ¶ĂŸern’ des Bildes nicht die volle GrĂ¶ĂŸe der Bildröhre auszunutzen.

**Hans-H. Ackermann/UB **

BASIC-Listing zur Testbilderzeugung:

1: ' OMICRON.BASIC-Programm zur 2: ' Testbilderzeugung fĂŒr den 3: ' Abgleich des SM124 4 : 5: ' (c) MAXON Computer GmbH, 1990 6 : 7 : CLS 8: PRINT CHR$(27);"f"; 9: LINE COLOR = 1 10: LINE STYLE = 1 11: FILL COLOR = 1 12: CIRCLE 320,200,175 13: FILL STYLE =2,2 14: FILL 320,200,-1 15: CIRCLE 120,50,40 16: FILL STYLE =2,6 17: FILL 120,50,-1 18: CIRCLE 520,50,40 19: FILL STYLE =2,5 20: FILL 520,50,-1 21: CIRCLE 120,350,40 22: FILL STYLE =2,1 23: FILL 120,350,-1 24: CIRCLE 520,350,40 25: FILL STYLE =2,4 26: FILL 520,350,-1 27: FILL STYLE =3,7 28: PBOX 10,10,40,180 29: FILL STYLE =3,9 30: PBOX 10,210,40,180 31: FILL STYLE =2,10 32: PBOX 590,10,40,180 33: FILL STYLE =2,9 34: PBOX 590,210,40,180 35: FILL STYLE =3,12 36: FILL 5,200,-1 37: TEXT COLOR = 1 38: TEXT STYLE = 0 39: TEXT HEIGHT = 8 40: TEXT 235,15,"MAXONs-Testbild" 41: TEXT 235,390,"MAXONs-Testbild" 42: TEXT 53,140,"Testbild" 43: TEXT 53,260,"Testbild" 44: TEXT 500,140,"Testbild" 45: TEXT 500,260,"Testbild" 46: REPEAT UNTIL INKEY$ <>""