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Relax - aktuelle Spiele

Software

Hallo Spiele-Freaks!

Es ist auch in diesem Jahr wieder ganz deutlich zu erkennen, daß es auf die Weihnachtszeit zugeht. Nahezu alle bekannten Spielehersteller werfen eine Unmenge an Neuheiten auf den Markt. Rushware prĂ€sentiert seinen neuen Katalog mit insgesamt 17 neuen Titeln, darunter hochkarĂ€tige Vertreter wie „R-TYPE-II“ oder der brandneue Flugsimulator „Flight of the Intruder“. United Software hat eine neue Golfsimulation herausgebracht, die von dem bekannten Software-Haus Microprose entwickelt wurde (bekannt durch den legendĂ€ren Klassiker „Microprose Soccer“). Höchste Naturtreue im Spielablauf und digitalisierte Grafiken zeichnen dieses Sportspiel aus. Auch Electronic-Arts wartet mit diversen Neuheiten auf. Es regt sich also wieder was in der Spiele-Szene. Das Sommerloch scheint ĂŒberwunden!

CM

Champion of the Raj

7 ❏❏❏❏❏❏ Grafik ❏❏❏❏❏ Sound ❏❏❏❏❏❏❏❏ Motivation

Dieses Spiel des Software-Labels PSS (gebildet aus Mirrorsoft und den Programmierern von Level Nine) stellt eine etwas andere Art von Strategiespiel dar. Es ist eine Mischung zwischen einem Arcade-Game mit Action und einem typischen Strategie-Adventure, bei dem die richtigen Entscheidungen zu treffen sind. Gesteuert wird es komplett mit der Maus oder einem Joystick. Zu Beginn hat man die Möglichkeit, einen aus sechs verschiedenen Charakteren zu wĂ€hlen, mit dem man sich dann ins Geschehen stĂŒrzt. Die Geschichte spielt zu Beginn des 19ten Jahrhunderts im damaligen Indien. Der Spieler muß sich z.B. als französischer Konsul betĂ€tigen und als solcher Entscheidungen ĂŒber Steuern, AusrĂŒstung fĂŒr die Armee treffen oder eventuell die Macht in allen Regionen an sich reißen. Dazu bekommt man eine Übersichtskarte, auf der alle indischen Staaten mit den entsprechenden Flaggen markiert sind. Sobald der Spielen einen dieser Staaten wĂ€hlt, wird er von dem momentanen Staatsoberhaupt eingeladen. Hier spielen sich die Arcade-Sequenzen in Form einer Tigerjagd oder eines Elefantenrennens ab. Macht man seine Sache gut, gewinnt man an Ansehen, andernfalls muß man es auskĂ€mpfen. Ebenso können Naturkatastrophen auftreten, und der Spieler hat zu entscheiden, ob er dem jeweiligen Staat finanzielle Hilfestellung leisten soll. Insgesamt ist der Aufbau eines Imperiums ein sehr langsam vonstatten gehender Prozeß, und die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist nicht immer einfach. Man sollte stets den diversen Paraden beiwohnen, besonders, wenn man viele Elefanten besitzt. Dies wird mit einem deutlichen Anstieg des Status’ belohnt.

FĂŒr die einzelnen Aktionen erscheinen entsprechende Icons. Allerdings sind nicht immer alle Aktionen erreichbar. Truppen bzw. Elefanten einkaufen oder Steuern erhöhen sind Maßnahmen, die nicht jederzeit ausgefĂŒhrt werden können. Man sollte sie also nutzen.

Insgesamt ist dieses farbenfrohe Strategie-/ Action-Spiel eine gute Möglichkeit fĂŒr den AnfĂ€nger, sich mit Spielen dieses Genres vertraut zu machen. Durch die fĂŒnf integrierten Action-Szenen kommen auch Joystick-Akrobaten auf ihre Kosten. Die einzigen Schwachpunkte sind die ermĂŒdend langen Ladezeiten von Diskette und die etwas trĂ€gen Animationen bei den Arcade-Sequenzen. Es ist eben ein etwas anderes Spiel.

ddf/CM

VROOM

8 ❏❏❏❏❏❏❏❏ Grafik ❏❏❏❏❏ Sound ❏❏❏❏❏❏❏❏ Motivation

In den RĂ€ngen tobt das Publikum und jubelt den besten Fahrern zu. Die völlig verstaubten Gesichter unter den Helmen sind jetzt auch noch schweißnaß. Im Fuß auf dem Gaspedal schmerzt ein Krampf. Ein UnglĂŒcksrabe wird aus der Kurve getragen und saltiert am Pistenrand. FĂŒr Computerrennfahrer ist das alles kein Problem, sondern purer Spaß. Software-Hersteller Langhor aus Frankreich steuert jetzt mit einer Rennsimulation rasant den deutschen Markt an. Schon der Titel verheißt Tempo, qualmende Reifen, röhrende Motoren: „Vrrrroommm!“ Die Formel-1-Schlitten rasen vorbei, aber die Atari-Piloten fĂŒhren das Feld an. Vielleicht. Passieren kann nichts, doch schwierig bleibt das ZĂŒgeln wildgewordener PferdestĂ€rken allemal. Mit „Vroom“ wird der Atari sechs Rennen lang zum Formel-1 -Cockpit. Joystick oder Maus verwandeln sich in eine Kombination aus Lenkrad, SchaltknĂŒppel, Gaspeda1, Kupplung und Bremse. AnfĂ€nger oder eher bequemliche Fahrer beschaffen sich im HauptmenĂŒ ein Automatikgetriebe. Außerdem kann man zwischen zwei Modi wĂ€hlen, dem einfacheren Arcade- und dem simulationsmĂ€ĂŸigen Grand-Prix-Modus. Arcade, das heißt hier, im ersten Durchgang acht andere Renner zu ĂŒberholen und möglichst unbeschadet viele Kilometer zu machen. Dann darf man im zweiten Lauf starten, wo man wiederum drei weitere Konkurrenten Staub schlucken lĂ€ĂŸt. Das simulierte Grand Prix orientiert sich an den tatsĂ€chlichen Regeln. In der ersten Runde muß sich jeder Fahrer qualifizieren, um mit 25 anderen Pedaltretern am Grand Prix teilnehmen zu dĂŒrfen. Nach jedem Durchgang zeigt eine Statistik an, wieviel Punkte hinzugekommen sind. Die sechs besten Rennpiloten kĂ€mpfen dann um den Weltmeisterschaftstitel. Ein Demo zeigt, wie Könner die Kurven nehmen, Gefahrensituationen bewĂ€ltigen und an Konkurrenten vorbeiziehen. GeĂŒbte machen gleich ernst, Einsteiqer wĂ€hlen den Trainings-Modus an. In beiden FĂ€llen sieht der Bildschirm gleich aus: im großen Bildschirmfenster eilt schnell und glatt die dreidimensional dargestellte Landschaft vorbei, oberhalb sind ein kleiner Parcoursplan und eine Anzeige fĂŒr High-Scores, gedrehte Runden und Benzinmenge zu sehen. Am unteren Rand zeigt ein Tacho die Geschwindigkeit und den aktuellen Gang an. Auf dem Pistenplan bewegt sich ein weißes PĂŒnktchen dort, wo man selber entlangrauscht; schwarze PĂŒnktchen stehen fĂŒr die mitstreitenden Wagen. Dank der schnellen Grafik meint man, gleich ins hurtig nĂ€her kommende GebĂŒsch zu rasen oder ein Hinweisschild abzurasieren. Das kommt vor. Zur Strafe muß man einen gewissen Streckenabschnitt noch einmal fahren und verliert wertvolle Zeit. Kleinere Blessuren am Fahrzeug fĂŒhren nicht zum Spielende, bleiben aber dennoch nicht folgenlos. Das Fahrwerk verzieht sich, und ganz realistisch wird die Steuerung weniger exakt. Nach einem absolvierten Rennen lĂ€ĂŸt man am besten die Mechaniker an seine PS-Schleuder: eventuell Reifen wechseln, kaputte Blechteile austauschen und Tank auffĂŒllen. Und dann wieder ins enge Cockpit gequetscht und losgejagt. Steht ein weiterer Atari in Reichweite, wird ein Null-Modem in den seriellen Port gesteckt, so daß zwei Freunde hoher Drehzahlen gegeneinander und gegen die computergesteuerten Flitzer antreten können. Aha, der Freund wohnt in Australien. Dann geht es auch mit dem Modem - ein wahrhaft internationales Rennereignis, das allerdings etwas teurer kommt. Ob im fernen Land der KĂ€nguruhs oder bei uns, der Sound ist der gleiche: mehr oder minder ĂŒberdreht jault einem der Motor in die Ohren. Auf der Rennstrecke mag der Sound ja auch nicht angenehmer sein, aber am heimischen Schreibtisch dĂŒrfte es gern besser klingen. Schließlich streut man sich ja auch keine fein geraspelten Autoreifen um die Tastatur und parfĂŒmiert den Monitor mit Rennbenzin. Die Grafik ist weit besser als der Sound. Fast ohne zu ruckeln, kommen Randbewuchs und konkurrierende Wagen nĂ€her und entfernen sich genauso glatt. Meckern kann man trotzdem. Daß dekorative Kleinigkeiten auch eine Rennsimulation aufwerten, ist ja nicht erst seit „Lotus Esprit Challenge“ bekannt. „Vroom“ bietet an ansehnlichem Drumherum nicht viel. Sicher, die Steuerung ist ordentlich, ĂŒber einen Mangel an Features kann man sich auch nicht beschweren. Aber die Zeit bleibt nicht stehen. Grafik wird immer wichtiger. Nicht umsonst bersten die Disketten vieler neuerer Unterhaltungsprogramme nur so von den Datenmassen prachtvoller Grafiken mit witzigen oder realistischen Einzelheiten. „Vroom“ ist nicht ĂŒbel, „Lotus“ von Gremlin aber sowohl grafisch als auch spielerisch ausgefeilter.

CBO

Terminator II

5 ❏❏❏❏❏❏❏ Grafik ❏❏❏❏❏❏ Sound ❏❏❏❏❏ Motivation

Wer den Film nicht gesehen hat, bekommt mit diesem Spiel die Möglichkeit, wenigstens einige kurze Szenen in digitalisierter Grafik zu sehen. In Terminator II wird, wie so oft, versucht, Filmszenen als Computer-Spiel umzusetzen. Dabei sind insgesamt 8 Levels zu bestehen. Hauptkritikpunkt hierbei ist die Tatsache, daß die verschiedenen Levels entweder zu schwer oder zu leicht sind. Daß die Spielfigur auf die Aktionen mit dem Joystick nur trĂ€ge reagiert, ist dabei auch nicht gerade hilfreich. Level eins stellt ein Duell des Terminators mit einem gleichstarken, vom Computer gesteuerten Roboter dar. Die einzige Chance, dieses Level zu ĂŒberstehen, besteht darin, sich so schnell wie möglich zu bewegen und recht hĂ€ufig SchlĂ€ge, Tritte und KopfstĂ¶ĂŸe auszuteilen. Wie weit beide Roboter schon dem Ende nah sind, sprich: der endgĂŒltigen Zerstörung, sieht man an zwei Gesichtern, die mit zunehmender SchwĂ€che immer grauer werden. Im nĂ€chsten Level sitzt der Terminator auf einem Motorrad und muß durch geschicktes Manövrieren möglichst viele herumliegende Bonuspunkte einsammeln. Der Spieler sieht das Szenario aus der Vogelperspektive. Die Straße ist mit allerlei Unrat bestĂŒckt, was die Sache extrem erschwert. Zudem muß der Spieler darauf achten, daß der folgende Lastwagen ihn nicht einholt, ansonsten findet dieses Level ein vorzeitiges Ende. Das dritte Level besteht aus einem Puzzle. Ein etwas durcheinandergeratenes Bild muß innerhalb einer bestimmten Zeit wieder geordnet werden. Dieses Schiebe-Puzzle ist so ziemlich die einzige faire Herausforderung in dem Spiel, spĂ€ter wird wieder krĂ€ftig geschossen, um in einer Helikopter-Szene bestehen zu können.

Insgesamt kann Terminator II nicht den Erwartungen an es gerecht werden. Zwar ist es grafisch recht gut prĂ€sentiert, aber die holperige Steuerung und mĂŒden Reaktionen sowie die teilweise unlösbaren Situationen lassen nicht gerade dauerhafte Spielfreude aufkommen.

ddf/CM

The Famous Five on a Treasure Island

5 ❏❏❏❏❏❏ Grafik - Sound ❏❏❏❏❏ Motivation

Wer erinnert sich nicht gern an die Detektivabenteuer der ‘FĂŒnf Freunde’, die, egal ob als Buch oder als Fernsehserie immer fĂŒr ein paar unterhaltsame Stunden gut waren? Enigma Variations hat dem Quintett sein lange ĂŒberfĂ€lliges Computerspiel in Form eines Text-Adventures spendiert, bei dem vor allem die jĂŒngeren Enid Blyton-Fans voll auf ihre Kosten kommen. Julian, Dick, Anne, Georgina, genannt George, und Hund Timmy verbringen ihre Schulferien bei Tante Fanny an der britischen KĂŒste. Gleich in der NĂ€he befindet sich eine mysteriöse Insel. AusgerĂŒstet mit Fackel, Streichhölzern, einem Tau sowie einer Gruppenration Sandwiches rudern die Teenager Richtung Gefahr. Auf der Insel warten ein Schiffswrack und die Ruine einer bereits vor Jahrhunderten niedergebrannten Burg auf ihre Erforschung. Es dauert nicht lange, bis die Kids einem Schmugglerring auf die Schliche kommen, der sich nebenbei auch noch mit Kidnapping beschĂ€ftigt. Als Timmy in eine Erdspalte fĂ€llt und Julian bei einem riskanten Tauchmanöver in stĂŒrmischer See beinahe absĂ€uft, spitzt sich die Situation dramatisch zu. Famous Five on a Treasure Island hĂ€lt sich genauestens an die Jugendbuchvorlage, fĂŒgt der spannenden Handlung aber noch ein paar einfache Puzzles hinzu. Die ĂŒbersichtliche Aufmachung sorgt fĂŒr kinderleichte Bedienung: In der oberen BildschirmhĂ€lfte illustrieren ĂŒber 30 Grafiken mit leichtem Hang zum Kitsch das Geschehen. Darunter erscheinen leicht verstĂ€ndliche Texte in einfachem Englisch. Wichtige Funktionen wie SpielstĂ€nde sichern, Orte untersuchen oder die Wahl des gerade aktiven Charakters werden ĂŒber Pulldown-MenĂŒs aktiviert. Womit wir auch schon beim innovativsten Feature des ansonsten eher altmodischen Adventures wĂ€ren: Der Spieler kann zwischen vier Akteuren umschalten, um alle Probleme bewĂ€ltigen zu können. Nur Georgina kennt den Weg zur Insel, und nur der krĂ€ftige Julian ist in der Lage, den vierbeinigen Begleiter mit Hilfe des Seils aus der Erdspalte zu befreien. Schade, daß sich der Parser grĂ¶ĂŸtenteils auf schlichte Zwei-Wort-Kommandos beschrĂ€nkt und bescheidene 50 Verben plus Synonyme versteht. Adventure-Profis haben das nicht allzu umfangreiche RĂ€tsel locker an einem Nachmittag gelöst. Einsteiger, die vor Infocoms oder Magnetic Scrolls TextwĂŒsten zurĂŒckschrecken, sollten dagegen unbedingt mal einen Blick riskieren.

CBO

Rolling Ronny

8 ❏❏❏❏❏❏❏❏❏ Grafik ❏❏❏❏❏❏❏ Sound ❏❏❏❏❏❏❏❏ Motivation

Ein Laufbursche auf Rollschuhen? Was Besseres kann sich Scotland Yard gar nicht wĂŒnschen. Da „Rolling Ronny“ - so nennt man ihn - auch tapfer und wehrhaft ist, bekommt er immer die gefĂ€hrlichsten AuftrĂ€ge. Der Spieler von Starbytes neuem Geschicklichkeits-Game steuert den Botenjungen durch belebte Straßen. In der Tasche trĂ€gt Ronny eine geheime Nachricht, die schnellstens ihren EmpfĂ€nger erreichen soll. Mit wehendem Haar rollt er die unmöglichsten Wege entlang. Der BĂŒrgersteig wird zur Rennstrecke. BaugerĂŒste und Treppen kommen als akrobatische Herausforderung gerade recht. Schienen ĂŒberwindet Ronny genauso wie Plattformen. WĂ€hrenddessen taucht ĂŒbles Gesindel auf. Rocker auf MotorrĂ€dern kreuzen seinen Weg. Autofahrer, die die Stadt als Rennstrecke betrachten, kommen ihm in die Quere. SchlafmĂŒtzige FußgĂ€nger behindern die eilige Rollschuhfahrt des jungen Kuriers. Gegen sie und andere lĂ€stige Gestalten wehrt Ronny sich mit wohlgezielten SchĂŒssen.

Denn sobald er einen der Störenfriede streifen oder berĂŒhren wĂŒrde, gingen ein paar Health-Punkte flöten. Genauso wichtig wie Geld und Gesundheit sind die kleinen WĂŒrfel, die in allen fĂŒnf Levels umherliegen. Die WĂŒrfel sind sozusagen die Eintrittskarte ins folgende Level. Wenn nicht alle WĂŒrfel des jeweils vorhergehenden Spielabschnitts aufgesammelt sind, sitzt man fest. Ebenso, wenn „Ronny“ nicht genĂŒgend Geld fĂŒr den Bus ĂŒbrig hat. Also muß der rollerskatende Bubi auch Taler sammeln. Da trifft es sich gut, daß er bei seinen ĂŒbermĂŒtigen LuftsprĂŒngen manchmal unsichtbare Bonusfelder berĂŒhrt, aus denen es Kleingeld regnet. Außerdem lösen sich manche der abgeschossenen Gegner umgehend in Geld auf. Des lieben Geldes wegen erledigt Ronny zwischendurch auch mal einen Aushilfsjob. FĂŒr einige Pennys ist er gern bereit, ein PĂ€ckchen zu einem Haus ein paar Straßen weiter zu bringen. Ausnahmsweise kann man in diesem Spiel auch Energie und Gesundheitspunkte fĂŒr Geld bekommen natĂŒrlich nur im SpezialgeschĂ€ft. Dort liegen auch solch irre Dinge wie Weitsprungfedern zum Verkauf. Bei solch schnellen Eortbewegungsmitteln kracht es manchmal auch. Ronny sieht dann nur noch Sterne. BlutrĂŒnstig oder brutal gerĂ€t das Spiel jedoch an keiner Stelle. Die Abenteuer des rollschuhfahrenden Ronny ereignen sich in einer bunten, lustigen Comic-Welt. Feine Musik und witzige Animationen machen Ronnys Fahrt ganz schön amĂŒsant. WĂ€ren die Levels noch ein bißchen abwechslungsreicher, hĂ€tte aus „Rolling Ronny“ ein echter HitparadenstĂŒrmer werden können.

CBO

Manchester United Europe

9 ❏❏❏❏❏❏❏❏ Grafik ❏❏❏❏❏❏❏ Sound ❏❏❏❏❏❏❏❏ Motivation

Bolzen nach Maß: jetzt spielen die „großen Jungs“! Action und knallharten Fußball bietet Krisalis neue Tretersimulation „Manchester United Europe“. Kein mĂŒdes Tipp-Kick, sondern ein realistisches Spiel mit Fouls, roten und gelben Karten sowie einem Schiedsrichter. Eine ausgefuchste Steuerung macht alle Finessen möglich: Volleys, hohe und flache PĂ€sse (wie einst Netzer, „aus der Tiefe des Raumes“), EinwĂŒrfe, FreistĂ¶ĂŸe und EckbĂ€lle, alles was das Fanherz begehrt. Aber vor lauter hartem sportlichem Einsatz hat Krisalis die Denkarbeit nicht vergessen. Was ist das pulstreibendste Workout auf dem Rasen ohne die ausgefuchste taktische Planung, das strategische Duell der Meistertrainer? Der SchlĂŒssel zum Ruhm liegt in der raffinierten Aufstellung der Mannschaften. Damit der Screen-Beckenbauer nicht den Überblick verliert, schaut er im Statistikfenster nach, wie stark der Gegner und wie gut die eigene Mannschaft ist. Das ist die Phase, in der unser Bundes-Franz immer „Schau’ mer mal...“ sagt: die spielerischen Eigenschaften des Gegners zu kennen, ist schon der halbe Sieg. Die nĂ€chste Vorbereitungsphase wĂŒnscht sich sicher jeder Nationalcoach: die Einstellung der Spielzeit, des Schwierigkeitsgrads und die Anzahl der Mitspieler. Ganz einfach ist das nicht, gilt es doch, die Kontrolle ĂŒber die aktiven Balltreter und die TorhĂŒter zu behalten. Wie bei den meisten Joystick-Matchen ĂŒblich, darf nur der Kicker ran, der dem Ball am nĂ€chsten ist. Noch entspricht das simulierte GewĂŒhl auf dem Bitmap-Rasen nicht ganz der RealitĂ€t; stellen Sie sich nur einmal vor, man mĂŒĂŸte22 Spielergleich-zeitig dirigieren! Der Joystick wĂŒrde nach verbranntem Gummi riechen. Aber wofĂŒr hat man Freunde und einen Computer? Mit einem handelsĂŒblichen Multiplayer-Adapter kann man die Steuerung der Bitmap-Bolzbande auf vier menschliche Könner verteilen, und sich - wie im richtigen Leben - ĂŒber die Fehler der anderen Ă€rgern. Die Kommentare bei einem verpatzten Einwurf sind, wie jeder Aktive weiß, das Salz in der Fußballer-Suppe. Das mĂŒssen auch die Krisalis-Programmierer gewußt haben, denn EinwĂŒrfe, FreistĂ¶ĂŸe und EckbĂ€lle werden besonders effektvoll simuliert. Der Joystick-Libero steuert ein Fadenkreuz ĂŒber den Rasen und bestimmt so die Richtung des Einwurfs. Die Landung des Balles ruft gewöhnlich ein grĂ¶ĂŸeres GetĂŒmmel hervor (im Fachjargon „konzentriertes Spiel im Mittelfeld“ genannt), bei dem der eine oder andere Körperkontakt auch beim besten Willen nicht mehr zu vermeiden ist. Hier setzt bei den programmierten Kickern die nicht zu Unrecht so genannte „Kollisionsabfrage“ ein, die Krisalis allerdings etwas zu flĂ€chendeckend geraten ist: selbst wenn der Spieler um mehrere KörperlĂ€ngen am anderen vorbeibrettert, ist die gelbe Gefahr im Anzug. Dem eifrig mitlaufenden Schiri sitzen die roten und gelben Karten sehr locker, und das Spiel leidet durch die eigentlich unnötigen Unterbrechungen. Aber vielleicht ist dieses vermeintliche Manko doch der Tribut an die RealitĂ€t: auf diese Weise kann man sich doch wenigstens ĂŒber den Mann in Schwarz prima aufregen. Auch wenn der Gegner die branchenĂŒblichen HĂ€rtegrade ĂŒberbetont und ein eigener Spieler ausscheidet, ist noch lange nicht Schluß: frisch eingewechselte Ersatzspieler sind bestens geeignet, eine solide Revanche vorzunehmen und die Chancen wieder auszugleichen. Völlig klar, daß bei einem derart actiongeladenen Geschehen die Kulisse im Stadion entsprechend ist. Die Fans machen sich lautstark bemerkbar, stören aber die Konzentration der Firebutton-TorjĂ€ger nicht nachhaltig. Wie in den besten Worldcup-Spielen wird die AtmosphĂ€re durch Musik sehr dicht und realistisch. Der Sound wirkt auch nach mehreren Stunden heißen Bolzens nicht unangenehm und störend. Die Programmierung von „Manchester United Europe“ darf als gelungen bezeichnet werden: die MenĂŒs sind ĂŒbersichtlich und auch in der Hektik des Geschehens schnell und sicher zu bedienen. Der einzige Schwachpunkt ist die bereits erwĂ€hnte â€žĂŒbersensible“ Kollisionsabfrage bei Fouls. Die dadurch geforderte „körperlose“ Spielweise paßt eigentlich nicht zu dem sonst sehr actionbetonten Spiel. Die Steuerung ist sicher nicht einfach und fĂŒr die Dramatik des Kampfes vielleicht zu komplex. Andererseits ist diese GewöhnungsbedĂŒrftigkeit eher eine zusĂ€tzliche Herausforderung fĂŒr ambitionierte Computerbolzer.

Auch wenn das Game nicht ganz an die Klasse von „Emlyn Hughes International Soccer“ und „Kick off“ herankommt, so gehört „Manchester United Europe“ trotzdem zu den Spitzenprogrammen unter den Fußballspielen.

CBO

Magic Pockets

9 ❏❏❏❏❏❏❏❏❏ Grafik ❏❏❏❏❏❏❏❏ Sound ❏❏❏❏❏❏❏❏❏ Motivation

Man kommt nicht darum herum, zuzugeben, daß die cleveren Jungs der Bitmap Brothers ein weiteres Spiel veröffentlicht haben, das sich anschickt, die Game-Charts zu stĂŒrmen. Magic Pockets sieht durch die metallic-blaue Tönung ein wenig dem Spiel GODS Ă€hnlich. Das Hintergrund-Scrolling sowie die Animationen sind nicht gerade flĂŒssig zu nennen. enthalten aber sehr nett anzuschauende und vor allem witzige Effekte. Die Handlung dreht sich um einen kleinen, aber coolen Typen, der seine Spielsachen verloren hat. Als er die HĂ€nde (wohl aus Langeweile) tief in die Hosentaschen steckt, findet er sich plötzlich im Toyland wieder, in das ein paar wirklich ĂŒble Kerle seine Spielsachen entfĂŒhrt haben. Die Aufgabe unseres kleinen Helden besteht natĂŒrlich darin, den Burschen das Handwerkzu legen und all seine Spielsachen wieder zurĂŒckzuerobern. Doch das erweist sich als nicht ganz einfach. Wie bei einem Plattformspiel ĂŒblich, enthĂ€lt auch Magic Pockets sowohl Elemente eines Strategiespieles (immerhin muß man sich gut ĂŒberlegen, ĂŒber welche Plattformen man ans Ziel eines jeden Levels gelangt) als auch GeschicklichkeitsprĂŒfungen und natĂŒrlich Shoot’em’ups. Als Spiel im Spiel sind dann auch Dinge wie Fahrradrennen integriert.

Die gegnerischen Sprites erscheinen in teilweise enormer GrĂ¶ĂŸe und verhalten sich recht unterschiedlich. Es gibt langsame Schnecken, fliegende Vögel und tollpatschige Roboter. In einigen Levels begegnet man auch gigantischen SchneebĂ€llen. Dabei sollte man tunlichst darauf achten, so viel wie möglich von den herumliegenden SĂŒĂŸigkeiten einzusammeln. Sie kommen der Gesundheit zugute (aber wohl kaum den ZĂ€hnen). Die Spielbarkeit ist als recht gut zu nennen, auch Neulinge in diesem Metier können das ein oder andere Level bequem schaffen. Die vielen kleinen grafischen Details (zum Beispiel beim Aufsammeln eines Kaugummis) machen das Spiel abwechslungsreich und witzig. Magic Pockets sollte bei keinem AnhĂ€nger von Plattformspielen in der Sammlung fehlen.

ddf/CM

Blues Brothers

9 ❏❏❏❏❏❏❏❏ Grafik ❏❏❏❏❏❏❏ Sound ❏❏❏❏❏❏❏❏❏ Motivation

Falls Sie es mal gewagt haben, einem Musiker die Gitarre wegzunehmen, können Sie sich vorstellen, in welcher Laune die „Blues Brothers“ jetzt sind. Den tingelnden BrĂŒdern ist nicht nur die Klampfe gestohlen worden, sondern auch noch das Mikro, ein VerstĂ€rker, ein Konzertplakat und die Veranstaltungsgenehmigung. Der Dieb war ausgerechnet ein Polizist, einer von der schlimmen Sorte, versteht sich. Ihm sind die musizierenden Burschen ein Dorn im Auge. Diese Kanaille glaubt tatsĂ€chlich, daß sie die Jungs aus der Stadt vertreibt, wenn man ihnen jene Dinge klaut und versteckt, mit denen sie ihren Lebensunterhalt verdienen. Außerdem brauchen die Blues Brothers den ganzen Kram fĂŒr das Konzert, das fĂŒr denselben Abend ĂŒberall angekĂŒndigt ist.

In brĂŒderlicher Eintracht machen sich Jake und Elwood auf den Weg, um die GegenstĂ€nde in der großen Stadt doch noch aufzuspĂŒren. Im Zwei-Spieler-Modus macht es wohl am meisten Spaß, aber auch EinzelkĂ€mpfer werden gut unterhalten. Auf einer Orientierungsgrafik am Spielanfang zeigt der Computer, in welchem Haus die Suchexpedition beginnt. Darin spielt sich das erste Level ab, in dem ein einziger verlorener Gegenstand versteckt ist. Bevor man ihn nicht gefunden hat, gelangt man auch nicht in den nachfolgenden Spielabschnitt. In einigen Screens des ersten Levels finden sich Trittleitern oder Fahrkörbe zwischen den Ebenen. Darauf befinden sich hölzerne KĂ€sten, Schallplatten, Hindernisse, Regenschirme, Sprungfedern und Betten. Komische Mischung, möchte man meinen. Aber jedes Ding hat seinen Zweck. Dazu muß man wissen, daß die suchenden BrĂŒder nicht allein auf den Ebenen hin- und hereilen. Höchst eigenartige und gefĂ€hrliche Zeitgenossen machen die Etagen unsicher: riesige Nagetiere, StrĂ€flinge, Cops, Kampfköter und fliegende Bombenleger (Vögel!), um ein paar Beispiele zu nennen. Diesem Sammelsurium kuriosester Gegner sind die KĂ€sten zugedacht. Jake oder Elwood schnappen sich die HolzbehĂ€lter und bombardieren damit die Angreifer - möglichst bevor diese mit Flinte, Reißzahn oder Bombe auf die beiden Musiker losgehen. Falls doch mal ein Geschoß heranpfeift, mĂŒssen sich die BrĂŒder schnell ducken oder reißaus nehmen. Falls sie einen gegnerischen Treffer einstecken mĂŒssen, sieht der Spieler, wie die Energieanzeige langsam absinkt. Um sie wieder aufzufĂŒllen, werden Schallplatten gesammelt. Jedes volle Hundert verleiht einen ordentlichen Schuß Mehrenergie. Hohe Hindernisse oder schlecht erreichbare Ecken bewĂ€ltigen sie auf ihre Art: ein Sprung auf ein Bett oder auf eine Feder, und hui! fliegen sie im kĂŒhnen Bogen hoch oder drĂŒber. NatĂŒrlich gelangt man damit nicht auf solche Ebenen hinauf oder hinunter, zu denen weder Lift noch Leiter fĂŒhren. Wie bestellt, fliegen Ballons vorbei, die die kleinen Spielfiguren sicher nach oben tragen. Hinab geht es dann mit dem Regenschirm. Und schließlich erblickt man eine Fahne: das Level-Ende ist erreicht und hoffentlich das Instrument gefunden. Wenn ja, so blendet sich wieder das Bild von der Stadt ein und zeigt auf den nĂ€chsten Ort, der durchsucht wird.

Dabei muß der Spieler sich an die Reihenfolge halten, die der Rechner vorgibt. Das hat seinen Sinn. Als letztes soll die Konzertgenehmigung ausfindig gemacht werden, ohne die ja alle anderen Funde umsonst wĂ€ren. Wenn das offizielle Erlaubnispapier aufgetaucht ist, findet das Konzert statt, und alles ist wieder so, wie das digitalisierte Bild vom Anfang zeigt: die „Blues Brothers“ stehen auf der BĂŒhne, ihre Augen glĂ€nzen vom Erfolg und vom Licht der Scheinwerfer. Solche Szenen kennen KinogĂ€nger bereits aus dem gleichnamigen Kultfilm, da er bei dem vorgestellten „offiziellen Computerspiel zum Film“ als Vorlage diente. Hersteller ist Titus Software, und ihnen gebĂŒhrt Lob fĂŒr die hĂŒbsche und witzige Umsetzung in das kurzweilige Plattformspiel. Die Titus-Leute zauberten mit ihren digitalen Farbtöpfen und schufen eine fröhliche Comic-AtmosphĂ€re. Sie ließen ihre Phantasie spielen und ertĂŒftelten fĂŒr jedes Level eine andere Umgebung, die sie detailliert und niedlich malten. Sogar Einzelheiten in den Gesichtern sind zu erkennen, beispielsweise bei dem Grantelhuber mit der Aktentasche, bei der Bilderbuchoma im Einkaufswagen und selbst beim großmĂ€uligen Comic-Hund. Alles wird durch eine gute Spielbarkeit gekrönt und durch ein hĂŒbsches, deutsches Handbuch dokumentiert. Außerdem noch etwas, was bei Computerspielen eher unĂŒblich ist: die BluesbrĂŒder sind kooperativ, und folglich arbeiten hier nicht zwei Spieler gegeneinander, sondern sammeln und kĂ€mpfen miteinander. Wer welchen Gegenstand findet, ist der Software egal. „Blues Brothers“ ist eben ein Spiel fĂŒr teamfĂ€hige Leute.

CBO