Mit einem Genlock lassen sich Videobild und Computergrafiken mischen und so Vor- und Abspann fĂŒr eigene Videos gestalten. Leider wird der Atari ST nicht als DER Grafikrechner angesehen, und so muĂte man, wenn man sich keinen Amiga kaufen wollte, lange nach einem passenden GerĂ€t suchen.
Die Produktion eines (Video-)Films ist sehr aufwendig und arbeitsintensiv: angefangen bei der Auf nĂ€hme der Szenen ĂŒber den Schnitt bis hin zum letzten Schliff, dem Vor- und Abspann und eventuellen Untertiteln. Viele Hobbyfilmer behelfen sich mit dem Abfilmen von einigen Zetteln, die dann nacheinander auf das Master geschnitten werden. Professionelle Videoproduktionen werden jedoch mit Hilfe eines Computers betitelt. Im semiprofessionellen Bereich hat sich seit langem der Amiga etabliert, wĂ€hrend Atari (ST und TT) hier ein Schattendasein fristet.
Die Overscan GbR vertreibt nun seit einiger Zeit Genlocks in verschiedenen Ausstattungen und QualitĂ€tsebenen. Wir haben uns ein Genlock fĂŒr VHS-Anwendungen zum Testen ausgesucht, da ein GroĂteil der Hobbyfilmer auf diesem System arbeitet. Packt man das PĂ€ckchen aus, fallen einem die ausfĂŒhrliche und gut verstĂ€ndlich geschriebene Anleitung inklusive Registrierkarte auf den SchoĂ. Die in der Anleitung abgedruckten Bilder versetzen selbst den Laien in die Lage, das Genlock sofort richtig anzuschlieĂen und zu benutzen. Das GerĂ€t wird an dem Mo-nitorausgang des ST angeschlossen und besitzt auf der RĂŒckseite einen 13poligen DIN-Stecker, um einen herkömmlichen Farbmonitor anschlieĂen zu können. An dem Chinch-AnschluĂ 'Video-In' wird das Videosignal des Zuspielers angeschlossen, und der Aufnahmerekorder findet an 'Video Out' seinen AnschluĂ.
Stanzen
Um nun eine Computergrafik mit einem Videobild ĂŒberlagern zu können, der Fachmann nennt dies "Stanzen", muĂ entweder das VideogerĂ€t mit dem ST oder aber der ST mit dem VideogerĂ€t synchronisiert werden. Da ersteres gröĂere Probleme bereitet (und vor allen Dingen sehr kostenaufwendig ist), entschied man sich fĂŒr die zweite Lösung. Da ein ST aber nicht ohne weiteres extern synchronisiert werden kann, muĂ vor der Benutzung des Genlocks eine kleine Platine zwischen Shifter und dessen Sockel gesteckt und eine Chinch-Buchse nach auĂen gefĂŒhrt werden. Diese zusĂ€tzliche Hardware ermöglicht die externe Synchronisation und kann fĂŒr immer im RechnergehĂ€use verbleiben (ein eventuell vorhandenes BlechgehĂ€use, das den Bereich des Shifters abschirmt, lĂ€Ăt sich auch mit eingebauter Platine noch schlieĂen). An der eben erwĂ€hnten Buchse wird ein zusĂ€tzliches Kabel angeschlossen, das ebenfalls zum Genlock fĂŒhrt. Besitzer eines Atari STE brauchen ihren Computer nicht aufzuschrauben, da bei ihm eine externe Synchronisation ohne weiteres möglich ist.
Regelmöglichkeiten
Auf der Frontseite des Genlocks findet sich ein kleiner Schalter, mit dem man zwischen nur Computerbild, nur Videobild und Genlock-Betrieb wĂ€hlen kann. Sollten Sie also keinen zusĂ€tzlichen Farbmonitor nur fĂŒr das Computerbild bereitstellen können, machen Sie lediglich Gebrauch von diesem Schalter, und ein beim Entwurf der Grafik (Animation) vielleicht störendes Videobild wird nicht durchgeschleift. Des weiteren findet sich ein im GehĂ€use versenkter Regler, der mit 'OVERLAY' bezeichnet ist. Hiermit kann ein Zittern des Bildes, besonders am oberen Rand, unterbunden werden (Jitter) -also im Prinzip ein Feinabgleich des Genlocks.
Betrieb
Steckt man den Stecker in die V.220-Schnittstelle, gibt das Genlock ĂŒber eine rote LED Auskunft ĂŒber die Betriebsbereitschaft. Leider ist kein Ein- und Ausschalter am GerĂ€t vorhanden, so daĂ man beim Beenden der Session immer unter den Schreibtisch kriechen und den Stecker herausziehen muĂ.
Die BildqualitĂ€t des Genlocks, und daraufkommt es letzten Endes an, ist fĂŒr diese Preisklasse recht gut: Das Computerbild ist scharf, die Farben originalgetreu, und ein Farbrauschen macht sich auch nicht bemerkbar (selbst bei den Problemfarben Rot und Blau).
Beim Stanzen selbst hatte ich den (subjektiven) Eindruck, daĂ die BildqualitĂ€t des Videobildes nur geringfĂŒgig schlechter wird und durchaus im Toleranzbereich liegt. Jedoch ist ein stufenloses Einblenden des Computerbildes in das Videobild nicht möglich - entweder wird "ge-genlock-t" oder nicht. Schade, aber fĂŒr viele User auch nicht unbedingt nötig.
Um die Bewertung der BildqualitĂ€t zu Ende zu bringen, haben wir das Genlock in einem U-matic SP-(qualitĂ€tsmĂ€Ăig mindestens gleichbedeutend wie S-VHS, hat iedoch geringere Kopierverluste) Schnittplatz integriert. Wir hatten mit einer starken Reduzierung der QualitĂ€t und Problemen bei der Synchronisation des Schnitt-rekorders gerechnet (U-matic-Studioge-rate sind, zurecht, immer etwas pingelig mit dem Videosignal) - aber diese Erwartungen sind (leider?) nicht bzw. nur ansatzweise erfĂŒllt worden: Die BildqualitĂ€t ist selbstverstĂ€ndlich schlechter als die von professionellen Genlocks, aber der Schnittrekorder hat anstandslos seine Arbeit verrichtet.
Software
Vielleicht stellt sich Ihnen jetzt die Frage, was man mit leistungsfĂ€higer Hardware soll, wenn keine geeignete Software erhĂ€ltlich ist. Aber auch hier können wir Sie beruhigen: Zum einen gibt es bereits einige Animationsprogramme [z.B. Imagic und Cyber Paint] und zum anderen liefert Overscan ab sofort ein Programm mit, das speziell fĂŒr die Gestaltung von Titeln ausgelegt ist. Im Ăbrigen arbeitet Overscan gerade an einer Portierung eines Animationsprogramms auf ST/TT.
Fazit
Das Genlock STPAL erfĂŒllt alle AnsprĂŒche von Hobbyfilmern, die auf VHS arbeiten. FĂŒr S-VHS wird ebenfalls eine Version mit getrennten Y/C-Signalen angeboten - somit dĂŒrfte auch dieser Bereich abgedeckt sein. Hervorzuheben sind die gute QualitĂ€t des bearbeiteten Videosignals und die saubere Umsetzung des ST-Videobildes. Negativ fĂ€llt ein fehlender Ein/Ausschalter und eine nicht vorhandene Fade-Funktion auf - bei einem Preis von 699,-DM ist dies aber zu verkraften. Unter diesen beiden Vorbehalten, wobei jeder selbst wissen muĂ, ob dies wirkliche MĂ€ngel sind, ist das Genlock STPAL durchaus zu empfehlen.