Die faszinierenden elektronischen und digitalen Musikinstrumente haben in den letzten Jahrzehnten die Musikwelt revolutioniert. ATARI-Computer waren durch ihre eingebaute MIDI-Schnittstelle und die ansprechende BedieneroberflĂ€che sehr schnell die am hĂ€ufigsten benutzten Computer fĂŒr Musikanwendungen. Und man höre und staune: Sie sind es immer noch. IBM-Kompatible und Macintosh mischen zwar immer mehr mit, sind aber in diesem Bereich bei weitem nicht so erfolgreich wie ATARI.
Mit ATARIs neuem Produkt, dem Falcon030, könnte die FĂŒhrungsposition fĂŒr Musikanwendungen bei konsequentem Marketing noch weiter ausgebaut werden. Grund genug fĂŒr uns, die neueren Entwicklungen auf diesem Gebiet etwas ausfĂŒhrlicher unter die Lupe zu nehmen.
Die Entwicklung
Mit der industriellen Verbreitung der akustischen Musikinstrumente, wie zum Beispiel Klavier, wurde auch in den breiteren Schichten der Bevölkerung der Hang zur musikalischen BetÀtigung geweckt. Kaum eine höhere Tochter, die nicht Klavier spielen konnte. Die Hausmusik hielt ihren Einzug in die Wohnzimmer.
Als sich spĂ€ter die elektrischen Instrumente verbreitet haben, Ă€nderte sich auch die bevorzugte Musik der Massen. Nach dem Bekanntwerden der Beatles gab es wohl kaum noch einen jungen Mann, der sich traute, ohne eine Gitarre unter dem Arm seine Angebetete anzusprechen. Die Bands sprossen massenhaft aus dem Boden. Dann begann die Ăra der groĂen Festivals wie Woodstock. Aber wie man auch zu den einzelnen Stilrichtungen stehen mag. eines hatten sie gemeinsam: sie brachten Menschen zum Musikmachen zusammen.
Erst durch die digitale Technologie wurden die Musiker in die Lage versetzt, auch alleine ganze Band- oder Orchesteraufnahmen herzustellen. Ein riesiger technischer Erfolg, der sozial gesehen zweifelhafte Auswirkungen zeigt. Vorbei sind die groĂen Feste und das spontane gemeinsame Musizieren: Man sitzt in seinem kleinen, mittleren oder groĂem MIDI-Studio und produziert alleine mehr oder weniger geniale Musik.
Lassen Sie sich nicht von meinem aufgesetzten Pessimismus entmutigen. Die digitalen Musikinstrumente ĂŒben eben eine Faszination aus, der sich die wenigsten entziehen können, ich natĂŒrlich auch nicht. âLiveâ spielen kann man ja trotzdem noch! Oder?
Gegen Ende der sechziger Jahre verbreiteten sich auch schon die ersten Synthesizer. Sie waren analog, das heiĂt, es wurde versucht den Verlauf einer akustischen Welle in elektrische oder elektromagnetische VerlĂ€ufe umzusetzen. Bei dem spĂ€teren digitalen Prinzip werden KlĂ€nge erst in Zahlen zerlegt, die ein Rechner verarbeiten kann, und erst im Lautsprecher wieder in analoge Signale umgewandelt. Am Anfang waren die Synthesizer monophon, sie gaben also jeweils nur eine einzige Stimme von sich. Manche von ihnen, wie der Mini Moog, wurden zur Legende und das nicht unbedingt zu unrecht. Diese Synthesizer hatten bereits ein Handrad, mit dem man Pitchbend- und Modulationseffekte erzeugen konnte.
Pitchbending heiĂt, einen Ton anzuschlagen und ihn dann mit Hilfe des Handrades in der Tonhöhe nach oben oder unten zu verschieben. Bei der Modulation wird dem Ton ebenfalls mittels Handrad ein dem Vibrato der akustischen Instrumente Ă€hnlicher Effekt hinzugefĂŒgt.
Von Moog, Oberheim und Sequential Circuits kamen die ersten polyphonen Synthesizer auf den Markt. Mit diesen Instrumenten konnte man also gleichzeitig mehrere Töne spielen, je nachdem, wievielstimmig sie waren. Einen ganz groĂen Nachteil hatten sie allerdings alle, sie waren nĂ€mlich ungeheuer teuer. Mit dem Polysix von Korg kam der erste erschwingliche polyphone Synthesizer auf den Markt.
Die verschiedenen Synthesizertypen
Der richtig groĂe Knall passierte dann, als 1983 Yamahas DX7 auf den Markt kam. AuĂer einer neuartigen Tonerzeugung und einem Preis von etwas ĂŒber 4.000 Mark, hatte er als erster weit verbreiteter Synthesizer eine MIDI-Schnittstelle, ĂŒber die wir spĂ€ter noch einiges erfahren werden. Die Tonerzeugung vom Yamaha DX7 beruht auf der FM-Technologie, der Frequenzmodulation. Die Programmierung von KlĂ€ngen war keine einfache Kunst. Nachdem man sich zunĂ€chst die Hacken abgelaufen hatte, um ein solches Instrument ĂŒberhaupt zu bekommen, verbrachte man NĂ€chte damit, möglichst interessante und eigene KlĂ€nge zu entwickeln. Und wie bei den alten analogen Synthesizern - es gibt auch vom DX7 jetzt noch KlĂ€nge, die faszinieren können.
Heute bietet allerdings die Musikindustrie ein Vielfaches mehr fĂŒr einen Bruchteil der damaligen Preise. Die ersten polyphonen Synthesizer konnten nur einen oder mit Tricks mal allerhöchstem zwei unterschiedliche KlĂ€nge gleichzeitig von sich geben, also zum Beispiel einen Klavier- und einen Flötenklang. Die heutigen Synthesizer sind meistens multitimbral, sie können vier, acht oder sechzehn unterschiedliche KlĂ€nge gleichzeitig ausgeben. FrĂŒher waren dabei die KlĂ€nge vom Benutzer fest auf die vorhandene Stimmenanzahl zu verteilen, jetzt ist eine sogenannte dynamische Zuordnung der Stimmen ĂŒblich. Nehmen wir mal an. Sie hĂ€tten einen achtstimmigen Synthesizer und wollen, sagen wir, vier unterschiedliche KlĂ€nge (Klavier, BaĂ, Saxophon und Schlagzeug) benutzen. Bei einem Synthesizer mit einer festen Stimmenzuteilung wĂŒrden Sie zum Beispiel dem BaĂ eine Stimme geben, dem Saxophon eine, dem Schlagzeug drei und dem Klavier die restlichen drei Stimmen. Der Nachteil ist, daĂ selbst bei Passagen, bei denen zum Beispiel das Klavier nicht spielt. Sie die freigewordenen Stirn men zum Beispiel nicht fĂŒr eine zweite Saxophonstimme oder einen Doppelgriff auf dem BaĂ nutzen können. Bei der dynamischen Stimmenzuteilung ist das anders. Hier kann jeder Klang soviele Stimmen bekommen, wie gerade frei sind. Die ein zige EinschrĂ€nkung ist die maximale Stimmenanzahl des Synthesizers. Ăblich sind heutzutage acht bis vierundsechzig Stimmen.
Abb.1: So wird ein MIDI-fÀhiges Keyboard mit einem reinen Tonerzeuger (Expander) verbunden.
Sie werden sich fragen, wozu man so viele Stimmen und so viele KlĂ€nge auf einmal ĂŒberhaupt braucht; der Mensch hat ja schlieĂlich nur zehn Finger und kann die Vielfalt der gleichzeitigen KlĂ€nge also gar nicht nutzen. Das stimmt. Aber der Computer kann sie nutzen! Wenn Sie spĂ€ter einmal mit einem sogenannten Sequenzer arbeiten, werden Sie sehen, wie nĂŒtzlich es ist. wenn Ihr Synthesizer gleichzeitig Klavier-, BaĂ-, Schlagzeug- und wer weiĂ was noch alles fĂŒr KlĂ€nge von sich geben kann. Aber das ist schon ein anderes Kapitel.
Bei der Tonerzeugung ist mittlerweile natĂŒrlich auch Vielfalt eingekehrt. Es gibt die additive und die subtraktive Synthese, die Synthese auf der Basis der Phasenverschiebung, Vektorsynthese, Sampling, Hybridsynthese, Resynthese... Dabei kann man nicht sagen, die eine sei besser als die andere. Jede Form der Tonerzeugung hat ihre Vor- und Nachteile, letztendlich entscheidet der Geschmack. Alle im einzelnen zu beleuchten, wĂŒrde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Trotzdem wollen wir, nachdem wir die unterschiedlichen Anwendungen von Synthesizern und MIDI etwas beleuchtet haben, auch einige Beschreibungen und ein Paar Tips fĂŒr den Kauf von Synthesizern und MIDI-Equipment geben.
Die MIDI-Schnittstelle
Seit die hauptsĂ€chlich mit dem Namen von Dave Smith von Sequential Circuits verbundene MIDI-Norm 1983 Eingang in die digitale Musikwelt fand, hat sie einen ungeheuren Siegeszug angetreten. Heutzutage gibt es kaum noch ein elektronisches MusikgerĂ€t, das nicht eine MIDI-Schnittstelle hĂ€tte. Diese Schnittstelle ist normiert und verbindet die unterschiedlichsten GerĂ€te der verschiedensten Hersteller miteinander. Das ist fast schon einmalig. Es gibt unterschiedliche Fernsehnormen, es gibt unterschiedliche ComputeroberflĂ€chen und -typen, es gibt verschiedene Videonormen ..., aber es gibt weltweit in der Musikwelt nur eine einzige Norm, nĂ€mlich das âMusical Instruments Digital Interfaceâ, kurz MIDI genannt. Ăber diese Schnittstelle werden musikalische Informationen im weitesten Sinne von einem GerĂ€t zum anderen in digitaler Form gesendet. Benutzt wird dabei eine fĂŒnfpolige DIN-Buchse, wie sie frĂŒher in den HiFi-GerĂ€ten ĂŒblich war. Es gibt an jedem GerĂ€t mindestens eine MIDI-Out- und eine MIDI In-, meistens auch noch eine MIDI-Thru-Buchse.
Abb.2: Mehrere GerĂ€te lassen sich per âMIDI-Thruâ verketten.
Abb.4: In eine Kette von bis zu drei Tonerzeugern kann der Computer direkt eingreifen.
Die Kaffeemaschine mit MIDI-AnschluĂ?
Lassen Sie uns die Verwendung von MIDI an einigen typischen Beispielen aus der Praxis erklĂ€ren. Wenn Sie einen Synthesizer haben, dessen KlĂ€nge Ihnen aber nicht reichen, mĂŒssen Sie sich nicht mit einem zweiten Keyboard das Wohnzimmer voll-stellen. Sie kaufen sich ein Sound Modul, das heiĂt, nur den tonerzeugenden Teil eines Synthesizers, ohne eine zweite Tastatur. Sie schlieĂen ein Kabel von der MIDI-Out-Buchse ihres ersten Synthesizers in die MIDI-In Buchse Ihres Moduls, und schon können Sie mit Hilfe einer Tastatur zwei verschiedene Tonerzeuger benutzen [Abb.1].
Wollen Sie noch ein drittes Modul, zum Beispiel eine Drummachine, an Ihr Keyboard anschlieĂen, verbinden Sie die MIDI-Thru-Buchse des Moduls mit der MIDI-In-Buchse Ihrer Drum Machine, und schon können Sie diese auch von dem Keyboard aus spielen [Abb.2].
Eine typische Anwendung fĂŒr MIDI-Daten ist die Aufnahme. Falls Sie nur elektronische Instrumente aufnehmen wollen, brauchen sie dafĂŒr kein Tonband mehr. Mit Hilfe eines der zahlreichen Programme fĂŒr MIDI-Aufnahmen, genannt Sequenzer-Programme, verwandeln Sie Ihren ATARI in ein Ă€uĂerst komfortables Tonstudio. Bereits die einfachsten Sequenzer verfĂŒgen ĂŒber vielfĂ€ltige Möglichkeiten der Editierung. Dazu gehört das Löschen und die Korrektur von falschen Tönen, Wiederholung von bestimmten Passagen, die Ănderung der LautstĂ€rke, die Transponierung... Möglichkeiten, die auch das professionellste Analogstudio vor Neid erblassen lassen. Dabei verbinden Sie die MIDI-Out Buchse Ihres Synthesizers mit der MIDI-In-Buchse des Computers und umgekehrt. Bei der Aufnahme bekommt der Computer die von Ihnen gespielten Informationen aus der MIDI-Out-Buchse ihres Synthesizers. Beim Abspielen der Aufnahme kommen die Informationen aus der MIDI-Out-Buchse des Computers, und Ihr Synthesizer empfĂ€ngt sie an der MIDI-In Buchse [Abb.3].
Falls Sie noch ein zusĂ€tzliches Expandermodul verwenden, schlieĂen Sie es ĂŒber die MIDI-Thru-Buchse Ihres Synthesizers an. Die Information aus dem Computer wird dann ĂŒber Ihren Synthesizer an das Modul weitergeleitet |Abb.4|.
Sie sollten wegen möglicherweise auftretender MIDI-Fehler nicht mehr als drei GerĂ€te ĂŒber die MIDI-Thru-Buchse hintereinander schalten. Ein weiteres Problem: Wenn der Computer nicht eingeschaltet ist, können Sie von Ihrem Keyboard aus nicht direkt das oder die externen Module ansprechen. Der Kreis ist durch den ausgeschalteten Rechner unterbrochen. Hier hilft eine sogenannte MIDI-Patchbay. Das ist eine Art Schaltzentrale mit mehreren MIDI-Ein- und -ausgĂ€ngen. Sie schlieĂen alle ihre MIDI-GerĂ€te an die Patchbay an und können verschiedene Verbindungen der GerĂ€te untereinander herstellen. Je nach Typ der Patchbay geschieht dies durch das Abrufen von verschiedenen vorher programmierten Schaltungen oder noch einfacher durch kleine mechanische Schalter. Ein solches GerĂ€t leistet bei mehreren MIDI-GerĂ€ten schnell unentbehrliche Dienste [Abb.5].
Es gibt aber noch viel, viel mehr an MIDI-Anwendungen. und es werden immer mehr. Die Musiker machen schon Witze ĂŒber die âmidifizierte Kaffeemaschineâ, die vom Sequenzer angesteuert wird und die Signale an den Toaster weitergibt. Sie sind aber gar nicht mehr so weit von der RealitĂ€t entfernt. So kann man zum Beispiel heute mit dem Handrad eines Synthesizers die Hallzeit des angeschlossenen EffektgerĂ€tes verĂ€ndern, es können die Programme (KlĂ€nge) an einem angeschlossenen Modul verĂ€ndert werden, mit einer MIDI-Gitarre, einem -Akkordeon, einem -Saxophon oder - Vibraphon können Sie Synthesizermodule ansteuern. InstrumentalverstĂ€rker und Vorstufen verfĂŒgen ĂŒber MIDI und können wĂ€hrend des Spielens umgeschaltet werden, bei manchen können auch noch die LautstĂ€rke, die Verzerrung ... ĂŒber Pedale beeinfluĂt werden. Es gibt Mischpulte, die ĂŒber MIDI fernbedienbar sind, bei denen die Mischung gespeichert werden kann, um dann zum Beispiel vom Sequenzer aus gesteuert zu werden.
Abb.3: Hier kommt der Computer ins Spiel. So sollte man ihn mit einem Keyboard verbinden.
Abb.5: Mit einer MIDI-Patchbay lassen sich auch mehrere MIDI-GerÀte ohne Laufzeitprobleme mit dem Computer verbinden.
Eine der ersten und bis heute eine der wichtigsten Anwendungen fĂŒr MIDI und Computer ist das Speichern und Editieren von SynthesizerklĂ€ngen. FrĂŒher hat man jeden Parameter eines neu programmierten Klangs auf ein Blatt notieren, oder die KlĂ€nge auf teuere Speichermedien (Cartridge, Data Card) speichern mĂŒssen, was auch heute noch durchaus ĂŒblich ist. Als Besitzer eines Computers kann man es auch sehr viel billiger und vielseitiger haben. Man schickt die KlĂ€nge ĂŒber MIDI zum Computer. Dort kann man sie mit geeigneten Editor-Programmen bequem bearbeiten und auf Diskette oder Festplatte speichern. Bei Bedarf kann man die KlĂ€nge dann ĂŒber die MIDI-Leitung wieder an den Synthesizer zurĂŒckschicken.
Und das alles funktioniert mit einem amerikanischem GerÀt der Marke X genauso wie mit dem japanischen GerÀt der Marke Y ... Faszinierend!
MIDI-KanÀle
Innerhalb des MIDI-Systems gibt es 16 KanĂ€le, die durch mehrere Ports (AusgĂ€nge) noch weiter multipliziert werden können. Sie sind dazu da, einzelne GerĂ€te gezielt anzusprechen. Nehmen wir an, daĂ Sie ein Sequenzer-Programm haben und zwei Ă€ltere Synthesizer. Sie stellen an einem einen Klavierklang, an dem anderen einen BaĂklang ein. Nacheinander spielen sie zunĂ€chst den Klavierpart auf Spur eins, dann den BaĂpart auf Spur zwei in den Sequenzer ein. Wenn Sie jetzt am Computer einfach auf Wiedergabe drĂŒcken, kommt die gesamte Information auf einmal an der MIDI-Out-Buchse heraus. Das Ergebnis ohne die richtige Zuordnung der MIDI-KanĂ€le ist chaotisch. Der BaĂpart wird möglicherweise mit dem Klavierklang gespielt und der Klavierpart mit dem BaĂklang. Jetzt stellen Sie bei Ihrer Aufnahme und bei Ihren GerĂ€ten die MIDI-KanĂ€le richtig ein: Die Spur eins mit dem
Klavierpart bekommt zum Beispiel den MIDI-Kanal eins zugewiesen, die BaĂspur den Kanal zwei. Jetzt kommt die Einstellung der GerĂ€te: Der Synthie mit dem Klavierklang bekommt Kanal eins, der mit dem BaĂklang Kanal zwei. Wenn man jetzt die Aufnahme abspielt, empfĂ€ngt das erste GerĂ€t nur die Klavierinformation und das zweite nur die BaĂinformation. Das Chaos weicht dem Wohl klang. Auf den verbleibenden vierzehn MIDI-KanĂ€len könnte man weitere Informationen fĂŒr weitere vierzehn GerĂ€te aufnehmen.
Bei den neueren multitimbralen GerĂ€ten kann zum Beispiel ein achtfach polytimbrales GerĂ€t sozusagen acht Instrumente ersetzen. Es kann auf acht MIDI-KanĂ€len gleichzeitig empfangen und unterschiedliche KlĂ€nge ausgeben. Hier können sie bei einem einzigen Tonerzeuger auf MIDI-Kanal eins einen Klavierklang und auf MIDI-Kanal zwei einen BaĂklang wie in dem vorangegangenen Beispiel einstellen. Und das eine GerĂ€t spielt dann, wenn es vom Computer angesteuert wird, beide Instrumente zugleich. Ein achtfach polytimbraler Synthesizer kann also acht unterschiedliche KlĂ€nge gleichzeitig wiedergeben. Vor allem fĂŒr die Arbeit mit Sequenzern ein unschĂ€tzbarer Vorteil.
Welchen Synthesizer soll man kaufen?
Am besten lĂ€Ăt man sich erst einmal in einem spezialisierten MusikgeschĂ€ft oder einem Synthesizerstudio beraten. Nicht alle GerĂ€te verfĂŒgen nĂ€mlich ĂŒber alle Features der MIDI-Norm wie zum Beispiel Aftertouch. Das ist die Möglichkeit, durch verstĂ€rkten Druck auf die Tasten einen Ton auch nach dem Anschlag noch zum Beispiel in LautstĂ€rke oder Vibrato zu beeinflussen.
Ein neues GerĂ€t sollte man in einem solchen GeschĂ€ft kaufen, selbst wenn es fĂŒnfzig Mark teurer wĂ€re als bei einem Versandhaus. DafĂŒr hat man die Möglichkeit des Services und vor allem der Beratung, die man nicht unterschĂ€tzen sollte. Manchmal bieten diese GeschĂ€fte auch interessante gebrauchte GerĂ€te an. Wissen Sie genau, was Sie wollen, können Sie auch den Kleinanzeigenteil einer Zeitschrift wie âKeyboardsâ oder âKeysâ studieren.
NatĂŒrlich wird man heute keinen monophonen Synthesizer mehr kaufen, es sei denn, man wĂŒrde auf spezielle KlĂ€nge, zum Beispiel des Minimoogs, abfahren. Die Frage ist nur noch, wievielstimmig polyphon Ihr neues SchĂ€tzchen sein soll. Hier kommt es darauf an, ob Sie mit Sequenzerprogrammen arbeiten, oder den Synthesizer nur âliveâ zum Spielen einsetzen wollen. Normalerweise wird man frĂŒher oder spĂ€ter mit Aufnahmen anfangen, es empfiehlt sich also eine möglichst hohe Anzahl von Stimmen. Sechzehnstimmig wĂ€re das Minimum. Achten Sie auch darauf, daĂ manche Synthesizer erst bei Benutzung von zwei bis vier Oszillatoren pro Stimme einen wirklich guten Klang produzieren. Dadurch wird die Anzahl der verfĂŒgbaren Stimmen auf die HĂ€lfte beziehungsweise ein Viertel reduziert.
Multitimbral
NatĂŒrlich sollte er multitimbral sein, nur wer sich nicht mit Computern in der Musik befassen will, kann getrost zum Beispiel einen gebrauchten Roland D50 oder einen anderen guten alten analogen Synthie (z.B. Korg Polysix/Poly 61) kaufen.
Nach Möglichkeit sollte der Synthesizer ĂŒber eine dynamische Stimmenzuordnung verfĂŒgen, dadurch wird die Aufteilung der KlĂ€nge bei der Arbeit mit einem Sequenzer sehr erleichtert.
Programmierbarkeit und Bedienung
Hier sollte man sich darĂŒber klar werden, ob man Lust, hat eigene KlĂ€nge zu entwerfen, oder ob man mehr der Typ ist, der sich ein paar fertige KlĂ€nge aussucht und sich dann mehr um die Musik kĂŒmmert. Im ersten Fall wĂ€re auf jeden Fall ein programmierbarer Synthesizer oder Sampler, der ĂŒber eine möglichst vollstĂ€ndige Filter-Section verfĂŒgt, zu empfehlen, interessant wĂ€ren auch die Synthesizer mit Vektorsynthese, wie Yamaha SY22, SY35, TG33, oder eine der Korg Wavestations. Im zweiten Fall dagegen sollte man eher ein GerĂ€t mit möglichst vielen fertigen Sounds, die einem gefallen, kaufen.
Wieder eine Frage des Geschmacks und der angestrebten Anwendung. Wer natĂŒrliche Sounds vorzieht, möglichst flexibel bleiben und noch ein biĂchen mit den KlĂ€ngen herumspielen will sollte mal einen Sampler ausprobieren. Dies ist ein Instrument, das in der Lage ist, Töne von Naturinstrumenten aufzunehmen und sie nach einer gewissen Bearbeitung ĂŒber eine Tastatur abzuspielen. Fertig vorbereitete und aufgenommene KlĂ€nge gibt es zu jedem Sampler zu kopieren oder zu kaufen. FĂŒr jemanden, der natĂŒrliche KlĂ€nge haben will, ohne jemals selbst welche aufzunehmen, wĂ€ren die sogenannten ROM Sample Player zu empfehlen. Hier sind fertig aufgenommene unterschiedliche KlĂ€nge bereits im ROM, meist in groĂer Zahl und Auswahl, vorhanden. Will man allerdings noch weitere KlĂ€nge haben, muĂ man, wenn ĂŒberhaupt möglich, auf kommerziell angebotene, meist teure Sound Cards zurĂŒckgreifen.
Auch unter den ROM Sample Playern gibt es durchaus Unterschiede. Bei einem sind die klassischen Instrumente wie Streicher und BlĂ€ser sehr gut (z.B. EMU Proteus2), beim anderen sind es mehr die fĂŒr die Pop-Musik wichtigen Instrumente. Empfehlenswert sind auch die sich immer mehr verbreitenden Synthesizer mit KlĂ€ngen nach dem General MIDI-Standard. einer genormten Anordnung von KlĂ€ngen (z.B. Roland Sound Canvas). Einige der neueren ROM Sample Player sind durchaus auch Leuten zu empfehlen, die sowohl Natur- als auch PhantasieklĂ€nge haben möchten (Roland JV800, JV880). Aber fĂŒr die wirklich experimentelle Klangformung sind sie eher ungeeignet.
Anschlagsdynamik
Anschlagsdynamik heiĂt das gleiche wie bei einem Klavier: Je lauter man eine Taste anschlĂ€gt, um so lauter (und meist auch etwas schĂ€rferer erklingt der Ton. Einen Synthesizer ohne Anschlagsdynamik sollte man heutzutage nicht mehr kaufen.
Effekte
Die meisten heutigen multitimbralen Synthesizer sind mit Effekten wie Hall, Chorus usw. ausgerĂŒstet. Achten Sie beim Kauf darauf, dann sparen Sie sich den Kauf eines zusĂ€tzlichen HallgerĂ€tes.
MIDI-Ausstattung
Je neuer der Synthesizer, den man kauft, um so flexibler und reichhaltiger dĂŒrfte die MIDI Ausstattung sein. Wichtig ist hier zum Beispiel, ob die Controller frei programmierbar sind. Sie sollten sich in Ruhe vor einem Kauf die Gebrauchsanleitung durchlesen und schauen, ob dem Handrad oder irgendeinem anderen Slider ein Controller wie etwa Pitchbending fest zugeordnet ist, oder ob er frei programmiert werden kann. Wichtig ist auch die freie Programmierbarkeit beim Empfang von Controller-Informationen.
Was brauche ich noch?
Bei der Wahl des Synthesizers gibt es noch eine Möglichkeit, von der wir bisher noch nicht gesprochen haben: die Workstations. Diese GerĂ€te beinhalten auĂer einem Synthesizer und Schlagzeugsounds auch einen mehr oder weniger komfortablen Sequenzer. Die Idee dahinter ist, mit einem GerĂ€t alles fĂŒr eine MIDI-Aufnahme Nötige in einem GerĂ€t zusammen anzubieten. FĂŒr einen ATARI Besitzer sind Workstations allerdings nicht nötig, ein Sequenzer-Programm fĂŒr den ATARI bietet wesentlich mehr als der beste eingebaute Sequenzer einer Workstation. Sie sollten sich also neben dem Synthesizer gleich nach einem der zahlreichen Sequenzer-Programme umsehen, die auf dem Markt ab 200,- DM aufwĂ€rts angeboten werden. FĂŒhrende Firmen auf dem ATARI sind unter anderen Steinberg, Emagic, Soft Arts und Geerdes. Die Ausstattung und die Schwerpunkte der einzelnen Sequenzer sind unterschiedlich. Sie mĂŒssen selbst entscheiden, ob Ihnen eine einfache Bedienbarkeit, vielfĂ€ltige Editierung (bei dem nicht so tollen Keyboardspieler) oder die Darstellung in Notenschrift wichtig.
Die meisten modernen Synthesizer verfĂŒgen ĂŒber Schlagzeugsounds, der Kauf eines Drumcomputers ist also nicht unbedingt nötig.
Wer bereits ĂŒber einen Synthesizer mit MIDI-Schnittstelle verfĂŒgt und andere zusĂ€tzliche KlĂ€nge haben möchte, sollte ĂŒberden Kaufeines Expandermoduls (kurz Expander oder Modul) nachdenken. Das ist praktisch die tonerzeugende Einheit des Synthesizers, ohne die Tastatur.