Aus dem Buch âScheibenkleister" von Claus Brod schon lange bekannt, gibt es nun einiges Neues ĂŒber den CBHD zu berichten. ZunĂ€chst einmal ist er inzwischen Freeware und wird daher jetzt in die PD-Serie aufgenommen. Zum anderen wurde er intensiv ĂŒberarbeitet und bietet einige besondere Schmankerln.
Dem Anwender fĂ€llt zunĂ€chst auf, daĂ der SCSI-Port des TT und des Falcon unterstĂŒtzt werden. Auf beiden Ports wird nach vollem SCSI-2-Standard gearbeitet.
Dabei wird der Ablauf des Transfers vom Target, also der Festplatte, gesteuert und nicht vom Rechner.
Nachdem der Rechner das GerĂ€t angesprochen hat, sagt die Festplatte, was als nĂ€chstes passiert. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zu der beim ATARI ĂŒblichen Methode, der Festplatte den Ablauf vorzuschreiben. Damit sollte jede heute erhĂ€ltliche Festplatte ohne Probleme benutzbar sein.
Die UnterstĂŒtzung von Wechselplatten unterscheidet sich zu dem sonst auf dem ATARI ĂŒblichen Verfahren: normalerweise werden fĂŒr Wechselplattenlaufwerke feste Partitionen vorgegeben. Damit hat man entweder ein paar âLeichenâ auf dem Desktop, wenn ein Medium mit weniger Partitionen eingelegt ist, oder man kann nicht alle Partitionen ansprechen, wenn man spĂ€ter ein Medium mit mehr Partitionen einlegt.
CBHD dagegen meldet immer die Partitionen an, die gerade auf dem eingelegten Medium existieren. Benutzt man nun ein geeignetes Desktop (z.B. Gemini), so erscheinen die Laufwerks-Icons auf dem Desktop, wenn man ein Medium einlegt, und sie verschwinden wieder, wenn man das Medium entnimmt.
SelbstverstĂ€ndlich unterstĂŒtzt CBHD auch Hintergrund-DMA unter MagiC und auch Laufwerke ĂŒber P hinaus. Bei MagiC können Laufwerke bis Z benutzt werden, in Zusammenarbeit mit BIGDOS sogar weitere 6 Laufwerke. FĂŒr BIGDOS werden auch alle nötigen XHDI-Funktionen unterstĂŒtzt.
Eine wesentliche Funktion des CBHD ist der integrierte SCSI-Treiber. Schon immer fehlte dem Betriebssystem des ATARI ein Teil, um die GerĂ€te anzusprechen. Abgesehen davon, daĂ jeder Programmierer, der die SCSI-GerĂ€te ansprechen will, eigene Libraries schreiben muĂte, ergeben sich daraus auch Kollisionsprobleme. Bei Multitasking-Systemen ergibt sich sehr leicht das Problem, daĂ bei mehreren Programmen, die alle ihre eigenen SCSI-Routinen besitzen, Kollisionen der Programme auftreten. Daher sollte grundsĂ€tzlich eine Schnittstelle immer nur von einem Treiber bedient werden, was nicht nur fĂŒr die SCSI-Schnittstelle gilt, sondern grundsĂ€tzlich fĂŒr jede Schnittstelle. Im Prinzip entspricht dies genau der Problematik, die sich auch bei unsauberen Programmen ergibt, die direkt in den Bildschirmspeicher schreiben und nicht ĂŒber das VDI gehen.
Um diese Probleme zu beseitigen, besitzt CBHD eine Software-Schnittstelle, mit der die Zugriffe auf die GerĂ€te möglich gemacht werden. Ăber diese Schnittstelle werden auch alle GerĂ€te bedient, und nicht nur die Festplatten, also z.B. Scanner, Streamer, CD-ROMs oder beliebige andere SCSI-GerĂ€te.
FĂŒr die Software, die diese Schnittstelle benutzt, ergibt sich daraus noch ein weiterer groĂer Vorteil: die Software ist dadurch hardwareunabhĂ€ngig. Auf einer anderen Hardware-Plattform kann man damit ohne Ănderung an seinen Programmen auf die SCSI-GerĂ€te zugreifen. FĂŒr MagiCMac existiert bereits ein solcher Treiber. Da CBHD selbst auch nur auf den eigenen SCSI-Treiber zugreift, gibt es ein CBHD-Exemplar, das selbst keine SCSI-Routinen besitzt und damit auf dem Mac unter MagiCMac lĂ€uft. Dadurch steht auch fĂŒr den Mac ein Festplattentreiber zur VerfĂŒgung, der XHDI unterstĂŒtzt und mit dem man dann ohne groĂe Probleme Wechselmedien nutzen kann. Der stĂ€ndige Wechsel zur Mac-Seite entfĂ€llt damit endlich, vorausgesetzt, man arbeitet auch hier nur auf einer Seite mit einem Treiber. Auch beim Mac gilt, daĂ nur ein Treiber ein GerĂ€t bedienen sollte, da es sonst zu Kollisionen bzw. zu Problemen beim Informationsaustausch kommt.
Einige Programme setzen auch bereits auf diesen Treiber auf, wie z.B. GE MAR oder das CD-ROM-XFS fĂŒr MagiC und MiNT, und laufen damit auch ohne Ănderung auf MagicMac.
FĂŒr die Benutzung des Interfaces, also fĂŒr die Programmierung von Anwendungen, gibt es umfangreiche Libraries in Modula und C, um den Treiber anzusprechen. Damit sollte es fĂŒr niemanden ein Problem darstellen, SCSI-GerĂ€te zu bedienen.
Bei den technischen Interna sind auch noch einige feine Details zu finden: Am ACSI-Port werden ICD-Host-Adapter und ALIA-Host-Adapter unterstĂŒtzt. FĂŒr beide Host-Adapter gibt es einige SpezialitĂ€ten, deren UnterstĂŒtzung zusĂ€tzliches Leistungspotential ergibt. Bei den ICD-Adaptern ist dies die Möglichkeit, auch Kommandos der Kommandoklasse 1 zu ĂŒbertragen. Damit können auch Festplatten gröĂer als 1 Gigabyte ohne Probleme am ACSI-Port benutzt werden. FĂŒr den ALIA-Adapter, der als Projekt in der Zeitschrift cât erschien, gibt es die Möglichkeit, mehrere GerĂ€te anzusprechen.
Der ALIA koppelt die GerĂ€te in nicht ganz ATARI-kompatibler Weise an, besitzt dafĂŒr aber einige zusĂ€tzliche FĂ€higkeiten, die von CBHD (und natĂŒrlich dem SCSI-Treiber) voll unterstĂŒtzt werden. Dazu gehört unter anderem auch die Möglichkeit, SCSI-Kommandos höherer Klasse zu verschicken.
Auf den echten SCSI-Bussen, also am Falcon und am TT, besteht auch die Möglichkeit zum Parity-Checking. Der Parity-Check ist dazu da, um die Ăbertragung der Daten zu kontrollieren. Damit erhöht sich die Datensicherheit auf den GerĂ€ten.
Auf dem SCSI-Bus des TT besteht zusĂ€tzlich die Möglichkeit, mit Disconnect zu arbeiten. Unter MagiC hat man damit bei langsamen GerĂ€ten, wie CD-ROM oder Streamer, erheblich gröĂere Zeitgewinne als nur mit dem Hintergrund-DMA. Wer viel mit CDs zu tun hat, wird das sehr begrĂŒĂen. NatĂŒrlich gilt dies nur fĂŒr Programme, die ĂŒber das Treiber-Interface arbeiten.
Trotz des angestiegenen Verwaltungsaufwands gehört CBHD noch immer zu den schnellsten Plattentreibern, die es fĂŒr den ATARI gibt.
Leider besitzt CBHD ein wesentliches Manko: er unterstĂŒtzt keine IDE-Platten.
Auch wenn dies angesichts der etwas unfeinen IDE-Platten verstÀndlich sein mag, so ist es dennoch schade, daà Anwender mit einer IDE-Platte CBHD nicht benutzen können.
Weiterhin liegt ein Konfigurationsprogramm bei, mit dem die Parameter des Treibers eingestellt und Platten formatiert und partitioniert werden können. Leider sind noch nicht alle vorgesehenen Funktionen integriert, aber alles Wesentliche ist bereits parametrierbar.
Die Dokumentation des CBHD ist auch relativ dĂŒnn. Der SCSI-Treiber ist fĂŒr Programmierer zwar umfangreich und detailliert dokumentiert, aber der Teil fĂŒr den Anwender, der ânurâ den Festplattentreiber benutzen möchte, lĂ€Ăt doch viele Fragen offen. Im Prinzip jedoch sind die Installation und Konfiguration auch nicht problematischer als bei anderen Festplattentreibern, so daĂ man im allgemeinen dennoch ohne groĂe Probleme damit zurecht kommt.
JH
Autor: Steffen Engel
ST-PD: Nummer 889
Status: Freeware (Shareware)