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SCSI entrÀtselt (1) - Der vielseitigen Schnittstelle auf der Spur

Grundlagen

Eigentlich haben Sie schon immer mit SCSI-GerĂ€ten zu tun, aber so richtig viel wissen Sie nicht darĂŒber? Kein Problem, SCSI ist die einfachste Sache der Welt, wenn man einmal verstanden hat, worum es geht.

Wir wollen uns nun mal die wichtigsten Dinge des SCSI-Bus ansehen, die fĂŒr Anwender interessant sind, und etwas weitergehend das VerstĂ€ndnis fĂŒr das Bus-System wecken. Aber vor allem sollte man danach wirklich die grĂ¶ĂŸten Probleme mit seinen SCSI-GerĂ€ten selbst in den Griff bekommen.

1.1 Geschichte

Der SCSI-Bus bzw. die Definition und Funktionsbeschreibung des SCSI-Bus basiert auf dem SASI-Bus, der von Shugart entworfen wurde. Damals stand SASI fĂŒr Shugart Associated System Interface. Im Prinzip war SASI sehr nah am heutigen SCSI, nur eben war es damals noch eine Inhouse-Lösung bei Shugart.

Wie bei so vielen Dingen wurde aus einem Inhouse-Standard eine gemeinsame Lösung fĂŒr mehr Hersteller, was ja nicht immer etwas Schlimmes ist (ja, ich denke da an eine ganz bestimmte Firma).

Nach ein wenig Normerei kam also die SCSI-Norm dabei heraus. Diese kĂŒmmerte sich zunĂ€chst nur um das Allernö-tigste, nĂ€mlich die Technik des Busses, also die elektrischen Timings, die Antwortzeiten und Ă€hnliches, eben die Beschreibung der Hardware, die SCSI ausmacht, und die allernötigsten Kommandos, die man so braucht, um ĂŒberhaupt mal auf einem SCSI-Bus etwas anstellen zu können.

Diese Teilung sollte man ĂŒbrigens immer im Auge behalten: die Normung der Hardware und die Normung der Kommandos, also der eigentlichen Sprache auf dem Bus. Es stellte sich relativ bald heraus, dass zwar die Hardware gut und sehr weitsichtig genormt worden war, aber die Kommandos eben nicht.

Die Kommandos unterteilen sich nÀmlich in sogenannte Mandatory Commands, Optional Commands und Vendor Unique Commands.

Die Mandatories sind Kommandos, die ein GerĂ€t verstehen muss, um der Norm zu genĂŒgen, die optionalen Kommandos darf das GerĂ€t unterstĂŒtzen, muss es aber nicht. Wenn sie unterstĂŒtzt werden, mĂŒssen sie sich aber auch an die Norm halten, wie das Kommando zu verwenden ist. Um den Herstellern Freiraum fĂŒr eigene Möglichkeiten zu geben, gibt es dann eben noch die Vendor Unique Kommandos, also dem Hersteller freigestellte Kommandos, mit denen die Hersteller machen können, was sie wollen.

Übrigens ist damit auch klar, dass man bei der Verwendung dieser Herstellerkommandos vorher unbedingt kontrollieren muss, ob es sich ĂŒberhaupt um ein GerĂ€t handelt, das diese Befehle wirklich kennt. Sonst könnte es passieren, dass zum Beispiel ein Befehl fĂŒr ein ZIP-Laufwerk, um das Passwort des Mediums zu setzen, bei einem CD-ROM zu einem Löschen der Firmware fĂŒhrt (bei einigen Laufwerken kann man die Firmware nĂ€mlich per SCSI-Bus ersetzen).

Kurz nach der Verabschiedung der SCSI-Norm begann daher der Normungsprozeß der folgenden Norm, die als SCSI-2 bezeichnet wird, was dazu fĂŒhrt, dass die erste Norm heute eben SCSI-2 heißt.

Vorab entstand dabei auch schon der CCS, der Command Command Set, also eine ĂŒber die Norm hinausgehende Definition der Hersteller, bestimmte Kommandos gemeinsam identisch zu implementieren. Der CCS ist im Prinzip heute komplett Bestandteil von SCSI-2.

Die Unterschiede von SCSI-1 zu SCSI-2 sind dabei auch in drei Teile aufzutrennen:

  1. weitere Hardware-Definitionen

  2. erweiterte Protokoll-Definitionen

  3. weitergehende Kommando-Definitionen

Es handelt sich dabei immer um Erweiterungen, die nicht wirklich der vorhergehenden Norm widersprechen.

Bei der Hardware sind ein paar zusĂ€tzliche Möglichkeiten aufgetreten, wie zum Beispiel ein schnelleres Timing der DatenĂŒbertragung, um schnellere Transfers zu erreichen, oder Busse mit grĂ¶ĂŸerer Breite, als 16 oder 32 Bit, statt nur 8 Bit auf dem Bus.

Das Protokoll ist um ein wenig Etikette erweitert worden, die wÀhrend der Zugriffe gepflegt werden soll, wie zum Beispiel, dass immer arbitriert werden soll, und nicht nur, wenn man möchte; genauso ist vorgesehen, dass ein Initiator sich bei der Selektion (siehe "Selektion") identifiziert und Àhnliche Kleinigkeiten, die aber normalerweise bei einer SCSI-1 Umgebung nicht weiter stören.

Wesentlich ist jedoch die Normung der Kommandos und der GerĂ€tedefinitionen. Die Beschreibung der Kommandos und der Parameter fĂŒr die verschiedenen GerĂ€te nimmt dabei auch einen erheblichen Platz der Norm ein. Inzwischen ist die SCSI-3 Norm in vollem Gange, und wie bei der SCSI-2 gegenĂŒber der SCSI-1 geht es um Erweiterungen, unter denen alte GerĂ€te von ihrer Hardware her nach wie vor laufen, sie benötigen höchstens eine neue Firmware, um voll der SCSI-2 zu entsprechen.

Übrigens spricht man bei SCSI nicht von Ess-Zeh-Ess-Iih, sondern von Skasih [ska:zi:], damit es einfacher auszusprechen ist. Das hat nichts damit zu tun, dass man sich wichtig anhören will, es ist wirklich sinnvoll so, wie man ganz schnell merkt, wenn man es so ausspricht.

1.2 GerÀte

GegenĂŒber so stumpfen und einfachen Bussen wie z.B. dem IDE-Bus (naja, eigentlich ist das gar kein Bus sondern nur ein Kabel) hat der SCSI-Bus einige Möglichkeiten mehr, wesentlich fĂŒr den Anwender ist dabei zunĂ€chst die Tatsache, dass mehr als nur ein oder zwei GerĂ€te angeschlossen werden können.

Bei SCSI sind das nun 8, 16 oder 32 GerÀte insgesamt bzw. aus der Sicht des Anwenders jeweils eines weniger. Woran liegt das nun?

Eigentlich könnte man doch beliebig viele GerĂ€te ansprechen, indem man einfach eine GerĂ€tenummer ĂŒbergibt. Dem ist jedoch nicht so, weil sonst einige der Features von SCSI nicht möglich wĂ€ren. Die Anzahl der möglichen GerĂ€te ist dabei gleich der Bus-Breite des SCSI-Bus, also 8 GerĂ€te an einem normalen SCSI-Bus, 16 GerĂ€te an wide SCSI mit 16 Bit Breite und 32 GerĂ€te an wide-SCSI mit 32 Bit Busbreite.

Dies liegt daran, dass bei der Selektion und der Arbitrierung immer die Datenleitung gesetzt wird, die der GerÀtenummer entspricht, entweder die eigene oder eben die des GerÀtes, das man ansprechen will.

1.3 LUN

Was ist denn nun eine LUN schon wieder? LUN steht nicht fĂŒr den Mond, sondern fĂŒr Logical Unit Number, also fĂŒr ein logisches GerĂ€t. Ein logisches GerĂ€t muss nicht tatsĂ€chlich existent sein, wenn es das auch oft ist.

Ein SCSI-GerÀt kann also solche UntergerÀte hiben. Damit können innerhalb eines SCSI-GerÀtes mehrere Teile angesprochen werden. Die Nummer, die zur Ansprache dieses UntergerÀtes dient, ist die eben diese LUN (logical unit number)

Beispiele dafĂŒr sind:

  • mehrere physikalische Laufwerke auf einer SCSI-Id (zum Beispiel eine Me-gafile 30 mit zwei Laufwerken)

  • mehrere Medien in einem Laufwerk, wie bei CD-Wechslern. Bei den gebrĂ€uchlichen Wechslern stellt jedes CD eine UntergerĂ€t dar, als wĂ€ren es eben mehrere CD-Laufwerke.

  • logische Trennung verschiedener Laufwerkseigenschaften, z.B. Phase-Chan-ge-Lauf\verke, die auf einer LUN das CD-ROM sind, auf der anderen die Festplatte

Besonders die logische Trennung verschiedener FunktionalitÀten ist dabei sehr interessant, wenn es auch etwas fraglich erscheint, ob sich zwei LUNs innerhalb eines GerÀtes als unterschiedliche GerÀtetypen ausweisen sollten.

1.4 Terminierung

Das große Zauberwort fĂŒr den Endanwender ist die Terminierung des SCSI-Busses. Diese Terminatoren sind AbschlußwiderstĂ€nde, die den SCSI-Bus sauber beenden.

Elektrische Signale ergeben am Ende eines Kabels ein Echo, genauso, wie ein Schallsignal an einer Wand ein Echo ergibt. Dieses Echo muss gedĂ€mpft werden, um die SignalqualitĂ€t auf dem Bus zu erhalten. Dazu werden nun eben die Terminatoren am Busende verwendet, die das Echo bedampfen. Damit ist auch klar, dass die Terminatoren immer am Ende des Kabels sein mĂŒssen, egal wo welches GerĂ€t angeschlossen ist. Genauso wĂŒrden Sie in einem Tonstudio ja auch die WĂ€nde be-dĂ€mmen und nicht die DĂ€mmittel mitten im Raum aufstellen.

FĂŒr die Terminatoren ist aber noch eines wichtig: sie mĂŒssen mit Energie versorgt werden, sonst können sie nicht arbeiten. Werfen sie dabei nicht passive und aktive Terminatoren durcheinander, die benötigen beide Energie, sie arbeiten nur mit unterschiedlichen Techniken.

Um nun die Terminatoren zu versorgen, gibt es eine Leitung auf dem SCSI-Bus namens Termpower. Auf dieser Leitung wird eben die Spannung fĂŒr den Terminator geliefert. Die Spannung darf von jedem GerĂ€t am Bus geliefert werden, aber Initiatioren, also die GerĂ€te, die von sich aus Aktionen auf dem Bus auslösen, sind dazu verpflichtet, Termpower zu liefern.

Damit ist sichergestellt, dass mindestens einer die Spannung versorgt, wenn nur einer anwesend ist, der den Bus benutzen möchte. Eine besonders nette Falle liegt fĂŒr Atari-Besitzer darin, dass sowohl der Falcon als auch der TT nicht korrekt mit Termpower arbeiten. Der TT liefert an seinem externen SCSI-Port gar keine Termpower, was dazu fĂŒhrt, dass bei externen GerĂ€ten mindestens ein externes GerĂ€t eingeschaltet sein und Termpower versorgen muss. Sollte es bei Ihnen trotzdem funktionieren, wenn Sie alle externen GerĂ€te ausgeschaltet haben, so gibt es dafĂŒr nur zwei Möglichkeiten: purer Zufall oder Sie besitzen nachgerĂŒstete Termpower. VernĂŒnftige Techniker rĂŒsten nĂ€mlich jeden TT, den sie einmal offen vor sich haben, sofort mit Termpower aus, damit dieses Problem beseitigt ist.

Der Falcon legt dagegen eine andere Falle, die aber im allgemeinen fĂŒr den Anwender nicht so gravierend ist. Der Falcon versorgt zwar Termpower, aber seine Terminatoren sind nicht mit Termpower vom SCSI-Bus verbunden. Ist also der Falcon ausgeschaltet, bekommen die Terminatoren keine Versorgung und funktionieren auch nicht.

Auch das kann man nachrĂŒsten, aber es ist wohl eher selten, da die Probleme auch nicht so relevant sind, denn wer hat schon einen Falcon zusammen mit einem anderen Rechner gemeinsam an einem SCSI-Bus.

1.5 1-2-3, Cola fĂŒr Rußland

Immer wieder taucht die Frage auf, ob nun ein SCSI-1 GerĂ€t mit einem SCSI-2 GerĂ€t oder gar mit einem SCSI-3-GerĂ€t kombiniert werden darf. GrundsĂ€tzlich gibt es dafĂŒr eine ganz einfache Antwort: ja. Solange die Schnittstelle die gleiche ist, ist das ĂŒberhaupt kein Problem. Unterschiedliche Schnittstellen kann man logischerweise nicht kombinieren, denn z.B. an einer seriellen SCSI-Schnittstelle kann kein paralleles GerĂ€t angeschlossen werden. Handelt es sich aber um den gleichen Schnittstellentyp mit dem gleichen Protokoll, so gibt es auch keinerlei Probleme beim Mischen der GerĂ€te.

Selbst 8, 16 und 32 Bit-GerĂ€te können ohne jegliche Probleme miteinander gemischt werden, denn der Anfang der Kommunikation erfolgt immer mit 8-Bit-Breite. Erst nach der Übertragung des Kommandos machen die GerĂ€te untereinander aus, ob sie gerne einen weiten Transfer machen wollen oder ob sie die Daten synchron oder Fast transportieren wollen. Lediglich ein Kabeladapter ist also nötig, um die verschieden breiten GerĂ€te an einem Bus zu mischen.

Viel gehörtes GerĂŒcht ist dann auch, dass ein 8 Bit-GerĂ€t an einem wide-SCSI-Bus alle anderen zu 8-Bit-Transfers zwingt, genauso wie angeblich ein Nicht-fast-GerĂ€t alle anderen zu Nicht-fast Zugriffen zwingt.

Lassen Sie sich da aber gar nichts weismachen, es stimmt schlicht und einfach nicht. Solche Dinge sind bei IDE völlig normal (Welchen PlO-mode darf denn Platte xyz? Ja, die darf 4, aber nur, wenn sie nicht mit einer Platte von zzx zusammen am Bus ist, die kann zwar auch 4, aber zusammen können sie nur 3!), aber SCSI kennt so etwas einfach nicht.

Also immer, wenn Sie ein Flachbandkabel mit einem SOpoligen oder 68poligen Stecker vor sich haben: kein Problem, einfach dranstecken.

1.6 Kommunikation

Der interessanteste Teil bei SCSI ist die eigentliche Kommunikation. Abgesehen von der schnöden TÀtigkeit, Daten zu transportieren (vom Rechner zur Festplatte oder auch vom Scanner zum Rechner oder wohin auch immer), kann SCSI einiges nebenbei, was dieser schnöden TÀtigkeit zu erheblichen Leistungsgewinnen verhelfen kann.

Im Prinzip teilt sich die ganze Kommunikation in zwei Teile auf: die Selektion des GerÀtes, mit dem man sprechen will, und dann eben die Transferphasen, in denen Daten und Informationen ausgetauscht werden.

Interessant ist dabei auch eine Sache, die dem Anwender im allgemeinen unbekannt ist:

Nachdem der Initiator, also der Auslöser der Kommunikation, den Kontakt zum Target, also zum Ziel seiner Kommunikation, hergestellt hat, ĂŒbernimmt nĂ€mlich das Target die Macht ĂŒber den Ablauf. Was wĂ€hrend der folgenden Phasen wann stattfindet, sagt nur das Target, der Initiator hat da mitzuziehen. Leider scheint das bei den Autoren von SCSI-Software reichlich unbekannt zu sein, hat doch lediglich Claus Brod in CBHD dies so gemacht. In dem Treiber fĂŒr die ATW von Atari war es ebenfalls so, aber dieser schöne Rechner hat ja nie so richtig die Öffentlichkeit erblickt.

Ansonsten teilt sich die Kommunikation eigentlich in zwei wesentliche Teile auf: die Herstellung des Kontaktes zum Target und danach der Austausch der Daten zwischen Initiator uns Target.

1.6.1 Arbitrierung, Schiedsrichter fĂŒr den SCSI-Bus

Auf dem SCSI-Bus können mehrere Initiatoren existieren, die wechselseitig den Bus benutzen können. Um zu entscheiden, wer gerade den Bus benutzen darf, wird die Arbitrierung, also eine Schiedsrichterentscheidung, verwendet. Dabei wird zu einem Moment, zu dem der Bus frei ist (erkennbar an der Busy-Leitung des Busses) eine Arbitrierung begonnen. Dabei setzen alle GerÀte, die den Bus belegen wollen, die Datenleitung, die ihrer eigenen SCSI-Id entspricht.

Dadurch können .alle GerĂ€te gleichzeitig sehen, wer sonst noch den Bus belegen möchte. Gewinner des Busses ist das GerĂ€t mit der höchsten SCSI-Id, wobei zu beachten ist, dass die GerĂ€te 0 bis 7 eine höhere PrioritĂ€t besitzen als die GerĂ€te 8-15. Dies ist zwingend darin begrĂŒndet, dass die unteren GerĂ€te die oberen GerĂ€te nicht sehen können, wenn sie die Kontrolle durchfĂŒhren, ob ein höher priorisiertes GerĂ€t den Bus benutzen möchte.

1.6.2 Selektion

Nachdem man in der Arbitrierung den Bus gewonnen hat, kann man das GerÀt selektieren, das man ansprechen möchte. Dabei wird neben der Select-Leitung, die ein AuswÀhlen eines GerÀtes anzeigt, die Datenleitung gesetzt, die der Id des anzusprechenden GerÀtes entspricht, sowie das eigene Bit.

Das Setzen des eigenen Bits ist dabei seit der SCSI-2 Pflicht, um dem angesprochenen GerĂ€t mitzuteilen, von wem es angesprochen wird. Dies hat einen wichtigen Grund: Man kann ein GerĂ€t fĂŒr sich reservieren, damit andere Initiatoren nicht dieses GerĂ€t benutzen können. Wenn ein GerĂ€t nun fĂŒr die Benutzung eines bestimmten Initiators reserviert ist, muss es natĂŒrlich kontrollieren, ob die Selektion von diesem Initiator ausgeht. Diese Funktion nennt man Initiator Identification, und diese ist eben bei einigen SCSI-GerĂ€ten Pflicht. Dies hat aber ganz sicher nichts mit der Arbitrierung zu tun, die bereits vorher stattgefunden hat.

Das GerÀt antwortet auf die Selektion, indem es die Busy-Leitung setzt, die dann bis zum Ende der gesamten Kommunikation gesetzt bleibt und anzeigt, dass der Bus belegt ist und im Moment kein anderer daran darf.

1.6.3 Transferphasen

Nachdem der Kontakt mit einem GerĂ€t hergestellt ist, beginnt der eigentliche Transfer von Informationen zwischen den GerĂ€ten. Da gibt es mehrere Transferphasen, die getrennte Aufgaben erfĂŒllen. Von primĂ€rem Interesse ist natĂŒrlich die Daten-Phase, denn das ist ja schließlich der Sinn der Sache. Drumherum gibt es aber eine ganze Hand voller GeplĂ€nkel, was dazu gehört.

Es gibt sechs verschiedene Informationsarten wÀhrend des Informationsaustausches:

  1. Command
  2. Message In
  3. Message Out
  4. Data In
  5. Data Out
  6. Status

Wie bereits erwÀhnt, steuert ja nach der Selektion das Target die Transfers, um dabei die Phase zu unterscheiden, werden auf dem SCSI-Bus die Leitungen MSG, I/O und C/D verwendet. Mit diesen drei Leitungen kann man acht verschiedene ZustÀnde darstellen, was ausreicht, um sechs verschiedene Phasen kenntlich zu machen.

WĂ€hrend dieser Phasen hat der Initiator nur eine Möglichkeit, auf den Transfer Einfluß zu nehmen: Durch Setzen der Leitung ATN signalisiert er dem Target, dass er eine Nachricht an das Target absetzen will, woraufhin das Target in die Message Phase geht und sich diese Nachricht damit abholt.

Der ganze Ablauf lÀuft also nach der Selektion normalerweise so:

Das Target setzt zunĂ€chst die Bus Phase auf Command, sagt dem Initiator also, dass der doch mal anfangen soll, das Kommando zu ĂŒbertragen. Eines nach dem anderen wird dann das Kommando ĂŒbertragen, womit das Target nun weiß, was es tun soll.

Danach ist es ĂŒblich, eine Message Out Phase einzusetzen, in der ein paar Übertragungsparameter angegeben werden können. Laut SCSI-2 ist dies so vorgeschrieben und muss halt durch ein gesetztes ATN wĂ€hrend der Kommandophase von Initiator angefordert werden.

In dieser Nachricht wird dann normalerweise mitgeteilt, was fĂŒr Möglichkeiten wĂ€hrend des folgenden Ablaufes zur VerfĂŒgung stehen; im allgemeinen sind das die Informationen, ob ein synchroner Datentransfer gemacht werden soll, ob eine grĂ¶ĂŸere Busbreite als 8 Bit verwendet werden soll, ob ein Disconnect erlaubt ist und Ă€hnlicher Kleinkram.

Danach ist bis auf weiteres nicht mehr eindeutig voraussagbar, was wann passiert.

Normalerweise laufen danach die Datentransfers, bis alle Daten ĂŒbertragen sind, oder es kann mittendrin eine Message an den Initiator ankommen, dass das Target einen Disconnect durchfĂŒhren möchte oder eben eine der vielen Interaktionen, die passieren können. Erlaubt man keinen Disconnect und betreibt man nur die einfachsten Methoden auf dem SCSI-Bus, so ist es jedoch normalerweise nur der Datentransfer.

Die Transferphasen werden mit einem Status-Byte vom Target an den Initiator und einer Message abgeschlossen, in der das Ende der Kommunikation bestÀtigt wird.

1.7 Fehlersuche

Es kommt natĂŒrlich immer wieder mal vor, dass ein SCSI-System nicht zum Laufen zu bekommen ist. Man kann dann zunĂ€chst einmal eine ganze Menge an Standardkontrollen durchfĂŒhren, mit denen man bereits die meisten Probleme erledigen kann.

l . Kontrolle der Terminatoren

Auf dem SCSI-Bus muss grundsĂ€tzlich das Ende des Busses durch Terminatoren abgeschlossen werden. Dabei handelt es sich um WiderstĂ€nde, die an den Kabelenden Reflektionen unterdrĂŒcken und die SCSI-Signale auf einen definierten Pegel bringen.

Ein Terminator ist etwa das gleiche wie eine schallschluckende OberflĂ€che in einem Raum. Wenn man eine harte, glatte Wand hat, so gibt es Echos in dem Raum, bringt man jedoch eine weiche OberflĂ€che an der Wand an (z.B. Schaumstoff), so gibt es keine Echos mehr. Von diesen Terminatoren dĂŒrfen immer nur zwei StĂŒck angebracht sein: an den Enden des Kabels. Bei einem Terminator handelt es sich um Widerstandarrays, die meistens auf dem GerĂ€t oder als externer Stecker angebracht werden. Auf einem GerĂ€t besteht ein Terminator normalerweise aus zwei oder drei schmalen, roten, schwarzen oder gelben Steckerchen, die bei dem SCSI-Anschluss des GerĂ€tes in die Platine eingesteckt sind.

Eine andere Variante sind aktive Terminatoren. Diese können im allgemeinen durch einen Jumper auf der Festplatte aktiviert werden (z.B. Quantum LPS 540S : Jumper TE (Termination Enable)). Beachten Sie, dass die Terminatoren an den Enden des Kabels sein mĂŒssen, dies hat nichts damit zu tun, welche GerĂ€tenummer das GerĂ€t hat, an dem die Terminatoren sitzen.

Befindet sich am Ende des Kabels ein GerÀt, so muss das GerÀt terminiert werden, handelt es sich um ein offenes Kabelende, so muss das Kabel terminiert werden.

Ein paar Beispiele:

Atari TT:

Einen Satz Terminatoren auf der internen Festplatte.

Auf dem Mainboard des TT keine Terminatoren (drei StĂŒck neben dem internen SCSI-Stecker). Von den externen GerĂ€ten das letzte mit Terminatoren versehen. Wenn Sie keine interne Festplatte im TT haben, so sollten Sie das interne SCSI-Kabel entfernen und die Terminatoren auf dem Mainboard lassen.

Atari Falcon:

FĂŒr den Falcon gilt das gleiche wie fĂŒr den TT ohne interne Platte, der SCSI-Port des Falcon ist intern terminiert, das letzte, externe GerĂ€t muss terminiert sein.

GerÀte an DMA-Adaptern am ACSI-Port:

Im allgemeinen besitzen die Hostadapter eine Terminierung. Damit sollte der Hostadapter am einen Ende des Kabels angeschlossen werden und am letzten angeschlossenen GerÀt ein Terminator. Einige Hostadapter haben keine Terminatoren, daher sollten sie irgendwo in der Mitte des Kabels liegen, und die GerÀte an den Enden sollten terminiert sein. Der GE-V ist ein solcher Adapter.

  1. Kontrolle der Terminatorversorgung

Die Terminatoren mĂŒssen mit Strom versorgt werden, damit sie korrekt funktionieren. Dazu wird auf einer Leitung des SCSI-Busses eine Spannung von knapp 5V geliefert (5V abzĂŒglich einer Diodenspannung). Auf einem SCSI-Bus muss daher unbedingt mindestens ein GerĂ€t eingeschaltet sein und TERMPOWER liefern. Bei einigen GerĂ€ten kann per Jumper eingestellt werden, ob TERMPOWER geliefert werden soll. Zur Kontrolle können Sie einfach die Spannung zwischen Pin 26 und Pin 1 am SCSI-Bus messen. Dort sollten knapp 5V anliegen.

Beim Atari TT liefert der externe SCSI-Anschluss keine TERMPOWER. Wenn Sie an dem externen SCSI-Anschluss GerĂ€te anschließen, so muss mindestens ein GerĂ€t TERMPOWER liefern. Alternativ dazu können Sie an Ihrem TT auch TERMPOWER fĂŒr den externen Anschluss nachrĂŒsten. Dazu lötet man einfach an Pin 25 der SCSI-Buchse eine Sicherung mit 1 Ampere und eine Diode zu einer beliebigen Stelle mit 5 Volt.

  1. Hostapter und SCSI-GerÀt

Es gibt immer wieder FÀlle, in denen ein Hostadapter nicht mit einem bestimmten SCSI-GerÀt arbeitet. Diese Inkompatibi-litÀten liegen an den Hostadaptern und können nur durch ein Update des Hostd-apters oder einen anderen Hostadapter behoben werden.

Einige Beispiele, bei denen es Probleme gab:

ALIA mit GAL-Versionen unter 2.3/4.3 arbeitet nicht mit Tandberg TDC 3620, Hard&Soft vantagel arbeitet nicht mit Tandberg TDC 3660, zumindest ein Fall ist davon bekannt.

Wenden Sie sich bei derartigen Problemen am besten an den Hersteller des Hostadapters, ob es neuere GAL-Versionen gibt, bei denen dieses Problem eventuell nicht auftritt.

4, Die Spannungsversorgung

Es ist zwar selten, aber es gibt SCSI-GerĂ€te, die getrennte Kreise fĂŒr 5 und 12 Volt haben. Bei solchen GerĂ€ten mĂŒssen unbedingt beide MasseanschlĂŒsse am Versorgungsstecker angeschlossen sein. Dies ist z.B. beim HP-DAT so, wenn nur ein Masseanschluß verbunden ist, funktioniert das GerĂ€t nicht.

1.8 Zusammenfassung

Das waren die wichtigsten Grundlagen zum VerstÀndnis des Ablaufes auf dem SCSI-Bus.

Wie man sieht, ist das relativ einfach und kaum kompliziert. Hat man erst mal den grundsĂ€tzlichen Ablauf auf dem SCSI-Bus erkannt, so ist es auch kein weiteres Problem, die LeistungsfĂ€higkeit des SCSI-Bus zu ĂŒberschauen.

Betrachtet man Festplatten jedoch als reinen Datenspeicher und hat man mit Streamer, CD-Brenner, Scanner und Ă€hnlichem nichts zu tun, so kann man sich das natĂŒrlich sparen (wie man in der DOSenwelt ja sehen kann), aber wenn man etwas mehr macht, als nur mal eben auf eine Festplatte zuzugreifen, dann lohnt es sich wirklich sehr, mit SCSI zu arbeiten.

Wer weiteres Interesse hat, sollte sich mal mit der SCSI-Norm auseinandersetzen. Sie ist öffentlich erhĂ€ltlich und steht auch als Hypertext fĂŒr ST-Guide zur VerfĂŒgung.

Steffen Engel