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Open-System

Aktuelles

Amiga mit neuen PlÀnen

In unserer Februarausgabe vermeldeten wir bereits, dass der ehemalige "Lieblingsfeind" von Atari, der Amiga, einmal mehr einen neuen Besitzer gefunden hat. Nach diesem Kauf wurde es wieder einige Monate still um das amerikanische Unternehmen, da die neuen Eigner entgegen alten Gepflogenheiten erst dann ihre konkreten Ziele prÀsentieren wollten, wenn wirklich erste Ergebnisse vorlÀgen.


Auf der amerikanischen Messe „Amiga 2000“ Anfang April in St. Louis war es dann endlich soweit: Das neue Team um PrĂ€sident Bill McEwen prĂ€sentierte das offizielle Entwickler-System, das auf einem x86-kompatiblen K6-Prozessor des texanischen Chipherstellers AMD basiert. In diesem System, das derzeit in Deutschland fĂŒr rund DM 1400.- erhĂ€ltlich ist, werden außerdem 64 MB Speicher und die schnelle Grafikkarte Geforce 256 eingesetzt. Als Betriebssystem wird Tao von der britischen Tao-Group eingesetzt, das auf das Entwickler-System optimiert wurde. Als Kern des neuen AmigaOS fungiert ein Linux-Kernel von RedHat. Das komplette Betriebssystem inklusive der grafischen OberflĂ€che benötigt voraussichtlich nicht mehr als 3 MB RAM, wahrlich kein schlechter Wert. Die zentrale Eigenschaft der neuen Amiga-Umgebung wird der sogenannte „Virtuelle Prozessor“ (VP) sein, der das System nach dem Vorbild von Javaplattform unabhĂ€ngig macht. Der VP ĂŒbernimmt dabei die Kommunikation zwischen Soft- und Hardware. Laut dem Amiga-VizeprĂ€sidenten Fleecy Moss verliefen erste Tests auf Basis von x86, PowerPC, MIPS, ARM und SH4 bereits erfolgreich.

Endanwender werden sich jedoch noch ein Weile gedulden mĂŒssen, bis sie einen neuen Computer von Amiga kaufen können. Das Design dieser Referenz-Plattform, fĂŒr die Lizenzen vergeben werden sollen, ist noch nicht entschieden. Die derzeitige Classic-Amiga-Reihe wird aber aller Voraussicht nach nicht unterstĂŒtzt werden.

Beeindruckend ist die Liste der Firmen, mir denen Amiga bereits strategische Partnerschaften eingegangen ist: Der Software-Gigant Corel wird seine Office-Palette umsetzen, Red Hat wird den Betriebssystem-Kernel liefern und Sun stellt Java als wichtigen Bestandteil des Amiga-Systems bereit. Außerdem plant die Firma Espial die Portierung des Java-fĂ€higen WebBrowsers Escape.

Rosige Zeiten also fĂŒr die Amiga-Welt? GrundsĂ€tzlich sind die neuen PlĂ€ne vielversprechend und lukrativ, allerdings wird sich zeigen, ob der einstige Branchenriese diesmal seinen Worten auch Taten folgen lassen kann ...

Amiga International, http://www.amiga.com

Be ist frei

Seit Ende MĂ€rz ist die "Personal Edition" des Betriebssystem BeOS zum freien Herunterladen aus dem Netz freigegeben.


Die rund 50 MB große Datei enthĂ€lt im Wesentlichen alle Teile der kommerziellen „Professional Edition“. Allerdings fehlen aus lizenzrechtlichen GrĂŒnden der Web-Browser Opera, der Realplayer G2 sowie einige Media-Codecs, etwa zum Kodieren von MP3-Dateien. Im Unterschied zur Vollversion wird außerdem keine eigene Partition vorausgesetzt, das BeOS-Dateisystem wird vielmehr in einer Image-Datei untergebracht. Beim Start von BeOS wird die Windows-Umgebung heruntergefahren.

Auch einige Neuheiten enthĂ€lt die neue Version 5, die in KĂŒrze als Professional Edition auch in deutscher Sprache erhĂ€ltlich sein wird: Das CDDA-Dateisystem zeigt Audio-Tracks von Musik-CDs unmittelbar nach dem Mounten als WAV-Dateien an. Außerdem liegt BeOS ab sofort ein CD-Brennprogramm standardmĂ€ĂŸig bei. In der nĂ€chsten verfĂŒgbaren Version sollen eine Neuimplementierung des Netzwerk-Servers sowie ein OpenGL-Hardwarebeschleuniger enthalten sein.

Kurz nach Veröffentlichung der freien Version keimten GerĂŒchte auf, dass Be sein Betriebssystem nicht weiterentwickeln wird, um alle Ressourcen auf eine neue Umgebung fĂŒr Information Appliances zu konzentrieren. Firmenchef und Ex-Apple-Vorsitzender Jean-Louis Gassee widersprach diesen Spekulationen jedoch vehement und erklĂ€rte, dass Vorteile des neuen Systems auch dem BeOS zugute kĂ€men ...