Es werden kaum noch neuen Spiele veröffentlicht, die komplett in GEM eingebunden sind. Ein Umstand, den die Seite Gem Candy mit einem kleinen Programmierwettbewerb Àndern wollte.
Quizfrage: wann war der letzte Programmierwettbewerb auĂerhalb der Demo-Szene? Manch einer wird sich dunkel an den "Little Big Contest" erinnern, der Programme wie Gaston, GEMagnetic und EliteTNK hervorgebracht hat und u.a. von MagiCOnline und place2be veranstaltet wurde. Seinerzeit war Bengy Collins sehr enttĂ€uscht von der Resonanz auf den LBC und wollte nie wieder einen derartigen Wettbewerb veranstalten. Dabei sind solche Wettbewerbe stets der schnellste Weg fĂŒr einen Programmierer, RĂŒckmeldungen zu einem Programm zu bekommen.
Das gleiche Schicksal drohte im ĂŒbrigen auch dem Gem Candy-Wettbewerb: bis kurz vor Schluss hielt sich die Anzahl der Stimmen stark in Grenzen. Dank nochmaligem Postings von Dan Ackerman, einem provozierenden Beitrag im AW-Forum und den ĂŒblichen "Last-Minute-Votings" kamen dann doch genug Stimmen zusammen, um den Wettbewerb anstĂ€ndig zu beenden.
Die Regeln
Da die Gem Candy-Seite sich nur mit Spielen beschĂ€ftigt, war die erste Grundvoraussetzung klar: ein Spiel oder Fun-Programm sollte programmiert werden. Das ganze musste natĂŒrlich sauber in einem GEM-Fenster laufen, auflösungsunabhĂ€ngig sein und - ein Weihnachts/Winter-Thema haben.
Die Idee war aber wohl relativ spÀt gekommen, denn der Einsendeschluss war mit dem 25. 12. sehr knapp gewÀhlt, zumal es auch Programmierer im Dezember gerne ruhiger angehen lassen...
Vor dem Wettbewerb wurde schon einmal das Interesse ausgelotet. Von den sechs, die ihre Teilnahme zugesagt hatten, sind aber einige am Zeitplan und Programmbugs gescheitert. Deshalb standen nur zwei Programme zur Auswahl, die allerdings auch noch fehlerbehaftet waren und im laufe des Wettbewerbs ein Mini-Update spendiert bekamen.
Die Teilnehmer wurden jedoch weder mit Geld, noch mit gesponserten Preisen beschenkt.
Panik hinter den Kulissen
Da einer der beiden BeitrÀge (Tic Tac Toe) vom Artikel-Autor stammt, kann ein Einblick gegeben werden, wie es kurz vor dem Annahmeschluss aussah.
ZunĂ€chst waren ursprĂŒnglich zwei Spiele geplant: Hangman und Tic Tac Toe. Beide sollten HighWire als Basis benutzen, um mit GIF-Grafiken ein Winter-GefĂŒhl zu zaubern. Der ĂŒbliche Weihnachtsstress sorgte dann dafĂŒr, das sich die Fertigstellung beider Programme immer weiter verzögerte. Der Abgabetermin rĂŒckte nĂ€her - und Dan Ackerman erhielt nur eine einzige Mail: die mit den Beschreibungen fĂŒr Hangman und TTT. SpĂ€ter meldeten sich die anderen Programmierer, die Interesse an dem Wettbewerb bekundet hatten, wohl doch, mussten aber absagen.
Abgesagt werden musste auch Hangman. Das Spiel sollte mit wÀhlbaren Begriffspaketen, austauschbaren Grafiken und der Möglichkeit zum Download neuer Begriffe aufwarten. Einige Programmfehler verhinderten die Fertigstellung.
In letzter Minute wurde Tic Tac Toe fertig - zugegeben nicht unbedingt das aufregendste Programm, das vorstellbar ist. Ein Solo-Modus fiel dem Zeitdruck zum Opfer - das es im Internet genug Versionen von Tic Tac Toe in C gibt, wurde erst hinterher bemerkt.
Santa Run

Der knappe Gewinner des Wettbewerbs ist ein Spiel mit deutlichem Weihnachtsbezug.
Die Elfen haben genug vom Weihnachtsfest. Eines Nachts sabotieren diese hinterhÀltigen Winzlinge den Geschenkesack des Weihnachtsmanns, der nicht mehr rechtzeitig an seine Sonntagszeitung kommt, um die Flatterwesen zu Muà zu verarbeiten. Als der Tag anbricht, wird das ganze Chaos sichtbar: alle Geschenke sind wild auf dem Schnee verstreut.
Die Aufgabe des Weihnachtsmanns ist es natĂŒrlich, möglichst viele der Geschenke und Zuckerstangen wieder einzusammeln. Dabei macht ihm nicht nur ein knackiges Zeitlimit zu schaffen, sondern auch SchneemĂ€nner und TannenbĂ€ume. Eine BerĂŒhrung mit einem Hindernis tötet den Weihnachtsmann zwar nicht, zieht aber wertvolle Zeit ab.
Santa Run ist ein klassisches Spiel, bei dem es nur darum geht, möglichst viele Punkte zu bekommen. Ein Spielziel gibt es nicht und auch die Abwechslung hÀlt sich in Grenzen: es gibt immer die gleichen Objekte, lediglich die Geschwindigkeit wird erhöht.
Die Geschwindigkeit des Spiels schien gerade auf klassischen Atari-Systemen nicht besonders hoch zu sein, daher braucht das Spiel eine schnelle Maschine, sonst verkommt es zum Rohrkrepierer.
Lob verdient hingegen die grafische Gestaltung: Weihnachtsmann, TannenbĂ€ume, Geschenke und SchneemĂ€nner sind sehr hĂŒbsch gezeichnet und machen besonders ab 256 Farben eine gute Figur. DafĂŒr gibt es keine Animation.
Tic Tac Toe - Snow Edition

Mit "TTT" gibt es das zweite Spiel, dass die HighWire-Engine benutzt. Mit dem ersten Spiel, "Dr. Who-Quiz", erschien zwar ein Programm, dass die Möglichkeiten der neuen Entwicklungsumgebung zeigte, aber besonders im deutschen Raum die Spieler reihenweise in Tiefschlaf versetzte.
Bei diesem Brettspiel geht es darum, drei Kreuze oder Kreise diagonal, vertikal oder horizontal auf einem 3x3 Spielfeld zu platzieren. Dieses Spielprinzip wurde schon mehrfach auf dem Atari verwirklicht, zuletzt von Matthew Bacon.
Die Nutzung von HighWire hat zunĂ€chst den Vorteil, das GIF-Grafiken verwendet werden können. Folglich gibt es schmĂŒckende Grafiken, den Programmschriftzug und Kreise und Kreuze als GIF-Grafiken, die zum Teil mit Photoshop erstellt wurden. GroĂer Nachteil ist jedoch, das auch die aktuellste HighWire-Version GIF-Grafiken in Farbtiefen mit mehr als 256 Farben falsch darstellt. Noch schlimmer: auf einigen Systemen erschienen die Grafiken gar nicht. Die Seite, die das Spiel aufbaut, konnte die Grafiken nicht finden. Eine neue Version kurz vor dem Ende der Abstimmung beseitigte diesen Fehler - was im ĂŒbrigen auch fĂŒr andere HighWire-Programme nĂŒtzlich werden könnte.
Wie schon in "Dr. Who-Quiz" ist auch in "TTT" die Internet-Nutzung freigeschaltet. Das reicht zum kurzen Besuchen der Support-Seiten, fĂŒr lĂ€ngere AusflĂŒge im Netz ist dann doch Light of Adamas oder die normale HighWire-Version empfehlenswerter, da in "TTT" u.a. die "ZurĂŒck"-Funktion und das Popup-MenĂŒ fehlt.
Zu guter letzt gibt es noch die UnterstĂŒtzung von GEMJing und eine kurze Anleitung, die stilecht im HTML-Format vorliegt. Die GIF-Grafiken können ausgetauscht werden - bis auf die Hintergrundfarben ist das Spiel somit komplett verĂ€nderbar.
Abgesehen von den Grafiken, die gröĂer sind als die von Santa Run, wirkt Tic Tac Toe langweiliger. Es ist natĂŒrlich wenig los in Sachen Animation und schon dem traditionellen "TTT" mit Papier und Bleistift hat keinen sonderlich guten Ruf, denn es kommen fast immer Remis heraus.
Source-o-Rama
Sowohl von Tic Tac Toe als auch von Santa Run sollen die Sourcen veröffentlicht werden. Dies könnte fĂŒr Programmierer eine wahre Fundgrube werden, denn beide Programme haben einige nĂŒtzliche Routinen.
Fazit
Der nĂŒchtern denkende Mensch wird bei einem Wettbewerb, an dem ganze zwei Programme teilnahmen, die Legitimation absprechen. Aber der Atari ist nun einmal nichts fĂŒr ĂŒberzeugte Rationalisten und Dan Ackerman bereitet schon den nĂ€chsten Wettbewerb im Sommer vor. Diesmal wird es genug Zeit geben und die BeitrĂ€ge werden qualitĂ€tsmĂ€Ăig ĂŒber "Santa Run" und "Tic Tac Toe" liegen. Spielideen, die noch nicht adĂ€quat in ein GEM-Fenster gezeichnet wurden, gibt es genug: wie wĂ€re es mit einem Strategiespiel, oder gar ein Jump & Run?
http://www.gemcandy.org