Die heià begehrte RaritÀt
Atari hat mit seinem ersten portablen Rechner, der STacy, einigen Erfolg in Musikerkreisen. Trotzdem war das GerĂ€t, das ungefĂ€hr die GröĂe und das Gewicht eines Koffers fĂŒr Bohrmaschinen besaĂ, zu unhandlich fĂŒr den alltĂ€glichen Gebrauch. Die STacy machte sich zwar bestens auf der BĂŒhne, im Aktenkoffer hatte sie allerdings keinen Platz. Und noch mehr âGepĂ€ckâ machte sich zum Beispiel auf GeschĂ€ftsreisen gar nicht gut.
Aus diesem Grund machte sich bei Atari Anfang der 90er Jahre ein Team um den Designer Tracy Hall daran, einen weitaus kleineren Ansatz in die Tat umzusetzen. Der erste Prototyp bekam den etwas rĂŒden Namen âBlock of Woodâ, da die Platine und die dazugehörige Notebook-Tastatur recht rustikal auf einem Holzblock montiert wurden, der die maximale GröĂe vorgeben sollte. Der offizielle Codename war noch irrefĂŒhrender: Die Bezeichnung âMaxi STâ sollte Konkurrenz und Presse in die Irre fĂŒhren. Das tatsĂ€chliche Ergebnis, das STBook, war seiner Zeit wie so viele Produkte Ataris einmal mehr weit voraus. Die ersten PowerBooks von Apple konnten es mit Ataris Entwurf jedenfalls noch nicht aufnehmen, Erst das iBook war Ă€hnlich elegant, portabel und leicht zu verstauen.
WĂ€hrend das schwarzweiĂe LC-Display der STacy noch hintergrundbeleuchtet war, verzichtete Atari beim Book auf dieses Feature. Zwar erschwerte dies die Arbeit bei schlechten LichtverhĂ€ltnissen, gleichzeitig verschaffte es dem STBook jedoch eine damals unglaubliche Batterielaufzeit von bis zu 5 Stunden. Konkurrenzprodukte aus dem Mac- und PC-Markt brachten es gerade auf Ca. 2 Stunden. Als Festplatte wurde das damals neue 2,5-Zoll-Format verwandt, als Tastatur kam eine optimierte PC-Notebook-Tastatur mit einer einmalig verbauten Atari-Befehlstaste zum Einsatz. DarĂŒber hinaus gab es einige Eigenentwicklungen von Atari, am auffĂ€lligsten sicher das âVector Padâ. Der Anwender bewegte den Mauszeiger mittels eines Touchpads, wie es sich erst in den letzten Jahren bei heutigen Notebooks durchgesetzt hat. Die ST-Variante war zugegeben aber grausig zu bedienen.
Wirklich revolutionĂ€r war die GröĂe des STBook: Das komplette GerĂ€t war nicht gröĂer als ein DIN-A-4-Blatt und verschwand somit leicht in der Aktentasche. Mit gerade einmal 2 Kilo war,das Book auch absolut leicht tragbar. Erst heutige iBooks können hier in Konkurrenz treten.
Ein Nachteil des STBook war das fehlende Diskettenlaufwerk. Atari versah den Laptop mit einem seitlichen DMA-Port fĂŒr externe Floppys und Festplatten. Das angekĂŒndigte 3,5-Zoll-Laufwerk wurde jedoch nie veröffentlicht, Die interne Festplatte war 40 MBytes groĂ, spĂ€ter tauchten Modelle mit 65 MBytes auf. Der RAM-Speicher war wahlweise mit 1 oder 4 MBytes erhĂ€ltlich.
Etwas merkwĂŒrdig war auch Ataris Produktpolitik bei der Energieversorgung. Im Batteriefach mussten nicht weniger als 7 AA-Batterien untergebracht werden. Ein Nickel-Cadmium-Akku musste ebenso wie ein passendes Netzteil optional dazu gekauft werden.
Das STBook hatte seine offizielle Premiere auf der CeBIT 1991. Die Auslieferung begann jedoch erst im Mai 1992. Lediglich 1000 bis 1200 Einheiten wurden produziert, obwohl die Nachfrage angeblich weit höher war. In den USA wurde das Produkt nie veröffentlicht. Atari lieferte sein Notebook mit der Terminsoftware âCalapptâ, Ăbertragungssoftware zum ST und PC und Energiesparprogrammen im TOS aus. tr
eBay-Kurs: Aufgrund der geringen StĂŒckzahl an ausgelieferten GerĂ€ten ist das STBook eine der begehrtesten RaritĂ€ten der neueren Atari-Geschichte. LauffĂ€hige GerĂ€te tauchen so gut wie nie in Auktionen auf, wenn doch, werden regelmĂ€Ăig Liebhaberpreise von weit ĂŒber 500 Euro erzielt.
Steckbrief: CPU MC68000, 8 MHz, maximal 4 MBytes RAM (nicht aufrĂŒstbar), TOS 2.06 (Spezialversion), GEM, Netzteil-Anschluss, MIDI Out/Thru/In (Mini-DIN), DMA/ACSI, RS232C seriell mit 38.4 kbps, Centronics, externes Keyboard, Systembus, IDE intern, Grafik bis 640x400 in SchwarzweiĂ, integriertes LC-Display, YM-Soundchip, EinfĂŒhrungspreis ca. 3000 DM(1-MB-Modell)
AufrĂŒstungen: Selbst geĂŒbte Bastler sollten ein 1-MB-Modell nicht auf 4 MBytes aufrĂŒsten, da der kleinste Fehler mit der BeschĂ€digung des Rechners bestraft wird. Weitere Erweiterungen waren nicht erhĂ€ltlich.