← ST-Computer 01 / 2004

Emulation-Corner

Grundlagen

Zum letzten Mal widmen wir uns allem, was so tut, als wÀre es ein ST.

Adapterspiele

Von einem Leser haben wir die Frage erhalten, ob mit einem Adapter von USB auf SCSI die Hardwareisolation aufgehoben werden könnte. Immer mehr PeripheriegerÀte werden bekanntlich nur mit einem USB-Anschluss ausgestattet.

Leider ist es jedoch nicht damit getan, ein GerĂ€t an den ST oder PC anzuschließen, denn es mĂŒssen auch Treiber dafĂŒr existieren.

Emulatoren-Besitzer haben es etwas einfacher, da das Einbinden von Festplatten und CD/DVD-Laufwerken vom Betriebssystem ĂŒbernommen wird - der Emulator hat hier gar nichts zu tun. Bei Scannern wird es schon etwas schwieriger und hier hat sich auf Seiten der Atari-Software seit fĂŒnf Jahren nichts getan. Die Scanner, die noch von Atari-Software unterstĂŒtzt werden, sind selbst bei eBay schwer zu finden. Zudem ist weder die OCR-Software, noch die Bildbearbeitungssoftware besonders modern. Speziell fĂŒr OCR sollte deshalb auf das Wirtsbetriebssystem ausgewichen werden.

SCSI-GerÀte, die hingegen am TT oder einem anderen GerÀt hÀngen, können hingegen an einen PC mit SCSI-Karte in der Regel angeschlossen werden. Wenn es sich um GerÀte wie Wechselplatten und MO-Laufwerke handelt und sie von der Betriebssystem-Seite erkannt werden, hat auch ein Atari-Emulator keine Probleme damit.

CaSTaway/Palm

Der Atari-Emulator CaSTaway hat einen kuriosen Weg hinter sich. Gestartet wurde der Emulator unter Windows, wo er es aufgrund der großen Konkurrenz schwer hatte, sich zu verbreiten. Die meisten nahmen erst durch die Portierung auf die Pocket PC-Plattform von dem Emulator Notiz, es folgte die Portierung auf den koreanischen GameBoy Advance-Konkurrenten GP32. Da weder der Pocket PC-Programmierer, noch der GP32-Programmierer sich mit einer einfachen Portierung abfanden, ist die Pocket PC-Version leistungsfĂ€higer als die Windows-Version, wĂ€hrend die GP32-Umsetzung derzeit die leistungsstĂ€rkste ist.

Die Palm-Version ist vom gleichen Autor wie die GP32-Version. Dementsprechend finden sich auch viele Gemeinsamkeiten.

CaSTaway bietet fĂŒr die Emulation zwei Modi an. Der "Ideal-Modus" benutzt so viele System-Resourcen wie möglich, wĂ€hrend sich der "Low-RAM-Modus" auf das notwendigste beschrĂ€nkt. Dennoch lĂ€uft CaSTaway nicht auf allen Palms. 2,5MB Heap-RAM werden benötigt, was fĂŒr viele OS4-GerĂ€te zu viel ist. Auch viele OS5-GerĂ€te mĂŒssen passen - so funktionierte der Tungste E etwa nicht. Die teureren Tungsten T3 und C sind hingegen fĂŒr den Emulator geeignet. Davon abgesehen dĂŒrfte es bei manchen PDAs zu Schwierigkeiten mit der Navigation kommen. Einige GerĂ€te haben ein Navigationspad, andere haben kaum Knöpfe, was fĂŒr einen Emulator naturgemĂ€ĂŸ nicht gĂŒnstig ist. Interessant wird die LauffĂ€higkeit auf dem Tapwave Zodiac, einem GerĂ€t mit PalmOS in Form eines GameBoy Advance. Das GerĂ€t hat nicht nur genug RAM (32/128 MB), eine hohe Auflösung (320x480) und 16 Bit Farbtiefe, sondern auch einen Mini-Joystick mit Feuertasten - damit spielt es sich dann Ă€hnlich bequem wie mit dem GP32. Laut dem Entwickler lĂ€uft CaSTaway hervorragend auf dem Zodiac.

Die Form der meisten PDAs schließt Action-Spiele schon von vornherein aus. Auch Jump'n'Runs wie "Great Giana Sisters" werden eher zum Frust-"VergnĂŒgen". Am geeignetsten dĂŒrften Rollenspiele sein, was insbesondere alle Dungeon-Master Freunde freuen dĂŒrfte. Maus-Spieler steuern sich mit dem Stift sogar schneller, da Punkte direkt anvisiert werden können.

Eine Erweiterungskarte wird vorausgesetzt. Auf dieser werden die Diskimages und ROMws gespeichert. Der Loader erkennt auch nur diese Karten und kann keine Disk-Images aus dem Haupt-RAM laden.

Auf der Erweiterungskarte wird ein Ordner namens "AtariST" angelegt, in dem alle Diskimages und das TOS-ROM geschoben werden. Als TOS-ROM empfiehlt sich TOS 1.02, unterstĂŒtzt werden außerdem TOS 1.00, 1.04 und KaosTOS. Egal welche Version gewĂ€hlt wird - die ROM-Datei muss TOS.IMG heissen. Von CaSTaway gibt es eine Portrait- und eine Landscape-Version. Welche die richtige ist, hĂ€ngt von der Form des PDAs ab. Es ist nicht notwendig, beider zu installieren. Die Installation kann auch auf die Erweiterungskarte erfolgen.

Eine EinschrĂ€nkung gibt es bei den Diskimages, deren Dateiname acht Zeichen nicht ĂŒberschreiten darf. Sowohl .ST als auch .MSA werden unterstĂŒtzt, letztere sind aber im "Low-RAM"-Modus nicht benutzbar.

Hintergrundprozesse oder kleine Gimmicks, die das PalmOS 5 erweitern, wirken sich ziemlich fatal auf die Geschwindigkeit aus. Der Palm Keyboard-Treiber senkt die Geschwindigkeit von CaSTaway um mehr als 50%. Vor dem Starten sollten ĂŒberflĂŒssige Treiber und Hacks deaktiviert werden.

Die KompatibilitĂ€t mit Spielen ist hoch, aber einige Disk-Images laufen nicht. Das liegt oft an den VerĂ€nderungen, die Cracker an den Spielen vornahmen. FĂŒr Demos wurde CaSTaway nicht programmiert, wodurch manche Loader sofort abstĂŒrzen.

FĂŒr die Installation der Disk-Images empfiehlt sich ein Karte-Leser/Schreiber. Die Benutzung des Palm Desktops ist zwar möglich, aber langsam und umstĂ€ndlich.

Mit in der Programmdatei enthalten ist die Spieldatenbank. Diskimages tragen kryptische Dateinamen wie A_046.ST. In einem Image sind in der Regel mehrere Spiele enthalten, oft auch aus den verschiedensten Genres. Die Spieledatenbank hat zu vielen Dateinamen die enthaltenen Spiele gespeichert. FĂŒr "A_046.ST" (Automation Disc 46) zeigt die Datenbank R-Type und Menace an, zwei Ballerspiele. Weitere Informationen wie benötigte TOS-Version oder gar Screenshots enthĂ€lt die Datenbank aus PlatzgrĂŒnden nicht. Es ist auch technisch nicht möglich, ein Spiel direkt zu starten, da sie Ă€ußert selten als ausfĂŒhrbare Dateien auf dem Diskimage liegen. Wenn es Modifikationen am Diskimage gab, kann es aber sein, das es von der Spieledatenbank nicht identifiziert werden kann, da die Erkennung nicht nur ĂŒber den Dateinamen lĂ€uft.

Soundausgabe bietet der Emulator, nur Sony-GerĂ€te gehen leer aus, da Sony ein eigenes Soundsystem benutzt, das in den ersten Versionen vom Emulator nicht unterstĂŒtzt wird.

PalmOS im GameBoy Advance-Look: TapeWave Zodiac

Eine Funktion zur Synchronisation mit der Geschwindigkeit gibt es, aber es kann immer mal sein, dass der Emulator das exakte Timing nicht erwischt.

Die Verstummen(Mute)-Funktion lĂ€sst den Emulator schweigen, was die Geschwindigkeit nicht steigert. Wer fĂŒr etwas zusĂ€tzliche Geschwindigkeit auf Sound verzichten will, schaltet den Sound am besten in den Einstellungen aus. Eine effektivere Methode zur Geschwindigkeitssteigerung ist jedoch der Frameskip. Wird dieser hochgesetzt, wird seltener ein Bild neu gezeichnet. Ladeoperationen von ST-Spielen lassen sich ebenfalls auf diese Weise beschleunigen.

FĂŒr Ballerspiele ist die Dauerfeuer-Funktion nĂŒtzlich. Mit "Xenon 2" (auf dem Emulator lauffĂ€hig) lĂ€sst sich dann ein wahres Inferno entfesseln. Als Joystick-Ersatz werden die Tasten des Palm-GerĂ€tes verwendet.

Zum Abspeichern des aktuellen Zustands kennt der Emulator Savestates. Dabei wird das gesamte ST-RAM in eine Datei geschrieben. Diese Datei ist dann etwa 1 MB gross, was dann schon ein Unterschied zu einem Savestate mit 64 KB (C64) ist. Mit einem Savestate lĂ€sst sich auch prima der Ladeprozess abkĂŒrzen, da der Umweg ĂŒber Cracker-MenĂŒs etc. entfĂ€llt. Zum Schummeln sind sie ebenfalls geeignet.

Fazit

CaSTaway bleibt ein hervorragender Emulator, aber es sind noch eine Menge Optimierungen möglich. Beim Erscheinen dieser Ausgabe ist sicherlich schon eine neue Version verfĂŒgbar. Im Vergleich zur GP32-Version zieht die Palm-Umsetzung den kĂŒrzeren, schon weil das GP32 fĂŒr Spiele einfach geeigneter ist - dafĂŒr besitzen Palm-GerĂ€te in der Regel eine Hintergrundbeleuchtung.

http://www.codejedi.com/shadowplan/castaway.html

Mia Jaap