Sagt Ihnen PC PopulĂ€r etwas? Oder Computer aktuell exclusiv? Wie wĂ€re es mit Amiga Aktiv? All diese Magazine kamen vom MĂŒnchner CA-Verlag, der zu jedem in Deutschland populĂ€ren Computer ein eigenes Magazin anbot. Keines der Magazine konnte sich etablieren, auch nicht das Atari-Special, welches aus âComputer aktuell exclusivâ hervorgegangen war. Die kurze Geschichte des Magazins war von vielen Fehlentscheidungen geprĂ€gt, von bizarren Layoutentscheidungen bis zu einem Spieleteil, der etwas zu offen fĂŒr andere Systeme war.
Ăhnlich wie das ST-Magazin begann das Atari Special als Sonderheft. Die ersten Hefte wurden als Sonderhefte bezeichnet, waren aber in Umfang, Gestaltung und Preis (9,80 DM) identisch zu dem spĂ€teren Atari-Special-Magazin. Das erste Sonderheft trug den Zusatztitel âComputer aktuell exclusivâ. Mit der Ausgabe 3/89 wurde das Atari Special bereits wieder eingestellt. Anders als der Name suggeriert, waren die 8-Bit-Computer von Atari nie ein Thema im Heft.
DurchgeblÀttert
Die Ausgabe 1/88 wurde noch als Sonderheft gefĂŒhrt und warb mit zwei Aufnahmen von der Systems â87 und einem Screenshot des Spiels âRoad Runnerâ fĂŒr das Heft. Wer durch das Heft blĂ€ttert, wird schnell den Eindruck bekommen, dass es MĂ€ngel bei der Planung gab: Die Spieletests sind bunt ĂŒber das Heft verteilt, Artikel enden bei 2/3 der Seite und mĂŒssen mit ĂŒbergroĂen Bildern gestreckt werden, damit keine LĂŒcken entstehen. Viele Spieletests sind nicht bebildert, Farbbilder gibt es kaum. Dem Verlag selbst dĂŒrfte das Heft aus einem anderen Grund nicht gefallen haben: Es gibt kaum Werbung. Zwar hatten Atari und Commodore (!) je eine Werbeseite gebucht, aber darĂŒber hinaus finden sich kaum Anzeigen im Heft. In spĂ€teren Ausgaben verschlechterte sich die Lage: In der Ausgabe 5/88 wurde das Inhaltsverzeichnis auf Seite 2 und Kleinanzeigen auf der vorletzten Seite platziert â dabei gehören diese Seiten sonst zu den teuersten fĂŒr Anzeigenbuchungen.
Immerhin bekam man das Problem mit den ArtikellÀngen in Griff, schon die Ausgabe 4/88 wirkte wesentlich geordneter als die 1/88, vom Cover abgesehen.
Cover-Art
Wie sieht ein Cover eines heutigen Computer-Magazins aus? Ein Computer sollte zu sehen sein, wenigstens aber Software oder vielleicht ein besonderes Cover eines Spiels. Atari Special zeigte hingegen eine Frau an einem unaufgerĂ€umten Schreibtisch ohne Computer (4/88), eine Raytracing-Figur mit dicken Scanlines (2/88) und einen verpixelten Punk mit Atari-Brille und dickem gelben Rand (5/88). So bizarr diese Cover wirken, einzigartig waren sie nicht: Die ST-Computer setzte zwischen 1987 und 1988 ebenfalls auf menschliche Cover, illustrierte einen Transputer-Artikel mit vier Bauarbeitern und den Artikel ĂŒber das Animationsprogramm Imagic mit einem Kleinkind samt Schulterkamera.
Gerade diese Fotos âaus dem wahren Lebenâ und die Illustrationen sorgen beim DurchblĂ€ttern der Hefte immer wieder fĂŒr ein Schmunzeln: Ein tristes S/W-Foto eines Wohnblocks stimmt auf den Test einer Hausverwaltung ein und der Ferrari Testarossa gefiel dem Layout offenbar so gut, dass dieser gleich dreimal groĂ abgebildet wurde, wĂ€hrend sich der Archimedes nur mit einem einzigen Foto begnĂŒgen musste â wohlgemerkt wurde der Computer vorgestellt, nicht der Sportwagen.
LOAD & RUN
Spieletests waren ein wesentlicher Bestandteil der Atari Special und an Spielen zum Testen mangelte es nicht â spĂ€testens ab 1987 entwickelten alle groĂen Publisher fĂŒr den ST. In der Ausgabe 4/88 freuten sich Atari-Spieler ĂŒber Tests von Metal Gear, Nemesis II und Way of the Exploding Fist.
Diese drei Titel haben eines gemeinsam: es gibt sie nicht fĂŒr den ST. Ăhnlich wie spĂ€ter die Atari Inside, hatte die Atari Special einen neuen Spieleteil als Heft-im-Heft eingefĂŒhrt und diesen LOAD & RUN genannt. Dort wurde dann alles querbeet getestet, egal ob das entsprechende Spiel fĂŒr den ST angekĂŒndigt war oder nicht. So konnten sich ST-Besitzer ĂŒber frische POKEs fĂŒr CPC-Spiele informieren oder die Tests von drei MSX-Titeln durchlesen. Frischgebackene ST-Besitzer dĂŒrften sich sicher fĂŒr die C64-Spielesammlung â10 Great Gamesâ oder den Test der Amiga-Version (!) von Pink Panther interessiert haben.
LOAD & RUN konnte aus dem Heft herausgetrennt werden, Ă€hnlich wie der Spieleteil der Happy Computer. Letzterer war allerdings komplett in Farbe, LOAD & RUN jedoch nicht â ĂŒblicherweise platziert man als Verlag die Tests von Spielen und anderen Programmen mit Farbe auf den teureren Farbseiten. Wenn dann diese Farbseiten fĂŒr C64-Billigspiele oder den Test des Acorn Archimedes verwendet werden, dĂŒrften sich Leser gefragt haben, ob sie fĂŒr knapp 10 Mark nicht doch das falsche Heft gekauft haben.
Eine mögliche ErklĂ€rung fĂŒr den Spieleteil wĂ€re die ErschlieĂung weiterer Anzeigenkunden. LOAD & RUN war allerdings bei Anzeigenkunden noch unbeliebter als der Rest des Hefts. Das Ă€nderte sich auch mit der Umbenennung des Spieleteils in âHighscoreâ nicht.
Konkurrenz
Am Kiosk waren vor allem ST-Computer und ATARImagazin die Konkurrenten, spĂ€ter auch das ST-Magazin. Bei dieser Auswahl dĂŒrften nur wenige zu Atari Special gegriffen haben. Die Probleme des Magazins waren vielfĂ€ltig â der vergleichsweise hohe Preis, Orientierungslosigkeit bei Layout und Inhalten und ein unglĂŒcklich gewĂ€hlter Name. Bizarre Fehlentscheidungen wie die EinfĂŒhrung von C64-, CPC-, MSX- und Amiga-Spieletests kamen noch dazu. Atari-Special-Redakteur Thomas Bosch wechselte ĂŒbrigens spĂ€ter zum ST-Magazin â dort dĂŒrfte er aber nicht mehr C64-Spiele testen. Das ST-Magazin erweiterte ab der Ausgabe 1/89 die Spieleberichterstattung deutlich.
Die Atari-Special ist am Atari-Markt mit Ausnahme dieser Personalie spurlos vorbeigegangen, Hefte tauchen aber immer wieder auf eBay auf. Diese zu ersteigern, lohnt sich vor allem wegen der bizarren Cover einiger Ausgaben. Inhaltlich lohnt sich die Atari Special nicht, denn Experten wie Julian Reschke schrieben fĂŒr andere Magazine. Ambitionierte Mehrteiler, die Programmierkniffe beschrieben oder detailliert Teile des Betriebssystems erklĂ€rten, gab es in der Atari Special nicht.
Unter den diversen Magazinen, die sich in meiner Sammlung befinden â und dazu gehören auch einige frĂŒhe Heimcomputermagazine â, ist die Atari Special mit Abstand die am anstrengendsten zu lesende. Selbst wenn ĂŒber die LayoutschwĂ€che hinweggesehen wird, hatte die Atari Special inhaltlich nichts beizutragen.