Die Entwickler des freien Betriebssystems EmuTOS sind schon etwas besonderes â und was fĂŒr das Projekt an sich gilt, gilt auch fĂŒr dessen Facebook-Seite: Dort hatte man doch tatsĂ€chlich nachgezĂ€hlt, wie hĂ€ufig EmuTOS in der letzten ST-Computer erwĂ€hnt wurde. Derlei Blumen fĂŒr dieses Magazin waren aber eigentlich unangebracht, denn ausfĂŒhrlich wurde ĂŒber das Projekt erst einmal berichtet: 2002, als noch Version 0.5 aktuell war.
Aber spulen wir noch weiter zurĂŒck in eine Zeit, als es sowohl Atari- als auch PC-GEM gab. Als Atari GEM und GEMDOS von Digital Research ĂŒbernahm, sicherte man sich in Sunnyvale die Rechte an der Weiterentwicklung. Einige Monate vor dem Atari ST erschien PC-GEM fĂŒr DOS-Computer und geriet schnell ins Visier von Apple, die sich am Aussehen der BenutzeroberflĂ€che störten. Digital Research war gezwungen, fĂŒr GEM 2.0 Ănderungen vorzunehmen, die markanteste sind die zwei starren Fenster auf dem Desktop. DR hatte durchaus Erfolg bei einigen PC-Herstellern: Amstrad/Schneider und Atari legten GEM ihren PCs bei. Der Durchbruch gelang PC-GEM damit jedoch nicht, der Nachfolger GEM/3 war die letzte Version, die kommerziell angeboten wurde. GEM/4 und GEM/5 wurden lediglich zusammen mit dem Vektorgrafikprogramm Artline und der DTP-Anwendung Timeworks Publisher vertrieben.
Atari konnte wĂ€hrenddessen ungestört TOS und damit auch GEM weiterentwickeln. Wie aber alle, die seit den 80ern einen ST besitzen, bestĂ€tigen konnten, lieĂ diese Weiterentwicklung sehr zu wĂŒnschen ĂŒbrig. Eine grĂŒndliche Ăberarbeitung des Desktops gab es erst 1990, neue Bedienelemente erst mit dem Falcon-TOS und multitaskingfĂ€hig wurden Betriebssystem und OberflĂ€che erst dank MiNT, damals noch eine AbkĂŒrzung fĂŒr âMiNT is Not Tosâ. Der Quelltext von MiNT war frei und blieb es auch unter Atari-Regie. MultiTOS bestand aus eben diesem MiNT-Teil und dem Multi-AES, dessen Quelltext nicht offen war. Dies gilt bis heute â obwohl durch Lizenzvereinbarungen (Milan-TOS) und ungeklĂ€rte KanĂ€le (TOS 2.0x/3.0x, Teile von TOS 4), die Quelltexte Sunnyvale doch verlieĂen.
Die Reste von Digital Research wechselten in den Jahren zweimal den Besitzer: Erst kaufte Novell DR, dann schlieĂlich Caldera die Rechte an den DR-Produkten. PlĂ€ne, GEM fĂŒr neue Produkte zu nutzen, gab Caldera schlieĂlich auf und stellte 1999 die Quelltexte fĂŒr GEM und GEM XM unter die GPL.
Ob Hasbro, damals im Besitz der Atari-Marke, nicht willens oder schlicht nicht gefragt wurde, TOS ebenfalls freizugeben, ist nicht bekannt. ST-Entwickler machten sich jedenfalls an die Arbeit, die Original-Quelltexte von Digital Research auf den Atari zu portieren und die fehlenden Teile neu zu programmieren, als freies, quelltextoffenes Betriebssystem: EmuTOS.
EmuTOS 1/2
EmuTOS 0.5
Der ersten Version sah man die Herkunft deutlich an: Die PrioritĂ€ten lagen weniger beim Desktop, als der Grundlage des Betriebssystems und so zeigte sich auch EmuTOS mit zwei starren Fenstern und den Standardicons vom PC-GEM. FĂŒr Atari-User, gerade die Anwender von MagiC und N.AES, war dieser TOS-Klon ein merkwĂŒrdiger Anblick. Gleichwohl hatte dieses TOS seinen Platz: Freeware-Emulatoren konnten schlecht mit einem nicht lizenzierten Original-TOS ausgeliefert werden. Allerdings dĂŒrfte die erste Aktion von Emulatoren-Nutzern gewesen sein, sich von einer dritten Website die Atari-ROMs zu besorgen. Denn EmuTOS sollte nie eine bestimmte TOS-Version mit all ihren Fehlern nachahmen â dies wĂ€re aber nötig, um mit Programmen wie Spectrum 512, Demos und vielen Spielen kompatibel zu sein.
Aber es soll ab hier nicht mehr um die Ur-Version gehen, wie sieht es denn mit der aktuellen Version als âcooler Firmware-Ersatzâ (EmuTOS-Website) aus?
Snapshot
Kein Atari-Logo, sondern ein informativer Boot-Screen.
Einmal pro Jahr gibt es ein groĂes EmuTOS-Update, aber das bedeutet nicht, dass die Entwicklung ansonsten ruht. Verschiedene Entwickler reichen stĂ€ndig Updates (Commits) ein und Anwender können sich auch einen der Snapshots herunterladen, die den aktuellen Entwicklungsstands abbilden. Diese Versionen sind in der Regel stabil, aber nicht so intensiv getestet wie die offiziellen Releases.
Apropos Releases: Auf der Sourceforge-Seite des Projekts gibt es fĂŒr eine ganze Reihe von Systemen passende EmuTOS-Compilate. Da werden nicht nur klassische STs (192 KB ROM), STE/MegaSTE (256 KB) und TT/Falcon (512 KB) bedacht, sondern auch Aranym, FireBee, Amiga und Coldfire-Entwicklungsboards bedacht. AuĂerdem existiert eine Version, die als Programm gestartet werden kann â ideal fĂŒr einen Testlauf. Die 512-KB-Version ist multilingual, die anderen ROMs trennen die Sprachen. Derzeit ist EmuTOS lokalisiert fĂŒr Deutsch, Englisch, Französisch, Finnisch, Griechisch, Italienisch, Norwegisch, Russisch, Spanisch, Schwedisch und Deutsch (Schweiz). Norwegisch und Schwedisch verĂ€ndern nur das Tastaturlayout, nicht die Systemsprache.
Nicht alle EmuTOS-Compilate sind Teil des Sourceforge-Repositories: Es existieren noch Versionen fĂŒr ARM-CPUs, den Selbstbau-Computer Kiwi, das FPGA Replay Board und den Vampire-V4-Computer.
Grundlage des Tests ist der EmuTOS-Snapshot vom 20. Mai 2019.
Keine Codezeile von Atari: EmuTOS basiert auf dem PC-GEM â mit viel eigenem Code.
Lieferumfang
AuĂer der ROM-Datei sind im ZIP-Archiv noch weitere Dateien. Emuicon.rsc ist das GegenstĂŒck zu der Deskicon.rsc von TOS 2.0x, Emucurs.rsc ersetzt die Mauszeiger. Aus rechtlichen GrĂŒnden â man möchte auch bei den Icons âsauberâ bleiben, sind die Icons von EmuTOS nicht identisch zu den Atari-Icons. In den aktuellen Snapshots wurde das in EmuTOS integrierte Standard-Iconset ersetzt, womit auch das letzte Erbe des PC-GEM abgeschĂŒttelt wĂ€re. Farbicons unterstĂŒtzt EmuTOS noch nicht, ebensowenig wie die anderen neuen Objekte des Falcon- und MultiTOS-AES.
Die restlichen Dateien beschreiben die Ănderungen, geplante Funktionen, bekannte Fehler und InkompatibilitĂ€ten und mehr. Wer zum 192KB ROM greift, sollte sich die Emudesk.txt durchlesen, denn aus PlatzgrĂŒnden sind nicht alle EmuDesk-Funktionen im âkleinenâ ROM enthalten. Auf die EinschrĂ€nkungen wird auch in diesem Test eingegangen. So viel vorweg: Auch der abgespeckte EmuDesk bietet mehr Komfort als der Desktop des TOS 1.0x.
EmuDesk
Aber zunĂ€chst zur 512-KB-Version auf einem (emuliertem) Falcon. Von den anderen Icons abgesehen, erinnert EmuDesk stark an TOS 2.0x, bis hin zu der Position der einzelnen MenĂŒeintrage. Da EmuTOS in dieser Variante multilingual ist, wird die Sprache ĂŒber NVRAM-Utilities eingestellt. Ein Dialog zur Konfiguration innerhalb von EmuDesk ist auf der To-Do-Liste der Entwickler. Im File-MenĂŒ gibt es die erste Ăberraschung: EmuCon, ein Kommandozeileninterpreter (CLI).
Wird EmuCon gestartet, wird die gewohnte GEM-Umgebung ausgeblendet und nur noch per Tastatur mit dem Atari kommuniziert. Wer auf anderen Systemen via Terminal gearbeitet hat, wird viele Befehle wiedererkennen, auch wenn der Befehlssatz von EmuCon sich auf wenige Befehle beschrĂ€nkt. Seine StĂ€rken spielt der CLI zum Beispiel dann aus, wenn mehrere Dateien mit Wildcards gelöscht werden sollen. Ein weiterer interessanter Anwendungsfall war die mittlerweile nicht mehr erhĂ€ltliche Test-/Diagnose-Cartridge, die auch EmuTOS anbot - ohne EmuDesk. EmuCon trĂ€gt eine niedrigere Versionsnummer (0.2) als EmuTOS und das zu Recht, denn wĂ€hrend der CLI Grundfunktionen bietet und mit textbasierten ST-Programmen gut zusammenarbeitet, ist die VertrĂ€glichkeit mit grafischen Anwendungen kaum vorhanden. Sie starten zwar, aber EmuCon schaltet den Mauszeiger ab. Die Snapshot-Version zeigte im 256-Farben-Modus auch noch weiĂen Text auf weiĂem Hintergrund, ein Fehler, der unter der aktuellen Release-Version nicht auftrat.
EmuDesk (512KB) mit COPS und zwei eCPX-Modulen. Das Fensterfarben-CPX von Atari ist nicht mit EmuTOS kompatibel.
Optionen, Optionen
Wie beim Atari-Desktop sind die Voreinstellungen auf zwei Dialoge verteilt. Die BestĂ€tigung fĂŒr das Löschen, Kopieren und Ăberschreiben ist aus TOS bekannt, zusĂ€tzlich lassen sich die âSound-Effekteâ (der helle Pieps-Ton beim Mausklick auĂerhalb des Dialogs) ausschalten und eine zweite Seite mit weiteren Einstellungen aufrufen: Doppelklickgeschwindigkeit, Drop-Down-MenĂŒs per Mausklick und das Zeit- und Datumsformat. Abgespeckt wurde hingegen die Desktop-Konfiguration: Die Ănderung der TastaturkĂŒrzel und Funktionstasten ist in EmuDesk nicht vorgesehen. Dies bedeutet nicht, dass der Desktop nicht per Tastatur bedient werden könnte, aber nicht jeder MenĂŒpunkt ist per Tastenkombination erreichbar und die bestehenden lassen sich nicht aus dem Desktop Ă€ndern. Auch den freien Speicherplatz zeigt EmuDesk nicht an. Noch nicht möglich, aber auf der To-Do-Liste ist das Nachladen der Emudesk.inf.
Ein ungewohnter Anblick ist auch der Dialog zum Setzen der Auflösung. Da EmuTOS die Popup-MenĂŒs des Falcon-AES nicht unterstĂŒtzt, sind die Auflösungen und Farbtiefen in einem Raster angeordnet. Auf dem ersten Blick fehlt eine Spalte: der High-Color-Modus.
Kein High-Colour und eine Matrix statt Popup-MenuÌs: Die AufloÌsungswahl.
EmuTOS 192K
Als Atari in ein paar Monaten den ST entwickelte und auch noch parallel am Betriebssystem und der OberflĂ€che arbeitete, bewies man in einigen Punkten Weitsicht â in anderen Punkten hingegen nicht. Zu letzteren Punkten gehörte die GröĂe des Betriebssystem-ROMs. Die erste TOS-Version war etwas gröĂer als 192 KB und passte deshalb nicht in die ROMs. Aber auch beim ersten ROM-TOS blieb wenig âLuftâ, auch wenn sich mit Optimierungen einige KB einsparen lassen. EmuTOS steht vor einem Ă€hnlichen Problem, der Desktop EmuDesk muss sich den Platz mit dem Betriebssystem und dessen Erweiterungen gegenĂŒber TOS 1.0x teilen.
Verschmerzbar ist der Wegfall von EmuCon â fĂŒr den ST gibt es eine groĂe Auswahl an CLIs zum Nachstarten â aber auch an einigen Funktionen des Desktops wurde im Vergleich zu den gröĂeren Versionen gespart. Dateimasken lassen sich nicht setzen, Disketten nicht formatieren, die Farben/Muster von Desktop und Fenstern nicht Ă€ndern und Icons können nur fĂŒr Laufwerke oder den MĂŒlleimer angemeldet werden. Geblieben ist die Möglichkeit, Icons nachzuladen, die erweiterte Konfiguration und der âAnwendung anmeldenâ-Dialog. Alle EinschrĂ€nkungen sind in der Emudesk.txt aufgefĂŒhrt. FĂŒr die Zukunft bleibt abzuwarten, welche Ănderungen ĂŒberhaupt noch in die 192K-Version integriert werden können.
Im Gegensatz zum Amiga hatte der ST keine eingebaute Konsole. EmuTOS aÌndert dies mit EmuCon.
KompatibilitÀt
GEM-Spiele, wie hier der Minesweeper-Klon Pinguin, laufen meist problemlos unter EmuTOS.
Wie hĂ€ufig gibt es schon die Gelegenheit, ein frisches Betriebssystem fĂŒr den Atari zu testen? TOS-Updates, so geringfĂŒgig sie waren, waren stets Anlass fĂŒr ganze Artikelserien. Bei keinem anderen Betriebssystem ist ein KompatibilitĂ€tstest aber so schwierig, wie bei EmuTOS. Das beginnt schon mit der Erwartungshaltung: Soll EmuTOS ein klassisches TOS ersetzen oder als weitere Option dienen? Von MultiTOS, N.AES, XAES, MagiC oder Geneva erwartet niemand, das alte ST-Spiele, Szenedemos oder Anwendungen wie Spectrum 512 laufen. Bei den GEM-Anwendungen gibt sich EmuTOS wie zu erwarten keine BlöĂe, so lange diese nicht Funktionen nutzen, die in EmuTOS noch nicht implementiert sind â in erster Linie betrifft dies den DSP des Falcons.
Kommerzielle Spiele sind die hĂ€rtesten Testkandidaten, schlieĂlich wurde so ziemlich jede undokumentierte Systemadresse und jeder dreckige Trick von einem Spiel benutzt â und wenn nicht vom Spiel selbst, dann von dessen Kopierschutz. GrundsĂ€tzlich soll die Chance auf LauffĂ€higkeit bei den Spielen am höchsten sein, die auch mit TOS 2.06 laufen. Zum GlĂŒck wurden viele Spiele gepatcht und an Festplatten, Falcon und TT angepasst. Doch mit der Test- und Release-Version liefen drei der fĂŒnf ausgewĂ€hlten und von Klapauzius gepatchten Spiele (Starioâs Christmas, Space Harrier, Goldrunner, Populous, Pac-Mania) nicht. Als diese InkompatibilitĂ€t in der EmuTOS-Mailingliste gemeldet wurde, machten sich die Entwickler sofort auf die Spurensuche â und siehe da, der zwei Tage spĂ€ter veröffentlichte Snapshot ist kompatibel mit den Klapauzius-Patches, wie Tests mit weiteren Spielen (Lemmings, Oids, Sim City, Winter Games) bestĂ€tigten.
Wer unter EmuTOS klassische ST-Spiele (Populous, Space Harrier) spielen will, greift am Besten zu gepatchten Spielen. Sie sind an verschiedene TOS-Versionen angepasst und lassen sich einfach von der Festplatte starten.
Bei unverĂ€nderten Originalen dĂŒrfte es schlechter aussehen â aber das ist bei TT und Falcon nicht anders. Aber auch auf dem ST wird EmuTOS nie hundertprozentige KompatibilitĂ€t zum Original-TOS erreichen können, denn dazu mĂŒsste auch jeder Fehler, jede UnzulĂ€nglichkeit des TOS nachgebaut werden. Selbst dann wĂ€re bei Spielen, die direkt bestimmte Adressen ansprechen, Endstation.
Eine ausfĂŒhrliche KompatibilitĂ€tsliste gibt es nicht und wĂ€re angesichts der Systeme, auf denen EmuTOS lĂ€uft, eine Herausforderung. Neben den klassischen Ataris sind dies auch Amigas, die FireBee und der Selbstbaucomputer Kiwi. Auf der FireBee ist EmuTOS ein natives Coldfire-Betriebssystem, was die Zahl der kompatiblen Programme auf die einschrĂ€nkt, die eben fĂŒr die CPU neu kompiliert wurden.
EmuDesk orientiert sich stark an TOS 2.0x (âNewDeskâ).
Quelltext
Eine der wichtigsten Eigenschaften von EmuTOS ist die VerfĂŒgbarkeit des Quelltextes. Sie ermöglichte erst die Portierung auf verschiedene Systeme und natĂŒrlich kann sich auch jeder an der Weiterentwicklung des Betriebssystems beteiligen oder eine eigene Version veröffentlichen â immer unter der Voraussetzung, dass dann auch die Quellen der Modifikationen offen gelegt werden.
Kompiliert wird EmuTOS mit Vincent RiviĂšres GCC 4.6.4 Cross-Compiler, den es fĂŒr Unix-Derivate, macOS und Windows (via CygWin) gibt. Der Quelltext ist sauber in die unterschiedlichen Bereiche des Betriebssystems (AES, BIOS, Desktop, VDI etc.) unterteilt und in englischer Sprache kommentiert. Das Doc-Verzeichnis wurde um weitere Texte ergĂ€nzt, die sich speziell an Entwickler richten. Als ErgĂ€nzung zum Cross-Compiler bietet sich ORCS an, da es den Resource-Editor auch fĂŒr Windows 32 und 64 Bit gibt.
EmuTOS, kompiliert mit einer modifizierten Resource-Datei.
Die Versuchung war natĂŒrlich zu groĂ, einen Versuch zu starten und ein âpersönlichesâ EmuTOS zu erstellen. In diesem Fall leistete der Mac SchĂŒtzenhilfe, fĂŒr den Philipp DonzĂ© das Cross-Compiler-Paket zusammengestellt hat. In jedem Fall muss zunĂ€chst Apples Xcode installiert werden, selbst wenn man im Terminal bleibt. AnschlieĂend im Terminal noch den Nutzungsbedingungen zustimmen und die PATH-Variablen einrichten, dann kann in das EmuTOS-Quelltext-Verzeichnis gewechselt werden. Die Eingabe von make zeigt die möglichen Ziele an, make 512 erzeugt beispielsweise ein ROM fĂŒr den Falcon. Die Modifikationen beschrĂ€nkten sich auf das Standard-Iconset und die Resource-Datei von EmuDesk. Ohne groĂ darĂŒber nachzudenken, wurden mit zwei der drei Ănderungen gleich Rechte Dritter verletzt (Festplatten-Icon, Atari-Logo in der Bitmap ST-Computer) und die dritte Ănderung ist bei einem Single-TOS-Betriebssystem schlicht Unsinn. Im Anschluss an den Test wurde dieses EmuTOS sachgerecht entsorgt.
FĂŒr wen?
EmuTOS ist kein âTOS 6â und es dĂŒrfte auch noch einige Zeit dauern, bis ParitĂ€t mit TOS 4.04 erreicht wird. Beim ST/E lohnt sich ein Umstieg nur, wenn dieser mit anderen Hardware-Erweiterungen (Turbo- und Grafikkarte) kombiniert wird, da EmuTOS einige dieser Erweiterungen ganz ohne Treiber unterstĂŒtzt. Wer mit dem ST/E nur spielt, bleibt besser bei TOS 1.0x. Etwas anders sieht es aus, wenn das TOS ohnehin nur als Booter fĂŒr ein FreeMiNT-Setup fungiert. Die farbenfrohen Screenshots von Atari-Anwendungen in der ST-Computer entstehen beispielsweise mit Aranym und einem EmuTOS+xAES-Setup. Es sei auch hier noch einmal darauf hingewiesen, dass es eine PRG-Version von EmuTOS gibt, die einen âTestlaufâ ermöglicht.
Wichtiger erscheint die Rolle als âEnablerâ fĂŒr neue Entwicklungen. Anpassungen an neue Hardware lassen sich direkt in das Betriebssystem integrieren, Verrenkungen ĂŒber TOS-Patches und alte Compiler sind nicht notwendig. Dies ist bereits geschehen â etwa bei der Anpassung an den Amiga â, weitere sind nicht ausgeschlossen. Dabei können auch klassische Ataris von der EmuTOS-Weiterentwicklung: Kurz nach der Veröffentlichung von EmuTOS 0.9.11 gab das Team bekannt, in den aktuellen Snapshots auch die ATI Mach32 (im Nova-Adapter) und ET4000-Grafikkarten (Volksfarben-4000-Adapter) zu unterstĂŒtzen.
EmuTOS â hier mit TeraDesk â identifiziert sich als TOS 2.06.
Fazit
Zwischen der letzten Vorstellung und diesem Test liegen gut 17 Jahren. Wirkte zu Beginn EmuTOS mehr wie eine KuriositĂ€t als eine ernstzunehmende Alternative, ist es inzwischen deutlich gereift. Als Basis fĂŒr ein Multitaskingbetriebssystem kann EmuTOS empfohlen werden, als Single TOS nur bedingt.
http://emutos.sourceforge.net/en/
http://vincent.riviere.free.fr/soft/m68k-atari-mint/
EmuTOS 2019-05-20
Entwickler: EmuTOS-Team
Systeme: Atari ST/E/TT/Falcon, FireBee, Amiga, (Kiwi, Vampire)
Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch u.a.