← ST-Magazin 02 / 1992

GAL-Programmierer: Selbstgebranntes...

Hardware

Seit kurzer Zeit gibt's zum GAL-Prommer von Maxon einen Logik-Compiler. Dadurch wird der »MPG16/20« fĂŒr eine große Zahl von Bastlern und Elektronikfreaks zu einer interessanten Alternative.

Kompakt: der MPG 16/20

Aus der heutigen Elektronik sind GALs nicht mehr wegzudenken, verdankt man diesen kleinen, universell programmierbaren Bausteinen doch riesige Fortschritte. Hauptvorteil ist die Einsparung ĂŒblicher TTL- oder CMOS-Schaltkreise und die leichte Modifikation bestehender Schaltungen (d.h. es wird nur die Programmierung des GALs geĂ€ndert).

Beispiel: die Entwicklung eines einfachen Adreßdecoders. Benötigt man bei einem Standard-PC zur Adreß-decodierung mindestens drei 16polige ICs (Grobdecodierung mit zwei 4-Bit-BinĂ€rkomparatoren und zur Feindecodierung einen 3-Bit-Vergleicher), so lĂ€ĂŸt sich das Ganze dank der GAL-Technologie auch mit einem einzigen 16V8-GAL leicht bewerkstelligen.

Universell programmierbar

Doch leider hat jede neue Technologie auch ihre Schattenseiten. So zum Beispiel bei GerĂ€ten, die ĂŒber etliche Jahre hinweg eingesetzt werden: versagt hier ein GAL (Standzeit ca. zehn Jahre), so ist es nicht ohne weiteres möglich — wie zu TTLs-Zeiten — einen neuen IC zu plazieren. Nein, hier ist erst Programmierarbeit gefragt, und hat die Firma, die das GerĂ€t entwickelte, keine saubere Dokumentationsarbeit — sprich Programmiercode gesichert — geleistet, dann schnellen die Reparaturkosten sprunghaft in die Höhe.

Doch was ist eigentlich ein GAL? Ein »GENERIC ARRAY CELL« oder kurz GAL ist ein integrierter Schaltkreis, dessen Eingangssignale ĂŒber eine UND- bzw. ODER-Matrix — also ĂŒber eine logische Funktion — zu den AusgĂ€ngen des Bausteins gelangen. Sowohl die logische Funktion als auch die Belegung der Ein- und AusgĂ€nge lĂ€ĂŸt sich mit einer speziellen Programmiertechnik frei bestimmen.

Die GALs stammen aus der Familie der PAL (PROGRAMABLE ARRAY LOGIK) und unterscheiden sich von ihnen in der logischen Struktur und der Programmierart nur sehr wenig. Bei einem PAL ist beispielsweise nur die UND-Matrix programmierbar und eine Hardwaresicherung eingebaut, wĂ€hrend bei einem GAL sowohl die UND- als auch die ODER-Matrix programmiert werden kann, wobei eine Softwaresicherung Ă€hnlich der eines EEPROM vorhanden ist. Herausragendes Merkmal ist, daß sich GALs — im Gegensatz zu PALs — nicht nur einmal programmieren lassen, sondern mehrmals programmierbar sind. Löschen lassen sich die GALs im Gegensatz zu den EPROMs nicht mit UV-Licht, sondern durch Anlegen einer »hohen« Spannung.

Ein weiterer — nicht nur finanzieller — Vorteil der GAL-Bausteine ist, daß sie aufgrund ihrer inneren Architektur in der Lage sind mehrere PAL-Typen (z.B. das GAL 16V8 ersetzt 21 verschiedene bipolare PALs) zu simulieren. Mit verantwortlich hierfĂŒr ist die sog. OLMC (Output Logic Macro-cell), ĂŒber die der Anwender den Zustand des Ausgangs bestimmen kann. HierfĂŒr stellen die GALs vier Möglichkeiten bereit:

  • normaler Ausgang TTL/ CMOS-Pegel
  • 3-State Ausgang mit Freigabe
  • 3-State-Ausgang mit Register
  • normaler Eingang TTL/ CMOS-Pegel

Diese vielseitige Makrozelle ist im ĂŒbrigen fĂŒr das »V« innerhalb der Nomenklatur (z.B. 16V8,20V8) verantwortlich. Die Zahl vor dem "V " entspricht der Zahl der EingĂ€nge an der UND-Matrix und die Zahl danach der Zahl der AusgĂ€nge. Damit sich die Software, die einmal ins GAL gebrannt wurde, nicht von GAL-Raubkopierern auslesen lĂ€ĂŸt, hat man bei der Programmierung des GAL die Möglichkeit, die »Security Cell« so zu programmieren, daß die »FUSE-MATRIX« nicht mehr auszulesen ist.

Damit ein solches GAL programmierbar wird, muß es mit einer relativ hohen Programmierspannung (16,5 Volt) beaufschlagt werden. Um nun eine logische Funktion innerhalb des GALs zu implementieren, wurde die UND- und ODER-Matrix entsprechend der logischen Gleichung unterbrochen oder verbunden.

Der GAL-Prommer MPG 16/20

Gute Darstellung der einzelnen ZustÀnde

Will man ein GAL brennen, muß man die entsprechende FUSE-MATRIX in die Software oder das Brennprogramm eingeben. Hierbei hat sich ein bestimmter Standard — das JEDEC (Joint Electron Device Engineering Council)-Format — etabliert. Dieses besteht nur aus ASCII-Zeichen, so daß eine Weitergabe von Programmen ohne weiteres möglich ist. Mit einem Compiler — wie ihn nun auch der MPG16/20 verwendet — ĂŒberfĂŒhrt man die eingegebene Logikgleichung in die FUSE-MATRIX.

Beim MPG 16/20 handelt es sich um ein GAL-ProgrammiergerĂ€t, mit dem sich GALs der Typen 16V8, 20V8 und deren A-Typen brennen und lesen lassen. FĂŒr Bastler gibt’s den MPG 16/20 als Bausatz mit allen vorgefertigten Bauteilen einschließlich GehĂ€use. Aber auch ein FertiggerĂ€t samt Software ist im Handel.

Der GAL-Prommer hat ein ansprechendes Design: auf dem KunstoffgehÀuse befindet sich auf der Oberseite der teure Nullkraft-Textool-Sockel, in den Sie Ihre GAL-Bausteine einlegen. Mit solch einem Sockel lassen sich die ICs nur durch Umlegen eines Hebels und mit sicherem Kontakt in der Fassung befestigen oder lösen.

Um keinen Fehler beim Einlegen des GALs zu machen, befinden sich auf dem GehĂ€use einige Beschriftungen fĂŒr die unterschiedlichen GAL-Typen. Die GALs mĂŒssen hierbei immer in Richtung Textool-Hebel eingesetzt werden, wobei ein 20V8 alle Pinreihen besetzt, ein 16V8 aber mittig einzusetzen ist und je eine Pinreihe frei lĂ€ĂŸt.

Weiterhin befinden sich neben dem Sockel zwei Leuchtdioden, die den Programmiervorgang (rot) und ein Freigabezeichen (grĂŒn) anzeigen.

Doppelte Verbindung

Anschluß an den Atari findet der Prommer ĂŒber den Drucker- und den Joystickport. Der Druckerport dient hierbei der bidirektionalen DatenĂŒbertragung, wĂ€hrend der Joystickport die notwendige Spannungsversorgung des GAL-Prommers ĂŒbernimmt.

Ein kleiner Nachteil, der bereits beim Anschluß des GAL-Prommers offensichtlich wurde, waren die zu kurz geratenen Verbindungsleitungen. Hat man seinen ST in einem Tower untergebracht, stellt das nur 40 cm lange Anschlußkabel zum Druckerport und die ebenfalls nur 40 cm messende Leitung zum Joystickport ein ernstzunehmendes Problem dar. Hier sollte Maxon doch eine etwas lĂ€ngere Leitung spendieren. Ein Blick ins GehĂ€use unserer Fertigversion: eine aufgerĂ€umte und sehr zuverlĂ€ssig erscheinende Elektronik.

Nach dem Anschließen des Prommers an den ST kann mit der eigentlichen Programmierung begonnen werden. Die beiliegende Diskette beinhaltet hierfĂŒr neben dem eigentlichen Haupt-Programm der Version 2.0 auch noch einige Beispiele als Compiler- und JEDEC-Dateien.

Die MenĂŒs im Überblick

Das voll in GEM eingebundene Programm lĂ€ĂŸt sich ĂŒber Maus und Tastatur bedienen. Im MenĂŒ »Datei« laden und speichern Sie JEDEC-Dateien und bestimmen die Editoren fĂŒr JEDEC und COMPILER. Haben Sie unter »TYP« das entsprechende GAL ausgesucht, definieren Sie vor dem Aufruf des Übersetzers im Compiler-MenĂŒ noch, ob eine Optimierung des Codes bzw. der Gleichung nach »Quine-Mc-Cluskey« stattfinden soll. Ist auch dies vollzogen, steht dem eigentlichen Brennvorgang unter »Bearbeiten« nichts mehr im Weg. Hier geht aber noch mehr: neben dem Brennen, Lesen und Löschen haben die Programmierer auch an Funktionen wie Kopieren, Master und in Serie Brennen, sowie an Leertest und an die Einstellung von verschiedenen Brennzyklen gedacht. Insgesamt macht die neue Version 2.0 des GAL-Prommers einen positiven Eindruck.

Überzeugend enpfanden wir auch den Aufbau des Handbuchs: Es fĂŒhrt den Leser Schritt fĂŒr Schritt in die Materie der programmierbaren Logikbausteine ein. Angefangen mit dem Aufstellen einfacher Logikgleichungen bis hin zu einigen komplexen Beispielen, die durch einige Skizzen leicht verstĂ€ndlich werden, ist hier fĂŒr einen sicheren Einstieg gesorgt. Schade nur, daß die neue Version 2.0 der Software nicht im eigentlichen Handbuch eingefĂŒgt ist, sondern nur als ErgĂ€nzung beiliegt.

Der MPG16/20 ist als gelungenes Entwicklungssystem fĂŒr kleine Projekte — nicht zuletzt durch die BeschrĂ€nkung auf nur zwei GAL-Typen — zu bezeichnen. Der eigentliche Prommer ist ein zuverlĂ€ssiges, solides GerĂ€t(chen), das bis auf die allzu kurz geratenen Anschlußkabel keinen Makel aufweist.

Fast eitel Sonnenschein

Dank der durchdachten Software, die sich auch an Standards hÀlt, lassen sich auch Dateien aus anderen Entwicklungssystemen verarbeiten.

Preislich hĂ€lt sich der MPG16/20 in der unteren Kategorie fĂŒr Atari-Erweiterungen, so daß sich die Anschaffung des MPG16/20 fĂŒr Elektronik-Einsteiger wie Profis, die gelegentlich mit GALs arbeiten, lohnt, (uw)

WERTUNG

MPG 16/20

Vertrieb: Maxon

Preis: Bausatz: 129 Mark, FertiggerÀt: 229 Mark

StÀrken: integrierter Logik-Compiler, solide Verarbei tung, gutes Handbuch.

SchwÀchen: nur zwei GAL-Typen brennbar

Maxon Computer GmbH, Industriestr. 26, 6236 Eschborn

Hans Hoffmann