Riesige Resonanz löste der Leserbrief von A. Schmidtberger im ST-Magazin 12/91 aus. Mehr Speicherplatz fĂŒr den Mega ST 2 im Eigenbau! Detlev Giesler zeigt wie's geht. Kosten: 150 Mark - ein wenig Lötpraxis vorausgesetzt.
Vor etwa einem Jahr ignorierte ich mit zittrigen Fingern beim Schrauben die Warnung auf meinem drei Tage neuen Rechner: »Achtung! Eine BeschĂ€digung dieses Siegels fĂŒhrt zum Erlöschen des Garantieanspruchs.«
Doch der Erfolg belohnte meinen Mut: Durch einfaches Einlöten von sechzehn 1-MBit-Chips, Abblockkondensatoren und drei WiderstĂ€nden wird der Mega ST 2-Arbeitsspeicher um 100 Prozent gröĂer. Seitdem lĂ€uft die RAM-Erweiterung sicher und stabil.
GegenĂŒber ĂŒblichen, meist steckbaren Speichern unterscheidet sich unsere Lösung in zwei wesentlichen Punkten: Alle Chips werden Pin fĂŒr Pin eingelötet. Unkenrufen zum Trotz geht dies schneller als erwartet. Der Umbau ist in zwei Stunden zu bewĂ€ltigen, etwa die HĂ€lfte der Zeit entfĂ€llt auf Lötarbeit. Ist die Materialliste komplett, kann dem Garantiesiegel zuleibe gerĂŒckt werden. Der kleine Aufkleber fallt freilich einer Rasierklinge zum Opfer.
Die Positionen U 60 bis U 75 werden mit sechzehn 1-MBit-Speicherchips bestĂŒckt. Sie sollten schon 100 ns schnell sein, langsamere gibt es ohnehin kaum noch. FĂŒr einen StĂŒckpreis von 8,80 Mark kaufte ich im Elektronik-Fachhandel RAMs von Siemens (HYB 511000A-60), andere QualitĂ€tsbausteine tun es auch. Da wir diese sockeln, sind neben sechzehn Abblockkondensatoren zu 0,22 Farad (C 96 bis 111) auch sechzehn 18-polige IC-Sockel nötig. Ferner sind drei 33 Ohm-WiderstĂ€nde (R 71, 72 und 74) erforderlich.
An Werkzeug werden ein Kreuzschlitzschraubenzieher GröĂe 1, ein Schlitzschraubenzieher 3 mm, ein 5-mm-Sechskant-SteckschlĂŒssel, ein Voltmeter und ein Lötkolben (bis max. 25 W) gebraucht.
Demontage
Wie immer gilt zunĂ€chst: Netzstecker ziehen und sĂ€mtliche AnschluĂkabel an der RĂŒckseite des Rechners lösen. Mit dem 5-mm-Sechskant â nein, nicht die Zange! â werden die sechs Schrauben, sie halten den Schnittstellen-Stecker am BlechgehĂ€use, entfernt. Ziehen Sie jetzt den Stecker der batteriegepufferten Uhr ab. Nach dem Abklemmen des Tastaturkabels werden von der GehĂ€useunterseite aus alle zwölf Kreuzschlitzschrauben gelöst, bis der Deckel nach vorne abnehmbar ist. Das Abschirmblech kann durch Aufbiegen der Blechzungen und Lösen der Schrauben abgenommen werden. Dabei einfach das Diskettenlaufwerk etwas anheben. SchlieĂlich bauen Sie das Laufwerk aus. Es genĂŒgt, die beiden Stecker an der RĂŒckseite zu lösen. Dem Bastler offenbaren sich nun die beiden unbelegten SpeicherbĂ€nke! Da alle Bauteile von der PlatinenrĂŒckseite zu verlöten sind, mĂŒssen Sie leider auch das Netzteil demontieren. Das geht allerdings schneller als erwartet.
Die Platine vorsichtig herausnehmen und nach Möglichkeit in SchrĂ€glage von der Unterseite aus verlöten. Die Sockel werden zunĂ€chst mit zwei Lötpunkten fixiert und abschlieĂend im Akkord komplett verlötet, ebenso die sechzehn Abblock-Kondensatoren. SelbstverstĂ€ndlich weisen die Markierungen aller RAMs in die gleiche Richtung. Zuletzt sind noch die drei 33-Ohm-WiderstĂ€nde zu verdrahten, sie schaffen die Verbindung zur MMU. R71 und 72 sitzen in der Mitte des vorderen Platinenbereiches, R 74 etwa 2 cm weiter links.
Kaum Probleme: Leser rĂŒsten ihren Mega ST 2 auf 4 MByte auf
Alle Lötpunkte kontrollieren Sie jetzt peinlichst genau, die Chips sollten fest in ihren Sockeln sitzen. Vor dem Zusammenbau messen wir die SekundĂ€rspannung des Netzteils. Diese kann ggf. am Trimmer VR 201 â in der NĂ€he des Netzschalter â reguliert werden. Die Versorgungsspannung von 5 Volt gegen GND (einheitliche Kabelfarbe ist rot) muĂ auf den Wert von 5,2 Volt eingestellt sein. Zeigt der Bildschirm nach dem Einschalten des Rechners Streifen, sollten Sie die neuen Chips vorsichtig mit feuchtem Finger nachdrĂŒcken. Zeigen sich hier VerĂ€nderungen, sind die entsprechenden Lötpunkte zu ĂŒberprĂŒfen und ggf. nachzulöten, bzw. der Chip auszutauschen.
Ist dieser Test erfolgreich, kann der Lohn der MĂŒhen z.B. mit der GFA-Basic Abfrage PRINT FRE(0) oder dem MenĂŒpunkt »Statistik« in 1st Word eingeheimst werden. Alternative: Das Programm RAM-Test auf der ST-Magazin Leserservice-Diskette 1991/91 (mn)
Materialliste
16 x 1 MBit Chips (z.B. Siemens HYB 511000A-60)
Position: U 60 bis U 75
16 x Abblockkondensatoren zu 0,22 Farad
Position: C 96 bis 111
3 x 33 Ohm-WiderstÀnde
Position: R 71, 72 und 74
Auszug aus Leserbriefen:
RAMs nicht erkannt
Ich habe in die entsprechenden Durchkontaktierungen (U60 - U75) RAMs vom Typ 511000-70 (natĂŒrlich gesockelt) und in die PlĂ€tze C96 - C111 100 nF-Kondensatoren eingelötet.
Nach dem Einschalten zeigten sich höchst unterschiedliche Reaktionen. Einige Male flackerten wilde Muster auf dem Bildschirm. Software z.B. »SysMon« startete, doch nach einiger Zeit bootete der Rechner erneut oder stĂŒrzte ab. SysMon stellte fest, daĂ der zusĂ€tzliche Speicher nicht erkannt wurde.
Nachdem eine grĂŒndliche ĂberprĂŒfung keinen Fehler zeigte und ich die RAMs wieder aus den Sockeln entfernt hatte, verhielt sich der Rechner wieder normal. Was mache ich falsch? Wo könnte der Fehler stecken? Wer hatte ein Ă€hnliches Problem?
Gerhard Hölscher, 4280 Borken 3 (Weseke)
Einfacher als erwartet
Ich bestellte zunĂ€chst vom Schaltungsdienst Lange in Berlin ein Service-Manual fĂŒr den Mega-ST. Dieses leistete mir dann auch gute Dienste. Besonders beim Orten der Positionen der nachzurĂŒstenden RAMs.
An Material ist nötig:
16 RAMs zu 1 MBit 1,100 ns oder kleiner (z.B.: 511000)
16 Kondensatoren 0.22 uF/40V
3 WiderstÀnde 33 Ohm; 1/10 W
Die RAM-Bausteine auf die PlĂ€tze U 60 bis U 75 stecken und einlöten. Dann die Kondensatoren 0.22 F auf die PlĂ€tze C 96 bis C 111 stecken und ebenfalls festlöten. Jetzt noch die WiderstĂ€nde R 71 (RAS), sowie R 72 und R 74 (CAS) einlöten und die Sache ist erledigt. Falls Sie sorgfĂ€ltig und sauber gearbeitet haben, verfĂŒgen Sie ĂŒber 4 MByte Arbeitsspeicher. Einfacher gehtâs kaum.
Noch ein Wort zu den Bauteilen. Die RAM-Bausteine sollten Access-Zeiten von 100 Nanosekunden oder kĂŒrzer haben. Atari verwendet z.B. den Baustein AAA 1 M 100.
Die Abblockkondensatoren mĂŒssen induktionsarme Schichtkondensatoren sein. Der Wert ist nicht kritisch. Ich selbst habe z. B. statt der vorgeschriebenen 0.22 F nur 0.1 F verwendet, ohne daĂ Fehler auftreten.
GĂŒnter Döllein, 5205 St. Augustin 2
Zwei-Stunden-Job
Ich habe schon drei Mega ST 2 auf 4 MByte aufgerĂŒstet. Dabei gab es nie Probleme. Beim ersten Umbau â es war mein eigenes GerĂ€t â muĂte ich noch alle Lötaugen absaugen. Bei den anderen GerĂ€ten waren alle Lötaugen frei. Ich habe jedesmal 16 Sockel, 16 Abblock-Kondensatoren und drei WiderstĂ€nde (R71, R72 und R74 je 33 Ohm) eingelötet. Die fehlenden WiderstĂ€nde habe ich den Atari-SchaltplĂ€nen entnommen. Der ganze Umbau dauert komplett zwei Stunden. Als RAM-Bausteine verwende ich immer Typen von Siemens mit der Bezeichnung »HYB 511000-70«.
Die Kosten des Umbaus beliefen sich auf ca. 170 Mark.
Helmut Schneider, 4000 DĂŒsseldorf 13
Keine Probleme
Ich habe auf meinem Mega ST 2 die zweite Bank nachgerĂŒstet. Und zwar:
Ich habe die PlĂ€tze C96-C103 mit Kondensatoren zu 100 nF bestĂŒckt, die fehlenden RAMs eingesetzt und zusĂ€tzlich drei 33 Ohm WiderstĂ€nde eingelötet, bezeichnet mit R71, R72 und R74. Seitdem stehen mir 4 MByte zur VerfĂŒgung und zwar ohne die geringsten Probleme.
Andreas Beth, 2800 Bremen 41
Alles nur Routine
Ich habe bereits drei Mega ST 2 problemlos aufgerĂŒstet: In die freien PlĂ€tze unter der Floppy setze ich 18-polige Sockel (Standard). Die WiderstĂ€nde RAS 1, CAS 1L und CAS 1H â jeweils 33 Ohm â kamen in die vorgedruckten PlĂ€tze neben der MMU. Danach wurden jeweils 16 x 100 nF Kondensatoren eingelötet und die Sockel mit 1-MBit-RAMs TYP 511000 (schneller als 80 ns) bestĂŒckt.
Rechner zuschrauben und anschalten. Er lĂ€uft sofort, falls alle Chips in Ordnung sind, was fast immer der Fall ist. Kosten der AufrĂŒstung: 150 bis 160 Mark inkl. Kleinteile wie Sockel, WiderstĂ€nde und Kondensatoren. Es ist einfach und preiswert!
Thomas Pfaff, 3000 Hannover 1
Ohne heiĂe Eisen!
Eine steckbare Speichererweiterung fĂŒr den Mega ST 2 bietet GengTec in Form von SIMMS an: Kosten 178 Mark, mit Einbau 298 Mark.
Bezugsadresse: GengTec, Teichstr. 2, 4020 Mettmann, Werner Wiechelt, 4600 Dortmund 30
Lötstoppmaske
Voraussetzung fĂŒr die Erweiterungsaktion ist aber unbedingt ein MindestmaĂ an Erfahrung im Löten und im Umgang mit MOS-ICs (Stichwort: statische Aufladung!). Die maĂgenaue Lötstoppmaske garantiert im ĂŒbrigen eine saubere und sichere Arbeit.
K.-H. Braun, 3210 Elze 1
Platine freilöten
Der Mega ST 2 hat genau denselben Print wie der Mega ST 4. Es sind einfach nur 2 MByte RAM bestĂŒckt. Zudem fehlen drei WiderstĂ€nde in den RAS/CAS-Leitungen fĂŒr die unbestĂŒckten Chips sowie die Abblockkondensatoren. Die Arbeit besteht im wesentlichen darin, die zugelöteten Löcher im Print freizubekommen. Erst dann können die Sockel fĂŒr die RAMs eingelötet werden. Zu jedem Chip sollte der Abblockkondensator ebenfalls bestĂŒckt werden. Die Position fĂŒr die drei WiderstĂ€nde ist deutlich auf dem Print zu erkennen.
Markus Ruggiero, CH-8152 Opfikon