← ST-Magazin 04 / 1992

MIDI-Drums: Canned Drums (Folge 4)

Seminar

Auch wer den Rhythmus nicht im Blut hat, muß auf eine flotte MIDI-Schießbude nicht verzichten. Ganze Bibliotheken voller Backing Grooves bieten SoftwarehĂ€user mittlerweile zum Kauf. Der letzte Schrei: Drums kombiniert mit Baß-Riffs.

Hit Factory: Komplette Drum- und Percussion-Bibliothek
Abb. 1: Die ersten 20 Takte »Dancehouse-Grooves«

Eine recht flotte Alternative zum Selberprogrammieren ist das Komponieren mit vorbereiteten Drum-Rhythmen. Neben »Nicht-Drummern« schĂ€tzen vor allem viele Arrangeure oder Werbekomponisten, die ihren Auftraggebern möglichst schnell viele verschiedene Grooves anbieten wollen, eine gut sortierte und ĂŒbersichtliche Rhythmusbibliothek.

Zu den seriösen Anbietern zĂ€hlt die »Hit Factory-Musikproduktion«. Die Profi-Star-Serie unterstĂŒtzt sowohl das Datenformat fĂŒr Cubase- und Notator-Sequenzer wie auch das Standard-MIDI-File. Auf jeder Diskette finden Sie hunderte mehrtaktiger Drum-Muster in unterschiedlichen Rhythmusarten. Damit lassen sich beliebig viele Variationen und Kombinationen bilden. Und das Wichtigste: Man kann mit den Pattern auch etwas anfangen.

Ein Arrange-Fenster enthĂ€lt den gesamten Percus-sion-Mixdown auf einer Spur — nach dem General-MIDI-Standard Kanal 10 zugeordnet. Die Instrumente sind allerdings auch einzeln auf separaten Tracks abgespeichert. So können sie prima kopiert, verschoben und editiert werden.

Insgesamt bedient das Drum-Arrange-Window 42 Instrumente. Wir haben uns die »Dancehouse«-Grooves mal genauer angesehen.

Insgesamt befinden sich neun Arrange-Files und eine Drum-Map auf dieser Diskette. Die ersten 20 Takte aus »Arrange_1« sehen Sie in Abb. 1. Die Rhythmen sind jeweils durch einen Leertakt voneinander getrennt. Zum Eingrooven fĂŒllt die Bass-Drum diesen Takt mit Viertelnoten.

Der erste 4-Takter ist in Abb. 2 dargestellt. Sie sehen, alle vier Takte sind identisch — es handelt sich also um ein 1-Takt-Pattern, das sich viermal wiederholt. Die Hihat spielt dabei ein gerades Achtelmuster — ohne Verzierung. Auch Bass- und Snare-Drum spielen im Achtel-Groove. Sollte der Doppelschlag auf der Snare stören, kopieren Sie einfach die »Drei-Und« aus dem Snare-Track in die Bass-Drum-Spalte — und schon haben Sie Ihre erste Variation.

Interessant wird’s ab Takt 10: Zur Standardbesetzung kommen Ride-Becken, Claps, Tamborine sowie eine tiefe Agogo-Trommel hinzu. Die Entscheidung, ob gleichzeitig mit einer Hihat auch ein Ride-Becken spielen soll — ein Drummer aus Fleisch und Blut wĂŒrde dabei seine Probleme haben —, mĂŒssen Sie selbst treffen. Das Hihat bricht jeweils im letzten Viertel des 2-Takt-Musters aus dem Achtel-Groove aus.

Abb. 2: Basis-Groove in Minimalbesetzung
Abb. 3: Percussion-Instrumente bringen zusÀtzlich Drive

Die letzten beiden 2-Takter variieren das Grundmuster ein weiteres Mal, ohne allerdings den Charakter des Beats zu sehr zu Ă€ndern. Prinzipiell passen innerhalb der ersten 20 Takte sĂ€mtliche Elemente zueinander. Die Bass-Drum von Takt 15 und 16 könnte beispielsweise jederzeit das Muster in Takt 2 und 3 ersetzen. Auch die Hihat-Variation aus Takt 11 dĂŒrfen Sie bedenkenlos in jedem Beat verwenden.

Cubase eignet sich durch die »(Shift-)Klick and Drag«-Technik hervorragend, um solche Muster zu variieren. Im Nu sind aus den fĂŒnf verschiedenen Pattern der ersten 20 Takte viele neue Kombinationen entstanden. ST-Magazin-Leser erhalten fĂŒr 29 Mark eine Schnupperdisk voller Grooves inkl. Bass-Lines.

Hit Factory Sound Laboratory, Postfach 670543, 2000 Hamburg; Preise ab 59 Mark je Diskette; Schnupperversion: 29 Mark

Manfred Neumayer