← ST-Magazin 08 / 1992

Citizen Projet: Schneller Spritzer

Hardware

Citizen will mit dem Projet am Tintenstrahlboom teilhaben

Citizen erkannte die Zeichen der Zeit und entwickelte einen Tintenstrahldrucker mit 300 dpi Auflösung. Frisch aus der Hardwareschmiede Japans bekamen wir einen Drucker zum Test.

Der Markt ab knapp 2000 Mark, da ist sich die Fachwelt einig, gehört den Laserdruckern. Ebenso gilt, daß sich typische Impact-Druckerhersteller mit mittlerer Druckgeschwindigkeit und 360 dpi Auflösung im Preisbereich um 900 Mark einen heftigen Konkurrenzkampf liefern. Was ĂŒbrig bleibt, ist eine LĂŒcke von 1000 bis 2000 Mark, die es mit Produkten zu schließen gilt.

Die »Tintenspritzer« — wie sie der Volksmund nennt — siedeln sich in eben dieser genannten PreislĂŒcke an. Der »Projet« liegt hierbei mit 1585 Mark fast in der goldenen Mitte.

Ein Tintenstrahldrucker bietet nun jedem, der eine Alternative zu einem Nadeldrucker sucht und den die hohen Preise der Laser abschrecken, einige Vorteile: Er druckt mit einer Auflösung von 300 dpi nahezu in LaserqualitĂ€t, ist schneller und leiser als die meisten Nadeldrucker und besitzt eine lange Lebensdauer. Die Zeiten, in denen jeder Gebrauch von Tintenstrahldruckern zu einer wahren Tintenschlacht ausartete, sind seit einigen Jahren vorbei. Speziell die Bubblejet-Technologie — der sich auch der Citizen Projet bedient — hat sich zu einer sehr zuverlĂ€ssigen Technik entwickelt.

Solides GehÀuse

Der Drucker prĂ€sentiert sich in einem hellgrauen TischgehĂ€use, das mit seinen fast quadratischen Dimensionen von 425 x 450 mm und einer Höhe von 147 mm (ohne Papierhalterung) an jedem Arbeitsplatz unterzubringen ist. Besonders auffĂ€llig ist bei dem 9 kg schweren GerĂ€t, zumindest fĂŒr Anwender, die frĂŒher Nadeldrucker ihr eigen nannten, daß der Projet bereits einen integrierten Einzelblatteinzug besitzt, der sich mit 150 Blatt DIN-A4-Papier fĂŒttern lĂ€ĂŸt. Alternativ dazu bietet Citizen auch eine zweite Papierkassette und einen Traktor fĂŒr Endlospapier an. Diese Kassette/ Traktor sitzt direkt unter dem Drucker, so daß sich allein die Höhe des Druckers verĂ€ndert und Sie keine Umbaumaßnahmen am Arbeitsplatz vornehmen mĂŒssen.

lst ein Papier beschrieben, so schiebt es der Projet elegant in seinen an der Vorderseite befindlichen Papierstauraum, der KapazitĂ€t fĂŒr gut 200 Blatt besitzt. Apropos Papier: der Projet verarbeitet neben dem DIN A4 Papier auch die Formate A5, Letter, Legal und BriefumschlĂ€ge (COM-10,C5,DL).

Die Centronics-Schnittstelle (serielles Interface als Zubehör) sitzt ebenso wie der Netzstecker an der RĂŒckwand des Druckers. Der Netzschalter liegt leider nicht an der Frontseite, sondern an der linken Seite.

Öffnet man die leichtgĂ€ngige Plexiglasabdeckung samt oberen Deckel, so erblickt man natĂŒrlich zuerst den mit 50 DĂŒsen bestĂŒckten Tintenstrahldruckkopf. Das Einsetzen dieses Druckkopfes, der fĂŒr 500000 Zeichen gut sein soll, ist (ohne »Tintenfinger« zu bekommen) leicht vorzunehmen. Auch die ĂŒbrige Mechanik, wie Papiervorschub (vor und zurĂŒck), Papierandruck und Einzug sowie alle beweglichen Teile vermitteln einen stabilen und solide konstruierten Eindruck. Nicht umsonst könnte sich Citizen sonst den Service leisten, dem Projet eine Garantiezeit von 2 Jahren zu verabreichen.

Nicht immer Elektronik

Zu einer wahren Manie ist mittlerweile die Forderung nach LC-Display und möglichst vielen Tasten zur Einstellung der Druckerfunktionen geworden. Klar ist: DIP-Schalter sind absolut out, doch daß dies in der Konsequenz nicht unbedingt ein tastenbestĂŒcktes MenĂŒfeld bedeutet, zeigt der Projet: Hier befinden sich lediglich vier Tasten, die abwechselnd — durch einen dreistufigen Schiebeschalter — mit verschieden Funktionen belegt sind. Je nach Schalterstellung erscheint auch eine andere Beschriftung fĂŒr die Tastatur. Die Kommunikation mit dem Bediener ĂŒbernimmt hierbei der Drucker selbst, indem er je nach MenĂŒ ein Blatt Papier mit den erfolgten Änderungen bedruckt. Einziges Manko ist, daß durch die Plexiglasabdeckung die gedruckten MenĂŒs nur recht schwer zu erkennen sind.

Die SchriftqualitÀt des Citizen Projet unter Calamus steht dem Laserausdruck kaum nach

In der Schiebeschalter-Grundeinstellung »on-line« lassen sich durch die vier Gummitasten alle notwendigen Funktionen wie LF/FF, TOF, CLEAN und Mikrovorschub erreichen. Schalten Sie per Schiebeschalter auf »FONT« um, so stellen Sie einen der drei residenten Fonts (Courier, Times Nordic, Letter Gothic) bzw. bestimmen die Druckgeschwindigkeit. Im Funktionsmodus »Attribute« lĂ€ĂŸt sich das Aussehen Ihres Fonts bestimmen. Der Projet bietet hierbei Bold, Italic, Compressed und Landscape bzw. Portrait an. Die letzte Funktionsgruppe »Setup«, die per Schiebeschalter erreichbar ist, dient zur Installation des Printers. Dort bestimmen Sie den zu verwendenden Papiereinzug (Standard, Traktor oder zweiter Einzelblatteinzug und manuelle Papierzufuhr) bzw. erreichen das Setup-MenĂŒ, ĂŒber das Sie in die Programmierung der Voreinstellungen gelangen. Bei diesen Voreinstellungen handelt es sich um die ĂŒblichen Definitionen ĂŒber ZeilenabstĂ€nde, Data-Format, Character Set etc. wobei der Projet ĂŒber das eingelegte Papier immer brav jeden Befehl — per Druck — beantwortet.

Emulation vorhanden

Der Standardbefehlssatz fĂŒr Tintenstrahldrucker ist — wie könnte es anders auch sein — der »HP Deskjet (Plus)«-Befehlssatz. Um auf dem Markt konkurrieren zu können, besitzt auch der Projet diesen Befehlssatz. Doch der Deskjet beherrscht nicht nur diese Emulation: An der Oberseite des DruckergehĂ€uses befinden sich zwei Cartridge-EinschĂŒbe, ĂŒber die zum einen eine »IBM-Proprinter 4291/2« — oder eine »Epson FX 850«-Emulation ladbar ist und zum anderen auch Schönschriftkassetten oder der Standardspeicher von 8 KByte auf 128 oder 256 KByte erweiterbar ist.

Die SchriftqualitĂ€t ist von einem Laserdruck fast nicht zu unterscheiden. Auch in punkto Geschwindigkeit zeigt sich, daß der Projet mit zu den schnellsten seiner Klasse gehört. Bei einem maximalen GerĂ€uschpegel von 47 dB(A) leistet der Projet 120 cps in LQ und 240 cps im Draft-Modus. FĂŒr ganz Eilige besitzt der Printer auch noch einen Superschnellschrift-Modus, in dem gar 360 cps erreicht werden, wobei das Schriftbild allenfalls fĂŒr Kontrollistings ausreicht.

Setzt man den Projet fĂŒr Graphikausdrucke ein, so kann dieser in Sachen Wiederholgenauigkeit, Auflösung und Druckdichte durchaus mit weit teueren Kollegen mithalten. Daß sich die Wiedergabe allerdings nicht mit einem Laser messen lĂ€ĂŸt, zeigt unser Calamus-Testausdruck deutlich. Speziell bei den gerasterten FlĂ€chen ist — bedingt durch den Zeilenvorschub — ein minimaler Unterschied festzustellen. Im Schriftbild jedoch ĂŒberzeugt der Projet wiederum durch bestechende QualitĂ€t.

Auch beim bekannten Space-Shuttle muß der Projet nicht klein beigeben und zeigt LaserqualitĂ€t

Hohe SchriftqualitÀt

Das dem Projet beiliegende deutschsprachige Handbuch fĂŒhrt den Anwender auf fast 150 Seiten in die Geheimnisse des GerĂ€ts ein. FĂŒr Programmierer eigener Druckertreiber beschreibt das Handbuch alle notwendigen Escape-Sequenzen und gibt auch einige ErklĂ€rungen zur Bubble-Jet-Technologie bzw. des Druckkopfes. Besonders auffĂ€llig ist, daß die ErlĂ€uterungen fĂŒr alle erhĂ€ltlichen ZusĂ€tze bereits eingebunden wurden, so daß sich der Besitzer des Druckers bereits vor dem Kauf ein Bild von den Erweiterungen machen kann.

Der Projet von Citizen besitzt aufgrund seines ausgezeichneten Preis-Leistungs-VerhĂ€ltnisses große Chancen, sich am Markt zu etablieren. Besondere Merkmale sind die gute SchriftqualitĂ€t, eine hohe Druckgeschwindigkeit bei extrem niedrigem ArbeitsgerĂ€usch, eine extrem einfache Bedienung und eine Ă€ußerst stabile Mechanik. Unser Urteil: allen, denen ein Laserdrucker zu teuer ist, bietet der Projet von Citizen eine gĂŒnstige und hochwertige Alternative, (uw)

WERTUNG

Citizen Projet

Preis: 1585 Mark

Druckprinzip: Bubble-Jet mit 50 DĂŒsen

Auflösung: 300 dpi

Speicher: 8 K auf 256 K erweiterbar

Schriften: drei residente Schriften, Schönschriftkarten erhÀltlich

Emulation: Standard HP-Deskjet Plus, optional Epson FX850, IBM Proprinter

Papierkassette: automatischer Einzelblatteinzug fĂŒr 150 Blatt, Traktor und zweiter Einzug erhĂ€ltlich

StÀrken: solide Verarbeitung, gutes Schriftbild, ausgewogenes Preis-Leistungs-VerhÀltnis

SchwÀchen: Netzschalter an der Seite

Fazit: Drucker, der AnsprĂŒchen im semiprofessionellen Grafikbereich als auch gehobener Korrespondenz gerecht wird.

Citizen, Hanns Braun Str 50, 8056 Neufahrn

Hans Hoffmann