Wordstar auch für den ATARI ST

Mit dem CP/M 80 Emulator hat sich dem ATARI ST kurzfristig eine große Softwarequelle eröffnet. Zwar brennt der ATARI im Z80 Modus nur auf Sparflamme aber ein reichhaltiges Programmangebot dürfte dies vorerst vergessen machen. Ein wichtiges Beispiel dieser Softwarepalette ist Wordstar.


Wordstar ist, wie der Name schon sagt, ein Textverarbeitungsprogramm. Allerdings grenzt die Aussage „ein Textverarbeitungsprogramm“ schon an eine Untertreibung. Denn, Wordstar ist das am meisten verbreitete Textverarbeitungssystem, das für Personal Computer entwickelt wurde. Viele andere Textverarbeitungsprogramme basieren auf dem Konzept von Wordstar, somit kann man sagen, daß wenn man mit WordStar umzugehen versteht, man mit fas jedem anderen Textverarbeitungsprogramm ohne große Einarbeitung zurechtkommt.

Wozu brauche ich ein Textverarbeitungsprogramm, ich kann meine Briefe auch wie bisher auf einer Schreibmaschine schreiben? Zu dieser Frage eines voraus: Jemand, der einmal einen Brief auf einem Textverarbeitungssystem (und einen Personal Computer mit Textverarbeitungsprogramm und Drucker kann man als solches bezeichnen) geschrieben hat, möchte die Annehmlichkeiten, die einem geboten werden, nicht mehr missen.

Wer hat sich nicht schon beim Schreiben eines Textes auf einer Schreibmaschine über den mit Abnehmen der Zehn-Finger-Fertigkeit anwachsenden Verbrauch von Korrekturhilfen geärgert, und wer hätte nicht gerne nach Vollendung des Textes noch hier und da ein paar Leerzeilen eingefügt, und wer hat nicht schon erst im Nachhinein festgestellt, daß der von ihm in Mühe erstellte Text auf einmal voller Fehler steckt?

Wäre dieser Text doch nur mit Hilfe eines Textsystemes geschrieben worden, so bräuchte man sich über solche Probleme keinerlei Gedanken machen, denn ein Textverarbeitungsprogramm nimmt einem die Lösung solcher Probleme hervorragend ab.

Damit Sie einmal eine Vorstellung bekommen, wie so etwas auf dem Bildschirm aussieht: Der geschriebene Text ist auf dem Bildschirm zu sehen und zwar in der Anordnung wie man ihn eingegeben hat. Damit nicht genug, denn der Text wird nach Fertigstellung auch so ausgedruckt, wie man ihn auf dem Bildschirm sieht.

Wäre das der ganze Vorteil, den WordStar bietet, so wäre das nicht gerade viel und die Anschaffung hierfür würde sich nicht gerade lohnen. Aber nein, mit WordStar, das von MicroPro International Corp. in den USA entwickelt wurde, können Sie

Dies sind nur die wichtigsten Funktionen, die Wordstar bietet. Damit WordStar diese ganzen Funktionen ausführt, ist natürlich ein bestimmter Befehlssatz notwendig. Wordstar lebt quasi von der CONTROL-Taste, denn sei es, man möchte einen Buchstaben löschen, oder Blöcke definieren, oder auch nur den geschriebenen Text auf der Diskette abspeichern, es ist auf alle Fälle die CONTROL-Taste, gedrückt zusammen mit einer anderen Taste, notwendig. Diese Tatsache erschwert es dem Anfänger erheblich, seinen allerersten Brief zustande zu bringen. Nachdem man das Programm Wordstar geladen hat ist zwar im allgemeinen beim Start des Programms automatisch eine „Ffilfsfunktion“ eingeschaltet, welche es ermöglicht, die gängigsten Befehle auf dem Bildschirm über dem zu bearbeitenden Text wiederzufinden, aber es sei an dieser Stelle gesagt, daß es dem Neuling auf diesem Gebiet am besten weiterhilft, wenn er sich ein Buch über die Ffandhabung von WordStar aneignet. Nur so kann man die Fülle an Vorzügen, die dieses Programm bietet, sinnvoll anwenden, und sich somit viel Arbeit bei der Erstellung eines Textes ersparen.

Das Textverarbeitungsprogramm Wordstar bietet allerdings noch weitere Vorteile.

Möchte man z. B. ein Programm in der Programmiersprache „C“ schreiben, und soll dies möglichst komfortabel vonsdtatten gehen, so hat man die Möglichkeit, das Programm in dem speziellen WordStar-Modus „N = Eröffnen einer Programmdatei“ zu schreiben und unter den Vorzügen eines ausgereiften Texteditors unter Verwendung aller WordStar-Befehle zu editieren, um das Programm sodann von einem C-Compiler compilieren zu lassen.

Dieser spezielle „N-Modus“ hat keine variable linke- und rechte Randbegrenzung wie der normale Textverarbei-tungsmodus, denn er erzeugt eine reine ASCII-Datei ohne Steuerzeichen.

Dieser Editor wird den Benutzern von TURBO-Pascal schon ein Begriff sein, denn TURBO-Pascal arbeitet mit dem selben Editor.

Zu einer ganz erheblichen Arbeitserleichterung kommen wir nun: Man stelle sich einmal vor, man möchte an ca. 50 verschiedene Personen eine Einladung zu einer Party verschicken, wobei der Text der Einladung immer der gleiche ist, es ändern sich lediglich die Anreden und die Adressen von Brief zu Brief

Was macht man in so einer Situation?

Lösung 1:
Man setzt sich hin und tippt jeden Brief individuell neu

Lösung 2:
Man läßt jeden Brief individuell neu tippen

Lösung 3:
Man zählt sich zu den glücklichen Besitzern des zu WordStar kompatiblen Softwarepaketes MailMerge, schreibt den Brief nur einmal und läßt im Mischdruck-Verfahren die verschiedenen Anreden und Adressen an die richtigen Stellen in der Einladung automatisch einfügen, um sodann auch noch die Adressaufkleber für die Briefumschläge drucken zu lassen.

Das Programm MailMerge ist nämlich, wie oben schon erwähnt, ein unabhängiges, jedoch mit WordStar voll kompatibles Softwarepaket, das es erlaubt, einen allgemein gehaltenen Brief zu schreiben, in dem an den individuellen Textstellen Variable geschrieben werden, die dann im Mischdruck-Verfahren mit den individuellen Daten aus einer anderen Datei, oder auch während des Druckes von der Tastatur aus, ausgetauscht werden.

Stehen die einzufügenden Daten in einer dBase II (III)-Datei zur Verfügung, so kann auch auf diese Daten ohne weiteres zugegriffen werden.

Nun noch zu einem weiteren Sopftwarepaket, das in engem Zusammenhang mit WordStar steht, nämlich eines, welches jene unter uns ansprechen wird, die nach vollbrachter schreiberischer Leistung immer noch gänzlich im Dunkel tappen, ob denn das Geschriebene auch der deutschen Rechtschreibung entspricht, oder nicht.

Es handelt sich um das Programm SpellStar, welches übrigens genau wie Mailmerge auch von WordStar aus aufgerufen werden kann.

SpellStar enthält ein „Wörterbuch“ von 20 000 Worten, kann jedoch noch erweitert werden, damit auch Spezialausdrücke überprüft werden können.

Möchte man näheres über die hier genannten Programme erfahren, so lohnt es sich auf jeden Fall ein Buch über dieses Theme zu lesen, denn nur so kann man sich viel unliebsame Arbeit ersparen und auch noch die Vorzüge von MailMerge und SpellStar beim Schreiben eines Textes genießen.

BW



Aus: ST-Computer 03 / 1986, Seite 43

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite