GFA Draft Plus

GFA DRAFT PLUS ist die Weiterentwicklung von GFA DRAFT, das wir in der Februarausgabe vorgestellt haben. Es war damals eines der wenigen und eines der günstigsten CAD-Programme. Es war jedoch in seiner Bedienung teilweise recht umständlich und träge. In diesem Bericht werden deshalb vorwiegend die Verbesserungen und Erweiterungen besprochen.

Bild 1: Die wichtigsten Einstellungen für das Projekt

Linienoperationen

Der erste positive Punkt bei GFA DRAFT PLUS ist, daß es nur noch eine Menüzeile gibt und die Einstellungen jetzt in umfangreicheren Dialogboxen vorgenommen werden können. Damit ist es endlich möglich, Einstellungen auf eine akzeptable Art vorzunehmen. Nach dem Starten des Systems kann sofort mit dem Ziehen von Linien begonnen werden. Die Linienattribute (Typ, Breite, Art), werden in einem einzigen Menü eingestellt (das war nicht immer so einfach!). Allerdings zeigen sich schon hier erste Mängel. So beginnt die Linienbreite erst bei 0.3 mm, obwohl man bei jeder technischen Zeichnung eine Linienbreite von 0,25 mm benötigt. Als zweites wundert man sich über den Sinn der Linienarten. Diese können zwar eingestellt und benutzt werden, allerdings können oft benötigte Linieneinstellungen nicht abgespeichert werden. Laut Handbuch ist der Sinn dieser Option das spätere Trennen verschiedener Linien z. B. nach elektrischen und hydraulischen Leitungen.

Die Funktionen, die sich auf Linien beziehen sind zahlreich und einfach zu handhaben:

Die Funktionen Parallele und Tangente sind neu hinzugekommen und bedürfen wohl keiner Erklärung. Sehr gut ist die Funktion Linie einrasten . Dabei werden Linien, die sich in einem bestimmten Bereich (einstellbarer Fangradius) befinden, miteinander verbunden. Diese Funktion ist besonders zum Erstellen von geschlossenen Flächen wichtig, wenn diese schraffiert werden sollen.

Weitere Zeichenfunktionen

Neben Linien-Funktionen bietet GFA DRAFT PLUS natürlich auch noch andere Optionen:

Fenstermanipulationen

Wenn Elemente und Objekte schon erstellt sind, dann ist es immer noch möglich, eine Fülle von Manipulationen durchzuführen. Diese beziehen sich entweder nur auf ein selektiertes Objekt oder aber auf einen, mit der Fensterfunktion, festgelegten Bereich. Manipulationen sind:

Schraffieren und Bemaßen

Bild 2: Das Druckmenü

Diese Funktionen sind beim Anfertigen von technischen Zeichnungen sehr wichtig. Zum Schraffieren ist im allgemeinen ein geschlossener Streckenzug notwendig, doch bei GFA DRAFT PLUS kann auch der Bereich zwischen zwei Linien mit einer Schraffur versehen werden. Auch das Bemaßen von Strecken ist recht einfach. Zuerst werden Maßhilfslinien gezogen, die sich ziemlich problemlos auf Linien einklinken. Zwischen diesen Hilfslinien wird dann der Bemaßungspfeil gezogen und mit einem weiteren Mausklick erscheint die Maßzahl. Dieses Verfahren ist zwar nicht das komfortabelste, aber es ist im Vergleich zur Handarbeit eine große Hilfe.

Neu hinzugekommen ist eine Funktion, die bei der Beschriftung von z. B. Widerständen automatisch die Nummer erhöht (R11, R12 usw.). oder eine Bezeichnung beibehält.

Löschen

Das Löschen ist schon bei GfA DRAFT sehr einfach gewesen. Mit BACKSPACE wird die jeweils letzte Eingabe gelöscht. Dies kann so lange fortgeführt werden, bis das Blatt wieder leer ist. DELETE löscht dagegen das Objekt, das dem Cursor am nächsten ist. Es kann aber auch ein markierter Bereich gelöscht werden. Eine neue Option erlaubt außerdem das Löschen von Objekten. Bei GFA DRAFT konnte nämlich ein Kreis nur durch Löschen einer Unzahl von Vektoren entfernt werden. Bei aktiviertem Objekt löschen geht dies auf einen Schlag.

Symbole

Oft benötigte Linienkombinationen oder ähnliches können als ein Symbol abgespeichert werden. Beim Einladen muß man dann aber immer über die Fileselektorbox eine Auswahl treffen. Deshalb ist meistens eine Funktionstastenbelegung sinnvoll. Das Objekt wird dann zwar immer noch von Diskette nachgeladen (obwohl doch der ST so viel Speicher hat!), aber die Objektauswahl entfällt. Diese Möglichkeit ist besonders für Platinenlayouts interessant, wenn z. B. eine Vielzahl Widerstände benötigt werden.

Ebenfalls für diese Anwendung geeignet, ist die Option, mehrere Zeichnungen als Ebenen übereinander darzustellen.

Kommandosprache

Eine weitere neue Option ist die Kommandosprache, die nun implementiert ist. Damit können Zeichnungen mit Befehlsfolgen erstellt werden, was natürlich eine größere Genauigkeit zur Folge hat. Die Sprache ist sehr einfach und wird in ähnlicher Form auch bei anderen CAD-Systemen, u. a. Schneidbrennersteuerungen verwendet. FD 50 zeichnet z. B. eine Linie mit der Länge 50 mm. Die Sprache enthält aber auch komplexere Befehlssequenzen wie Schleifen und Makros.

Der Aufbau dieser Dateien wird im Handbuch erklärt, so daß sie auch von einem anderen Programm erstellt werden können. Denkbar wäre demnach das Berechnen von Werten in einem eigenen Programm und Ausgabe in Form der Kommandosprache des GFA DRAFT PLUS.

Drucken und Plotten

Die schönste Zeichnung nutzt nichts, wenn man sie nicht zu Papier bringen kann. Doch neben einer stattlichen Anzahl schon installierter Druckertreiber, wird auch die Anpassung jedes beliebigen Druckers/Plotters erklärt. Dem Ausdruck auf diesen Geräten ist jeweils eine Dialogbox gewidmet. Dort werden dann Blattgröße, Verschiebung, Zoomfaktor, Ausrichtung, Druckdichte und ähnliches eingestellt (siehe Bild). Außerdem ist es jetzt möglich einen bestimmten Ausschnitt auszugeben.

Bild 3: Oft benutzt: Das Linienmenü

Wertung

Eine Wertung von GFA DRAFT PFUS ist nicht ganz einfach. Gemessen an seinem Vorgänger, bietet es eine Fülle wichtiger Zusatzfunktionen und viele gravierende Fehler und Mängel sind behoben worden. Dennoch ist die Bedienung nicht immer zufriedenstellend. Wer technische Zeichnungen anfertigt, der braucht abwechselnd dünne, gestrichelte und dickere, durchgezogene Linien. Es gibt aber keine Möglichkeit, diese Linienarten abzuspeichern, um schnell zwischen ihnen wechseln zu können. Hier, und auch an anderer Stelle, wäre es sinnvoll einige Icons auf dem Bildschirm zu plazieren oder Funktionstasten dafür vorzusehen. Dann könnten die wichtigsten Funktionen schnell angewählt werden, ohne in Menüs oder Dialogboxen rumfahren zu müssen.

Auch das Arbeiten mit einer sichtbaren Linienbreite ist gewöhnungsbedürftig, weil man nicht die tatsächlichen Breiten kontrollieren kann. Dies ist jedoch die einzige Art, einen schnellen Bildaufbau zu erreichen, denn wenn alle Linien in ihrer tatsächlichen Breite dargestellt würden, dann benötigte GFA DRAFT PLUS dafür eine Ewigkeit. Für den Anwender bedeutet dies ein gutes Gedächtnis für die schon gezeichneten Linien, aber auch für die momentan eingestellte Breite.

GFA DRAFT PLUS kostet DM 349. Dieser Preis ist für ein CAD-Programm durchaus angemessen, allerdings gibt es für den ST noch einige andere in dieser Preisklasse. Man sollte sich deshalb genau überlegen, was für den eigenen Bedarf das Geeignetste ist. Arbeiten kann man mit GFA DRAFT PLUS allemal. Viele Funktionen und Features besitzt es und deren Leistungsfähigkeit ist sehr hoch. Was fehlt, ist in erster Linie der Komfort und die Leichtigkeit der Bedienung, die man sonst von vielen ST-Produkten gewohnt ist.

(MN)

Bild 4: Beispiel eines Arbeitsbildschirms


Aus: ST-Computer 10 / 1987, Seite 111

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