Grauer Riese: Der Brother-Laserdrucker HL-8

Anfangs war ich, aus purer Ignoranz vermutlich, gar nicht so begeistert von der Aussicht, einen Laserdrucker für einen ausführlichen Test in mein trautes Heim entführen zu dürfen. Aber so ist das eben. Jetzt, wo ich die beigegrauen Kanten des Brother HL-8 so richtig liebgewonnen habe, muß ich ihn zurückgeben. Der Besitztrieb, diese Wurzel allen Übels, geht mit mir durch - so einen Drucker muß man haben.

Er braucht ohne Papierkassette 45 mal 48 cm Fläche und ist mit 20 kg Gewicht nicht gerade für längere Spaziergänge geeignet. Das Gehäuse ist mit 23 cm sehr flach und sieht für einen Drucker ausgesprochen apart aus. An der Vorderseite wird die Papierkassette eingeschoben, außerdem ist dort ein Bedienfeld mit einer einzeiligen LCD-Anzeige und ein paar bunten Folientastem zu finden.

Beginnen wir aber mit wichtigeren Dingen. Ich habe den Drucker wenig ruhen lassen. Zuerst einmal mußte er eine Diplomarbeit drucken, insgesamt einige hundert Druckseiten. Das Druckprogramm: Signum II. Kein einziger Papierstau. völlig problemloses Arbeiten. Im weiteren Verlauf der Woche war dann eine ganze Reihe von Listings an der Reihe, aus Editoren, Desktop. lst_Word usw. Keine Probleme. Schließlich der Härtetest: Briefumschläge, Overheadfo-lien. Klaglos, keine Probleme. Mehr als eine 500-Blatt-Packung Papier habe ich verdruckt, ohne einen einzigen Papierstau. Das spricht wahrlich für die Qualität des Druckwerkes des HL-8. Auch mit schwerem, hochwertigen Papier gibt es keine Schwierigkeiten. Bei ähnlichen Druckarbeiten mit dem ATARI-Laser hatte ich ungefähr bei jeder dritten Seite einen Papierstau. Allerdings ist unser Redaktionslaser auch ein “Silberne-Zitrone”-Exemplar; kein anderer mir bekannter Besitzer eines ATARI-Lasers hat derartig viel Ärger mit seinem Gerät. Aber auch den Vergleich mit anderen Konkurrenten muß der HL-8 in Sachen Zuverlässigkeit nicht scheuen.

Dies gilt ebenso für die Ausstattung der grauen Kiste. Kompatibilitätsprobleme sollte es nicht allzu viele geben, da der Drucker fünf zum Teil weitverbreitete Geräte emulieren kann: Hewlett Packard LaserJet plus, Epson FX-80, IBM Prowriter XL, Diablo 630 und Brother Twinwri-ter. Für Signum ist die HP-Emulation nützlich, Grafiken druckt man am einfachsten im Epson-Modus. Natürlich sind auch Hardcopies in diesem Modus kein Problem.

Mit dem Bedienfeld kann man alle Parameter des Druckers einstellen, von der Aufteilung der Seite (Ränder, Zeilenzahl usw.) angefangen über Formate (Hoch/ Quer) bis hin zur Anzahl der Kopien (bis zu 99) von jeder Seite und der Auswahl der Interface-Daten.

Der HL-8 besitzt nämlich gleich zwei Schnittstellen, ein serielles und eine Centronics-Interface. Bei der seriellen Übertragung akzeptiert der Drucker bis zu 19200 Baud.

In der LCD-Anzeige des Bedienfeldes wird auch die Anzahl der bis dato bedruckten Blätter angezeigt; so ist leicht feststellbar, wann das Budget durch den vorsorglichen Tonernachkauf belastet werden muß.

Die technischen Daten sind nicht ungewöhnlich für einen Laserdrucker: Auflösung 300 Dpi, maximal 8 Seiten pro Minute, Vorwärmzeit weniger als eine Minute. Der in der Grundausführung vorhandene Pufferspeicher hat eine Größe von 512 KByte, ist jedoch durch Zusatzplatinen um ein oder zwei Megabyte erweiterbar. Auch für Schrifttypen-Kas-setten ist Platz: Zwei Slots unterhalb der Papierkassette, praktisch auf der Vorderseite gelegen, können zur Erweiterung der Schriftenvielfalt benutzt werden.

Der HL-8 ist verhältnismäßig leise; man ist nicht gezwungen den Drucker zwecks Ohrenschonung in den nächsten Schrank unter einen Stapel Dämmplatten zu packen. Vor allem ist das Druckergeräusch angenehm unauffällig.

Die Papierzufuhr kann entweder über eine Kassette für bis zu 200 Blatt Din A4 oder manuell erfolgen. Manuell zugeführt können, wie oben bereits angedeutet, auch Briefumschläge oder andere Papierformate verarbeitet werden. Für die Pa-pierablage kann man zwischen zwei Optionen wählen: Normalerweise wird das bedruckte Papier mit der Druckseite nach unten auf der Oberseite des Druckers ausgegeben. Da dies aber bei Briefumschlägen oder dickem Papier zu unnötigen Biegungen führt, befindet sich auf der Rückseite des Druckers eine Klappe, die 'in geöffnetem Zustand als direkte Papierablage mit Druck nach oben dient.

Jedes Programm, das einen der als Emulation vorhandenen Drucker unterstützt, sann mit dem HL-8 Zusammenarbeiten. Die Druckqualität entspricht der, die man von einem Laser-Drucker dieser Klasse erwartet; die Beispielausdrucke belegen dies. Der Kontrast ist völlig gleichmäßig, wie man an einem Streifen-Testbild sehr gut sehen kann.

Die Betriebskosten werden im wesentlichen durch den Toner bestimmt; nach ungefähr 4000 Seiten ist eine neue Kassette, die ca. 280.- DM kostet, fällig. Es empfiehlt sich, den Bedarf im voraus zu planen; ein Testanruf bei einigen Frankfurter Händlern ergab, daß der Toner bei keinem Händler vorrätig war, jedoch in kurzer Zeit (maximal 2 Tage) zu beschaf-:en sei. Wenn der Toner bei wichtigen Arbeiten zu Ende geht, sind zwei Tage [ natürlich etwas viel.

Der Drucker enthält keine ausgefallenen Schrifttypen; es sind gleichwohl verschiedene proportionale und nichtproportionale Fonts vorhanden, im wesentlichen zwei Grundtypen, wie im Bild zu sehen. Dabei stehen jeweils die IBM- und Epson-Zeichensätze zur Verfügung, erstere in den diversen nationalen Versionen. Selbstverständlich sind auch Schriftarten wie kursiv, fett und unterstrichen vorhanden, jeweils, wie es die aktuelle Druckeremulation verlangt. Das gleiche gilt für Download-Fonts.

Die Grafik-Modi der emulierten Drucker funktionieren ebenfalls problemlos, allerdings ist die Qualität bei Nadeldrucker-Auflösungen, die kein ganzzahliger Teil von 300 Dpi sind, nicht ganz perfekt; bei 120 Dpi zum Beispiel entspricht ein Nadeldrucker-Pixel 2.5 Laserdrucker-Pixeln, so daß entweder 2 oder 3 Pixel des Laserdruckers einem Nadeldrucker-Pixel entsprechen. In eigenen Programmen kann man aber selbstverständlich die volle Laserauflösung über die LaserJet-Emulation nutzen.

Apropos Programmierung: Zwei Handbücher werden zum Drucker geliefert, die beide um die 150 Seiten stark sind. Das eine ist für die Bedienung zuständig und enthält auch die Beschreibungen für die Wartungsarbeiten wie Tonerwechsel usw. Das Ganze enthält viele Bilder, so daß auch weniger geschickte Computerbenutzer (so wie ich) problemlos mit dem Gerät zurechtkommen sollten. Die Übersetzung der Anleitung ließ zwar manche Stilblüte entstehen, aber es ist nicht so schlimm, daß es zu Verständnisproblemen führen könnte.

Das zweite Manual beschreibt sehr ausführlich und übersichtlich (und mit den anscheinend unvermeidlichen IBM-BASIC-Beispielen) die Programmierung des Druckers in allen Emulations-Modi. So sollten Druckerhandbücher aussehen.

Abschließend ein paar Worte zur Geschwindigkeit. Soweit das bei einem Laserdrucker möglich ist, haben wir die Drucker-Benchmarks, die wir auch in unserer PD-Sammlung veröffentlicht haben, verwendet.

Für 33396 Byte Text braucht der Drucker 2 Minuten Empfangszeit, der Druck ist nach 2 Minuten und 20 Sekunden beendet. Eine Epson-Grafik (siehe Bild) war in 16 Sekunden empfangen und nach 29 Sekunden ausgedruckt.

Für den DIN-Druckertest-Geschäftsbrief braucht der Brother HL-8 nur 13 Sekunden.

Etwas praktischere Zeiten: Natürlich ist der HL-8 mit Signum um einiges langsamer als der ATARI-Laser. Das gleiche gilt für Hardcopies. Der Grund dafür ist, daß der ATARI-Laser direkt auf den Speicher des Rechners zugreift, während der HL-8 wie jeder andere Drucker auch über eine viel langsamere Schnittstelle des Rechners bedient wird. Eine Signum-Seite kann also, je nach Komplexität, schon einmal 30 Sekunden dauern. Bei meinen Messungen ergaben sich für normale Textseiten ohne Grafik Durchschnittszeiten von ungefähr 45 Sekunden.

Wie Sie vielleicht bereits bemerkt haben, würde ich den HL-8 am liebsten behalten. Zuverlässig, leise und Laserqualität im Ausdruck - was will ich mehr? Bei all dem ist der Brother-Drucker nicht einmal teuer, er liegt in der unteren Laserpreisklasse (ca. DM 5250,-). Natürlich, der ATARI-Drucker ist erheblich billiger, aber dafür ist er meinen Erfahrungen nach soviel unzuverlässiger, daß sich für den (semi-) professionellen Einsatz der Mehrpreis für einen HL-8 sicher lohnt. Ein anderer Punkt ist die Möglichkeit, einen Laserdrucker wie den HL-8 auch an anderen Computern oder mit Programmen, die keinen speziellen ATARI-Laser-Treiber besitzen, zu benutzen.

Der Brother HL-8 ist ein gut aufgemachter, hochwertiger Laserdrucker, der auch preislich nicht uninteressant ist. Empfehlenswert.

CS



Aus: ST-Computer 11 / 1988, Seite 172

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