HASCS - Die Monsterverwaltung

Ein übersichtliches Spielfeld

Rollenspiele à la „Ultima“ sind schon seit jeher eine faszinierende Sache. Wer hat nicht schon davon geträumt, ein Rollenspiel selbst zu schreiben, in dem man vielleicht sogar selbst als Figur auftaucht? Mit „Hascs - The Game Creator“ soll das möglich sein. Wie komfortabel der Editor und nachher auch die Spiele sind, soll dieser Test zeigen.

Als alter Ultima-Fan geht man natürlich mit einigem Enthusiasmus an einen solchen Test -schließlich wartet das erste „selbstgeschriebene“ Rollenspiel darauf, gespielt zu werden. Um so schlechter ist es da, wenn man mal wieder eine Anleitung lesen muß. Um es gleich vorweg zu sagen: Ohne Anleitung ist Hascs nicht bedienbar. Das ist der beste Kopierschutz. Das Handbuch selbst ist gut gelungen. Probleme dürften nur dann auftauchen, wenn ein Nicht-Rollenspiel-Kenner sich einarbeiten muß, denn ein Glossar fehlt beispielsweise völlig. Dadurch ist das ansonsten gute Handbuch für den Laien kaum lesbar.

Hascs besteht aus mehreren Einzelprogrammen. Das verkürzt zum einen die Ladezeit, zum anderen wird der Speicher dadurch nicht überbeansprucht. Das wichtigste Programm zur Erstellung des eigenen Rollenspiels ist zweifellos der Editor. Nach dem Start ist die Benutzernummer eingeben. Dadurch ist sichergestellt, daß kein Unbefugter auf die frisch entworfenen Levels zugreifen kann.

Monströs

Sodann wird der Edit-Bildschirm dargestellt. Dieser gliedert sich in einen 20 x 20 Zeichen großen Ausschnitt des gerade bearbeiteten Levels, vier Reihen mit Monstern, Untergrund und Wächtern etc. sowie einer Befehlsleiste. Pro Adventure lassen sich 999 Levels von höchstens 100 x 100 Feldern kreieren. Unter dem Level-Ausschnitt selbst befindet sich eine Info-Zeile, in der sich einige wichtige Fakten über den bearbeiteten Level befinden.

Die Hauptstruktur von Hascs sind die Levels. Jeweils ein Level befindet sich beim Spielen komplett im Speicher. Nur in diesem werden Monster bewegt und Felder verändert (sofern nötig). Die Levels sind immer rechteckig und lassen sich durch Leitern oder Teleporter verbinden. Das Spiel ist immer dann beendet, wenn der Spieler Level 0 erreicht.

Damit dürfte klar sein, wie ein Level aufgebaut ist. Nun kennt man es aus den verschiedensten Rollenspielen, daß man mit einigen Charakteren sprechen kann, andere greifen den Spieler an, wieder andere fl ehen. Auch das ist mit Hascs möglich. Einem Monster können 11 verschiedene Zustände zugewiesen werden - von fliehend bis angreifend ist alles vorhanden, was das Herz begehrt. Damit man mit den Figuren auch sprechen kann, läßt sich mit einem Texteditor bestimmen, wie sie reagieren sollen. Für diese Dialoge existiert, übertrieben gesagt, eine eigene „Programmiersprache“. Dadurch wird es problemlos möglich, auf Antworten des Spielers vernünftig zu reagieren, etwa um Tips für den weiteren Fortlauf des Spiels zu geben oder bei der falschen Antwort aggressiv zu werden. Damit man nicht bereits vor dem Spiel schon alle Dialoge durchlesen kann, werden sie auf Wunsch verschlüsselt abgespeichert.

Sprites

Mit dem Sprite-Editor lassen sich eigene Figuren problemlos erstellen.

Nun bringt es wenig, sich mit einer Kaffeetasse zu unterhalten. Niemand wird glauben, daß ein Stück Kuchen aggressiv ist. Aus diesem Grunde existiert ein Sprite-Editor, mit dem sich die 16 x 16 Punkte großen Gesellen problemlos edieren lassen. Für die Faulpelze unter den Gestaltern werden einige Figuren, Gegenstände und „Geomorphs“ (Terrain-Felder) mitgeliefert.

Natürlich unterscheiden sich, ebenso wie die Monster, auch die Felder. So gibt es aufnehmbare Gegenstände (die man frei definieren kann, etwa eine Fackel oderein Schwert), Felder mit Parametern (beispielsweise Leitern, Fallen etc.), Felder mit vorgegebener Bedeutung (etwa Wasser, Tür auf oder Tür verschlossen) und Füllfelder, die keine besondere Funktion haben und nur zum Auffüllen des Spielfelds dienen.

Kämpfe

Möchte man eines dieser Elemente auf dem Spielfeld plazieren, muß man es nur anklicken und auf dem Spielfeld absetzen. Bei manchen Symbolen muß man noch Parameter eingeben - bei einem Monster etwa, wie aggressiv es ist, bei einem Text die Nummer der Textdatei usw.

Rollenspiele ohne Waffen und Rüstungen wirken recht ärmlich. Deswegen gibt es bei Hascs massig davon. Allerdings finden sich keine vorgefertigten Waffen, sondern man muß sie selbst erstellen. Dafür existieren fünf verschiedene Wirkungen, die sich auch kombinieren lassen. So kann man explizit angeben, ob mit der Waffe ein Nah- und/oder Fernkampf möglich ist, ob man beide Hände für den Einsatz benötigt, ob die Waffe nach dem Kampf erhalten bleibt, und ob man mit der Waffe parieren kann. Daraus lassen sich schwierige Gegner konstruieren. Man denke an eine Hexe, die den Spieler aggressiv verfolgt und über einen Zauberspruch verfügt, der im Fernkampf angewendet werden kann. Solche Waffen können den Spieler zum Verhängnis werden, wenn man nicht vorher genau überlegt, welche Wirkung sie haben könnten.

Der Hascs-Editor für eigene Rollenspiele

Magisches Allerlei

29 verschiedene magische Effekte stehen zur Verfügung, um dem Spielerdas Leben schwer zu machen. Das reicht von Gift über Zauberschilde bis zur Magierüstung. Bei den meisten Zauberwerken läßt sich auch die Intensität der Wirkung angeben.

Das sind im groben die Möglichkeiten, die „Hascs - The Game Creator“ bietet. Die fertigen Spiele sind recht gut spielbar. Wer allerdings die großen Ultima-Rollen-spiele und deren Verwandte kennt, wird sich umgewöhnen müssen. Hascs bietet natürlich etwas weniger Abwechslung und ist auch wesentlich gröber aufgebaut. Leider laufen die Rollenspiele auch nur in der hohen Auflösung, was gerade für Rollenspiele ein Schwachpunkt ist, da sie in Farbe doch ungleich mehr Spaß machen. Weniger schön ist auch, daß die Menüs etwas ungewöhnlich sind - einige Menüleisten würden dem Programm bestimmt gut zu Gesicht stehen. An den Mauszeiger muß man sich auch eine Zeit gewöhnen; es ist etwas unverständlich, wieso hier nicht der normale Zeiger gewählt wurde. Mit etwas Kreativität und Phantasie lassen sich jedoch umfangreiche Rollenspiele erstellen, die sicher eine Zeitlang fesseln können. Der Preis von DM 59,- ist sicherlich nicht zu hoch. Alle selbst erstellten Spiele dürfen übrigens ausdrücklich weitergegeben werden.

Wer sich ein Bild von dem Game-Creator HASCS machen will, findet auf ST-PD 203 ein gleichnamiges Rollenspiel. Natürlich ist dort kein Editor enthalten.

MP

Bezugsadresse:

Computer-Service Köhler Don-Carlos-Straße 33h W-7000 Stuttgart 80



Aus: ST-Computer 06 / 1991, Seite 46

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