Multi-Monitoring - Neue Rechner, neue Bildschirmmodi

Gab es beim guten alten ST drei Auflösungen, so gibt es seit Einführung des ATARI TT drei weitere; TT-Niedrig mit 320 x 480, TT-Mittel 640 x 480 und TT-Hoch mit 1280 x 960. Ende der Fahnenstange? Nein, keine Spur. Mit dem TrueMultiScreen-System der Regensburger Firma tms ist es möglich sich ein Desktop mit den Ausmaßen 1600 x 1200 Pixel aufzubauen.

Man stellt sich jetzt aber keinen Bildschirm mit den Maßen zwei Meter mal einen Meter hin, sondern vier normale VGA-Schirme.

Vier Monitore

Das System ist denkbar einfach. Ein paar VME-Bus-Grafikkarten in den Computer plus einen VDI-Treiber, und schon ist der größere Bildschirm fertig. Zum Anfang reicht auch je eine Karte mit VGA- und monochromem Monitor (z.B. TTM194). Nun stellt man den VGA-Schirm rechts neben den Großbildschirm und bindet den Treiber ins System ein. Nach erneutem Booten hat der Anwender ein Desktop, aufgeteilt auf zwei Bildschirme. Hat man auf dem Farbmonitor mit der Grafikkarte eine Auflösung von 800 x 600 Punkte eingestellt, ergibt sich nun ein Desktop von 2080 x 960 Punkte.

Diese Größe wird dem GEM über einen eigenen VDI-Treiber mitgeteilt. Von da an laufen alle ‘sauber’ programmierten GEM-Programme auch auf dieser Mehr-Bildschirm-Lösung. Sollte ein Programm dennoch versuchen, direkt in den Bildschirmspeicher zu schreiben, erscheint natürlich wirres Zeug auf dem Schirm.

Viele werden sich fragen, wie man einen Farb- und einen Schwarzweiß-Monitor gleichzeitig als ein Desktop haben kann.

Dies erledigt hier die Software. Alle Farben werden als geditherte Graustufen auf dem monochromen Bildschirm dargestellt. Selbstverständlich benötigt so etwas einen schnellen Rechner, da ja bei solchen Aktionen erhebliche Rechenoperationen nötig sind. So ist der Einsatz bei einem Mega STE durch den VME-Bus zwar evtl, noch akzeptabel, aber spätestens bei einem ST-Modell (Grafikkarten für den MEGABUS) dürfte in puncto Geschwindigkeit davon abzuraten sein.

... und für wen?

Diese Multi-Monitor-Lösung ist für alle im grafischen Gewerbe (DTP, EBV und CAD) besonders geeignet. Aber selbst ein besser ausgerüsteter Anwender, der bereits einen s/w- und VGA-Monitor hat, kann durch Zukauf der Software die Vorteile nutzen. Die nächste Ausbaustufe wäre dann eine zweite Grafikkarte und ein zweiter VGA-Monitor. Allerdings bleibt einem sinnvollerweise nur die Möglichkeit, den Monitor horizontal einzureihen, da bei einem quadratischen Aufbau ein Viertel fehlen würde. Die Grenze bei diesem System stellt der VME-Bus dar, der maximal vier VME-Karten unterstützt.

Ein Nachteil durch die baubedingten Gehäuse der Bildschirme entsteht bei zentrierten Dialogboxen. Sie sind geteilt und schwerer lesbar. Abhilfe können hier ‘fliegende Dialoge’ sein, die man auf einen Monitor rückt. Aber bei der Firma tms ist man sich des Problems bewußt und arbeitet an der Möglichkeit, Dialogboxen, die über die Betriebssystemroutine/brm_center aufgerufen werden, abzufangen und an beliebig konfigurierbarer Stelle wiederzugeben.

Wer Interesse hat und wissen möchte, was die Software kostet, dem bleibt nichts anderes übrig, als bei tms anzurufen und sich dort zu informieren. Bei Redaktionsschluß stand ein endgültiger Verkaufspreis nämlich noch nicht fest.

Auf jeden Fall ist dieses Projekt ausbaufähig; und an einigen Kanten muß noch geschliffen werden. Jedoch liegt hier eine Software für professionelle Hardware vor, die empfehlenswert ist.

Joachim Heller

Bezugsquelle:
tms GmbH
Dr. Gessler Straße 10
8400 Regensburg



Aus: ST-Computer 07 / 1992, Seite 153

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