ProModem Ultima - FAXen auf dem ATARI und dem Macintosh

Abbildung 1: Das Macintosh-Betriebssystem stellt eine einheitliche Druckerschnittstelle zur Verfügung. Egal, aus welchem Programm der Mac-User druckt bzw. faxt, er kann alle Einstellungen in dieser Auswahlbox einstellen.

Das ProModem Ultima von Prometheus fällt ein wenig aus der Reihe der hier vorgestellten FAX-Modems für den ATARI heraus. Dieses Modem ist vor allem in der Welt des Apple Macintosh beheimatet, doch auch für ATARI-User ist es sehr interessant. Zum einen ist das ProModem das einzige Gerät, das mit der mitgelieferten FAX-Software auf dem Macintosh-Emulator „Spectre“ seine Dienste verrichtet. Außerdem kann das ProModem auch mit der FAX-Software Q-FAX, die auf dem ATARI läuft, eingesetzt werden. Als besonderer Clou kann die aktuelle „Home Office“-Version des Ultima in Verbindung mit dem Macintosh (oder dem Spectre) als elektronischer Anrufbeantworter eingesetzt werden. Dabei werden die Ansagen und Anrufe digitalisiert auf der Festplatte gespeichert.

Werfen wir zunächst einen Blick auf die technischen Daten des Modems: Das Modem sendet und empfängt FAXe mit 9600 bps, arbeitet also in der schnellen FAX-Gruppe III. Als Datenmodem arbeitet es im High-Speed-Bereich: Es erreicht eine Geschwindigkeit von 14400 bps. Das ProModem Ultima unterstützt die beiden Fehlerkorrekturprotokolle MNP 5 und V.42 bis. MNP steht für das Microcom Networking Protocol der amerikanischen Firma Microcom, das sich weitgehend auf dem Markt durchgesetzt hat. Durch ständige Weiterentwicklung gibt es inzwischen verschiedene Stufen des Protokolls, die allgemein als MNP-Klassen bezeichnet werden. MNP-Modems der Klasse 5 schicken die Daten durch eine komplizierte Kompressionsroutine und senden die Daten blockweise. Dadurch kann sich die effektive Datengeschwindigkeit auf das Doppelte der eigentlichen Übertragungsgeschwindigkeit erhöhen.

MNP5 bringt bei gepackten Files keine schnellere Datenübertragung, ganz im Gegenteil. Die Übertragungsnorm V42bis, die von der CCITT, der Unterorganisation der Vereinten Nationen für Fernmeldefragen, genormt wurde, bringt dagegen auch bei komprimierten Dateien noch einen Zeitgewinn. Mit dem ProModem Ultima erhält der User beide Fehlerkorrekturprotokolle.

Kommen wir zur FAX-Funktion des ProModems zurück. Der deutsche Distributor liefert das Modem mit der geeigneten FAX-Software für den ATARI (Q-FAX) und den Apple Macintosh (Max-FAX) und einem Macintosh-Terminalprogramm (MacKnowledge). Da die aktuelle Max-FAX-Version 3.03 auf dem Mac-Emulator nicht einwandfrei läuft, wird dem Programmpaket auf Wunsch auch die Vorgängerversion 2.04 beigefügt. Diese funktioniert dann auch auf dem Spectre stabil. Im Gegensatz zum ATARI-Betriebssystem TOS verfügt das Macintosh-OS über einen einheitlichen Druckertreiber. Der Druckertreiber muß nur einmal für den FAX-Betrieb angewählt werden, dann steht die Treiber-Software auch später bei jedem Druckbefehl zur Verfügung (Abbildung 1). Es ist also egal, ob ein Dokument aus der Textverarbeitung, der Tabellenkalkulation oder einem Malprogramm heraus gedruckt - sprich gefaxt - werden soll: Der Anwender hat stets mit der gleichen Druckerschnittstelle zu tun. Leider hat ATARI bei der Entwicklung des TOS auf dieses benutzerfreundliche Feature verzichtet. Daher müssen die ATARI-User für ihre verschiedenen Programme stets verschiedene Druckertreiber installieren, die in der Regel nicht miteinander kompatibel sind.

Die Verwaltung der FAX-Nummern und die Ansteuerung der gewünschten Teilnehmer wurde in der MaxFAX-Software gut gelöst. In diesem Punkt braucht Prometheus die Konkurrenz anderer Firmen mit ihren leistungsstarken FAX-Modems für den Macintosh, die allerdings nicht mit dem Spectre kooperieren, nicht zu scheuen. Anschauliche Icons zeigen beim Senden (Abbildung 2) und Empfangen (Abbildung 3), was gerade passiert. Allerdings zieht die MaxFAX-Software beim Ausdruck aus bestimmten Applikationen, etwa dem populären MS Word, die Dokumente ein wenig in die Länge, das heißt, der Ausdruck wird etwas in der Länge verzerrt. Außerdem sind die FAX-Modems von Prometheus im Vergleich zu anderen Geräten, etwa dem Interfax 24/96 von Abaton, nicht besonders schnell.

Beeindruckend ist die Ausstattung des ProModems: Neben einem Netzteil für das 220-Volt-Netz findet der User auch Kabel für die Verbindung des Modems mit einem Tischtelefon oder mit dem Computer. Weiterhin liegen in dem Karton Gutscheine für die interessanten Informationsdienste CompuServe, GEnie, Delphi sowie den Börsendienst Dow Jones. Die ausführlichen Anleitungen für das Modem sowie die Mac-Software sind leider nur auf Englisch, allerdings hilft der kooperative deutsche Distributor HG Computersysteme in Aachen bei Installationsproblemen oder sonstigen Schwierigkeiten weiter.

Noch ein Wort zur FAX-Software, die direkt auf dem ATARI läuft. Mit ihr können problemlos Dokumente der Programme Calamus, 1st-Word und anderer Standardprogramme gefaxt werden. Auf den Komfort der einheitlichen Druckerschnittstelle müssen die ATARI-User allerdings verzichten.

Abbildung 2: Beim Senden informiert MaxFAX über den Verlauf der Übertragung. Das Statusfenster oben zeigt den Zustand kurz nach der Anwahl, das untere die eigentliche FAX-Übertragung.
Abbildung 3: Auch beim Empfangen wird der Verlauf angezeigt Das Statusfenster oben zeigt den eigentlichen Empfang, das untere die den Zeitpunkt zwischen zwei übertragenen Seiten.
Abbildung 4: MaxFAX ist betriebsbereit und wartet auf einen Anruf.

Fazit

Das ProModem Ultima eignet sich besonders für User, die mit dem Macintosh-Emulator „Spectre“ arbeiten und auf ein Hochgeschwindigkeitsmodem angewiesen sind. ATARI-User ohne Mac-Emulator dagegen sollten überlegen, ob sie sich tatsächlich ein ProModem anschaffen sollen, denn sie können mit der mitgelieferten (und mitbezahlten) Mac-Software nichts anfangen. DFÜ-Anwendern, die nicht unbedingt mit einem schnellen 9600-bps-Modem arbeiten müssen, sei ein Blick auf die kleineren Brüder des ProModems Ultima empfohlen, die ab 300 Mark zu haben sind.

Bezugsquelle:

HG Computersysteme
Krugenofen 88-90
5100 Aachen


Christoph Dernbach
Aus: ST-Computer 10 / 1992, Seite 120

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