CSS Köln 1992

Die Consumer-Shopper-Show, die alljährlich auf dem Messegelände in Köln stattfindet, ist bis dato besonders Amiga- und PC-Besitzern ein Begriff gewesen. In diesem Jahr hat nun auch ATARI eine Standfläche auf dieser in der Regel für den Spiele- und Unterhaltungssektor bekannten Show angemietet. Auf insgesamt 300m² konnte der Messebesucher die neuesten Entwicklungen für den ATARI Falcon 030 begutachten.

in diesem Jahr teilte sich die CSS in fünf Hallen auf. Zwei davon waren ausschließlich für Unterhaltungs-Software reserviert. Dort ging es dann auch lautstark zur Sache. Einen echten Flugsimulator und mehrere Fahrsimulatoren hatte man zur Unterhaltung aufgebaut. Von überall her drangen die typischen Sound-Effekte von Video-Spielen. Auch ATARI war in einer der Hallen mit einem Lynx-Stand vertreten, der meist von jungen Interessenten dicht umlagert wurde. Für den ATARI-ST-Anwender war allerdings die Halle 3 interessanter. Insgesamt 15 Falcon 030 hatte ATARI zur CSS mitgebracht; kaufen konnte man sie allerdings immer noch nicht. Man hofft bei ATARI, daß die Geräte in Kürze in hohen Stückzahlen an die Händler ausgeliefert werden können.

Neue Falcon-Demos

Im Gegensatz zur ATARI-Messe, auf der außer wenigen Demos noch nicht viel für den Falcon 030 zu sehen war, sind (kaum 6 Wochen später) schon einige Anwendungen und interessante, eindrucksvolle Demonstrationen verfügbar. Auch hier hatte man eine Multivisionswand installiert, auf der das bekannte Falcon-Promotion-Video zu sehen war. Unterbrochen wurde dieses Video von einer stündlich stattfindenden Demonstration des „Hardchors“. Dabei handelt es sich um eine Sound-Demo, die mit zahlreichen Effekten zur Klangbeeinflussung und Verfremdung aufwarten kann. Neben den bekannten Klangeffekten wie Delay, Echo und dem „space-igen“ Flanger, konnte sich der Zuschauer bzw. Zuhörer auch von wesentlich komplexeren Möglichkeiten überzeugen. Von der heimischen Stereoanlage her dürfte der Equalizer bekannt sein. Hierbei können verschiedene Frequenzbänder pro Stereokanal verstärkt oder abgeschwächt werden. Der Harmonizing-Effekt fügt zu der per Mikrofon eingespielten noch bis zu zwei weitere, in Halbtonschritten transponierbare Stimmen hinzu. Damit kann jeder mit sich selbst einen dreistimmigen Chor singen. Interessant für Hobbysänger ist der Karaoke-Effekt. Aus einem vorhandenen Musikstück, das beispielsweise per CD eingespielt wird, läßt sich damit der Gesang um bis zu 80 % in der Lautstärke dämpfen, ohne den Rest der Instrumentierung zu beeinflussen. Dadurch entsteht ein Instrumentalstück ohne Gesang, zu dem man dann selbst „live“ singen kann. Alle diese Effekte berechnet der im Falcon 030 integrierte Signalprozessor in Echtzeit ohne jegliche Verzögerung.

Neben den Demonstrationen auf der Bühne präsentierten einige bekannte Soft- und Hardware-Firmen ihre neuesten Produkte direkt auf den Falcon-Maschinen. Wir haben sie uns genauer angesehen:

Trade-iT

Die erste Sound-Anwendung für den Falcon 030 wurde mit dem digitalen Mehrspurrekorder „DigiTape“ von Trade-iT gezeigt.

Die Vorversion einer professionellen Anwendung zeigte die Firma Trade iT. DigiTape heißt das Programm, mit dem ein digitaler Mehrspurrekorder zu realisieren ist. Ganz ähnlich wie bei einer handelsüblichen Multikanalbandmaschine, lassen sich nacheinander Aufnahmespuren einspielen, mischen und wieder abspielen. Dabei lassen sich sogar einfache Effekte wie Echo oder Hall hinzufügen. Alle Aufnahmen werden direkt auf der Festplatte gespeichert. Die Länge eines Musikstückes ist also nur durch die Kapazität des angeschlossenen Massenspeichers begrenzt und unabhängig vom Hauptspeicher des Rechners. Beeindruckend ist die Qualität DigiTapes. Bei sechs Wiedergabekanälen erreicht man immerhin noch eine Sample-Frequenz von 25KHz in 16 Bit, was für die meisten Anwendung völlig ausreicht. Millisekundengenaues Schneiden der Aufnahmen und Time-Code-Synchronisation mit einem Videoband lassen dieses Programm zu einem professionellen Videonachvertonungssystem werden. Zwar sind noch nicht alle Features fertig implementiert; was aber die Entwickler in knapp 4 Wochen auf die Beine gestellt haben, ist schon sehr erstaunlich.

OverScan

Die Videomodi des Falcon sind an sich schon sehr beeindruckend. Mit dem ScreenBlaster der Berliner Firma OverScan wird der Falcon auch professionellen Ansprüchen gerecht. Bis zu 880 mal 608 Pixel in 256 Farben lassen sich damit auf einem Super-VGA- oder Multiscan-Monitor darstellen.

Benötigt wird dazu nur ein Treiberprogramm im AUTO-Ordner und eine kleine externe Hardware, die einfach zwischen Falcon und Monitor geschaltet wird. Die Bildqualität des ScreenBlasters ist wirklich überraschend. Bei der üblichen Auflösung von 640 mal 480 Punkten erreicht man in Verbindung mit einem Multiscan-Monitor beispielsweise eine Bildwechselfrequenz von augenschonenden 80Hz. Neu bei Overscan ist auch der Titelgenerator Overlay. Auf der ATARI-Messe schon in Vorversionen gezeigt, steht das Projekt nun vor der Fertigstellung.

Overlay arbeitet völlig auflösungsunabhängig und bietet viele komplexe Möglichkeiten zur Titelgestaltung von Videofilmen. Farbige Schriften. Animationen, Überblendeffekte und eine zeitliche Ablaufsteuerung komplettieren den Funktionsumfang. In Verbindung mit einem Genlock-Interface läßt sich der Falcon 030 somit in einen professionellen Videotitelgenerator verwandeln.

Nicht nur für den Falcon, sondern für alle gängigen Systeme mit serieller Schnittstelle ist POGLI gedacht. Hinter diesem eigenartigen Namen verbirgt sich ein Interface, das den Anschluß des Power-Glove-Datenhandschuhs ermöglicht (POGLI = Power-Glove-Interface). Dieses Gerät ist ein erster Schritt in Richtung „Virtual Reality“ und eröffnet neue Horizonte in der Programmentwicklung auf diesem Gebiet.

Besonders farbenfroh präsentiert sich der Titelgenerator „Overlay“ auf dem Falcon 030.

Steinberg

Auch die Firma Steinberg war auf der CSS vertreten. Daß sich der MIDI-Sequenzer Cubase 3.0 auch mit dem Falcon 030 verträgt, wurde mit einem Profi-Keyboard nebst Expander unter Beweis gestellt.

Crazy-Bits

Crazy Bits stellte mit „Pixart“ ein schnelles Grafikprogramm in Farbe auch für den Falcon 030

Eine weitere Berliner Firma war mit Crazy-Bits auf dem ATARI-Stand vertreten. Hier wurde das Farbgrafikprogramm Pixart auf dem Falcon 030 vorgeführt. Unter Ausnutzung aller darstellbaren Farben kann Pixart auflösungsunabhängig arbeiten. Da Pixart vollständig in GEM eingebunden ist, ist es auch unter Multi-TOS bzw. MultiGEM lauffähig. Es werden alle gängigen Grafikformate (TIFF, PCX, IMG, XIMG usw.) unterstützt. Besonders zu erwähnen ist die extrem schnelle Lupe, bei der alle Zeichen- und Blockfunktionen zugänglich bleiben. Interessant sind auch die Blockfunktionen. Ein Block kann auf 3D-Objekte wie Kugeln und Zylinder oder auf Gitterstrukturen projiziert werden. Farbverläufe in Schriften und direkte Unterstützung des drucksensitiven Stiftes des Wacom-Grafiktabletts vervollständigen den Umfang des Programmes. Pixart kann auf gängigen Nadel-, Tintenstrahl- oder Laserdruckern ausdrucken. In Verbindung mit dem HP Deskjet 500 C sind auch hochwertige Farbausdrucke möglich. Das Programm kostet 298,- DM.

CM



Aus: ST-Computer 11 / 1992, Seite 10

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