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Lighthouse Tower-Serie - Tower of Power

Hardware

Die Firma Lighthouse stellt schon seit geraumer Zeit alternative GehĂ€usesysteme speziell fĂŒr ATARI Computer her, Aufgrund vieler Kundenzuschriften und VerbesserungsvorschlĂ€ge gibt es mittlerweile eine neue Tower-Serie fĂŒr ATARI-Modelle. Den Vertrieb fĂŒr diese GehĂ€usesysteme hat Hard & Soft ĂŒbernommen, die in der Werbung einen einfachen Einbau, der auch vom Laien ausgefĂŒhrt werden kann, verspricht. Ob dieses Versprechen eingelöst wird, zeigt der folgende Bericht.

Betrachtet man den großen Karton, in dem das GehĂ€use geliefert wird, einmal von innen, findet sich ein ganzer Haufen von Kleinteilen (Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben usw. verschiedenster Art), einige Verbindungskabel, ein paar schwarze Plastikscheiben (das sind spĂ€ter die Laufwerksblenden) und natĂŒrlich das schwarze Tower-GehĂ€use, das aus einem Mantel (U-Form) und den eigentlichen TrĂ€gerblechen besteht. NatĂŒrlich ist auch eine Frontblende zu finden - ebenfalls schwarz. Da es sich bei diesem GehĂ€usesystem um eine Art Bausatz handelt, liegt im Karton natĂŒrlich auch eine Einbauanleitung, die mit zahlreichen Bildern versehen ist und den Anwender auch schnell durchblicken lĂ€ĂŸt, welche Schrauben und Kabel fĂŒr fĂŒr welchen Zweck vorgesehen sind - doch zum Handbuch spĂ€ter mehr.

Vorbereitungen

Als erstes eine kurze Sichtung dessen, was alles in das GehĂ€use eingebaut werden soll: zwei Festplatten, zwei HD-Diskettenlaufwerke (3,5” und 5,25”) und ein 44-MB-Wechselplattenlaufwerk. DarĂŒber hinaus natĂŒrlich der Mega STE, mit dem Host-Adapter „Vantage“. und eine Platine zur Schnittstellenerweiterung namens „Octobus“.

Das eigentliche GehĂ€use ist eine Art Hohlraum (Abbildung 1), in dem das Mainboard befestigt wird. Da Festplatten nicht unbedingt von außen zugĂ€nglich sein mĂŒssen, kann hier mit einer speziellen Halterung eine 3,5“-Festplatte eingebaut werden. Um nun beim zusammengebauten Tower Zugriffe auf diese Festplatte kontrollieren zu können, kann dafĂŒr rechts neben dem Netzschalter eine Leuchtdiode eingebaut werden - im Prinzip genauso wie bei Festplatten im externen GehĂ€use.

WĂ€hrend man sich die oben angesprochene Hardware wie SCSI-Controller oder Octobus zusĂ€tzlich anschaffen muß (wenn man’s braucht), ist im Lieferumfang des Towers das sogenannte „Multiboard“ enthalten. Diese Platine ĂŒbernimmt die temperaturgeregelte LĂŒftersteuerung, wobei bis zu drei LĂŒfter angeschlossen werden können. Des weiteren beinhaltet das Multiboard eine abschaltbare Einschaltverzögerung, die fĂŒr Rechner der STE- und TT-Reihe allerdings ĂŒberflĂŒssig ist, da solch eine Verzögerung ja bereits im TOS enthalten ist. Um nun ohne grĂ¶ĂŸeren Aufwand zwei Diskettenlaufwerke anschließen zu können, wird der auf dem Mainboard befindliche Shugart-Bus ĂŒber ein Flachbandkabel an das Multiboard angeschlossen. Dort sind weitere Stiftleisten zu finden, mittels derer problemlos die Floppies angeschlossen werden können. Auch die Stromversorgung fĂŒr die einzelnen Laufwerke wird am Multiboard angeschlossen.

Einbau

Wie schon oben erwĂ€hnt, handelt es sich bei diesem GehĂ€usesystem um eine Art Bausatz, weshalb eine gute und verstĂ€ndliche Einbauanleitung sehr wichtig ist. Der Lighthousetower lĂ€ĂŸt in dieser Beziehung kaum WĂŒnsche offen: Die Anleitung enthĂ€lt viele Zeichnungen und ist allgemein verstĂ€ndlich geschrieben. ZusĂ€tzlich zur normalen Anleitung bekommt man noch eine fotokopierte DIN-A4-Seite, die einige Einbautips aus der Praxis gibt - sehr lobenswert!

Hat man nun alle Kabel, Schrauben, Muttern und Unterlegscheiben identifiziert. kann der Einbau beginnen - und der beginnt mit dem Ausbau der Mega STE-Platine aus der alten „Butterdose“. Diese Platine (und natĂŒrlich die darunter liegende Pappe zur Isolation) wird als erstes in den Tower eingebaut. Allerdings sind zuvor noch einige Modifikationen des Netzteils und des LĂŒfters erforderlich (z.B. fĂŒr den neuen Netzschalter, der glĂŒcklicherweise Phase und Nulleiter schaltet). Auch diese Modifikationen sind recht gut beschrieben. so daß man eigentlich kaum etwas falsch machen kann.

Die von außen zugĂ€nglichen Laufwerke werden auf einem TrĂ€gerblech montiert (Abbildung 2), wobei fĂŒr ein 3,5“-Laufwerk auch ein PC-ĂŒbliches Einbauchassis verwendet werden kann, das die Abmessungen eines 5,25“-Einschubs hat und den Ausschnitt der großen Frontblende des Towers ausfĂŒllt. Ganz nebenbei ist es auch weniger Arbeit und sieht schöner aus ...

Um nun die zweite 5,25“-Festplatte einbauen zu können (eine lautstarke, uralte Seagate ST296N) mußten wir einen kleinen Trick anwenden, da das TrĂ€gerblech nur fĂŒr maximal drei Laufwerke ausreichend Platz bietet. Die zweite Festplatte haben wir kurzerhand von der RĂŒckseite des TrĂ€gerbelches angeschraubt, wobei wir sie nur an zwei Punkten befestigen konnten - ein wenig wackelig das Ganze, solange das TrĂ€gerblech nicht in den Tower eingeschraubt ist. Aber zusammengebaut funktioniert’s.

VME-Bus

Ein leidiges Thema, wenn man den Mega STE im normalen ATARI-GehĂ€use betreibt: Baut man eine VME-Karte (z.B. Grafikkarte) ein, muß man auf den SERIAL-2-Anschluß verzichten. Mit dem Lighthousetower wird auch das anders, da auf der RĂŒckseite eine Stanzung fĂŒr eben jenen Anschluß vorgesehen ist. die nur noch herausgeschnitten werden muß (Seitenschneider o.Ă€.). Auch ist optional eine VME-Bus-Erweiterung erhĂ€ltlich, die den Betrieb von fĂŒnf(!) VME-Karten erlaubt. Damit sollten wohl einige EngpĂ€sse beseitigt sein.

Weitere Kleinigkeiten

Sind Sie stolzer Besitzer eines ATARI-Laserdruckers, können Sie das benötigte Interface (SLMC804) ebenfalls in den Tower verbannen. NatĂŒrlich findet auch der Octobus dort Platz, jedoch stellte sich dessen Einbau als etwas knifflig heraus. Wie in Abbildung 3 zu sehen, besteht der Octobus aus einer Platine, die auf ein Blech montiert ist. Die eigentlichen AnschlĂŒsse sind wiederum auf ein Blech montiert, daß quer vor die Octobus-Platine geschraubt wird. FĂŒr den Einbau in den Tower muß nun die Platine von innen, das Blech mit den Schnittstellen aber von außen angesetzt und verschraubt werden.

Sind alle Komponenten eingebaut, nimmt man kurzerhand deren Verkabelung vor und widmet sich der Bearbeitung der kleinen Frontblenden fĂŒr die LaufwerkseinschĂŒbe. Aus einem StĂŒck schwarzen Plastik wird dazu das gewĂŒnschte, vorgestanzte Rechteck mit einem Skalpell oder Teppichmesser herausgeschnitten. Die entstehenden (und ziemlich hĂ€ĂŸlichen) RĂ€nder mĂŒssen mit einer Feile nachtrĂ€glich geglĂ€ttet werden, was UngeĂŒbten u.U. nicht leichtfĂ€llt. Jedoch lassen sich mit ein wenig Geduld und etwas Ruhe recht zufriedenstellende Ergebnisse erzielen.

Die Laufwerksblenden werden nun an der großen „Tower-Blende“ befestigt und der schwarze GehĂ€usemantel am Fußteil verschraubt. Zum Schluß wird dann (endlich!) das Vorderteil aufgesetzt, und fertig ist der Mega STE-Tower.

Host-Adapter Vantage

Falls Sie einen Mega STE besitzen, der bereits eine Festplatte eingebaut hat, brauchen Sie sich um den Host-Adapter eigentlich gar nicht mehr zu kĂŒmmern. Es verbreiten sich jedoch immer mehr Mega-STEs, die lediglich 1 MByte RAM und keine Festplatte eingebaut haben. Bei diesen GerĂ€ten fehlt dann auch der Host-Adapter. Hard & Soft hat nun einen SCSI-Host-Adapter entwickelt, der speziell fĂŒr den Einbau in den MSTE vorgesehen ist (Abbildung 4) und seinem Zweck vollstĂ€ndig Rechnung trĂ€gt. Selbst mit der ST296N haben wir eine Datenrate von 680 KB/sec erreicht (gemessen mit RATEH von ICD). Die LPS52 von Quantum erreichte 1020 KB/sec und die Wechselplatte von SyQuest 506 kB/sec. Das sind unserer Meinung nach Geschwindigkeiten, die fĂŒr ATARI durchaus als gut zu bewerten sind.

Octobus

Der Octobus stellt, wie eingangs schon erwĂ€hnt, eine Schnittstellenerweiterung dar. Es können (zusammen mit dem Multiboard) bis zu vier Diskettenlaufwerke (auch HD-Laufwerke), zwei Monitore und zwei GerĂ€te an der parallelen Schnittstelle angeschlossen werden (z.B. Drucker und EPROM-Brenner). Der Octobus besitzt auch zwei SteuerausgĂ€nge (User-Outout), die mit einem Optokoppler arbeiten. Die Umschaltung bzw. Aktivierung einzelner Schnittstellen erfolgt durch ein Accessory. DarĂŒber hinaus ist in der Software noch ein Paßwortschutz integriert. Der Octobus und das Multiboard sind auch einzeln fĂŒr Einbauten in fremde GehĂ€use erhĂ€ltlich.

Fazit

Das Lighthouse-Tower-System stellt eine praktische Alternative zu herkömmlich PC-Tower-GehĂ€usen dar, sofern man mit der etwas beschrĂ€nkten Anzahl von LaufwerkseinschĂŒben auskommt. Der Einbau gestaltet sich als recht unproblematisch, wobei der KĂ€ufer bei Problemen von der eigens eingerichteten Hotline Gebrauch machen kann. Auch bietet Hard & Soft einen Umbauservice und ein Tower/Grafik-Pakel an: FĂŒr DM 998,- erhĂ€lt man das Tower-GehĂ€use und eine 32k-Nova-Grafikkarte (ehemals ‚Imagine‘). Die Einzelpreise entnehmen Sie bitte der unteren Tabelle. Wenn Sie sich intensiver mit den Vor- und Nachteilen oder den Gefahren eines Towers beschĂ€ftigen wollen, sei Ihnen (1) empfohlen.

Literatur:

(1) CD: The Legendary Pink Dots, „The Tower“ Play it again Sam, Belgien 1984, Code BIAS I (ĂŒber IRS)

Preise:

Mega STE/TT-Tower-Bausatz grau DM 298,- in schwarz DM 349,-
1040 ST/Mega ST-Tower grau DM 298,-
520 ST-Tower grau DM 379.-
VME-Bus-Erweiterung DM 979,-
SCSl-Controller „Vantage“ DM 149,- Octobus Mega STE/TT DM 169.- Octobus 520ST/1040ST/Mega ST DM 169.-

Bezugsquelle:

Hard & Soft Computerzubehör GmbH Obere MĂŒnsterstraße 33-35 W-4620 Castrop-Rauxel

Positiv:

  • Montage speziell fĂŒr ATARI-Computer ausgelegt
  • einfacher Aufbau
  • gutes Handbuch

Negativ:

  • GehĂ€use in schwarz nur gegen DM 50,- Aufpreis
  • GehĂ€uselack stoßempfindlich
Robert Osten