Hausmesse bei Hard&Soft - Schneller - bunter - größer

Nachdem ATARI auch in diesem Jahr keine ATARI-Messe veranstaltet, haben einige Firmen begonnen, ihre Neuheiten auf Hausmessen der interessierten Anwenderschar vorzuführen. Den Anfang in diesem Jahr machte die Firma Hard&Soft in Castrop-Rauxel, die seit einigen Jahren im ATARI-Sektor immer wieder für einige Überraschungen gut ist.

Wichtigste Neuigkeit von Hard&Soft war dabei die Speed Resolution Card für den Falcon. Bei dieser Entwicklung von Hard&Soft handelt es sich um eine Beschleunigerkarte, die den Prozessortakt auf bis zu 40 MHz und den Bustakt auf bis zu 20 MHz erhöht. Außerdem ist eine Grafikerweiterung in diesem Modul eingebaut, die eine Bildschirmauflösung von zum Beispiel 800 * 608 Punkten in 256 Farben und 70 Hz darstellen kann. Durch die Erhöhung des Bustaktes und einen frei programmierbaren Taktgeber für die Grafiksignale sind damit Auflösungen möglich, die bisher auf einem Falcon nicht zu realisieren waren. Aber auch als "nackte" Beschleunigerkarte ist die Speed Resolution Card durchaus eine Überlegung wert: Mit 40 MHz ist der Falcon ca. 2,5mal so schnell wie ein Serien-Falcon, und auch der Bildschirmaufbau wird durch den erhöhten Bustakt auf TT-Niveau beschleunigt. Etwas problematisch ist allerdings der Betrieb des DSP-Chips sowie von Emulatoren mit der erhöhten Taktfrequenz: Bei 40 MHz verweigern diese Baugruppen die Arbeit. Da sich die Beschleunigung aber in insgesamt sechs Stufen einstellen läßt, kann man dieses Problem durch geringfügiges Verringern der Geschwindigkeit (z.B. auf 36 MHz) lösen. Der Einbau in den Falcon ist allerdings eine Sache, die den normalen Anwender überfordert, da man darauf verzichtet hat, einen Steckplatz im System zu belegen, statt dessen müssen 15 Kabel im Rechner angelötet werden. Hier sollte man auf das Angebot des Herstellers, diese Karte für 100- DM in den Falcon des Kunden einzubauen, zurückgreifen.

Neben dieser Hardware-Erweiterung gab es auch noch eine sehr interessante Software von Hard&Soft zu sehen, die aus der Feder von Julian Reschke, dem Mit-Autor der SCSI-Tools, stammt. Das Programm CD-Tools ist ein Treiber, der es ermöglicht, CD-ROM-Laufwerke mit SCSI-Schnittstelle an den ATARI anzuschließen. Dabei unterstützt der Treiber Multisession, Photo-CD, den XA- und natürlich auch den ISO9660-Standard, in dem die weit verbreiteten Daten-CDs beschrieben sind. Mit diesem Treiber läßt sich also nahezu alles, was irgendwo auf CD-ROM verfügbar ist, mit den ATARI-Computern lesen. Dadurch eröffnen sich neue Quellen für Bild und Tondaten, die in systemübergreifenden Dateiformaten gespeichert wurden. Es gibt aber auch schon drei verschiedene PD-Software-Sammlungen, die ausschließlich mit ATARI-Software gefüllt sind. Außerdem plant die Bundesbahn, ihr Kursbuch auf CD demnächst um eine ATARI-Software zu ergänzen, so daß auch diese Anwendung in Kürze zur Verfügung steht. Falcon-Besitzer erwartet bei den CD-Tools noch ein besonderes Schmankerl: Mit CD-ROM-Laufwerken von Sony und Toshiba können digitale Musikdaten von gewöhnlichen Audio-CDs direkt in den Falcon eingelesen und mittels DSP-Chip bearbeitet werden. Dies erspart den Umweg über eine zusätzliche Interfacebox am DSP-Port bzw. das mehrfache Wandeln von digitalen in analoge Signale und umgekehrt. Noch nicht verfügbar ist ein GDPS-Treiber für Photo-CDs, der dann das CD-ROM-Laufwerk einem Bildverarbeitungsprogramm wie einen Scanner zur Verfügung stellt. Damit ist es dann möglich, die in hochwertiger Qualität auf der Photo-CD gespeicherten Bilder direkt in DTP-Dokumente einzubinden. Der Treiber soll aber sofort nach Erscheinen, ebenso wie eine Version von Scan It, nachgeliefert werden.

Ebenfalls zu sehen war auf der Hausmesse ein Prototyp der Medusa von Fredi Aschwaden, ein Rechner mit 68040-Prozessor, der trotz der völlig modularen Bauweise weitestgehend kompatibel zur ATARI-ST/TT-Serie ist. Das dort laufende Calamus SL zeigte eindrucksvoll, daß man nicht unbedingt auf Windows NT umsteigen muß, wenn die Systemleistung eines TTs nicht mehr ausreichend ist. Außerdem gab es noch einen Tower-Umbau für den Falcon zu betrachten, der sich durch eine vollständig neukonstruierte Rückwand auszeichnet. Dank des komplett mitgelieferten Montagematerials kann der geübte Bastler einen Falcon binnen einer Stunde in sein neues Heim umziehen lassen, aber auch für den weniger geübten Anwender ist der Umbau kein Problem, da alle Verbindungen zum Rechner mittels vorgefertigter Steckverbinder hergestellt werden. Nicht zu sehen war hingegen der AT-Speed 486, ein neuer PC-Emulator für den Falcon; dieses Gerät soll aber in Kürze auf den Markt kommen. Es basiert auf einem 486DLC-Prozessor mit 33 MHz und verfügt über ein eigenes FastRAM auf der Platine.

DJ



Aus: ST-Computer 06 / 1994, Seite 34

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