Seit in Düsseldorf die offizielle ATARI-Messe 1992 zum letzten Mal stattgefunden hat, haben lokale Veranstaltungen immer mehr an Bedeutung gewonnen. Dabei haben sich inzwischen die Monate Oktober und November als große Messemonate, nicht zuletzt dank der "neuen" ATARI-Messe proTOS, herausgestellt. Ende Oktober jedenfalls konnte man in der Kooperativen Gesamtschule in Elmshorn schon einmal einen Vorgeschmack auf den "heißen" Herbst bekommen.
Zum fünften Mal hat der Computer Club Elmshom zur Schau gerufen, und erneut stellte die Resonanz alles bisher Erlebte in den Schatten: Runde 10.000 Besucher und rund 50Aussteller (davon 30 mit ATARI-Angeboten) waren dem ruf am letzten Oktoberwochenende gefolgt. Die Elmshorner Computertage waren dabei ein Forum, das allen Interessenten eine breite Angebotspalette bot: Es konnte über Software, Hardware und alle anderen Computerthemen gefachsimpelt und die meisten Produkte bei Interesse auch gleich käuflich erworben werden, aber es gab auch verschiedene Vortragsveranstaltungen, die aber für ATARI-Puristen bis auf den Vortrag des rheinland-pfälzischen Datenschutzbeauftragten über das Thema Computerviren weniger interessant waren. Wer allerdings einen Blick über den Tellerrand wagen wollte, konnte sich von Vertretern der Firmen Corel und Microsoft über deren Produkte informieren lassen. Neuheiten gab es auch ein paar zu bestaunen: So wurde der ATARI-kompatible EAGLE von GE-Soft am Stand der Firma Betz erstmalig in einer funktionsfähigen Version einem breiteren Publikum gezeigt. Dieser Rechner, der eine 68030-CPU mit 50 MHz Systemtakt beinhaltet, lief bereits relativ stabil, und man konnte verschiedene Standardprogramme, an vorderster Front natürlich Calamus SL, bereits auf dem Rechner in wirklich guter Arbeitsgeschwindigkeit begutachten. Zwar ist die Medusa, welche auch an verschiedenen Ständen auf der Messe vor- geführt wurde, noch deutlich schneller, doch dürfte der EAGLE, entsprechende Preise vorausgesetzt, leistungsmäßig die Lücke zwischen TT und dem Schweizer Hochleistungs-ATARI schließen. Ebenfalls in Aktion sehen konnte man den ATARI-Emulator Janus, den die Firma VHF-Computer vorführte. Diese Steckkarte für PC-kompatible Rechner stellt dem Benutzer einen vollwertigen ATARI mit der Geschwindigkeit eines Mega STEs in seinem 486er zur Verfügung. Eine weitere ATARIHardware war auf den Elmshorner Computertagen auch zu sehen: der Jaguar. Die Besucher konnten sich an den vielen aufgestellten Konsolen selbst ein Bild von der Qualität dieses Geräts machen und auch das ein oder andere Spiel ausprobieren. Ärgerlich war aber, daß zur Vorführung des Geräts brutale Spiele wie das gerade neu erschienene "Alien vs. Predator" benutzt wurden, was angesichts der vielen jüngeren Besucher nicht unbedenklich war.
Auf der Software-Seite gab es nicht viel Neues zu sehen, die Autoren haben ihren Zeitplan wohl offensichtlich auf die Hennefer proTOS ausgerichtet. Überhaupt glänzten die großen Software-Anbieter meist durch Abwesenheit. Löbliche Ausnahmen: Die Firmen Emagic und R.O.M. präsentierten ihre Produkte direkt auf der Messe und hatten auch zumindest kleinere Updates für ihre Kunden parat. Schön anzusehen und auch anzuhören war die Präsentation der kleinen Software-Schmiede Delirium Arts, die ihren Bildschirmschoner TwiLight in einer leicht aktualisierten Version vorstellte. Besonders der DOSen-Simulator erwies sich als echter Renner während der Messe. Ebenfalls mit einem großen Stand vertreten waren die Bürospezialisten Jobis, die ihr Auftragsabwicklungssystem BSSPlus vorstellten. Man konnte auf dem Stand ein heterogenes Netzwerk begutachten, in dem Rechner der verschiedensten Plattformen Daten miteinander austauschten und gemeinsam die täglichen Büroaufgaben lösten.
Insgesamt waren die Elmshorner Computertage für alle ein Erfolg, sowohl für die rund 500 Mitglieder des Computer Club Elmshom als auch für die Besucher, die sich über viele verschiedene Produkte informieren und so manches Schnäppchen mit nach Hause nehmen konnten.
Knapp drei Wochen später waren dann diesmal die Computerfreunde im Westen an der Reihe. Das Kölner ACC, die Firma TeamComputer, zeigte eine Woche vor Beginn der proTOS in Hennef bereits ein paar Schmankerln, die eigentlich erst in der kommenden Woche das Licht der Öffentlichkeit erblicken sollten. Zum einen war die brandneue Falcon-Software "Neon" zu sehen, mit der komplette Videofilme auf dem Falcon erstellt und geschnitten werden können. Anschauungsmaterial wurde mit einem VideoBeamer direkt dazugeliefert: Eine Art Zeichentrickfilm demonstrierte die Fähigkeiten des Systems in beeindruckender Weise. Ein weiterer Höhepunkt neben diesem Programm war die erste öffentliche Präsentation der neuen Version von That's Write 4. Bis auf die Handbücher konnte man dort bereits die endgültige Version bestaunen, die einiges an Funktionsumfang zu bieten hat. So sind nun Tabellensatz und ein fast unbeschränkter Grafik- und Textimport möglich, außerdem wurden verschiedene, ehemals als Accessories ausgelagerte Funktionen als Module in das Hauptprogramm selbst integriert. Ein nettes Schmankerl: That's Write beherrscht nun auch "richtige" deutsche Anführungszeichen (also unten am Anfang und oben am Ende eines Zitats), und zwar automa- tisch und ohne irgendwelche fingerverrenkenden Tastenkombinationen. Diese Funktion findet sich dann in anderen Sprachebenen auch wieder, z.B. beim Spanischen mit den umgedrehten Satzzeichen am Anfang einer Frage oder eines Ausrufsatzes.
Hardware hingegen war bei Team-Computer nur wenig zu sehen. Lediglich verschiedene CDROM-Laufwerke waren aus diesem Bereich zu betrachten, die dank der bekannten Treiber problemlos mit dem ST in Verbindung treten können. Futter für derartige Laufwerke konnte man bei Team-Computer auch direkt mitnehmen, unter anderem eine neue englische CD, die nur gepackte Dateien enthält und ausgepackt ein Datenvolumen von knapp 2 Gigabyte darstellt. Diese CD ist für 59 DM exklusiv bei Team-Computer erhältlich.
DJ