Falcon Scene - Nicht viel passiert?

Hallöchen! Wenn ich ehrlich sein soll, ist diesen Monat gar nicht viel passiert. Das liegt wohl daran, daß alle Crews schon unter Hochdruck an ihren Fabrikaten für die „Fried Bits 3“ (15. bis 17.3.1995) werkeln. Wenn dieser Artikel erscheint, ist die FB3 schon vorbei. Darf man den Gerüchten trauen, reichen die News dann für drei Artikel. Also große Spannung ist angesagt. Um die Vorfreude anzuheizen, kann ich ja schonmal verraten, daß LAZER auf jedenfall mit einem „fetten“ Demo anrollt und auch AVENA schon sehr fleißig war.

Platz 4 der „Fried Bits 2“, WoW in Hires... by JADE.

Nicht viel passiert - was bleibt denn da für den Artikel dieses Monats? Tja, zum Glück (oder nicht?) habe ich aber manchmal hier nicht soviel Platz, um alles was ich möchte zu schreiben. So habe ich noch ein paar Dinge auf der Festplatte, über die es sich zu berichten lohnt, die aber immer zurückstecken mußten. Bei dieser Gelegenheit möchte ich allen „Dingen" die ich auf Partition C: hatte ein paar wehmütige Gedanken hinterhersenden, denn sie wurden im Zenit ihrer digitalen Existenz von einem Musikbegeisterten und mit dem AUDIO-Tracker „bewaffneten“ Kumpel ins Nirvana geschickt. Mein Dank geht an Michael (Abyss of Cream), bei dem ich in regelmäßigen Abständen ein Back-up machen darf und so 90% dieser 20MB reproduzieren konnte.

DGraph

Aber zur Sache: Schon auf der Fried Bits 2 lernte ich Arnaud Pignard kennen, der unter dem Pseudo „Evil Metal" in der französischen Demo-Gruppe „DUNE“ mitwirkt. Nebenbei schreibt er für die „Start Micro“ (eine franz. ATARI-Zeitschrift) auch Scene-Artikel, ist also ein Kollege von mir. Vor knapp 1 Jahr kopierte er mir auch die erste Version seines eigenen Falcon-Zeichenprogrammes „DGraph“, das aber noch sehr rudimentär war. Seither trudelten immer neuere Versionen ein und so habe ich mittlerweile „v 0.33". Die Tatsache alleine wäre aber noch nicht besonders erwähnenswert, wenn (und da kommt das „Wenn“) es nicht dramatische Neuigkeiten über dieses Programm zu verkünden gäbe.

Präsentation ist alles - das „neue“ DGraph. Arbeiten in der „großen“ Lupe, komfortabel... ...“modernes“ 3D-Outfit für die Menüs (bien Auflösungseinstellung).

Aber ich fange von ganz vorne an. Mittlerweile habe ich ja schon einige Grafik-Programme vorgestellt, die sich in ihrer Menüführung an dem ST-Oldie „Degas“ orientierten und auch welche, die neue Wege beschritten. D(une) Graph tritt nun in die Fußstapfen von NeoChrome, kurioserweise sehen sogar die Icons genauso aus wie die im Original. NeoChrome erfreute sich ja, speziell in seiner von Delta-Force weiterentwickelten Version „NeoChrom Master“, unter ST-Grafikern größter Beliebtheit und so ist es kein Wunder, daß jemand der Tradition treu bleibt. Aber da setzten (richtig - Vergangenheit!) auch meine Kritikpunkte ein, denn DGraph benutzte bisher lediglich die Auflösung 320*200 in 256 Farben und auf dem RGB-Monitor macht sich das sehr störend bemerkbar. Zumal das Menü auch noch die Hälfte des (kleinen) Bildes verdeckt.Da das Programm außerdem auch nur die nötigsten Funktionen aufwies, stellte es keine Alternative für andere 256-Farbenprogramme, wie z.B. Delmpaint, dar. Der einzig positive Aspekt waren die schon beachtliche Vielfalt von Grafikformaten die unterstützt werden. DGraph verarbeitet nicht nur gängige „Scene“-Formate wie das Delmpaint-Format und PI9, sondern auch herkömmliche wie TGA, natürlich wird auch ein eigenes gepacktes (DC1) und ungepacktes (DG1) Format angeboten. Außerdem ist die, wie bei Neochrome, immer vorhandene Lupe im Menü auch sehr angenehm, alternativ wird eine „große" Lupe wie bei Delm- und Indypaint angeboten, mit der man schön arbeiten kann. Besonders hat der Programmierer sich auch um das Farbauswahlmenü gekümmert, alle möglichen Farb-Spread-, Kopier-, Load- und Save-Funktionen stehen hier zur Verfügung.

Kaum zu glauben, (nur) 16 Farben-Logo... Respect für -MIC-.

So, nachdem ich nun schon gesagt habe, daß DGraph nicht der Hit ist und man getrost die „anderen" benutzen sollte, kommt die Auflösung! DGraph „goes“ kommerziell und das zieht erhebliche Änderungen mit sich. Die französische Software-Schmiede, die sich schon des ex-Shareware-Soundtrackers „DigiTracker“ angenommen hat, nimmt nun auch dieses Grafik-Tool unter ihre Fittiche. Genauso wie der Digitracker bekommt DGraph erstmal ein „moderneres“ 3D-Button-Outfit verpasst, welches übrigens von einem deutschen Scene-Grafiker (JADE of DUNE) gestaltet wurde Aber dabei bleibt es nicht. Alle bisherigen Nachteile werden behoben und nach dieser Frischzellenkur kann sich DGraph problemlos mit der Konkurrenz messen. Am allertollsten ist die dann zur Verfügung stehende Auflösungsvielfalt. Man darf in Low- oder Hires auf dem VGA-Monitor arbeiten und auf einem RGB-Moni den Overscan-Modus „anknipsen“. Danach hat man dann noch die Wahl zwischen dem 256-Farben-Modus oder den von mir bevorzugten TrueColors. Besitzer einer Screenblaster- oder BlowUp-Erweiterung finden sich auch nicht vernachlässigt.

Ein paar mehr Farben aber genauso cool... Logo by JADE.

Außerdem kommen jede Menge neue Funktionen hinzu. Zu nennen wäre die Füllfunktion, die nun auch mit Shading arbeitet. DeluxePaint-Benutzer kennen das vielleicht. Man zeichnet z.B. einen Kreis und setzt dann beim Füllen einen Punkt außerhalb des Kreises. Der Punkt steht für die Lichtquelle und der Kreis wird dann mit den endsprechend gerichteten Helligkeitsabstufungen gefüllt. Nette Sache, aber das sind noch Kleinigkeiten, DGraph schickt sich sogar an, am Apex-Tron zu kratzen, denn auch Morphing soll es geben.

„Hirnzerfetzend“ nützlich ist auch ein virtueller Bildschirm, der dann zur Verfügung steht und Raum für Experimente läßt einem die Einbindung von Speedo-Fonts. Dinge wie ein Animationsmenü, einstellbarer Mausfaktor, Diskoperationsmenü, Maustastenbelegung, Sprite-Editor usw. brauche ich doch schon garnicht mehr erwähnen, oder ? Nun ich hoffe, daß ich nicht übertrieben habe, hört sich doch alles sehr interessant an. Als Grafiker stehen einem sonnige Zeiten auf dem Falcon bevor.

DUNE

Jetzt möchte ich allerdings auch mal etwas über die Leute erzählen, die hinter allem stecken. Bei DUNE handelt es sich eigentlich schon nicht mehr um eine Crew, man kann schon von einem Verein reden. Ganze 15 Mitglieder zähltdie Gruppe. Außer „Evil Metal“ coden noch „Chuck", „Cor-beau“, „Terence" und „Obi Wan“. Für die Grafiken in zahlreichen Projekten sorgen „J.A.D.E.“, „MIC“, „Cortexx“, „Morton“, „Red Light“, „Tarl", „Trix“, „Casper“ und „Babar“. Man mag gar nicht glauben, daß es nur einen Musiker („Mephistow") gibt.

Aber was schrieb ich gerade - zahlreiche Projekte? Richtig, DUNE sind mega-aktiv, mit ihrer 3-Disketten-ST/E-Demo sahnten sie schon letzten Sommer auf der „Place to beagain" ab und werkeln nun an einer Falcon-Demo für die Fried Bits 3. Aber das ist noch das unbedeutenste. Wer es noch nicht richtig mitbekommen hat: „Frontier Software" ist die kommerzielle Sektion von DUNE und arbeitet an diversen Sachen. Der Digital-Tracker ist fertig und auch das französische Handbuch dazu. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann es dann eine für uns verständliche Version gibt. Ein Knobelspiel namens S.P.A.S.M (grafik von Kay Poprawe (JADE)) steht als AMIGA-.PC- und Falcon-Version vor der Fertigstellung. Weiter bastelt man an einem STE/ Falcon-Jump’n’run mit dem Titel „He-redis“, über eine spezielle Jaguar-Version wird auch nachgedacht. Für die „Brainis“ gibt’s dann nochmal ein Battle-Tetris in TrueColor und auch „Wotanoid" erscheint unter dem FS-Label. Interessant ist ein Wolfenstein-Clone, von dem ich sogar auf dem STE schon Previews gesehen habe. Leider weiß ich Momentan nicht ob es auch dabei geblieben ist, oder das Spiel „Falcon-only“ wird. Ohne Titel ist bisher ein Starwars-ähnliches Spiel, von dem nur bekannt ist, daß es Texturemapping aufweist. Unter dem Titel „OXO Concept“ versteckt sich eine Shanghai-Variante, auf die ich schon gespannt bin, und auch EKOs H20 wird von Frontier vertrieben. Außerdem sind sie für den Frankreichvertrieb von Pinball Obsession und (erstaunlicherweise) Pinball Fantasies, welches wohl jetzt doch auf dem Falcon erscheint, zuständig. Angesichts dieser Flut kann man wohl den Jaguar mal etwas schonen, oder man benutzt die Raubkatze, während das andere Anwenderprogramm im Vertrieb von Frontier Software rechnet. Genau, es wird auch an einem Raytracer gewer-kelt, welcher komplexen AMIGA-Raytracern wie „Lightwave“ oder „Ima-gine“ ähnlich werden soll. Also ich spare schonmal für eine Speed-Resolution-Cart, denn auf Raytrace-Wütige rollt wohl neben NEON noch mehr zu.

Ich kann nur wiederholen, daß ich mich als Grafiker mit dem Falcon ziemlich wohl fühle und darum werde ich jetzt auch mal wieder meinem Job nachkommen (Hi, TSCC)... Mit anderen Worten, wir sind mal wieder am Ende angelangt. Zeit für mich, Grüße an Silke und Anke loszulassen, den Leuten von Betz-Computer/Hamburg „Ein cooler Laden“ auszusprechen und Euch für den nächsten Artikel haarsträubende „Fried Bits 3"-News weiszusagen.

ciao, euer A.-t- of Cream


Kay Tennemann
Aus: ST-Computer 04 / 1995, Seite 100

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