Eddie - Der neue Texteditor für den Calamus

Schon seit der Erstauslieferumg des Calamus SL vor mehr als 4 Jahren bringt er manch einen Calamus-Anwender zur Verzweiflung: der dem Programm beiliegende PKS-Texteditor. Waren zu Anfang kaum Makros möglich und seltsame, weil nicht nachvollziehbare Abstürze an der Tagesordnung, so ist spätestens dann, wenn unter MagiC oder MagiCMac gearbeitet wird, auch heute für manch einen Anwender an eine normale Nutzung des Editors gar nicht zu denken. Höchste Zeit also für einen neuen Texteditor.

Eddie also als Ersatz für den PKS-Editor? Weit mehr als das. Anfänglich von den Programmierern von adequate Systems als kleiner, schnuckeliger Texteditor geplant, ist aus Eddie - mit zunehmender Entwicklungszeit - ein absolut erwachsenes Werkzeug für die alltägliche Texterfassung und Textverarbeitung geworden.

Schaut man sich auf anderen Rechnerplattformen die dortige Layoutsoftware an, wird ein ins Programm integrierter Texteditor nur schwer zu finden sein. Aber auch den Vergleich mit eigenständigen Texteditoren braucht Eddie nicht zu scheuen. Eddie hält einige Funktionen bereit, die selbst ausgereifte Textverarbeitungen nur selten zur Verfügung stellen können.

Arbeiten mit Eddie...

... ist wirklich einfach. Der Name des Moduls kommt natürlich von „Editor". Und locker, elegant und vor allem auch sehr schnell in Formatierung und Zeilenumbruch (der auch direkt aus dem Layout übernommen werden kann) läßt es sich mit Eddie arbeiten. (Aber warum müssen Calamus-Module eigentlich „männlicher Natur" sein? „Edith“! Das wäre doch die Chance für das Quotenmodul im Calamus gewesen ...)

Wie bisher der PKS-Editor im Calamus, wird also auch „Edith“ aufgerufen, überdas entsprechende Icon im Bearbeitungsfeld des Moduls oder über die Tastenkombination ALT/T. Es erscheint das Editorfenster mit dem Inhalt des vorher angewählten Textrahmens. Nun kann Text eingegeben werden wie bisher im PKS-Editor - mit dem ersten erfreulichen Unterschied, daß Eddie auf allen Calamus SL-Installationen absolut sicher seine Dienste verrichtet.

In der Kopfleiste des Editors zeigt sich schon, daß Eddie völlig andere Wege geht als der PKS-Editor. Die wichtigsten Icons zur aktuellen Textarbeit sind hier untergebracht. Neben der „Textlupe“, die auch bei unsichtbaren Kontrollcodes immer eine genaue Information überden eingegebenen Text liefert, sind ein Undo vor-und-zurück, das sich bei Bedarf über den ganzen eingegebenen Text erstreckt (ähnlich dem des Paint-Moduls), eine Suchen/Ersetzen-Funktion und einiges mehr vorhanden. Auch die aus dem alten, aber immer noch guten Calamus 1.09N bekannte Funktion „zurück in den Rahmen“, ohne das Editorfenster zu schließen, ist vorhanden -links setzen, rechts das aktuelle Layout sehen.

Wer Eddie richtig kennenlernen will, sollte schon einiges an Zeit einplanen. Überall sind Details vorhanden, die man anfangs vielleicht nie brauchen wird, die nun aber wirklich alle Unzulänglichkeiten des PKS-Editors schnell vergessen lassen.

Blockfunktionen

Die Blockfunktionen von Eddie sind neu entwickelt worden. Um komplexe Textoperationen auch ohne Mausunterstützung zu ermöglichen, können -wie das beispielsweise bei Makroaufzeichnungen der Fall ist - sowohl der Zustand der Maustasten (links/rechts-klick) als auch gedrückte Shift- bzw. Control-Tasten simuliert werden.

Außerordentlich umfangreiche Arbeitsmöglichkeiten bietet Eddie in seinem Suchen/ Ersetzen-Formular. Auch sehr verzwickte Probleme lassen sich hier lösen, da gleich mehrere Joker (Suchmasken) zum Suchen und Ersetzen verwendet werden können.

Auch Mehrfachblöcke sind für Eddie kein Problem. Nachdem ein Block durch Überstreichen mit dem Cursor markiert wurde, können beliebig viele weitere Blöcke mit gedrückt gehaltener Shift-Taste angelegt werden. Und auch mit den so erzeugten Mehrfachblöcken weiß Eddie eine Menge anzufangen: Die Blöcke können gleichgesetzt werden, wodurch alle markierten Blöcke genau den gleichen Inhalt wie der Block erhalten, in dem sich der Cursor gerade befindet. Oder auch das Bewegen der Blöcke mit einstellbarem „Separatortext“. Dieser Text kann beliebig lang sein und wird zwischen den markierten Blöcken an der neuen Position eingefügt. Auf diese Weise können mehrere Wörter im Text markiert und-z.B. mit dem Separatortext „Komma plus Leerzeichen" - an eine neue Position kopiert werden. Alle Blöcke sind dann an der Zielposition durch ein Komma getrennt.

Suchen, Ersetzen und jede Menge mehr

Ein besonders umfangreiches Werkzeug zur Textbearbeitung bietet der Eddie mit seinen Suchen/Ersetzen-Funktionen, denen die Programmierer von adequate Systems ein eigenes, umfangreiches Formular spendiert haben. Daß Eddie mit viel Zeit und Engagement programmiert wurde, ist besonders in diesem Teil des Moduls deutlich zu spüren-fast nichts ist hier unmöglich.

Zunächst einmal ist die Arbeitsweise wie in anderen Editoren auch: Es wird ein Wort oder auch ein Text eingegeben, nach dem im Dokumententext gesucht werden soll, sowie ein weiterer, der den ersten ersetzen soll.

Wenn nun zum Suchen/Ersetzen der „Markiermodus" eingeschaltet ist, werden alle gefundenen oder ersetzten Textstellen automatisch markiert.

Mit den oben beschriebenen Blockfunktionen können diese markierten Textbereiche (z.B. alle im Text vorkommenden DM-Beträge) dann in einen neuen Zusammenhang, etwa in eine Tabelle, gebracht werden.

Drei der wichtigsten Eddie-Menüs. Hinter manch einem Icon verbergen sich weitere Formulare, über die auch präzise Feineinstellungen für die ganz individuelle Eddie-Umgebung vorgenommen werden können.

Besonders interessant es, für die Bearbeitung von importiertem Text von anderen Rechnerplattformen definierte Bereiche mehrfach durchsuchen zu lassen. Es wird dann nach einer erfolgten Ersetzen-Aktion am Anfang des gerade ersetzten Bereichs mit der Suche fortgefahren, womit beispielsweise beliebig lange Folgen von Leerzeichen (bei bereits formatiertem Text ein bekanntes Übel) durch genau ein Leerzeichen ersetzt werden können.

Textimport via Eddie

Nur zu häufig erkennt man an einem gesetzten Text in Zeitschriften, Anzeigen und Magazinen auch die Werkzeuge, mit denen dieser Text erzeugt wurde. Dies mag vielleicht nur diejenigen betreffen, die sich in den verschiedenen Layoutern wie Calamus, QuarkXPress und PageMaker auch auskennen, nicht zu vergessen die guten alten Berthold Satzmaschinen, die nun wirklich nichts mit DTP gemein haben, aber „trotzdem" hervorragenden Satz liefern - besseren jedenfalls, als manch einem Software-Hersteller vielleicht gerade noch erträglich ist. Erkennbar sind diese Werkzeuge aber unter anderem auch an ihren Fehlern und Unzulänglichkeiten, die eigentlich - zumindest was den Calamus betrifft -nicht sein müssen.

Nehmen wir einmal an, es wird ein Text aus WordPlus in den Calamus importiert. Ganz davon abgesehen, daß der entsprechende Word-Import-Treiber nicht die im Calamus voreingestellten Schriftgrade darstellt, werden auch alle An- und Abführungen und Trennstriche ebenfalls falsch übernommen. Die nun notwendige Korrektur erledigt Eddie in Sekundenschnelle.

Anwender- und lesefreundlich: Alle Text-, Block- und Kontrollcode-Einstellungen lassen sich individuell einfärben.

Wer häufig mit Textmaterial zwielichtiger Herkunft konfrontiert wird, in dem sich viele Leerzeichen, seltsame Sonderzeichen und ähnliches befinden, kann sich so mit Eddie ein kleines Archiv für diese Fälle zusammenstellen. Alle Suchen/Ersetzen-Eingaben - und das können ja Texte, Trennstriche und Anführungen, Steuerzeichen usw. sein, lassen sich abspeichern und bei Bedarf laden. Man hat auf diese Weise immer seine eigenen „Text-Importtreiber“ bei der Hand, um die „falschen“ Zeichen aus allen möglichen Textverarbeitungen in einem Rutsch zu korrigieren. Für ein Schreibbüro, einen Verlag oder die Anzeigen-Redaktion einer Zeitschrift, wo regelmäßig viel Text in digitaler Form verarbeitet werden muß, sicher eine unschätzbare Hilfe.

Die Suchen/Ersetzen-Eingaben werden in einem eigenen Setup-Formular verwaltet, das beliebig viele Einträge für die jeweiligen Suchfunktionen aufnehmen kann. Ebenso können beliebig viele Setups angelegt und bei Bedarf hinzugeladen werden. Ein Setup für verschiedene Textimport-Formate, ein weiteres für die korrekten Satzzeichen - all das ist möglich, einige fertige Setups sind im Lieferumfang enthalten.

Bild 5 und 6: Bis ins kleinste Detail sorgt Eddie für eine optimale Texterfassung und -bearbeitung im Calamus.

Vor dem Schreiben...

... kommt das Lesen. Im ausführlichen Handbuch werden alle Werkzeuge von Eddie gut nachvollziehbar beschrieben, lediglich die praktischen Beispiele kommen zu kurz. Aber auch für den, der einfach nur schnell und komfortabel Text eingeben will, läßt sich Eddie von der ersten Begegnung an sehr leicht und intuitiv bedienen. Eine weitere Textverarbeitung wäre da eigentlich Luxus. Eddie kostet 250,- DM.

JF

Bezugsquelle: adequate Systems Brauerelstr. 2 67549 Worms

Positiv:
leichte Bedienbarkeit
Mehrfachblöcke
komfortable Suchen/Ersetzenfunktion - vor allem zur Bearbeitung von Fremdtexten gut geeignet

Negativ:

-



Aus: ST-Computer 09 / 1995, Seite 12

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