Ein neues Gesicht für lhren ATARI: jinnee

jinnee ist hierbei in erster Linie für MagiC-Anwender konzipiert, da es nur unter diesem Multitasking-Betriebssystem seine volle Leistungsfähigkeit entfalten kann. Wer allerdings "nur" mit dem SingleTOS arbeitet und partout auch nicht umsteigen möchte, wird ebenfalls seinen Spaß mit jinnee haben.

Was Ist ein Alternativ-Desktop?

ATARI gehörte neben Apple zu einem der ersten Computerhersteller, der seinem Computer einen Desktop, also einen Arbeitsplatz auf dem Bildschirm, verpasste. Wenn Sie Ihren ATARI heute anschalten, werden Sie nach kurzer Zeit von Symbolen für Diskettenlaufwerke, Mülleimer usw. begrüßt. Seitdem ATARI das TOS nicht mehr weiterentwickelt, haben die Anwender in puncto Funktionalität, Optik und Komfort das Nachsehen. Allerdings ist er möglich, einen Ersatz für das Desktop des ATARI-TOS nachzuladen. Entsprechende Programme wie EASE, Thing, NeoDesk und Gemini sind bereits seit Jahren auf dem Markt erhältlich.

Der Grund dafür, dass sich ASH für jinnee gute Marktchancen ausrechnet, ist darin zu sehen, dass jinnee eine komplette Neuentwicklung ist, die von Grund auf mit Hinblick auf die Vorzüge des Mac OS und Windows(95) konzipiert werden konnte.

Das Programm

jinnee wird auf einer HD-Diskette und einem relativ umfangreichen Handbuch ausgeliefert. Die Installation ist denkbar einfach. Sofern der Anwender über EASE verfügt, kann er schon beim Installationsvorgang angeben, ob jinnee den Vorgänger ersetzen soll. jinnee läuft unter allen MagiC-Versionen (also auch MagiCMac und MagiCPC) und erscheint in einem einerseits gewohnten, andererseits aber auch optisch ansprechendem Design. Es zeichnet sich durch viele Neuheiten aus, die wir im einzelnen besprechen werden.

Wie auch das ATARI-TOS beherrscht jinnee sowohl die grafische als auch textuelle Darstellung des Inhaltes von Fenstern. Während die grafische Darstellung sich nicht erheblich von der anderer Desktops unterscheidet, kann die Textdarstellung durch eine Funktion, die den Mac-Anwendern bekannt sein sollte, aufglänzen: die hierarchische Ordnerdarstellung (siehe Bild 1).

Wie Sie sehen, sind vor allen Daten, bei denen es sich u m einen Ordner handelt, kleine Dreiecke, die in Richtung des Orders weisen. Der Anwender erkennt, dass es sich um einen Ordner handelt und kann durch einen Klick auf das Dreieck den dazugehörenden Unterordner öffnen, ohne dass der restliche Fensterinhalt verschwindet. Der Inhalt eines Unterordners hebt sich dadurch ab, dass er eingerückt wird. So können Sie bequem in Unterverzeichnisse gelangen, ohne die Übersicht zu verlieren.

Eine weitere Neuerung sind die "Springfolder", die das Kopieren in Unterverzeichnisse vereinfachen. Erfahrungsgemäß mussten Sie bislang stets so viele ineinander verschachtelte Ordner öffnen, bis Sie im Zielverzeichnis angelangt waren, um nach dorthin eine Datei zu kopieren. Dies ist nicht nur umständlich, sondern auch zeitraubend.

Die Springfolders-Funktion sorgt dafür, dass Verzeichnisse, auf denen Sie mit der Datei, die sie kopieren möchten, einen Moment verweilen, automatisch geöffnet werden. So können Sie Daten einfach kopieren, indem Sie die gewünschte Datei mit dem Mauszeiger auswählen und sich dann von Order zu Ordner bewegen, ohne das Zielverzeichnis im Vorfeld öffnen zu müssen (siehe Bild 2).

Zusatzprogramme

jinnee wird mit einer Reihe interessanter, teils auch bekannter Programme mitgeliefert. So z. B. "Popfold", das durch Mausklick auf die rechte Taste ein Popup mit allen Laufwerken und Desktop-Programmen öffnet (ähnlich, wie dies von Windows 95 bekannt ist).

Komfort und Qualität

Wie Sie bislang verfolgen konnten, bietet jinnee sowohl Neues als auch Altbewährtes. Was jinnee aber gegenüber vielen Mitstreitern auszeichnet, sind die mannigfaltigen Einstellungsmöglichkeiten. Nahezu jede Funktion kann vielfältig den Bedürfnissen des Anwenders angepasst werden. Wenn man sich einmal die Arbeit macht, das Desktop wunschgemäß und perfekt einzurichten, macht das Arbeiten mit ATARI-Software gleich viel mehr Spaß als zuvor.

Mit Hilfe von Bild 3 können Sie sich einen Eindruck darüber verschaffen, über welche Einstellungsmöglichkeiten jinnee verfügt.

Hilfreich ist die standardmäßige Unterstützung von ST-Guide, so dass man jederzeit über eine kontextsensitive Hilfestellung verfügen kann. Ist das Hypertext-Programm nicht installiert, geht die Welt auch nicht unter, denn jinnee hat ein aktives Hilfesystem: Bei Fragen betätigen Sie an entsprechender Stelle die rechte Maustaste, und eine Sprechblase verrät dem Anwender umgehend die Funktion des von Ihnen gewählten Bereiches.

Fazit

Perfekt gemacht! Und obendrein hat kein Mensch etwas von der Entwicklung erfahren, bis das Produkt wirklich lieferbar war. Dass in dieser Software eine einjährige Programmierarbeit steckt, sieht man dem Ergebnis deutlich an! Das Paket ist rundum komplett, denn neben dem eigentlichen Desktop und den diversen Zusatzprogrammen, die für 3-D-Look, guten Sound und mehr Komfort sorgen, erhält man eine solide Auswahl an bunten Icons aller Art. Erstaunlicherweise ist jinnee mit knapp 300 KB kleiner als z.B. EASE. Aber dennoch bleibt zu erwähnen, dass jinnee seine Fähigkeiten nur in Zusammenarbeit mit MagiC auskosten kann. Will man aber beides installieren, ist ein Rechner mit entsprechenden Kapazitäten von mindestens 2 MBRAM Voraussetzung. Das Gespann MagiC + jinnee lanciert den ATARI zu einem modernen Rechnersystem mit vielfältigen Funktionen. Bleibt abzuwarten, welch ein erstklassiges Arbeitsfeeling aufkommen muss, wenn man beides auf einem Milan unter Verwendung einer Grafikkarte installiert.



Aus: ST-Computer 09 / 1997, Seite 56

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite