Phoenix 5

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Die relationale Datenbank Phoenix existiert bereits seit 1991 für ATARI- Computer und wird regelmäßig weiterentwickelt. Anfang dieses Jahres brachte die Heidelberger Firma Application Systems die Version 5.0 auf den Markt.

Ein Grund, sich die Software etwas genauer anzusehen.

Installation

Die Installation gestaltet sich einfach:

Nachdem das Setup-Programm aufgerufen wurde, kann der Anwender entscheiden, welche Komponenten auf seinem System installiert werden sollen. Phoenix wird auf einer gepackten HD-Diskette (gegen Aufpreis auch auf zwei DD- Disketten) geliefert und belegt ca. 3 MB auf der Festplatte. Diese ist auch unbedingt notwendig, denn ein Betrieb von Diskette ist nicht möglich. Mittlerweile sollte jedoch jeder Anwender im Besitz einer Festplatte sein. Des weiteren werden mind. 2 MB Arbeitsspeicher vorausgesetzt, besser wären noch 4 MB. Empfehlenswert ist außerdem eine Installation von NVDI, da ein Ausdruck in der Berichtsfunktion ohne diese Systemerweiterung nicht funktioniert, abgesehen von den bekannten Annehmlichkeiten, die NVDI außerdem bietet. Auf die Berichts- oder auch Reportfunktion gehe ich später noch genauer ein.

Der Designer

Der Designer von Phoenix dient dazu, die Datenbankstruktur und eine Eingabemaske zu erzeugen. Spätestens hier sollte sich der Anwender etwas genauer mit der Erstellung und dem Aufbau einer relationalen Datenbank vertraut machen, denn meiner Meinung nach deckt hier das Handbuch nur einen kleinen Teil der Möglichkeiten ab. Weiterführende Literatur, wie z.B. zu Access, kann hier oftmals weiterhelfen, da das Grundprinzip von relationalen Datenbanksystemen gleich ist, nur die Bedienung variiert etwas.

Als erstes werden die Ziel- und Quelltabellen mit den gewünschten Feldnamen und Datentypen erstellt. Vom Einfügen von Grafiken bis hin zum Einbinden von Soundsamples ist alles möglich. Beachten sollte man bei den Datentypen, insbesondere bei den Zahlentypen, die reservierte Größe.

Die Performance einer Datenbank ist sehr stark von diesen Faktoren abhängig, besonders bei Suchoperationen kommt dieses zur Geltung, da grundsätzlich der gesamte reservierte Speicherplatz durchsucht wird. Der Anwender sollte also wissen, welche Größe seine Datensätze aufweisen, um das System nicht unnötig zu belasten. Das gilt übrigens für alle Datenbanken, nicht nur für Phoenix.

Jetzt werden die verschiedenen Beziehungen zwischen den Feldern durch einfaches Ziehen mit der Maus gesetzt. Es stehen die gebräuchlichen Möglichkeiten der 1:1, 1:N und N:M Verbindungen zur Verfügung, mit denen es möglich ist, Regeln für Lösch-, Änder- und Einfügeoperationen festzulegen. Ein automatisches Einfügen in Wertetabellen ist ebenfalls möglich, um unnötige Doppelarbeiten während der späteren Dateneingabe zu vermeiden.

Vermißt habe ich eine Funktion zur Abfrage von Gültigkeitsregeln, mit deren Hilfe es möglich wäre, "verbotene" Eingaben zu vermeiden, z. B. ein Einstellungsdatum in einer Personaldatenbank, das vor dem Geburtsdatum liegt.

Steht die Datenbankstruktur, erzeugt Phoenix beim Speichern nach Wunsch automatisch eine Standardeingabemaske. Diese kann auch durch einfaches Drag&Drop von Feldern in die Maske erzeugt werden, ein nachträgliches Einfügen geschieht auf die gleiche Art und Weise. Innerhalb der Bildschirmmaske ist es nun möglich, die einzelnen Eingabefelder frei zu verschieben und verschiedene Layoutarbeiten durchzufahren.

Das Verteilen von Zugriffsrechten lässt eigentlich keine Wünsche offen, obwohl diese Funktion sicherlich für den Heimanwender eher uninteressant ist. Im Firmenbetrieb allerdings sind verschiedene Zugriffsrechte für einzelne Mitarbeiter unverzichtbar. Bei Aktionen wie Löschen, Ändern, Einfügen, Lesen usw. können Tabellen oder Datenfelder für den einzelnen Anwender gesperrt oder freigegeben werden. Dies beherrscht Phoenix auch mit Bravour im Netzwerkbetrieb.

Der Manager

Die eigentliche Dateneingabe erfolgt in der im Designer erzeugten Maske. in der Regel ist dieses auch völlig ausreichend, allerdings mag es Situationen geben, in der die Eingabe schneller und übersichtlicher direkt in die eigentliche Tabelle vorgenommen werden könnte. Warum Phoenix das nicht beherrscht, ist mir nicht ganz klar, denn intern verarbeitet das Programm sowieso den Datenbestand in Tabellenform, und es kann daher keinen allzu großen Programmieraufwand bedeuten, eine direkte Eingabe zu realisieren.

Neben den normalen Suchfunktionen bietet Phoenix eine flexible und leistungsstarke Abfragemöglichkeit an. Mittels einer Abfrage ist es möglich, die Datensätze nach bestimmten Werten und Sortierungen in einer virtuellen Tabelle auszugeben. Leider ist es nicht möglich, eine Abfrage auf mehrere Tabellen gleichzeitig zu legen, sondern sie beschränkt sich jeweils auf nur eine. Für ein zukünftiges Update wäre eine derartige Erweiterung ganz oben auf der Wunschliste anzusetzen. Die erstellten Abfragen lassen sich bequem speichern, damit der Anwender die Möglichkeit hat, schnell auf häufig benutzte Suchoperationen zuzugreifen.

Die größte Neuerung in der Version 5.0 stellt der komfortable Berichtsgenerator dar. Bisher war es ein großes Manko von Phoenix, mittels Eingabe von Koordinaten etc. ein vernünftiges Layout zu gestalten. Sehr viel Geduld und Zeit musste aufgebracht werden, bis das gewünschte Resultat erreicht war. Mit der neuen Berichtsfunktion hat das ein Ende. Hier wird einfach per Drag&Drop aus den Datensätzen das gewünschte Datenfeld auf das Berichtsfenster gezogen - und fertig. Anschließend kann der Anwender nach Belieben alles verschieben, kopieren usw., wie man es von einer Textverarbeitung her kennt, einschließlich Kopfzeilen, Fußzeilen, Berichtskopf und Berichtsfuß. Flexible und umfangreiche Layoutmöglichkeiten runden den sehr gut gelungenen Berichtsgenerator ab. Erwähnt werden muss hier noch, wie schon Anfangs geschrieben, dass eine Installation von NVDI zwingend erforderlich ist, um den Bericht drucken zu können. Dafür wird der Anwender allerdings auch mit den bekannten Vorteilen von NVDI belohnt, also Vektorschriftarten in beliebigen Größen, flexible Druckeranpassungen usw.

Warum die Programmierer nicht auch gleich eine Ausdrucksmöglichkeit der Tabellen (zumindest habe ich keine gefunden, und im Handbuch war auch keine Erklärung zu finden) über NVDI integriert haben, ist mir ein Rätsel. Hier wird weiterhin über die mitgelieferten Druckertreiber von Phoenix gedruckt, ein Konzept, das eigentlich der Vergangenheit angehören sollte. Der Anwender ist darauf angewiesen, einen passenden Druckertreiber vorzufinden. Besonders bei neuen Druckern kann das "haarig" werden.

Fazit

Die neue Version von Phoenix kann in vielen Bereichen beeindrucken, wenn sie auch nicht an Access auf der PC-Plattform herankommt. Im Bereich Preis-Leistungs- Verhältnis ist sie allerdings unschlagbar, denn Access kostet ungefähr das Fünffache! Übrigens existiert auch eine Windows-Version von Phoenix, die aber leider nie (zu Unrecht) in den gängigen PC-Zeitschriften erwähnt wird. Wahrscheinlich können sich die Redakteure bei dem Verkaufspreis von Phoenix nicht vorstellen, dass es sich um kommerzielle Software handelt und nicht um Shareware. Ein Vorteil der ATARI-Welt, den leider zu wenig Menschen erkannt haben.

Da Phoenix die letzte große Datenbank neben Maxidat auf dem ATARI darstellt, die regelmäßig weiterentwickelt wird (Twist wird es leider nicht mehr, da Maxon sich offensichtlich leider ganz dem Mac verschrieben hat), kann ich hier fast eine Empfehlung aussprechen. Bis auf einige Kleinigkeiten erhält der Käufer ein solides Stück Software.

Detlev Stender

Preise:

Phoenix 5.0 (ATARI): 99,- DM

Update von 1.x, 2.x, 3.x, 4.x (ATARI): DM 49,- Phoenix W95 (Windows 95): DM 99,Update von ATARI oder Windows 2.x, 3.x, (Windows 95): DM 69,-

Bezugsquelle:

Application Systems Postfach 10 26 46 D - 69016 Heidelberg

Positiv:

Negativ:

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Detlev Stender
Aus: ST-Computer 10 / 1997, Seite 16

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