Wer ist eigentlich… Peter Rottengatter?

Der Atari-Markt wird von Menschen getragen, die sich für diese Plattform einsetzen. In jeder Ausgabe wollen wir daher eine Persönlichkeit der Atari-Welt näher vorstellen. In diesem Monat unterhielt sich Thomas Raukamp mit Dr. Peter Rottengatter, Entwickler des TCP-/IP-Stacks STinC.

st-computer: Was war Ihre Motivation bei der Entwicklung von STinG ?

Dr. Peter Rottengatter: Es gab keinen Netzwerk-Stack, der meinen Anforderungen genügte. Ich wollte insbesondere auch meine eigenen Atari-Rechner vernetzen, so dass eine "Single-Port"-Lösung eigentlich ausschied. Dennoch interessierte ich mich zunächst für STiK, welches damals (Mitte '96) bereits existierte. STiK benahm sich nicht sehr schön unter MagiC, weshalb ich den Maintainer Dan Ackerman kontaktierte. Dan lud mich ein, einen neuen Dialer zu schreiben, er war gerade mit einer Modularisierung von STiK beschäftigt. Daraus entstand der STiK-Dialer von mir.

Zwischen viel RFC-Lesen und Diskutieren in der STiK-Mailing-Liste entstand eine Basis für einen Netzwerk-Stack, den ich mit STiK zu verschmelzen beabsichtigte, um so STiKs Probleme in Angriff zu nehmen. Leider wurde meine Arbeit von Dan und anderen nicht gewürdigt, so dass ich vor der Wahl stand, sie zu beenden oder den Stier an den Hörnern zu packen und einen vollständigen TCP-/IP-Stack daraus zu machen. Ich entschied mich für letzteres, und so bekam das Kind seinen Namen in Anlehnung an und als Konkurrenz für STiK, weshalb mir die Bedeutung des englischen Wortes "Sting" als Metapher nicht ganz ungelegen kam.

stc: Wird STinG derzeit weiterentwickelt?

Rottengatter: Ja, STinG wird weiterentwickelt, wenn auch zur Zeit nicht von mir. Die Betreuung hat Ronald Anderson aus Stockholm übernommen. Seine Homepage kann unter die URL http:// sting.atari.org erreicht werden. Ich bin momentan aus Zeitgründen nur beratend tätig.

stc: Wie schätzen Sie die derzeitige Qualität der STinG-Clients ein ?

Rottengatter: Qualität ist ein sehr relativer Begriff. Bezüglich der Beachtung der GUI-Konventionen gibt es ein wenig Nachholbedarf. Die Qualität bezüglich der Funktionalität ist gut. Legt man als Maßstab wiederum entsprechende Windows- oder Unix-Clients an, so wünscht man sich doch an der einen oder anderen Stelle etwas mehr.

stc: Wie sehen Sie die Zukunft der Atari-Welt?

Rottengatter: Ich wundere mich immer ein bisschen, wenn ich in solchem Zusammenhang den Namen "Atari" höre. Was ist übrig, was von Atari ist? Gar nichts, behaupte ich: nicht die Hardware und nicht das Betriebssystem. Man könnte höchstens noch den abstrakten Begriff der Betriebssystem-Programmierschnittstelle nennen - aber war die nicht von DRI? Nun muss ich aber natürlich zugeben, dass viele Leute noch Original-Hardware einsetzen, zumindest auf diese Leute passt der Begriff noch... Im Ernst: Ich finde es absolut faszinierend, wie stark in sich verwurzelt die Atari-Gemeinde ist, mit welcher Regelmäßigkeit moderne Softwarekonzepte Eingang finden (z.B. OLE und OLGA) und wie stabil die Benutzerbasis zu sein scheint. Bleibt zu hoffen, dass dies noch lange der Fall sein wird. Probleme in diesem Zusammenhang schafft in erster Linie die fehlende Standardisierungsinstanz, was wir z.B. im Falle der Netzwerk-Programmierschnittstelle schmerzhaft erfahren mussten. Ein meines Erachtens ebenso wichtiges Problem ist die Spaltung der Gemeinde in eine internationale und eine deutsche Atari-Welt. Die deutsche Atari-Szene wird von außen oft als schwer penetrierbare Trutzburg mit hervorragenden Errungenschaften wahrgenommen. Umgekehrt scheint von deutschen Benutzern vielfach ohne Grund von außen kommendes Engagement ignoriert zu werden.

stc: Was machen Sie beruflich?

Rottengatter: Ich habe Physik studiert und entwickle nun (nach meiner Promotion) Laser in einer kleinen Firma in Hannover.

st-computer: Wie verbringen Sie Ihre Freizeit?

Peter Rottengatter: Ich habe diverse Hobbys, die aber alle zu wenig Zeit bekommen. Ich treibe Square Dance (für Eingeweihte: A2), fotografiere und lese Science-Fiction-Romane.

Das Interview finden Sie in voller Länge auf unserer Homepage unter der URL http://st-computer.atariuptodate.de/.



Aus: ST-Computer 03 / 2000, Seite 7

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