FunMedia - Vorhang auf

FunMedia ist derzeit das einzige Videoschnittprogramm, nachdem Mountain und Film Ab! nicht mehr weiterentwickelt werden.

Das Programm FunMedia startete als kleines, in GFA geschriebenes Grafikprogramm "Funpaint". Mittlerweile liegt der Fokus stark auf dem Bereich Video und Animation. Ähnlich wie in Adobes Premiere kann ein Film mit FunMedia komplett digital auf Festplatte geschnitten werden, ohne Qualitätsverluste.

Das Programm wurde für den Milan entwickelt - wohl auch in Hoffnung auf eine PCI-Grabberkarte. Da diese nie erschienen ist, stellt sich gleich das erste Problem: wie kommen die Videodaten in den Computer?

Zwei der wichtigsten Fenster: Objektfenster und Überblendungen

Hardware

FunMedia unterstützt den Screeneye für Falcons direkt. Als Alternative gäbe es noch den Videomaster (auch für Falcon). Ansonsten sieht es eher düster aus, deshalb muss das Ausgangsmaterial auf einem PC oder Mac digitalisiert bzw. eingelesen werden. Sollte keine Hardware vorhanden sein, und auch keine Möglichkeit, an Film-Dateien zu kommen, kann der Videoschnitt trotzdem genutzt werden - mit Standbildern. Das Videomaterial muss natürlich in einem Format vorliegen, das FunMedia versteht: FLI, FLC, FLH, AVI, MOV/QT. AVI darf nicht mit speziellen Codecs wie DivX kodiert sein, denn das Programm unterstützt nur ungepackt, 15/16 Bit und RLE-Kompression.

Die Anforderungen an den Computer steigen natürlich mit der Filmgröße. Filmchen im Briefmarkenformat können auch auf 68000 Maschinen gut genutzt werden. Das Programm ist sehr auf Geschwindigkeit optimiert und dürfte somit auf jedem Atari Spaß machen - sofern es denn läuft.

Die Festplatte sollte schon von der größeren Sorte sein. Mit den bei Original-Ataris üblichen Größen von vierzig bis 540 MB ist nicht viel herauszuholen. Damit Platz für Experimente und Filme bleibt, sollte die Festplatte daher im GB-Bereich sein. Von diesem Platz belegt FunMedia nur knapp 1,9 MB inkl. der HTML-Dokumentation.

Die Dokumentation

Auch wenn große Teile von FunMedia intuitiv zu bedienen sind, ist ein Blick in die Anleitung unverzichtbar. Das Programm wirkt zwar etwas unscheinbar, ist aber komplex und erst durch die Anleitung werden einige Dinge klar.

Es gibt auch eine Online-Hilfe, die jedoch aus finstersten GFA-Zeiten zu stammen scheint: Der Fensterinhalt erscheint in der oberen linken Ecke und das Fenster zentriert in der Mitte. Besser ist es, sich die Hilfe mit einem richtigen HTML-Browser anzuschauen. Etwas seltsam ist dieses Problem mit GEM-Fenstern schon, denn im Info-Dialog zeigt FunMedia z.B. einen rotierenden 3D-Würfel mit Texturen, was wohl schwieriger sein dürfte, als ein paar Textzeilen im Fenster auszuwählen.

Leider gibt es keine Videos von Patrick Eickhoffs Auftritten bei Atari-Messen - wer dort schon einmal den Programmierer gesehen hat, würde das gerne noch einmal in Zeitlupe nachvollziehen.

Beispiele sind dafür reichlich auf der CD vorhanden, die sich bei einem solchen Programm geradezu anbietet.

Das Schnittfenster wist die Hauptumgebung für den FunMedia-Anwender.

Dateien laden

FunMedia hat einige fest eingebaute Import- und Exportfilter. Andere liegen als externe Module vor und auch hier muß sich FunMedia die gleiche Kritik gefallen lassen, wie jedes andere Atari-Grafikprogramm auch: warum werden solche Module nicht gemeinsam mit anderen Grafikprogrammierern entwickelt?

Nichtsdestotrotz ist die Auswahl ziemlich groß. Neben dem Exoten PAC (STAD) verarbeitet das Programm TG1, TGA, (X)IMG, IFF, BMP und JPEG. GIF liegt nicht vor und es ist angesichts der etwas schwierigen Patentsituation wohl auch nicht zu erwarten.

Nach und nach sollen alle intern unterstützten Formate in das Modul-Format umgeschrieben werden.

Der 3D-Teil unterstützt 3DS und Quake II-Modelle (MD2).

Der erste Schnitt

Ohne Umschweife wollen wir den ersten Schnitt wagen. Dazu wird eine FLH-Datei benutzt, die auf dem FTP-Server Chapelie liegt: "money.flh". Mit "Öffnen" im Datei-Menü wird der Film geladen. Jedes Objekt, ob Video, Bild, Audio, Titel, Farbverlauf oder 3D-Objekt erscheint im Objekt-Fenster.

In den Optionen kann das Schnittfenster geöffnet werden. Dort erscheinen zunächst zwei Spuren für Bildsequenzen, eine Effektspur und eine Alphaspur. Soll eine Nachvertonung erfolgen, wird die Audiospur mit einem Klick auf das Lautsprechersymbol eingeblendet. Für komplexe Animationen oder Ordnungsfanatiker können weitere Bildspuren angelegt werden.

Objekte können vom Objektfenster auf das Schnittfenster gezogen werden. Ob das Objekt auf einer bestimmten Spur Sinn macht, verdeutlicht FunMedia durch Invertieren.

Im Fall von "money.flh" nimmt der Film 42 Bilder (Frames) ein. Wichtiges Hilfsmittel ist die Zeitlinie (Timeline) am oberen Fensterrand. Die Beschriftung kann mit der Uhr von der Frame- auf Zeitanzeige umgestellt werden.

Der Film kann auch ein zweites Mal auf das Schnittfenster gezogen werden, entweder auf die selbe oder eine andere Spur. Das macht dann Sinn, wenn ein Film wirklich geschnitten werden soll. Auf der Timeline können die Objekte frei plaziert werden.

Das Verkürzen von Objekten geschieht ebenfalls auf der Timeline. Hierzu wird auf das Ende bzw. den Anfang des Objektes geklickt und dann nach links oder rechts gezogen.

Überblendungen

Überblendungen werden genauso behandelt wie Filmschnippsel: sie haben eine wählbare Dauer und lassen sich frei plazieren. FunMedia kennt genug davon, um einen Mischer zu ersetzen.

Die Versuchung ist groß, alle FunMedia-Überblendungenin einem Film zu gebrauchen. Ratsamer ist es aber, nur eine oder zwei zu verwenden.

Effekte

Obwohl die Überblendungen schon sehr Effektreich sind, gibt es noch eine extra Effektsektion. Im Schnittfenster wird mit der rechten Maustaste ein Clip ausgewählt. Nach einem Klick auf "Effekte" erscheint die Effektauswahl, in der die verfügbaren und bereits gewählten Effekte stehen.

Viele Effekte kennen Parameter - so gibe es Start- und Endpunkte mit unterschiedlichen Werten.

Der interessanteste Effekt ist die Bluebox. Dabei werden die Farben transparent gesetzt, die innerhalb der oberen und unteren Sliderwerte liegen. Wenn die Option "Bluebox" aktiviert ist, werden alle Blautöne einer bestimmten Intensität auf transparent geschaltet. Bluescreen wird z.B. in der Tagesschau oder in vielen Filmen eingesetzt.

Titelgenerator

FunMedia beinhaltet auch einen Videotitelgenerator, auf Wunsch sogar mit mehrfarbigen Schriften. Leistungsfähiger ist in diesem Bereich jedoch Overlay, das auf diversen CDs von falkemedia veröffentlicht wurde.

3D-Teil

Ein zweiter Schwerpunkt ist der 3D-Teil, in dem Rotationskörper, Quader, Kugeln oder ein Torus erstellt werden können. Der 3D-Editor kann eine Lichtquelle setzen und die Körper mit Texturen bekleben. Ein Beispiel, was mit dem Editor möglich ist, wird gleich zu Programmstart angezeigt: ein Würfel mit Milan-Logo.

Die animierte 3D-Sequenz darf über den Film wirbeln und ist auf einem Milan beeindruckend schnell. Als kleiner Gag darf das Objekt mit einem Schalter in Flammen gesetzt werden.

http://funmedia.atari.org


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 01 / 2003, Seite 46

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