Atari-Fan des Monats: Christoph Brincken

Hallo, ich heiße Melchior-Christoph v. d. Brincken - oder einfach Christoph für die, die mich kennen. Ich bin Jahrgang 1966, heute also 37 Jahre alt, Künstler und Sozialist. Schon früh wurde ich Computer-Enthusiast. 1984 konnte ich einen der ersten Atari 520 ST mein Eigen nennen - noch mit Disketten-TOS und 512 KBytes. Meine ersten Grafik-Schritte machte ich mit dem Schwarzweiß-Malprogramm Monostar. Erst Jahre später (iggo) kaufte ich mir ein Buch, um Calamus zu erlernen. 1992 habe ich etwas Geld geerbt und in einen Atari TT mit Großbildschirm, Scanner, Laserdrucker und Softwarepaket (bestehend aus Calamus SL, AvantVektorPro, Didot Professional und GMA Plot) investiert. Diese Programme sind einfach genial, und ich arbeite heute noch mit ihnen, wobei Calamus natürlich etliche Updates erfuhr.

In der Atari-Szene stieß ich auf einige Fachleute - Grafiker, Stempelsetzter und Typografen und eignete mir halb abschauend, halb autodidaktisch einiges Wissen an. Beruflich bin ich heute Künstler und arbeite an meiner Selbständigkeit. Ich produziere selbst Buttons, gestalte für sozial engagierte Initiativen Drucksachen und werde demnächst eine kleine T-Shirt-Siebdruckwerkstatt betreiben - es liegt mir eben mehr, lange an einer Grafik oder einem Plakat zu arbeiten und es künstlerisch möglichst perfekt hinzubekommen, statt in einer Werbeagentur routiniert und schnell "Einweggrafik" zu produzieren.

Atari Fan? Nun, ich habe einfach nie aufgehört, mit Atari-Software zu arbeiten. Mein MagiCMac-System, konfiguriert mit NVDI, EASE und Kobold ist unglaublich schnell. Schon, als ich 1995 auf einen Performa 630 (68040-Prozessor) mit McStout-Karte umstieg, war es immer unglaublich, den Unterschied zwischen dem gemütlich bis lahmen System 8.1 und dem rasant aufbauenden MagiCMac zu erleben. Mac-Anwender verweisen darauf, wie unglaublich schlecht Windows ist - womit sie recht haben. Doch auch das Macintosh-Betriebssystem wäre sicher um den Faktor 50 zu beschleunigen. Ich bin natürlich froh, heute an einem schnellen Computer zu sitzen. Doch für einen 200-Mhz-Atari-Clone würde ich einiges geben.

Wie dem auch sei, man arbeitet mit Atari-Software. Meine Atari-Software tut immer noch ihren Dienst.

AvantVektor Pro, das Vektorgrafikprogramm, mit dem ich das Logo auf der linken Seite gemacht habe, ist eines der besten Programme, die je geschrieben wurden - was auch für Calamus SL, Kobold und NVDI gilt. Auf Mac-Seite sind der Atari-Emulator MagiCMac, Photoshop zur Bildbearbeitung und GoLive für Webdesign für mich unverzichtbar. Ein Hobby von mir ist das Sammeln von Atari-Programmen und Büchern; dies hat gelegentlich sogar noch praktischen Nutzen für meine Arbeit.

Einige Zeit betrieb ich zudem einen Carracho-Atari-Server, auf dem es es Atari-Spiele und Programme zum Download gab (Carracho ist - ähnlich wie Hotline für PC, Mac und Linux ein Apple Macintosh-Client-/-Server System). Gelegentlich kamen dort sogar Coder von der "dead hacker society" zu Besuch.

Der Krieg

Meine Empörung über Bushs Öl-Kriege treiben mich in den letzten Monaten immer wieder zu Demonstrationen, und mit Calamus gestaltete ich mehrere Plakate für die Friedensbewegung. Meine Freundin ist in der "No-War-Logo.org"-Initiative aktiv. Diese Initiative verteilt Miniplakate mit dem weißen "NO WAR"-Logo auf rotem Hintergrund. Das wirkt nicht radikal und findet weltweite Verbreitung, selbst die TAZ hat es schon abgedruckt. Hier in Berlin hängt dieses "NO WAR" in vielen Geschäfts-, Kneipen- und auch einfach in Wohnungsfenstern.

Das Logo

Ich kam auf die Idee, ein ebenso schlichtes Logo für die Atari-Gemeinde zu schaffen; das Atari-Logo erinnerte mich zudem schon seit Längerem irgendwie an ein Peace- Zeichen. Gesagt, getan. Ein sauberer Kreissatz in AvantVektor, das Atari-Logo in der Mitte ein bisschen verlängert und zwei kleine Atari Symbole als Trennungszeichen - und fertig war das Logo.

Ich schreibe gelegentlich für MyAtari.net, das englischsprachige internationale Atari-Onlinemagazin. Was lag also näher, als das Logo mit den Daten, die zudem bewiesen, das es sogar mit Atari-Software erstellt wurde, an die MyAtari zu schicken? Ich war mir nicht sicher, ob sie es veröffentlichen würden, aber da es nur eine Friedensbotschaft ist und keinen politischen Inhalt hat, entschlossen sich Matthew Bacon und Shiuming Lai, es zu bringen. Ich erhielt dann eine Mail von Thomas Raukamp und war hoch erfreut, das Logo auf der Webseite der st-computer (st-computer.net) zu finden. Inzwischen ist es auch bei Didier Mequignon (aniplayer.atari.org) aufgetaucht, wie ich beim Download der neuesten Aniplayer-Version feststellen durfte.

Ich wünsche allen Menschen Glück und Frieden, und den Atari-Fans zudem noch einen ColdFire-Clone mit DSP-Chip.


Euer Christoph
Aus: ST-Computer 04 / 2003, Seite 3

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