ATI Rage für den Milan

Lange Zeit war es still geworden um neue Entwicklungen für den Milan und es sah so aus, als wenn dieser Vogel nie ganz zeigen könnte, was in ihm steckt. Aber relativ überraschend taucht jetzt eine von Anwendern schon lange gewünschte Erweiterung auf, die dem Rechner zu neuen Sporen verhilft.

Mit dem neuen Grafikartentreiber für ATI-Rage Karten steht dem Milan-Anwender erstmals eine modernere Grafikhardware als die standardmäßig gelieferte S3-Trio64-Karte zur Verfügung. Die hiermit unterstützte ATI-Hardware zeichnet sich durch optimierte Zeichengeschwindigkeit, mehr Speicher und höheren Pixeltakt aus. Dadurch ergibt sich endlich die Möglichkeit, den Milan auch in höheren Auflösungen und Farbtiefen bei akzeptablen Bildwiederholfrequenzen zu betreiben - von der besseren Bildqualität ganz zu schweigen....

Was bietet der ATI Rage Chipsatz?

Der ATI-Rage Chipsatz unterstützt verschieden Speicherarten und Größen:

Gleichzeitig bietet er viele hardwarebeschleunigte Zeichenfunktionen:

Der DAC des ATI-Rage Chipsatzes erlaubt mit Hilfe des schnelleren Speichers einen hohen Pixeltakt für komfortable Bildwiederholfrequenzen und guter Bildqualität:

Was bietet der Treiber?

Der Milan-Treiber nutzt diese Fähigkeiten, um die bestmögliche Leistung aus der ihm zur Verfügung gestellten Hardware heraus zu holen. Dazu zählt:

Lieferumfang

Den Treiber gibt es in mehreren Ausführungen: Entweder solo (falls Sie schon eine unterstützte Karte besitzen) mit einer 4-MB-Karte oder in einer 8-MB-Variante. Es wird ein mehrseitiges Handbuch mitgeliefert, das den Einbau und die Konfiguration ausführlich beschreibt.

Wie funktioniert das Ganze?

Der Milan kann normalerweise nur mit dem S3 Trio64 Chipsatz umgehen. Alle hierfür benötigten Routinen und Daten liegen im Bootblock des Milan vor. Andere Grafikkarten könnten so nur mit langwierigem Auswerten der einzelnen Chipsätze angepasst werden, und dies wäre dann auch meist noch abhängig von der verwendeten Grafikkarte.

Um eine andere Grafikkarte einfacher im Milan zu benutzen, ist in den neueren Bootblöcken deshalb ein Intel x86-Emulator eingebaut worden, der das originale Grafikkarten-BIOS ausführt. Dadurch initialisiert sich die Karte selbständig, und der Treiber findet diese in einem definiertem Zustand vor. Hier kann der Treiber jetzt ansetzen und die Karte direkt programmieren.

Leider funktioniert dieses Verfahren nicht mit allen Grafikchips, auch nicht mit allen ATI-Chips. Selbst Karten mit demselben Chip, aber anderen Ausstattungen, funktionieren nicht immer. Aber auch ohne Treiber haben Sie bei funktionierenden Karten dann so schon eine monochrome Auflösung von 640 * 480 Pixeln. Dies funktioniert zum Beispiel auch mit alten S3 Virge Karten und älteren ATI-Karten, die der ATI-Treiber nicht unterstützt. Auch eine ältere Matrox Millenium konnte schon in Betrieb genommen werden. Einzige Voraussetzung ist ein aktueller Bootblock und TOS. Es ist nicht nötig, die Logik Bausteine des Rechners zu aktualisieren.

Welche Karten werden unterstützt?

Laut Handbuch funktionieren folgende Karten.

Folgende Karten gehen hingegen definitiv nicht:

Probleme bereiten mindestens eine Kartenserie der Rage II+DVD (30 Charger). Diese Chips melden sich mit einer falschen Kennung und werden deshalb falsch angesteuert. Es mag sein, dass noch weitere Karten funktionieren, dies bleibt dann der Experimentierfreude des Anwenders überlassen.

Schnell installiert

Die Installation der Karte geht im Milan schnell vonstatten. Falls noch nicht getan, wird der beiliegende Bootblock und das TOS geflasht. Jetzt wird der alte Treiber "MILANDRV.PRG" im AUTO-Ordner gegen den neuen Treiber "ATIDRV.PRG" getauscht, der Rechner ausgeschaltet und geöffnet.

Die Grafikkarte ist ja relativ einfach zu lokalisieren und ausgebaut. Nun wird die neue ATI-Karte in der PCI Slot gesteckt und wieder befestigt. Der Rechner kann dann wieder zusammenbaut und das Monitorkabel wieder angesteckt werden.

Jetzt kommt der große Moment: Der Rechner wird wieder eingeschaltet. Der Bildschirm bleibt dunkel, deutlich länger dunkel als mit der S3. Doch dann endlich meldet sich das BIOS der Grafikkarte ganz kurz mit einer Meldung, und der normale Bootscreen des Milan erscheint.

Warum dauert dieser Prozess länger als bei der S3? Dies ist der Nachteil der vorher beschriebenen Vorgehensweise zum Betrieb anderer Grafikkarten. Das BIOS der Karte wird interpretiert, und dies dauert länger als die direkte Programmierung der S3. Je mehr Speicher die Karte hat, umso länger, da in der Emulation auch der gesamte Grafikkartenspeicher getestet wird. Bis ein Bild auf dem Monitor erscheint, dauert es bei 8 MBytes Videospeicher mindestens 10 Sekunden. Ein 060-Prozessor ist hier natürlich von Vorteil.

Jetzt geht aber alles sehr schnell. Der Treiber nimmt die vorhandene "MVDI.CNF", wertet die Daten aus und das AES schaltet in die gespeicherte Auflösung. Wer sich jetzt die zu Verfügung stehenden Auflösungen ansieht, wird sofort sehen, dass das Mehr an Speicher sich hier bemerkbar macht: TrueColor bis 1600 * 1200 Punkten - auch, wenn hier die die Karte dann doch an ihrem Maximum angelangt ist und man diese Auflösungen, aufgrund der 60 Hz Bildwiederholfrequenz, wohl nur auf einem TFT-Panel benutzen kann. Aber alle kleineren Auflösungen meistert sie mit Bravour und treibt jeden Monitor an seine Grenzen.

Fazit

Milan-Besitzer können sich über eine rundherum gelungene Hardware freuen. Der Preis für den Treiber erschrickt auf den ersten Blick vielleicht etwas, der Nutzwert steht aber in einer fairen Relation. Es ist dem Endprodukt einfach anzusehen, dass viel Arbeit in die Optimierung gesteckt wurde.

Für Milan-Besitzer sind die ATI-Treiber sicher die wichtigsten Veröffentlichung des Jahres.

Preise:

Treiber solo: EUR 50.-
Treiber inkl. ATI Rage 4 MB: EUR 75.-
Treiber inkl. ATI Rage 8 MB: EUR 99.-

Milan Computersysteme http://shop.falkemedia.de/atimilan/

GEMBench S3 Trio64/2MB Ati-RagePro 4/8MB
  68040/25 68060/50 68040/25 68060/50
Dialog 2576
2689
3722
5153
Text 3547
5960
6208
6772
Effects 2817
2900
1443
1479
Small Text 2695
4769
1771
2339
Grafik 567
668
656
994
Window 1388
1562
1875
2586
Blitting 83
86
318
318
VDI-Scroll 3571
4000
8823
9674
Justified Text 1759
808
1338
676
New Dialogs 472
502
1221
1390

Michael Maus
Aus: ST-Computer 04 / 2003, Seite 15

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