Editorial: Was passt noch ins (Emu-)TOS?

Neulich bei Apple

Neulich bei Apple im neuen Apple Park gab es eine Diskussion zwischen den Betriebssystementwicklern. Demnächst soll macOS Catalina erscheinen, doch für die Entwickler wird der Platz knapp. Durch das Entfernen von 32-Bit-Codes konnte etwas Platz gewonnen werden, doch es reichte nicht: Zwar läuft Catalina auf allen Macs, muss aber ausgerechnet auf den beliebtesten Geräten auf neunzig Prozent der neuen Funktionen verzichten. Nur auf dem neuen Mac pro und dem iMac pro ist macOS komplett. Es war keine böse Absicht und auch nicht eine zu schwache Grafikhardware – vielmehr war bei den kleinen Macs der Speicherplatz für das Betriebssystem zu gering dimensioniert.

Ein solches Treffen hat es natürlich nie gegeben. Harte Grenzen werden einem Betriebssystem nur dann gesetzt, wenn es in ein ROM gebrannt werden soll. Als Atari es schaffte, TOS 1.0 als ROM anzubieten, wurde das als Fortschritt gefeiert, denn schließlich blieb nun mehr RAM-Speicher frei. Auf die Idee, Atari zu fragen, warum man in Sunnyvale nicht etwas großzügiger geplant hatte, ist niemand gekommen. Die 192 KB reichten für Patches und ein paar neue Funktionen, bis TOS 1.04 war Atari „safe“.

Doch schon beim 1040STE reichte der Platz nicht mehr, dabei bekam der kleine STE nie den NewDesk vom MegaSTE spendiert. 30 Jahre später wiederholt sich das Spiel, nur heißt das Betriebssystem EmuTOS: Die Entwickler müssen sehr genau überlegen, welche Funktion noch in die 192KB-ROM-Version passen, selbst in der 256KB-Version ist nicht mehr allzuviel Luft. Besser sieht es beim EmuTOS aus, das für TT und Falcon gedacht ist.

Was gerade die „kleinen“ Ataris meiner Meinung nach gebrauchen könnten, wäre eine TOS-Bridge der nächsten Generation, eine TOS-Karte, die nicht nur den einfachen Wechsel zwischen verschiedenen Versionen erlaubt, sondern auch die Anpassungen vornimmt, um größere ROMs (256, beziehungsweise 512KB) zu nutzen. Updates könnten einfach per Software „geflasht“ werden. Eine solche Erweiterung würde den Wunsch nach hoher Kompatibilität mit der höheren Leistung späterer TOS-Versionen versöhnen – und EmuTOS-Interessierte müssten sich nicht nach jeder Version fragen, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist, EmuTOS ins ROM zu brennen.


Mia Jaap
Aus: ST-Computer 06 / 2019, Seite 3

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