Interlink ST — Datenfern-Übertragung fest im Griff: De heiße Draht nach draußen

Die meisten Funktionen von Interlink ST erreichen Sie über diese Menüs. Schneller bedient man das Programm allerdings über die Funktionstasten und über Alternate-Sequenzen.
Mit Ihren Telefonnummern speichern Sie die Parameter der betreffenden Mailboxen

Um in die Welt der Datenfernübertragung einzusteigen, benötigen Sie neben Ihrem Computer, einem Akustikkoppler oder Modem auch entsprechende Software. Die allerersten Schritte lassen sich zur Not mit dem zum Lieferumfang des ST gehörenden VT52-Emulator beschreiten. Doch spätestens, wenn Sie Dateien empfangen oder senden wollen, reichen die Fähigkeiten dieses Terminalemulators nicht mehr aus, und Sie sind auf vollwertige Telekommunikationsprogramme angewiesen. »Interlink ST« ist ein Vertreter dieser Gattung, der kaum noch Wünsche offen läßt. Für 79 Mark erhält man eine einseitig bespielte Diskette und ein ausführliches deutsches, etwa 80 Seiten umfassendes Handbuch.

Nach dem Start von Interlink erscheint ein GEM-Bildschirm mit der gewohnten Menüleiste am oberen Rand. Über die wichtigsten aktuellen Parametereinstellungen wie Geschwindigkeit, Emulation oder Verbindungsdauer informiert das Status-Fenster am unteren Bildschirmrand.

Da es sich bei Interlink um ein amerikanisches Programm handelt, ist es selbstverständlich Hayes-kompatibel. Dies bedeutet, daß es sich auf Anhieb mit einem Hayes-kompatiblem Modem versteht. Besitzer von Modems, die den Hayes-Befehlssatz nicht beherrschen, brauchen aber nicht verzweifeln: Mit der Funktion »Auto-Modem« passen Sie das Programm an Ihr Gerät an.

Die Telefonnummern von häufig benutzten Mailboxen oder Datenbanken geben Sie natürlich nicht jedesmal per Hand ein, sondern speichern sie in einer Telefonliste. Nebenbei legen Sie hier auch gleich die Parameter der jeweiligen Boxen, also etwa Übertragungsgeschwindigkeit, Parität oder Terminalemulation und pro Nummer eine Einlogsequenz fest. Mit der leistungsfähigen Autowahl-Funktion läßt sich nicht nur eine einzelne, sondern auch eine Gruppe von Mailboxen bestimmen, die das Programm solange anwählt, bis eine Verbindung zustandekommt. Unter Umständen soll nicht jeder, der Zugang zu Ihrem ST hat, auch die für Ihre Accounts bestimmten Einlogsequenzen benutzen. Deshalb lassen sich die Telefonlisten mit einem Passwort verschlüsseln.

Die Einlogsequenzen programmieren Sie nicht wie bei anderen Terminalprogrammen in Script- oder Batchdateien, sondern Sie zeichnen sie mit dem integrierten Recorder während des Logins auf. Diese einfache Methode genügt in der Regel, die sich bei jedem Anruf wiederholende Prozedur zu automatisieren. Deshalb ist eine leistungsfähige Makrosprache nur in Extremsituationen notwendig. Für die Version 2.0 ist sie bereits angekündigt.

Da wir gerade bei Ankündigungen sind: Ebenfalls in nächster Zukunft wird das zur Zeit wohl schnellste Übertragungsprotokoll »Zmodem« und ein Editor erscheinen, mit dem der Anwender eigene Protokolle und Terminalemulationen schreibt. Dies ist ohne größere Schwierigkeiten möglich, da Interlink als Terminal nur ein VT52 enthält. Zum Lieferumfang gehört aber auch eine VT100-Emulation, die bei Bedarf nachgeladen wird. Ebenso wurde mit den Übertragungsprotokollen verfahren. Fest eingebaut sind X- und Ymodem sowie reiner ASCII-Transfer, mitgeliefert werden das CompuServe Quick-B Protocol und Multixy sowie Ymodem-Batch. Angekündigt ist neben Zmodem auch noch Kermit. Eine Besonderheit von Interlink ist, daß es Dateien auch im Hintergrund empfängt und somit echtes Multitasking-Gefühl auf dem ST auf-kommen läßt. Befindet sich das Accessory »Inlmulti.acc« auf der Bootdiskette, so erscheint der Eintrag »Interlink wartet..« unter dem Atari-Symbol. Beginnt der Empfang einer Datei mit dem Multixy-Protokoll, so kann man Interlink verlassen und GEM-Programme starten, ohne die Übertragung zu unterbrechen. Allerdings wird eine saubere Programmierung der GEM-Programme vorausgesetzt.

Die Mailbox-Funktion verwandelt Ihren ST in eine einfache Box

Ein Schmankerl ganz besonderer Art bietet die Mailbox-Funktion von Interlink: Mit ihr erlangen Sie von einem anderen Computer aus Kontrolle über Ihren ST. Dabei gibt es eine hohe, eine mittlere und eine niedrige Zugriffsberechtigung. In der niedrigen Zugriffsberechtigung ist es dem Anrufer erlaubt, Nachrichten zu hinterlassen und per Xmodem Dateien in oder aus einem bestimmten Ordner zu übermitteln beziehungsweise zu empfangen. Bei der mittleren Berechtigung ist fast alles erlaubt, außer Dateien zu löschen und Nachrichten zu lesen. Mit der hohen Berechtigung erhält der Anrufer schließlich die volle Kontrolle über das System, das heißt, er hat Zugriff auf alle TOS-Funktionen wie Kopieren, Umbenennen, Löschen, Dateiübertragung etc. Sogar ein Hilfsmenü steht zur Verfügung. Natürlich läßt sich mit dieser Funktion keine vollwertige Mailbox aufbauen, aber es lassen sich beispielsweise Nachrichten während eines Urlaubes über den Computer austauschen. Mit dem Button »Tastatur« simulieren Sie zum Austesten dieser Funktion einen Anruf von draußen. Auch alle wichtigen Diskettenkommandos sind in Interlink implementiert. Disketten formatieren, Ordner anlegen, Dateien umbenennen, löschen, anzeigen oder drucken sowie den Pfad einstellen erledigen Sie per Maus aus Interlink heraus. Auch stellt dieses Terminalprogramm einen neuen File-Selector zur Verfügung, der sich aber auf Wunsch abschalten läßt.

Den überaus positiven Eindruck von Interlink ST runden zwei weitere Zusatzprogramme, die sich auf der Diskette befinden, ab. Mit Interlog berechnen Sie die anfallenden Telefongebühren, und Cliptrb installiert ein Klemmbrett, über das Sie Daten mit anderen Applikationen austauschen, sofern diese ihrerseits die Klemmbrett-Funktion unterstützen.

Dem Anfänger kommt die leichte GEM-Bedienung von Interlink ST entgegen, der geübte Anwender wird die schnelle Steuerung über die Funktionstasten und Alternate-Sequenzen nicht mehr missen wollen. Interlink ST ist Telekommunikations-Software pur, die nicht nur durch ihre überdurchschnittlichen Leistungsmerkmale besticht, sondern die sich im täglichen Einsatz auch durch eine hohe Betriebssicherheit auszeichnet. (uh)

Vertrieb: Bela Computer Layout- und Vertriebs GmbH, Unterortstr. 23-25, 6236 Eschborn

Wertung

Name: Interlink ST
Hersteller: Intersect Software
Preis: 79 Mark

Stärken:
□ komfortable Benutzerführung □ Multitasking-Dateiübertragung □ Mailbox-Funktion □ Recorderfunktion □ umfangreiche Diskettenfunktionen integriert

Schwächen:
□ Puffergröße nicht im Programm änderbar □ noch keine Programmiersprache integriert

Fazit: Die Verbindung Modem und Interlink ST gestaltet DFÜ auf dem ST sehr komfortabel.


Ulrich Hofner
Aus: ST-Magazin 02 / 1989, Seite 32

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