Flexdisk: Flexibilität ist alles

Wenn Sie nur ein Diskettenlaufwerk besitzen, wissen Sie sicher, wie umständlich das sogenannte »Dateihandling« ist. Wollen Sie beispielsweise eine Datei auf eine andere Diskette kopieren, müssen Sie beim alten TOS dreimal die Disketten wechseln. Die neueren Versionen des ST-Betriebssystems begnügen sich glücklicherweise mit einem Diskettenwechsel pro Datei. Wenn Sie allerdings mehrere Dateien kopieren, wird's auch hier lästig. Haben Sie schon einmal versucht, vom Desktop aus den Inhalt einer einseitigen Diskette auf einen doppelseitigen Datenträger zu kopieren? Dieses Vorhaben läßt das TOS nicht zu: »Disketten haben nicht das gleiche Format - Abbruch!« Ihnen bleibt nur, die Dateien einzeln zu kopieren - eine mühsame und langwierige Angelegenheit.
Einen Großteil dieser Probleme löst ein zweites Diskettenlaufwerk. Auch eine Festplatte bringt Hilfe. Doch nicht jeder kann oder will sich ein Zweitlaufwerk oder eine Festplatte kaufen. Wie kommen Sie trotzdem zu einem zweiten Laufwerk? Die Lösung heißt »RAM-Disk«.

TOS oder GEM

Eine RAM-Disk ist ein virtuelles Laufwerk im Speicher des Atari ST. Der Computer zweigt vom Hauptspeicher einen Teil des RAM ab, den er wie ein zusätzliches Diskettenlaufwerk verwaltet. Allerdings gehen sämtliche in der RAMDisk abgelegten Daten nach einem Reset (vollständiges Zurücksetzen des ST) oder dem Ausschalten verloren. Die meisten RAM-Disks sind heute resetfest. Die Bedienung eines RAM-Disk-Programms ist einfach: Zuerst wählen Sie in einer Dia- logbox die gewünschte Größe in KByte. Anschließend geben Sie den Laufwerksbuchstaben ein. Ein Druck auf die Return-Taste und Ihr Computer verfügt über ein zusätzliches Laufwerk. Dieses Prinzip ist bei allen RAM-Disk-Programmen gleich. Bei allen? Nein, eines tanzt aus der Reihe. Die »Flexdisk« (flexible RAM-Disk) bietet wesentlich mehr Funktionen als andere Programme ihrer Art.

Die Flexdisk starten Sie durch einfaches Umbenennen der Extension als GEM- oder TOS-Application, als Accessory oder aus dem Auto-Ordner. Die Benutzung als TOS-Programm ist nicht empfehlenswert, da die Flexdisk im Falle eines Fehlers sofort, abbricht und Sie keine Änderungsmöglichkeiten - wie unter GEM - haben. Außerdem geben Sie fast alle Befehle oder Parameteränderungen in Form von TTP-Boxen ein - eine etwas umständliche Angelegenheit. Wir empfehlen die Benutzung als Accessory, da Sie hier die meiste Freiheit zur Manipulation der einzelnen Funktionen und Parameter genießen.
Nach dem Anklicken des entsprechenden Menüeintrags erscheint auf dem Bildschirm ein Dialogfeld, das in mehrere Teile gegliedert ist. Im oberen Teil befindet sich neben der obligatorischen Copyright-Meldung ein Feld, das Ihnen den verfügbaren Speicher anzeigt. Weiterhin haben Sie hier Gelegenheit, Datum und Uhrzeit einzustellen. Das nächste Fenster stellt Ihnen drei Eingabezeilen zur Verfügung: Unter »Laufwerk« geben Sie den Laufwerksbuchstaben ein, unter dem Sie die Flexdisk im GEM-Desktop anmelden wollen. Unter »Auto-Ordner« wählen Sie das Laufwerk, von dem nach dem nächsten Reset der Auto-Ordner geladen wird. »Accessory« kennzeichnet das Laufwerk, auf dem der Computer die speicherresidenten Hilfsprogramme erwartet. Im dritten Fenster stellen Sie die Größe der RAM- Disk ein.
Hierbei bietet die Flexdisk eine Besonderheit: Geben Sie als Größe eine Null ein, stellt die Flexdisk ihre Größe automatisch ein. Am Anfang hat sie einen Speicher von 0 KByte. Kopieren Sie nun Dateien in die RAM-Disk, nimmt ihr Umfang zu, immer gerade so viel, daß die Dateien alle Platz finden. Löschen Sie diese Dateien, verkleinert sich auch die RAM-Disk. Auf diese Weise besetzt sie immer nur so viel Speicher, wie gerade nötig ist.

Flexdisk als Bootlaufwerk

Im unteren Drittel des Flexdisk-Dialogfensters haben Sie Gelegenheit, allgemeine Parameter einzustellen. Sie entscheiden, ob die RAM-Disk resetfest sein soll oder ob Sie bei jedem Löschvorgang eine Warnung erhalten wollen. Weiterhin schützen Sie die RAM-Disk wie eine normale Diskette vor Schreib- und Löschzugriffen. Außerdem legen Sie fest, ob und welche Programme der ST nach einem Reset in die sich automatisch aktivierende RAM-Disk lädt.
Die Flexdisk ist eine RAM-Disk, wie man sie sich wünscht. Die zahlreichen Funktionen und Besonderheiten machen die Arbeit mit diesem Programm zu einem Vergnügen.

Name: Flexdisk
Vertrieb: Application Systems
Preis: 69 Mark

Stärken:

Schwächen:

Fazit:
leistungsstarke RAM-Disk für wenig Geld


Thomas Bosch
Aus: ST-Magazin 03 / 1989, Seite 128

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite