Atari STE: der Amiga-Killer?

Willkommen zum Spieleteil des ST-Magazins. Sind Sie auch begeisterter Falcon-Pilot? Dann empfehlen wir Ihnen den Test der neuen Mis Disk auf Seite 153. Fast schon »Falcon II«. Viel Spaß!

Atari kündigte für die Atari-Messe 1989 in Düsseldorf zwei Weltneuheiten an: »Wir zeigen den Atari TT und ...«. Diese drei Punkte ließen vor allem die Spielefans aufhorchen. Kommt er, der Amiga-Killer, der Computer, der mit seinen Leistungen im Spielebereich den König der Spielcomputer in den Schatten stellt?

Erwartungsvoll stürmten die Spielefans auf den Atari-Stand. »Atari 1040 STE« stand auf dem bescheidenen Aushängeschild. »Atari 1040 STE« stand auch auf dem dezenten Typenschild. Auf den ersten Blick schien sich die Kiste überhaupt nicht vom bewährten 1040er zu unterscheiden. Der zweite Blick zeigte schon mehr:

Auf der linken Seite sind zwei zusätzliche Joystickanschlüsse untergebracht. Auch die Rückseite geizt nicht mit neuen Anschlußmöglichkeiten: Eine Buchse zum Anschluß an einen Fernseher und zwei Audio-Ausgänge für satten Stereosound lassen die Herzen der Spielefans höher schlagen. Das Innenleben kann sich ebenfalls sehen lassen: Neue Grafik- und Soundchips sorgen für 4096 Farben und 8-Bit-Stereo-PCM-Sound. Außerdem verfügt der STE über Hardware-Scrolling.

Trotzdem ist dieser Computer schneller als der Amiga: Da der STE voll kompatibel zur »alten« ST-Baureihe ist, hat Atari seinen 68000-Prozessor mit 8 MHz getaktet. Der Amiga ist rund 10 Prozent langsamer; sein Prozessor verfügt über 7,15 MHz Taktfrequenz. Je nach Programmierung sinkt die Taktfrequenz sogar auf bis zu 5 MHz ab.

Volle Kompatibilität? Im allgemeinen ja, im speziellen jedoch nicht. Ein solcher Spezialfall liegt beispielsweise mit dem BIG-Demo von TEX (The Exceptions) vor. Als das Demo tief in die Betriebssystemroutinen griff, geriet der STE in »Bombenstimmung«. Das ST-Magazin wollte es genau wissen und testete die bekanntesten Spiele für den ST auf dem neuen Atari STE. Ergebnis: Alle Programme laufen problemlos.

Nach Auskunft einiger Programmierer ist der ST leichter zu programmieren als der Amiga. Peter Johnson (»Wizball«) meinte in einem Interview: »Bei einem Absturz weiß ich nie, ob mein Programm oder der Amiga die Ursache ist.« Auch der STE zeichnet sich durch die bequeme Programmierung aus. Und das neue Betriebssystem TOS 1.6 erlaubt die volle Ausnutzung der Fähigkeiten des Atari STE.

Trotz all dieser wirklich beeindruckenden Leistungsdaten gilt der STE offiziell nicht als der »Amiga-Killer«. Er löst auch nicht die normale ST-Baureihe ab. Atari bietet den neuen STE und den »bewährten« ST parallel an.

Amiga-Killer oder nicht — das müssen die Spielefans selbst entscheiden. Warten wir ab, bis die Spielefirmen die ersten Programme speziell für den STE auf den Markt bringen. Hoffentlich nutzen sie die Fähigkeiten dieses Computers auch voll aus. Dann kann der STE zeigen, was er kann.

In zwei Punkten hat der Amiga derzeit noch die Nase vorn: Erstens können sich Amiga-Besitzer über Mangel an guter (Spiele-)Software nicht beklagen. Zweitens liegt sein Preis noch deutlich unter dem des STE: Der neue Atari kostet mit Monochrom-Monitor rund 1498 Mark, mit Farbmonitor wandern ca. 1800 Mark über den Ladentisch. Abschließend ein Hinweis für PD-Fans: In der nächsten Ausgabe stellen wir neue Public-Domain-Spielehits vor. (tb)

Wir danken der Redaktion des Spiele-Magazins »PowerPlay« für die freundliche Bereitstellung der Hitparade

HITPARADE

ST-Magazin

  1. Populous (1989, Bullfrog)
  2. Dungeon Master (1988, FTL)
  3. Falcon F16 (1988, Mirrorsoft)
  4. Leisure Suit Larry II (1989, Sierra)
  5. Spherical (1989, Rainbow Arts)

Power Play

  1. Populous (1989, Bullfrog)
  2. Dungeon Master (1988, FTL)
  3. Falcon F16 (1988, Mirrorsoft)
  4. Elite (1988, Firebird)
  5. Zak McKracken (1989, Rainbow Arts)

Thomas Bosch
Aus: ST-Magazin 11 / 1989, Seite 149

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