Solide ohne Schnörkel: Score Perfect - ein einfacher Notenschreiber mit beachtlicher Leistung

Vor einem Jahr begann der arbeitslose Musiklehrer Klaus Kleinbrahm mit der Programmierung eines Notendruckprogramms, das Musiker, Chorleiter und Musiklehrer in die Lage versetzt, schnell und unkompliziert Noten des »täglichen Bedarfs« zu setzen, ohne lange in dicken Handbüchern zu wühlen. Aufgrund dieser klaren Zielsetzung ist die Programmkonzeption auf Übersichtlichkeit und einfache Bedienung angelegt.

Gerade rechtzeitig zur Atari-Messe erschien die verbesserte Version 1.2 und wird jetzt von der Berliner Softwarefirma Soft Arts vertrieben.

Nach 25 Sekunden Ladezeit erscheint die Hauptseite des Programms. Sie besteht aus einer Menüleiste, dem Arbeitsbereich für die Noteneingabe bzw. Notendarstellung und einer unteren Zeile mit Noten-/Pausenauswahl, Titelfeld, Wiedergabestart (Play), Scroll-Feldern und Taktvorschub-Feldern. Fast alle Funktionen erreichen Sie mit der Maus oder über Tastaturbefehle.

Die Noteneingabe erfolgt auf drei verschiedene Arten: mit der Maus, über MIDI-step-by-step oder durch MIDI-Realtime-Aufnahme.

Bei der Eingabe über Tastatur wählen Sie mit der linken Hand über die Computertastatur die Noten- bzw. Pausenwerte und mit der rechten Hand per Maus die gewünschte Tonhöhe. Notenhälse setzt das Programm automatisch richtig.

Im Step-by-step-Modus bestimmen Sie über die Tastatur die Notenwerte, während »Score Perfect« die Tonhöhen über MIDI von einem angeschlossenen Synthesizer empfängt. Die dritte Aufnahmeform, das Live-Einspielen zu einem Metronomschlag, wurde erst gegen Ende der Programmentwicklung integriert. Bei Note-off-Meldungen, wie sie Roland-Instrumente senden, kapituliert die automatische MIDI-Eingabe noch — hier sind künftige Versionen gefordert.

Wie bei jeder Realtime-Eingabe sind natürlich auch hier Nachbesserungen nötig, egal wie gut der Tastenkünstler spielt. Bei beiden MIDI-Eingabemethoden registriert das Programm nur Noteon-Befehle. Es ignoriert die Velocity (»Lautstärke«), die zwar für den Notendruck unwichtig, für die klangliche Wiedergabe aber sehr wünschenswert ist.

Was leistet das Programm nun bei der Notendarstellung? Es stellt bis zu acht Systeme mit Violin-, Alt-, Tenor- oder Baßschlüssel dar, wobei es jeder Stimme einen der 16 MIDI-Kanäle zuordnet. Positiv fällt auf, daß sich zwei unabhängige Stimmen (Notenhälse nach oben und unten) in einem System zusammenfassen lassen. Diese sogenannte polyphone Darstellung ist vor allem für einen Choroder Bläsersatz wichtig.

Vielfältige Einstellungen sind in übersichtlicher Form geordnet. Die Bedienung ist unkompliziert, die Qualität der Ergebnisse im Druck überzeugen. Bindebögen und mehrere Stimmen im System sind sehr gut gelöst (rechts unten).

Ferner lassen sich diverse Taktarten von 1/8 bis 15/2 einsetzen, sowie 15 Tonarten (Ces-Cis), alle Vorzeichen, pauschale Balkenbindung pro System, abstellbare Schrägbalken, 20 Artikulations- und Sonderzeichen, 13 Dynamikzeichen, Wiederholungszeichen, Doppelstrich, Klammern, Halte- und Legatobögen. Die Darstellung der Bindebögen ist im Vergleich zu anderen Programmen einfach zu handhaben, zumal Score Perfect bei Bedarf die Noten auf dem Bildschirm sehr groß darstellt. Umgekehrt steht für den Partiturüberblick ein Kleinformat zur Verfügung. Transponierende Instrumentalstimmen (Blechbläser-B-Stimmen) sind nicht darstellbar. Erfreulich ist, daß bei der klanglichen Wiedergabe sowohl die Wiederholungszeichen als auch die 13 Dynamikzeichen beachtet werden, während zur gleichen Zeit das Notenbild mitläuft. Wollen Sie die bei Wiederholungszeichen auftretenden klanglichen Wiedergabeverzögerungen vermeiden, verzichten Sie auf das mitlaufende Notenbild. Das Metronom stellen Sie zwischen 2/5 und 250/400 ein. Auf der Ebene des Gesamtstückes sind alle Stimmen nur pauschal in jede Tonart zu transponieren. Ein definierter Block läßt sich entfernen oder einfügen und die Taktart ändern. Takt- oder Tonartenwechsel innerhalb eines Stückes ist leider nicht vorgesehen. Auf der Ebene des Einzelsystems können Sie Stimmen um eine Oktave transponieren, löschen, neu hinzufügen, tauschen, mit einer anderen (polyphon) vereinigen und wieder trennen. Die Balkenbindung und die MIDI-Kanalzuordnung lassen sich ebenfalls ändern.

Über definierte (volltaktige) Blöcke sind Stimmabschnitte zu kopieren, zu löschen, einzufügen und zu verschieben.

Erfreulich ist, daß Score Perfect in der neuen Version auch Musikstücke im MIDI-Standard-File lädt. Speichern in diesem Format ist allerdings noch nicht vorgesehen. Vor dem Speichern ist das Stück zu formatieren. Dabei hilft eine Layoutfunktion, die manch teures Programm nicht aufweist.

Der Ausdruck erfolgt auf zwei verschiedenen Wegen: in drei Qualitäten über einen 9- oder 24-Nadel-Drucker oder auf Diskette als STAD-Bilder, die sich in Textverarbeitungsprogramme integrieren lassen.

Score Perfect ist ein in die Mittelklasse aufgestiegenes solides Notendruckprogramm, das trotz aller Beschränkungen im Vergleich zu den umsatzstarken

Marktführern und trotz einiger Schwachpunkte für einen Verkaufspreis von 199 Mark eine beachtliche Qualität aufweist. Auch das 75seitige Handbuch, leider ohne Stichwortverzeichnis, ist inhaltlich gut gelungen. Dem Programm ist Erfolg zu wünschen, verbunden mit der Hoffnung auf eine qualitative und bedienerfreundliche Weiterentwicklung. (wk)

Soft Arts, Postfach 127762, 1000 Berlin 12

Wertung

Name: Score Perfect
Preis: 199 Mark
Hersteller: Soft Arts

Stärken:

□ gute Druckqualität □ einfache Handhabung □ Handbuch □ günstiger Preis

Schwächen:

□ keine Einzelstimmenauszüge □ kein Speichern im MIDI-Fileformat

Fazit:

Günstiger Notenschreiber mit guter Druckqualität für kleinere Aufgaben


Ekkehard Arnold
Aus: ST-Magazin 11 / 1989, Seite 130

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