Farbenpracht unter der Lupe

Die verschiedensten Farbmonitore finden Anschluß am ST. Doch nicht jeder reizt den Computer in puncto Auflösung und Farbenpracht völlig aus. Mit unserem Programm beurteilen Sie die Leistung von Farbmonitoren.

Doch zuerst ein paar Grundlagen zur Technik: Das wichtigste und zugleich teuerste Teil eines Farbmonitors ist die Bildröhre. Sie entscheidet über die Bildqualität. Während bei den monochromen Monitoren nur eine Kathode, auch »Elektronenkanone« genannt, notwendig ist, erfordert die Wiedergabe von farbigen Bildern drei Kathoden: eine rote, eine grüne und eine blaue. Diese drei Elektronenstrahlen werden von vertikalen und horizontalen Ablenkspulen über den Bildschirm gelenkt. Die Elektronenstrahlen treffen mit ihren Teilchen auf eine Leuchtschicht, die - je nach Auflösung - aus einigen Millionen Leuchtpunkten besteht. Fällt ein Elektron auf diese Leuchtschicht, so emittiert sie rotes, grünes oder blaues Licht. Mischen sich diese drei Farben, so ergeben sie auf dem Bildschirm die verschiedensten Farbtöne. Die drei Farbpunkte liegen geometrisch gesehen in einem gleichseitigen Dreieck nebeneinander. Damit der Elektronenstrahl auch seinen speziellen Leuchtpunkt trifft, liegt vor der Leuchtschicht im Abstand von einigen Millimetern ein mit etlichen hunderttausend Löchern versehenes Blech, das die Qualität der Bildschirmauflösung bestimmt. Dieses Blech heißt auch Schattenmaske, da die Löcher im Blech nur eine definierte Strahlbreite passieren lassen, und die übrigen Strahlanteile somit nicht zur Leuchtschicht durchkommen. Diese gesamten Komponenten in Verbindung mit einer ausgeklügelten vertikalen und horizontalen Ablenkeinheit sind ein Maß für die Qualität und den Preis eines guten Farbmonitors.

Doch nun zu unserem Textprogramm: In Anlehnung an die in der Fernsehtechnik üblichen Testbilder stellt auch unser Programm einen kompletten Farbbildmuster-Generator dar. Das Programm erfüllt bestimmte Forderungen, die zur Beurteilung eines Monitors in seiner Farb- und Darstellungsfähigkeit notwendig sind. Zum einen überprüft es die Geometrie des Monitors. gerade vertikale und horizontale Linien sowie Kreise verschiedener Durchmesser kennzeichnen ein unverzerrtes Bild. Starke Unsymmetrien lassen hier leicht auf eine schlechte Abschirmung schließen, etwa gegen die Einwirkung von Netztrafos, oder weisen auf Fehler in der Linearität der Rasterablenkung hin. Für die Kontrolle der Farbwiedergabe definierten wir ebenfalls verschiedene Bilder, die selbstverständlich auch in den anderen Komplementärfarben darstellbar sind.

Wichtig ist jedoch, dass je eine Grundfarbe komplett den Bildschirm füllt, um eventuelle Schwachstellen der gesamten Leuchtschicht aufzuzeigen. Außerdem benötigen wir verschiedene Farbblöcke, die zur Kontrolle der Farbübergänge und damit der Farbreinheit dienen. Und schließlich zeigt uns ein Bild geometrisch in einem Dreieck angeordnete Pixel auf dem Monitor an. Damit sind gegebenenfalls auftretende Pixelfehler zu erkennen.

Das Programm ist einfachheitshalber - und um es jedermann zugänglich zu machen - in Omikron-Basic geschrieben. Es gliedert sich in verschiedene Module: Der Definitionsteil (Zeile 1 bis 14) setzt die diversen Farbvariablen auf einen bestimmten Farbwert. Dieser Farbwert ergibt sich aus den drei Grundfarben und ist in seiner Intensität von 0 bis 7 einstellbar. Beispielsweise bedeutet »Rcol = $700« für Rot höchste Intensität, für Grün und Blau Null.

Über den »Palette«-Befehl haben wir die Nummerntasten <0> bis <9> mit verschiedenen Farbkombinationen belegt. Der Monitor-Test beginnt mit dem Darstellen eines Gitters (Zeile 15 bis 31). Dazu bedient sich das Programm des »Pbox«-Befehls, der vertikale und horizontale Balken zeichnet.

Durch die Nummerntasten <0> bis <9> stellen Sie die entsprechende Farbe ein. Das Gitternetz nimmt daraufhin die neue Farbe an. Das Programm fährt nach Drücken einer anderen Taste mit dem nächsten Monitortest fort. Den Pbox-Befehl verwenden wir auch bei unserem zweiten Test, dem Füllen des Bildschirms. Auch hier steht Ihnen wieder die Farbwahl zur Verfügung. Und auch der dritte Test, die Darstellung von RGB-Blöcken, arbeitet mit den genannten Befehlen.

Wenden wir uns den Modulen »Kreise zeichnen« und »RGB-Dreiecke« zu: Zum Zeichnen der Kreise bedienen wir uns des »Pcircle«-Befehls, wobei sich der Kreisdurchmesser mittels einer Programmschleife ändert. Mit Hilfe der Nummerntasten ändern Sie nachträglich die Farbe der Kreise. Ähnlich verfahren wir auch beim Setzen der RGB-Pixel in einem Dreieck. Hier kommt jedoch der »Draw«-Befehl zum Einsatz, mit dem wir jeweils nur ein Pixel setzen. Wie aus den beiden Programmschleifen zu erkennen ist, beziehen sich die Koordinaten zur Berechnung der Pixelposition auf die niedrigste Auflösung (320 x 200) mit 16 Farben.

Nach dem Eintippen des Listings und der üblichen »Tippfehlerkorrektur« steht Ihnen ein Programm zur Verfügung, mit dem Sie jeden Farbmonitor selbst testen. Sie stellen damit Fehler in der Bilddarstellung fest und erkennen Verzerrungen. Tipp-Faulen bieten wir auf der Leserservice-Diskette zu dieser Ausgabe das ablauffertige Programm. Zudem finden Sie auf dieser Diskette unser Testbild, das Sie auf den vorgestellten Monitoren sehen.

Listing: Dieses Programm in Omikron-Basic unterzieht Farbmonitore einer Serie von Qualitätstests: Download 'farben.lst'


Hans Hoffmann
Aus: ST-Magazin 01 / 1990, Seite 49

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