Hardcopy-Treiber Harry: Druck aus zweiter Reihe

Drucker zählen nicht zu den schnellsten Peripheriegeräten. Also übt man sich bei der Ausgabe von Hardcopies in Geduld — oder läßt ein Programm wirken, das die zeitintensive Druckerei im Hintergrund erledigt.

Dem für knapp 30 Mark erhältlichen Programm »Harry« gaben seine Verkäufer eine umweltfreundliche Verpackung mit auf den Weg ins Rennen um die Käufergunst. Das Handbuch ist auf Recycling-Papier gedruckt, der Hefter besteht aus braunem Karton, für dessen Erzeugung keine Bleichmittel nötig waren.

Neben dem eigentlichen Hauptakteur finden sich auf der Diskette ein Installationsprogramm sowie zwei Beispielkonfigurationen für NEC P6/7- und Epson LX-800-Drucker. Doch auch ohne diese Vorgaben sollte demjenigen, der sich mit seinem Druckerhandbuch halbwegs auskennt, eine erfolgreiche Installation gelingen. Harry erzeugt den gewünschten Ausdruck im Hoch- oder Querformat, mit 9- oder 24-Nadlern, mit Vergrößerungs- bzw. Entzerrungsfaktoren. Der Vergrößerungsfaktor legt bei 24-Nadlern fest, wie viele Druckerpixel einen Bildschirmpixel auf dem Papier nachbilden. Viele Drucker bieten in der horizontalen eine andere Auflösung als in der vertikalen Druckrichtung. Diesem Umstand trägt Harry Rechnung, indem er für X- und Y-Richtung einen eigenen Faktor erfragt.

Viele Grafikfreunde, die einen 9-Nadel-Drucker benutzen, finden ihre am Bildschirm erstellten Werke auf dem Ausdruck arg verzerrt wieder. Auch in solchen Fällen hilft Harry weiter. Für die horizontale Druckrichtung bezieht das Programm einen Entzerrungsfaktor in die Berechnung der darzustellenden Pixel mit ein, um den Ausgabefehler zu kompensieren. Als Entzerrungsfaktoren sind die Werte 1.0, 1.5, 1.66, 2.0, 2.5 und 3.0 anwählbar. Sind alle notwendigen Daten eingegeben, schreibt die Installations-Routine diese in die Programmdatei »HARRY.PRG«. Wer sich bei der Druckeranpassung an ein exotisches Modell überfordert fühlt, für den bieten die Vertreiber einen preiswerten Service an. Wer seine eigenen Programme mit den »fremden Federn« vom Harry schmücken möchte, der greift einfach auf die im Handbuch erfreulich genau dokumentierten Funktionen zurück. Der Programmierer Florian Helbing sorgt nämlich dafür, daß alle Funktionen des Programms — von der Installierung mit anderen Werten bis zum Abbruch einer Hardcopy — mit zusätzlichen XBIOS-Routinen zugänglich sind. So verändert oder erfragt XBIOS (100) den Typ der verwendeten Hardcopy. Und wer sich immer geärgert hat, daß sich Bildschirmausschnitte nicht per Alternate-Help ausgeben lassen, der schreibt sich mit Hilfe der Harry-Routine XBIOS(105,x1,y1,x2,y2) selbst ein entsprechendes Treiberprogramm.

Natürlich mußte Harry beweisen, ob er wirklich problemlos mit eingesetzten Programmen zusammenarbeitet. Und tatsächlich ergaben sich bei allen Testdurchläufen, ob GEM- oder TOS-Applikation, keine Schwierigkeiten. Allerdings tauchte die Alert-Box »Daten auf Disk... könnten defekt sein« etwas öfter als üblich auf — kein Wunder, wenn eine Disk-Leseroutine auf Daten vom Laufwerk wartet und Harry mit seiner Ausdruck-Schleife dazwischenfunkt. Wirkliche Ausfälle waren aber nicht zu vermelden.

Für 9-Nadler eine sinnvolle Eigenschaft: der Entzerrungsfaktor

Wer jedoch einen Snap-Shooter benutzt, ein Utility, welches die Alt-Help-Tastenkombination abfragt, um den Bildschirminhalt auf Diskette zu schreiben, und dieses Utility vor Harry aktiviert, der erntet beim Start des Hintergrund-Druckers wenig Erfolg. Die Installation scheitert offenbar an den bereits verbogenen Systemvektoren. Im Test erwies sich das von Peter Melzer programmierte »SCRDUMP.TOS« — ein lang bewährtes Standard-Werkzeug für Software-Tester — als eine solche Harry-Bremse. Abhilfe zum erfolgreichen Einsatz des Druckgehilfen brachte erst ein Kaltstart.

Ergebnis des Tests: Die Investition in solch ein nützliches Hilfsprogramm wie Harry zahlt sich in Nutzungsvorteilen spürbar aus, auch wenn es kleinere gibt. Für Vieldrucker von Hardcopies bringt Harry eine wesentliche Zeitersparnis. (uw)

Wertung

Name: Harry

Autor: Florian Helbing

Vertrieb: Markus Weber

Preis: 27,20 DM (15% Rabatt für Studenten)

Stärken: □ problemlose Installation □ sichere Funktion □ preiswert □ Funktionen des Programms auch von eigenen Routinen aus nutzbar

Schwächen: □ Probleme mit anderen Programmen, die den Alt-Help-Vektor verbiegen

Fazit: Empfehlenswert

Markus Weber, Nelkenstraße 6, 8508 Wendelstein 2


Ulrich Hilgefort
Aus: ST-Magazin 07 / 1990, Seite 34

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