Modem Aceex 2400 ME: Schneller als die Post erlaubt

Christoph Dernbach und Bernhard Krönung

In Deutschland haben Modems immer noch erhebliche Schwierigkeiten, einen Markt zu finden. Nun steht auch in diesem Bereich die Zeit nicht still.

Das Aceex 2400ME gehört zur neuen Generation der Modems, die mit geringen Mitteln hohe Datensicherheit und einen gesteigerten Datendurchsatz bieten. Es ist mit dem Microcom Networking Protocol (MNP) ausgerüstet, das von vielen neueren Mailboxen unterstützt wird. Dieses Protokoll verhindert durch verschiedene Sicherheitsmechanismen schon im Modem, daß es zu Übertragungsfehlern kommt.

Das Hayes-kompatible Modem, das wir eine Woche lang im Dauerbetrieb getestet haben, unterstützt verschiedene Übertragungsungsstandards und Geschwindigkeiten: 300 Baud (V.21 und Bell), 1200 Baud (V.22 und Bell) und 2400 Baud (V.22bis). Leider wird das für den Btx-Betrieb in Ortsnetzen (Telefonnummern 190 oder 01910) so wichtige V.23 (1200/75 und 75/1200 Baud) nicht unterstützt. Für Btx-User, die im Bereich eines kleineren Ortsnetzes ohne 1200- oder 2400-Baud-Zugang wohnen, kann dies teuer werden. Sie können nicht mit dem Ortstarif arbeiten, sondern müssen Ferngespräche zum nächsten Btx-Rechner der Post bezahlen.

Im MNP-Modus kann das Modem vom Rechner aus mit einer höheren Baudrate angesteuert werden. Das ändert nichts an der Übertragungsgeschwindigkeit zwischen den Modems selbst. Das Aceex-Modem schickt die Daten durch eine komplizierte Kompressionsroutine und sendet die Daten blockweise. So kann sich durch den Einsatz des MNP-Protokolls die effektive Datengeschwindigkeit auf mehr als das Doppelte der eigentlichen Übertragungsgeschwindigkeit erhöhen.

Das schnelle Aceex 2400 ME

Das MNP wird in modernen Modems wie dem Aceex 2400ME nicht hardwaremäßig erzeugt, sondern ist Teil der Betriebs-Software. Inzwischen sind bereits Terminalprogramme auf dem Markt, die das MNP mit »normalen« Modems realisieren. In unserem Test hat sich herausgestellt, daß bei bereits mit herkömmlichen »Packern« (z.B. ARC, ZOO oder LHARC) behandelte Daten mit MNP nicht schneller übertragen werden. Im Gegenteil, es kann sogar Vorkommen, daß der Datendurchsatz geringer wird, weil das MNP versucht, die Daten noch mal zu packen. Deshalb sollte man in diesem Falle das Feature MNP-5 (die Datenkompression) ausschalten. Bei »ungepackten« Daten (etwa Texten, Listings) erzielt das Aceex durchaus über 500 cps (Zeichen pro Sekunde), was einer Verdoppelung der eigentlichen Grundgeschwindigkeit gleichkommt.

Da das Aceex-Modem mit bis zu 9600 Baud angesteuert werden kann, um das MNP-Protokoll voll auszunutzen, muß man beim Senden beachten, daß man das Hardware-Handshake (zumindest ein Software-Handshake mit XON/XOFF) anschaltet. Nur so kann man verhindern, daß das Modem bei der Verarbeitung der Daten überfordert wird. Beim Hardware-Handshake ist besonders wichtig, daß das serielle Kabel die Pins für RTS (Request to Send) und CTS (Clear to Send) durchgeprüft hat.

Wenn an einem parallel angeschlossenen Telefon ein Gebührenzähler eingebaut ist, heißt es vorsichtig sein: Der Gebührenimpuls kann das Aceex-Modem beim Abheben der Gegenstelle mit seinem kurzen, hohen Ton durcheinanderbringen. Das Modem vermutet in diesen — allerdings selten auftauchenden Fällen — schon einen Antwortton des Modems auf der Gegenseite. In diesem Fall ist die Busy-Erkennung für die Katz.

Dennoch: unser Eindruck nach dem Dauertest — Aceex gibt sich professionell, es unterstützt den Hayes-Befehlssatz, der durch spezielle MNP-Features ergänzt ist. Es erwies sich als zuverlässig, auch bei Verbindungen ohne MNP, erstaunlich auch, daß es beim Dauerbetrieb kaum warm wird. Damit bietet es sich besonders für den längeren Einsatz (Standleitung/ Synchronbetrieb und bei Mailboxen) an. Das Gehäuse ist stabil. An der Rückseite kann ein Telefon mit Hilfe der »Western«-Buchse angeschlossen werden. Sehr praktisch sind auch die großen und übersichtlichen Leuchtdioden, die nicht nur Standardumfang haben, sondern auch Fehler beim MNP-Betrieb anzeigen. Der Lautsprecher erwies sich als zu laut, was den Betrieb des Modems ein bißchen ungemütlich macht.

Aceex 2400 ME hat leider nur ein Hardware-Switch, mit dem man zwischen dem Smart- und Dump-Modus hin- und herschalten kann. Diese Funktionen bedeuten, daß man zwischen ausführlichen Meldungen und Fehlermeldungen sowie einem »stummen Modem« hin- und herschalten kann.

Mit einem Preis von rund 500 Mark gehört das Aceex 2400ME nicht zu den billigsten 2400-Baud-Modems, die auf dem deutschen Markt zu haben sind. Für ein MNP-Modem ist dieser Preis aber nicht zu hoch angesetzt. DFÜler, für die die Datenübertragung mehr als sporadisches Hobby ist, können mit diesem Gerät zufrieden sein, (mb)

Wertung

Bezugsquelle: Uwe Rimpl

Preis: ca. 500 Mark

positiv:

negativ:

Uwe Rimpl, Breslauer Str. 19, 3575 Kirchheim



Aus: ST-Magazin 09 / 1990, Seite 32

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