Modem Worldport 2423: Daten in der Zigarettenschachtel

Bernhard Krönung und Christoph Dernbach

Die Entwicklung technischer Produkte geht zunehmend in Richtung »kleinere Verpackung«, so auch bei Modems. Auch ein »Winzling« kann Großes leisten.

Das Worldport 2423 unterscheidet sich schon äußerlich sehr von anderen Modems, die gewöhnlich die Computerverbindung zur weiten Welt herstellen. Seine Maße: 12 x 7 x 2,5 cm. Weitere Besonderheit: Das Worldport kann mit einer 9-V-Blockbatterie unabhängig vom Stromnetz betrieben werden.

Aber auch diejenigen, die sich mit einem Stacy schon vom Stromnetz (auf Zeit) gelöst haben, stehen vor Problemen: So ist beispielsweise Btx zwar von überall, von jedem Anschluß aus und immer zum Ortstarif erreichbar. Aber was tun, wenn einen trotz des tragbaren Computers Verbindungsschwierigkeiten plagen?

Eben genau in diese »Marktlücke« zielt das Worldport 2423. Es beherrscht fast alle Standards, die bis 2400 Baud benutzt werden. Daß bei einem so kleinen Modem auf einigen Komfort verzichtet werden muß, ergibt sich fast zwangsläufig. Auf der »kleinen Schachtel« befinden sich lediglich drei Leuchtdioden zur Statuskontrolie und eine LED, die den Ladezustand der Batterie anzeigt. Signalisiert wird, ob ein Carrier erkannt ist, ob 2400 Baud verwendet werden und ob es sich um eine V.23-Verbindung (1200/75 oder 75/1200 Baud) handelt.

Zu unserer Überraschung entdeckten wir vier kleine Switches im Batterie-Fach, die für ein so kleines Modem ungewohnten Einstellkomfort bieten. Ein Switch, mit dem ein Stand-by-Betrieb eingeschaltet werden kann, ist besonders wichtig. Wenn man das Modem ständig am Rechner stecken hat und mit der Batterie arbeiten muß, so wird das Modem nur dann angeschaltet, wenn man es braucht.

Der Anschluß des Modems ist recht einfach, weil es schlicht an den seriellen Port gesteckt wird. Eine Stromzufuhr benötigt man noch nicht einmal, wenn man es mit der 9-V-Batterie füttert, aber es wird ein Netzteil mitgeliefert. Allerdings ist ein Anschluß an das bundesdeutsche Postnetz eigentlich verboten, denn das Worldport hat (noch) keine FTZ-Nummer. Ein zweiter Anschluß ist für ein weiteres Telefon, das man dazustecken kann, reserviert.

Der Worldport-Mini

Zum Worldport wird ein Adapter mitgeliefert, mit dem das Modem zu einem Akustikkoppler umgebaut werden kann. Dies ist vor allem für Laptop-Besitzer interessant, denn nicht überall kann man direkt die Telefonleitung anzapfen. Für den Akustikkoppler-Betrieb werden allerdings zwei Hörermuscheln benötigt, die nicht zum Lieferumfang gehören. Sie müßten nachgekauft werden.

Das Modem verfügt über den Standard-Hayes-Befehlssatz mit einigen kleinen und nützlichen Erweiterungen. Der User ist in der Lage, zwei verschiedene Einstellungen (Profiles) des Modems zu sichern. Damit kann schnell vom Betrieb am Rechner zu Hause auf Laptop-Modus umgestellt oder für zwei verschiedene Mailboxen genutzt werden, ohne jedesmal die Register und Parameter umsetzen zu müssen. Zudem lassen sich die vier wichtigsten Nummern speichern. Das Worldport 2423 arbeitet mit 300 Baud (Bell und V.21), 1200 Baud (V.22) und 2400 Baud (V.22bis). Besonders positiv ist, daß das Modem auch 1200/75 und 75/1200 Baud (V.23) beherrscht, was der Btx-Betrieb im Ortsnetz erfordert. Hierin liegt ein weiteres dickes Plus dieses Modems.

In unserem Test sind kleinere Schwierigkeiten aufgefallen, die sich beim Betrieb des Modems ergeben. So ist es nicht möglich, bei einem Mega-ST einen Drucker gleichzeitig mit dem auf der Rückseite eingestöpselten Modem zu betreiben. Das Modem ist zwar vergleichsweise winzig, aber dennoch etwas zu breit, um auf der Rückseite des ST noch ein paralleles Kabel zu vertragen. Abhilfe schafft da nur ein separates Kabel. Wird das Modem direkt angeschlossen, sind die Leuchtdioden während des Betriebs schlecht zu sehen.

Beim Btx-Betrieb — wir benutzten den Btx-Manager von Drews — tauchten im Test keine Probleme auf. Allerdings muß man beachten, daß das Modem im 1200/75-Baud-Modus (trotz V.23) mit 1200/1200 Baud angesteuert werden muß. Erst innerhalb des Modems werden aus den 1200 Baud, die aus dem Rechner gehen, die 75 Baud, die der Post-Rechner benötigt.

Das Worldport kann diese Umwandlung zwar im Normalbetrieb bewältigen, bei größeren Datenmengen kommen eventuell Probleme auf, da die Daten nicht so schnell vom Modem weitergereicht werden können, wie sie zum Modem kommen. Deshalb muß man beim Modem und beim Rechner das Hardware-Handshake einschalten. Ein Fehler, bei sehr vielen Modems obligatorisch: die Busy-Erkennung.

Das Handbuch ist gut gegliedert und hilft in vielen Standard-Fehlersituationen weiter.

Fazit: Wer öfters mit einem Laptop unterwegs ist, ist mit dem Worldport 2423 sehr gut bedient. (mb)

Wertung

Bezugsquelle: MMS GmbH, Hamburg

Preis: 910 Mark inkl. MwSt.

positiv:

negativ:

MMS GmbH, Billsader Neuer Deich 228, 2000 Hamburg 26



Aus: ST-Magazin 09 / 1990, Seite 33

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