Suspicious Cargo: Mit Alien im Kofferraum

Jonah Hayes ist ein ziemlich heruntergekommener Frachterpilot. Mit nicht ganz lupenreinen Schmuggelaufträgen hält er sich und seine »Lucky Lady« mehr schlecht als recht über Wasser.

Ein Mausklick führt direkt in den gewünschten Raum

Das Schlimmste am Tag ist das Aufstehen. Daran ändert sich auch in ferner Zukunft nichts. Um so übler, wenn die stoppelige Prozedur auf dem Mond Titan über die Bühne geht und die Unterkunft nicht nur Coffln-Hotel heißt, sondern die Luxussuiten auch entsprechende Maße haben. Ein geldgieriger Kurier taucht auf und bringt Neuigkeiten: Hayes soll illegal ein Alien transportieren. Ein zwielichtiger Auftrag ist besser als gar keiner und so macht sich Hayes auf die Socken.

Der ebenso freakige wie eloquente Bordcomputer der Lucky Lady, Babbage, zeigt mit seinem Gequatsche eine gewisse Verwandtschaft zu Blechtrottel Marvin aus Douglas Adams Kultstory »Per Anhalter durch die Galaxis«. Überhaupt spart Suspicious Cargo nicht mit ironischen Anspielungen quer durch die Science-fiction-Szene. Es warten wüste Abenteuer auf das Miniteam: Eine Polizeipatroullie, Raumpiraten, ein havarierter Frachter im All. Irgendwann bricht das Alien aus seiner Transportkiste aus und mischt den Frachtraum auf. Ein blinder Passagier bedient sich am Fastfood-Automaten, stellt sich aber bald als harmlos heraus.

Hat Hayes sein Schiff erreicht, bewegt er sich mit der Karte

Nach der gelungenen Ladesequenz mit martialischem Sound (übrigens die einzigen Laute während des gesamten Spiels) erscheint der variable Textbildschirm. Suspicious Cargo ist ein ziemlich anspruchsvolles englischsprachiges Textadventure mit einigen sparsamen Grafikeinlagen. Hartgesottene Könner geben ganze Sätze ein, alle anderen schlagen sich mit dem leider recht undurchsichtigen Icon-System herum und arbeiten mit den vorgegebenen Verben zum Anklicken. Für Adventure-Einsteiger eignet sich das Weltraumwerk aber nur bedingt. Ohne mindestens durchschnittliche Englischkenntnisse wird’s außerdem sehr schwer.

Hat Hayes erst einmal seinen Frachter erreicht, bewegt er sich nur noch per Übersichtskarte und Mausklicks. Die textorientierte Action wird durch kurze Actionsequenzen unterbrochen. Beispielsweise greifen im Laufe der Reise irgendwann Raumpiraten an und das Spiel wechselt in ein horizontal scrollendes Baller-Subgame, das einiges Geschick erfordert. Trotzdem wirkt die Szenerie eher bescheiden und die Zwischengrafiken sind viel zu dünn gesät. Außerdem nutzt das Spiel längst nicht die Farbmöglichkeiten des ST: Texte und Icons sind schwarzweiß, ebenso die Bildschirmkonterfeis der Akteure. Da hätte Gremlin auch gleich eine Monochromversion für ST planen können. (hu)

WERTUNG

Suspicious Cargo

TT ▢ STE ▣ ST ▣
Hersteller: Gremlin Graphics
Preis: ca. 85 Mark
Mono: nein
Genre: Text-Adventure

Motivation: 5 von 6
Grafik: 3 von 6
Sound: keiner

United Software, Hauptstr. 70,4835 Rietberg 2

In der Spelunke

Hartmut Ulrich
Aus: ST-Magazin 04 / 1992, Seite 130

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