PKS-Edit: Der Wunsch-Editor

»PKS-Edit« soll ein Texteditor für gehobene Ansprüche sein. Unser Test bestätigt: Hinter der Funktionsvielfalt verbergen sich manche Schätze, über die sich nicht nur Programmierer freuen.

PKS-Edit: simples Format für Hilfstexte

Haben Sie sich nicht auch schon mal ein Textsystem gewünscht, das Ihnen zu bestimmten Stichworten beliebige Informationen liefert? Ein schlichter Doppelklick auf ein Wort in Ihrem Dokument, und es öffnet sich ein Fenster mit dem entsprechenden Hilfstext. Es könnte die Übersetzung eines Fremdworts erscheinen, Erläuterungen zur grammatischen Bedeutung einer Präposition oder das komplette Listing einer Funktion.

Was die Entwickler des Texteditors PKS-Edit ursprünglich als reines Programmierer-Feature geplant hatten, entpuppt sich als mächtiges Hilfsmittel bei der Erstellung von Texten aller Art. Eigentlich sollte es Programmierern helfen, bei selbstgestrickten Funktionen den Überblick zu behalten. Dazu wird ein Utility namens »CTAGS« für C-Programmierer mitgeliefert bzw. »PTAGS« für jene, die auf Pascal schwören. Daß damit auch Hilfen zu anderen Themenbereichen erstellt werden könnten, verschweigt das Handbuch bescheiden.

Die Hilfsprogramme durchsuchen Source-Dateien wahlweise nach Typedefinitionen, Funktionsdeklarationen oder Defines für die Sprache C, »PTAGS« sucht nach globalen und lokalen Prozedurvereinbarungen und Konstantendeklarationen in Pascal-Dateien. Die gefundenen Kreuzverweise schreibt der Editor in eine TAG-Datei. Damit stehen sie zur bequemen Suche zur Verfügung.

Können Sie sich nicht mehr an die exakten Parameter einer Funktion erinnern, genügt ein Doppelklick auf den Funktionsnamen und PKS-Edit lädt die entsprechende Datei, öffnet ein neues Fenster und zeigt die gesuchte Funktion.

Das Format einer TAG-Datei ist simpel und leicht zu entschlüsseln (s. Abb.). Als ASCII-Datei ist sie mit dem Editor schnell zu bearbeiten. Verweise auf eigene Hilfstexte können auch ohne die mitgelieferten Hilfsprogramme entwickelt werden. Bei unserem Test mit einem Eng-lisch-Wörterbuch war die Erstellung einer TAG-Datei für 5000 Vokabeln mit Hilfe der PKS-eigenen Makrosprache (s.u.) in fünf Minuten abgeschlossen. Die Anzeige des letzten Eintrags des 200-KByte-Wörterbuchs dauerte nach dem ersten Laden nur ein Augenzwinkern.

Dieses Schmankerl weist bereits auf eine außergewöhnliche Fähigkeit des Funktionsriesen hin: neben den integrierten Programmfunktionen können neue Anwendungsmöglichkeiten entwickelt werden.

PKS-Edit, mittlerweile in der Version 2.02, gehört ohne Zweifel zu den Paradebeispielen eines modern konzipierten Programms. Es arbeitet mit einem eigenen Desktop. Neben der Möglichkeit, Dokumente als Icons auf dem Arbeitsbereich abzulegen und sie per Mausklick als Fenster zu öffnen, bietet dieses Prinzip weitere Vorteile. Bestimmten Icon-Arten können sog. Werte zugeordnet werden, so daß es möglich ist, ein Icon mit einem externen Programm zu verbinden. Ein Doppelklick auf ein solches Icon veranlaßt den Editor, alle notwendigen Daten zu speichern und das externe Programm zu starten. Nach Programmende kehren Sie automatisch zum Editor zurück. Dadurch ist ein schneller Wechsel zwischen verschiedenen Anwendungen problemlos möglich.

Davon können z. B. C-Programmierer profitieren, die gerne die Vorteile des PKS-Editors nutzen möchten, ohne auf die gewohnte Entwicklungsumgebung zu verzichten: Sie verbinden ein Icon mit dem Turbo-C-Programm, erstellen ihren Sourcecode mit PKS und klicken auf das TC-Icon. Turbo-C wird automatisch geladen und der Text vom Builder zur Verfügung gestellt. Dieses Modul bearbeitet die Daten einer Projektdatei, sorgt für die Compiler- und Linkeraufrufe und baut das Programm auf. Dabei wird auch überprüft, welche Module geändert wurden und daher neu übersetzt werden müssen. Bei dieser Version des Programmierens unterstützt PKS-Edit auch die Fehlermeldungen des Compilers. Nach einem Doppelklick auf eine Zeile des Fehlerfensters führt Sie der Editor an die entsprechende Stelle der Source-Datei.

Selbstverständlich funktioniert der Builder auch mit Pascal- oder Modula-Entwicklungssystemen, lediglich die Projektdateien sind entsprechend unterschiedlich aufgebaut.

Builder-Modul

Das Builder-Modul allein wäre sicherlich noch kein Grund, auf den systemeigenen Editor der Programmierumgebung zu verzichten. Aber neben den erwähnten Hilfstexten zu eigenen Funktionen bietet PKS Edit eine Fülle wohldurchdachter Editierhilfen. Ein Beispiel ist die Floskelfunktion: Je nach Definition werden eingetippte Buchstabenfolgen durch entsprechenden Text automatisch ersetzt. »Mfg« wird zu »Mit freundlichen Grüßen« oder »#in« zu »#include«. Das alles geschieht blitzschnell und ohne weitere Aktionen des Anwenders. Da die Länge solcher Floskeln nicht beschränkt ist und sich außerdem auch Zeilenumbrüche integrieren lassen, können sogar ganze Seiten mit der Eingabe von zwei Buchstaben ins aktuelle Dokument einfließen.

Shortcuts werden (neben anderen Daten) in sog. Key-Dateien definiert. Diese Dateien können globale Definitionen bereitstellen oder einer Dateiart zugeordnet werden. So werden Dateien mit der Extension *.TXT automatisch zusammen mit der Datei »TEXT.KEY« geladen. Die dort definierten Shortcuts sind sofort aktiv. Als Neuerung der Version 2.02 lassen sich nun auch Makros als Shortcuts definieren.

Solche Makros verleihen dem Editor quasi neue Funktionen. Ein einfaches Beispiel: Es gibt kaum ein Programm, das in der Lage ist, mit einer bereits bestehenden Funktion zwei Buchstaben zu vertauschen. Aber beim flotten Tippen von Texten kommt es häufig vor, daß zwei Buchstaben umgekehrt eingegeben wurden. Mit dem PKS-Editor erstellen Sie schnell und bequem ein Makro, das diese Arbeit für sie erledigt. Wenn Sie diesem Makro nun noch die Tastenkombination <ALT-T> zuordnen, hat Ihr Programm eine neue Funktion: Tausche zwei Buchstaben, die wie programminteme Funktionen über Steuertasten aktivierbar ist. Noch komfortabler wird die Handhabung, wenn Sie eine Maustaste mit Makro belegen (s. Abb.).

Mit der Makrosprache des PKS lassen sich aber noch wesentlich komplexere Abläufe automatisieren. Makroprogramme erlauben die Verwendung von Variablen, etwa für Texte (Strings) oder Zahlen (Integer), ja sogar die flexible Positionierung des Cursors über die Maus wird unterstützt. Dialogboxen in selbsterstellten Programmläufen sind durchaus möglich. Die Syntax orientiert sich weitgehend an der Programmiersprache C. Entsprechend unterstützt die PKS-Makrosprache neben der Bedingungsabfrage if/ eise mit entsprechenden Operatoren, while-Schleifen, Zuweisungen sowie numerische Ausdrücke im C-Stil.

Der übliche Arbeitsgang zur Erstellung von Makros beginnt mit der Recorderfunktion. Ist sie aktiv, zeichnet das Programm alle folgenden Aktionen auf, z. B. das Aufrufen von Programmfunktionen, Texteingaben, Positionieren des Cursors usw. Nach Abschluß der Record-Funktion erhält das Makro einen Namen und eventuell eine zugeordnete Taste. Zusätzlich lassen sich bestehende und aufgezeichnete Makros editieren, ein Vorgang, der bei komplexen Makros in der Regel nicht zu umgehen ist. Hierfür steht die umfangreiche Makrosprache zur Verfügung, die im Handbuch ausführlich dokumentiert ist.

Es existieren drei Möglichkeiten ein Makro zu aktivieren: 1. als Escape-Makro. Bei der Zuordnung eines Zeichens müßten Sie in diesem Fall das Makro als Escape-Makro gekennzeichnet haben. Zur Aktivierung erscheint nach dem Drücken der Escape-Taste ein Formular, das nach dem zugeordneten Buchstaben fragt. 2. In dem Sie dem Makro eine der Steuertasten (CONTROL, ALT, SHIFT) plus einer Zeichenfolge zuweisen. 3. Sie können Makros mit der Maus über den Menüeintrag »Sequenz starten« aktivieren. Dazu erhalten die Makros spezifische Namen.

Da Makrosequenzen in der Regel ausgiebig von Suchfunktionen Gebrauch machen, sorgten die Entwickler von PKS-Edit für ein komplexes Suchmenü. Hinter dem ersten Menüpunkt »SUCHEN« verbirgt sich ein Formular, das nur auf einen kleinen Teil der Fähigkeiten des Systems hinweist (s. Abb.). Wie im gesamten Programm, haben die Entwickler auch hier auf eine schnelle und komfortable Handhabung geachtet. Suchbegriffe aus früheren Arbeitssitzungen merkt sich das Programm und stellt sie in einer

Auswahlbox per Mausklick zur Verfügung. Alternativ können Sie einen Begriff im aktuellen Text markieren und per Knopfdruck ins Suchformular einfügen.

Header-Dateien

Gefundene Textstellen werden wahlweise angesprungen, gezählt oder markiert. Die Markierungsoption ist dann sinnvoll, wenn alle gefundenen Zeilen später weiterbearbeitet werden sollen. So sind z. B. Header-Dateien für neue Module schnell und bequem zu erstellen. Dabei hilft eine weitere verblüffende Eigenschaft der PKS-Suchfunktion: Der Suchbegriff kann durch reguläre Ausdrücke erweitert werden (s. Abb.). Sofern Sie die Funktionsköpfe immer in der ersten Spalte einer Zeile beginnen lassen, stellen Sie dem Suchbegriff noch ein »"« voran. Dadurch wird das Wort nur am Anfang einer Zeile gesucht. Wenn Sie nun noch alternativ nach den Begriffen »void«, »char«, »int« und »long« suchen, findet das Programm alle Funktionsköpfe des Moduls. Die alternativen Suchbegriffe werden durch ein zwischengeschobenes »i« getrennt. Jede Zeile, die auf das Suchmuster paßt, wird markiert. Alle markierten Zeilen werden dann in einer separaten Datei zusammengefaßt. Diese Funktion läßt sich nicht nur zur Erstellung von Header-Dateien einsetzen. Auf ähnlich simple Art können Sie auch alle Kapitelüberschriften eines Dokuments zusammenfassen oder alle Leerzeilen eliminieren.

Reguläre Ausdrücke machen die Suche flexibel

Die Verwendung von regulären Ausdrücken in Suchbegriffen eröffnet vielfältige Einsatzmöglichkeiten, da eine Suche viel differenzierter ablaufen kann. Zu den regulären Ausdrücken gehört neben der Suche am Anfang einer Zeile: suche am Ende einer Zeile, suche am Anfang oder am Ende eines Wortes, suche nur Ziffern oder nur Buchstaben, suche nur bestimmte Zeichen usw. Alle Ausdrücke lassen sich auch kombinieren.

Wer meint, damit seien nun alle Formen des Su-chens abgedeckt, irrt gewaltig. Eine Sonderform des Su-chens wurde ja schon mit den Hilfstexten erwähnt, im Programm ist sie als »Verweis suchen« bezeichnet. Das »Suchen in Ordnern« stellt eine weitere Art dieser Suchform dar. Dabei wird ein Begriff in unterschiedlichen Dateien gesucht, alle Fundstellen mit genauen Angaben von Pfad, Dateiname und Zeilennummer speichert das Programm in einer separaten Datei. Da die Funktion Dateimasken akzeptiert, können Sie z. B. sämtliche Dateien mit der Endung .DOC in einem Ordner oder auf einem Laufwerk durchsuchen lassen. Alle gefundenen Positionen in den unterschiedlichen Dateien können mit einer Tastenkombination bequem angesprungen werden.

Suchfunktion

Im Gegensatz zur Form des Verweissuchens sind beim »Suchen in Ordnern« die Zeilennummern maßgeblich für das spätere Auffinden des Suchbegriffs. Wird das entsprechende Dokument verändert, muß eine neue Ordnersuchliste angelegt werden. Bei der Verweisliste hingegen wird der Begriff jedes Mal neu gesucht, Änderungen der Position im Dokument wirken sich nicht aus.

Für Programmierer ist eine weitere Suchform interessant: Datei am Cursor öffnen. Wenn der Cursor auf einem Dateinamen steht, genügt eine Controlsequenz (CTRL-F7), um die entsprechende Datei zu öffnen. Include-Dateien öffnet der Editor so ohne den Umweg über die Dialogbox.

Ebenso wie die Suchoptionen, eröffnet die Konfigurierbarkeit des Editors ungeahnte Möglichkeiten. Menüeinträge können mit eigenen Tastenkombinationen belegt werden, die Belegung der Funktionstasten ist frei wählbar. Sogar vor den Maustasten macht das System nicht halt. Da bei der Belegung der Maustasten nicht nur die unterschiedlichen Steuertasten, also CONTROL, ALT, SHIFT, und deren Kombinationen akzeptiert werden, sondern auch zwischen einfachem und doppeltem Mausklick unterschieden wird, entwickelt sich die Maus zu einem Supertier. Erlaubt ist hierbei die Belegung mit den normalen Systemfunktionen, wie auch die Integration eigener Makros (s. Abb.).

Daß sich die Entwickler neben wohldurchdachten Editierfunktionen auch um die Ergonomie sorgten, beweist die gesamte Benutzeroberfläche. Sie stellt eine auf Bequemlichkeit und Funktionalität ausgerichtete Arbeitsumgebung dar. Dafür sorgt u. a. die sog. History, die viele Informationen aus der aktuellen Arbeitssitzung für den nächsten Start des Programms speichert. Ein Beispiel: Auf Mausklick erscheint in der PKS-eigenen Fileselectbox eine umfangreiche Liste der letzten bearbeiteten Dokumente.

Die lästige Klickorgie vom Laufwerk bis zur untersten Ordnerebene entfallt. Um die Anzeige der Dateien übersichtlich zu gestalten, lassen sich eigene Auswahlmasken erstellen. Zusätzlich können noch drei Pfadangaben ganz speziell eingegeben und per Mausklick vorgewählt werden.

Bedingt durch den enormen Funktionsumfang des PKS-Editors konnten in dieser Kurzbesprechung nicht einmal alle wichtigen Funktionen erwähnt werden. Aus dem gleichen Grund war es unmöglich, in der relativ knappen Testphase die gesamte Palette der Fähigkeiten auszuloten. Während des Tests verrichtete der Editor alle gestellten Aufgaben schnell und zuverlässig. Lediglich die Sortierfunktion versagte bei Riesendateien von über 500 KByte Umfang ihren Dienst, wahrscheinlich ein Speicherplatzproblem.

Schnelle Editierhilfen: Shortcuts (a) und Mausbelegung (M)

Ein so komplexes Programm läßt sich natürlich nicht nur über die Menüs verstehen. Ein gutes Handbuch gehört schon dazu. Prinzipiell läßt sich auch darüber nur Positives berichten — bis auf eine Ausnahme: Bei der Beschreibung zur Installation des Builder-Moduls sind im Gegensatz zu anderen Funktionsbeschreibungen die Beispiele eher verwirrend als erklärend. Hiervon abgesehen, eignet sich das Handbuch, unterstützt durch die integrierte Online-Hilfe des Programms, hervorragend zum Einstieg ins Programm, wie auch als Referenz bei komplexen Problemstellungen.

PKS-Edit richtet sich vornehmlich an Programmentwickler. Das zeigen so besondere Funktionen wie das Builder-Modul oder die Möglichkeit, einen Text auf geschlossene Klammerpaare zu untersuchen. Das Programm sollte jedoch nicht ausschließlich dieser Anwendergruppe Vorbehalten bleiben, (hu)

WERTUNG

PKS-Edit 2.02

Hersteller: Pahlen & Krauß Software
Preis: 148 Mark

Stärken: Große Funktionsvielfalt, starke Such- und Floskelfunktionen, komfortables Konzept

Schwächen: Handbuch nicht überall verständlich

Fazit: Arbeitstier nicht nur für Programmierer. Super!

Pahlen & Krauß Software, Dieffenbachstr. 32, 1000 Berlin 61


Detlef Fabian
Aus: ST-Magazin 12 / 1992, Seite 44

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