Wizkid: Besonders für Kleine

Vor allem die quietschbunte Grafik begeistert

Kennen Sie noch »Wizball«, das niedliche Hüpf-und Sprinqspiel von 1987? Mit »Wizkid« stellt Sensible Software die Fortsetzung des Knüllers vor.

Subgame

Die Jahre sind vergangen und die Lieblinge aus Wizball haben in der Zwischenzeit für Nachwuchs gesorgt: Während Kätzchen Nifta acht kleine Miezen in die Welt gesetzt hat, waren Zauberer Wiz und Wizball auch nicht untätig: Ihr Nachwuchs Wizkid ist mittlerweile kräftig gewachsen. Von den Eltern hat er nützliche Eigenschaften wie Laufen oder Fliegen geerbt. Leider hat auch die böse Maus Zark nicht geschlafen. Sie hat zwar keinen Nachwuchs bekommen, dafür plant sie aber ein gemeines Kidnapping. Sie entführt den Zauberer, Wizball und die Katze Nifta in ihre Festung.

Wizball ist alleine frei geblieben und macht sich natürlich sofort auf die Socken, um seine Lieben herauszuhauen. Neun Levels warten auf den hüpfenden und fliegenden Ball, bevor er sich im Finale dem Bösewicht Zark stellen kann. In jedem Level wartet eines von Niftas Kätzchen auf seinen Retter.

Wizkid kann zwei Formen annehmen: Entweder er springt und hüpft als Pac-Man-Verschnitt ohne Körper im ganzen Bildschirm umher oder er wählt den »Körpers-Modus, in dem der grüne runde Kopf einen kleinen Körper mit winzigen Ärmchen und Beinen bekommt. In diesem Modus löst Wizkid Rätsel, entdeckt versteckte Räume und schlägt sich in diversen Subgames. Verzichtet Wizkid auf seinen Körper, ballert der Kopf gegen allerlei Blöcke auf dem Screen. Die umherfliegenden Bruchstücke treffen die Gegner — Schmetterlinge, Pinguine, Fliegen und Bienen — die sich hin und wieder in Bonusgegenstände oder Geld verwandeln, die Wizkid eifrig einsammelt.

Berührt einer der Gegner den eifrigen Wizkid, verliert er eines seiner Energiesternchen. Bleibt ihm kein Energiesternchen mehr übrig, muß Wizkid ein Leben lassen. Erst wenn er alle Levels von Gegnern gesäubert hat, wartet das Kätzchen auf seinen Retter. Wer es nicht schafft, alle Feinde vom Bildschirm zu ballern, darf sich im Kreuzworträtseln versuchen: Eine Reihe von Wörtern muß auf dem Spielfeld unter Zeitdruck zu einem Wortfeld in Scrabble-Manier zusammengelegt werden. Wer es schafft, besitzt neben dem, was er im Spiel an hüpfenden Bonusmünzen eingesammelt hat, 500 Wizdol-lars, die er im Shop für Energiesternchen, edle Steine, Zeitungen und andere Hilfsmittel ausgeben kann. Alle eingekauften Gegenstände werden irgendwann im Spielverlauf wichtig, um eines der zahlreichen Rätsel oder eine Aufgabe zu lösen.

Gummischädel

Wenn Wizkid mit dem grünen Gummischädel an Kekspackungen, Breakout-Steine oder Dachziegel rempelt, um den fliegenden Insekten den Garaus zu machen, breitet sich mit der Zeit ein wenig Langeweile aus. Sehr viel passiert da nämlich nicht. Interessanter wird die Geschichte, wenn Wizkid zu Fuß mit seinem Körper in der quietschbunten Landschaft herumspaziert. Dann leiert er schon mal einen Eimer aus dem Ziehbrunnen ans Tageslicht, springt in den Eimer und fährt im Schacht abwärts, um in aller Ruhe die Rätsel eines Klosetts unter Tage zu erkunden. Sehr komisch!

Die Erdnußpackungen purzeln auf die Gegner

Auf neun Levels verteilt, beginnt die Sache aber nach und nach immer langweiliger zu werden. Die Rätsel sind bereits bekannt, müssen aber von vorne bis hinten durchspielt werden, um alle Kätzchen zu befreien. Einzige Ausnahme ist das sechste Level, in dem Wizball-Fans ihre altbekannten Gegner wiedertreffen. Heftiges Ballern gegen zwei mächtige Endgegner ist außerdem angesagt.

Der Brunnen rechts unten birgt einige Rätsel

Wizball wird komplett mit dem Joystick gesteuert. Die präzise Kollisionsabfrage und die sensible Steuerung trägt sicherlich einen wesentlichen Teil dazu bei, daß Wizkid nicht schon im ersten Level zur Qual wird. Wie meistens bei ST-Games, läßt sich zum Sound wieder mal wenig mehr sagen als das übliche »am besten nach drei Minuten abdrehen«.

Alles in allem bietet Wizball ordentliche Unterhaltung. Die Programmierer haben sich große Mühe gegeben, aus dem mittlerweile bis zum Erbrechen ausgelutschten Hüpf- und Springgenre das beste herauszuholen. Durch die vielen Subgames und zusätzlichen Rätsel im »Körper«-Modus wird Wizkid sogar teilweise mehr zu einem Action-Adventure als zu einem Geschicklichkeitsspiel. Durch die witzigen Animationen und skurrilen Einlagen garantiert Wizkid — zumindest am Anfang — für jede Menge Szenenkomik. Die quietschbunte niedliche Grafik erwirbt zusätzliche Sympathien.

Wizkid muß bis zu Zarks Festung vordringen

Wizkid eignet sich vor allem für jüngere Spielefreunde. Auch wer sich noch nie mit dem Genre auseinandergesetzt hat, findet schnell den Einstieg: Zu Beginn des Spiels lädt eine Schildkröte den Spieler zu einem Trainings-Level ein, in der sie Tips zum Spielprinzip gibt und dem Spieler Gelegenheit gibt, sich an die Steuerung zu gewöhnen. Sehr praktisch! Profis unter den Geschicklichkeitsfanatikern werden allerdings spätestens nach Level 4 gelangweilt den Joystick zur Seite legen, da sich viele Aktionen einfach zu oft wiederholen. Wie so oft gilt für dieses Spiel: Am besten, man spielt es einmal beim Händler Probe. Leider gibt’s aber gerade da ein Problem: Die wenigsten Händler haben überhaupt noch ST-Spiele direkt im Laden, geschweige, daß sie eines öffnen lassen. Wer sein Spiel wie üblich über einen Versandhändler kauft, muß uns wohl oder übel vertrauen: Wizkid ist bunt, niedlich, witzig aber für Fortgeschrittene nach einer Weile zunehmend langweilig. Für ganz junge Computerfreunde aber durchaus empfehlenswert, (hu)

Adventure-Sequenz

WERTUN6

Wizkid

TT ✓ STE ✓ ST ✓

Hersteller: Ocean/Sensible

Preis: ca. 90 Mark
Genre: Geschicklichkeit
Mono: nein
Festplatte: nein

Grafik: 5 von 6
Sound: 3 von 6
Motivation: 5 von 6

Bomico, Am Südpark 12, 6092 Kelsterbach

Hier hagelt es Ziegel auf die Gegner

Carsten Borgmeier
Aus: ST-Magazin 12 / 1992, Seite 122

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