Interessantes aus dem Ausland

Kaum hat das neue Jahr begonnen, trumpft Atari wieder mit Neuigkeiten auf.

Am 8. Januar gab Bob Brodie in einer »GEnie Real-Time-Conference« einen Statusreport, aus dem auch die weitere Firmenpolitik erkennbar ist.

MultiTOS

Zu »MultiTOS«: Vor Weihnachten gab es die letzte Beta-Version, die, wie Bob bemerkte, bereits einen hohen Perfektionsgrad erreicht hat. So wie es im Moment aussieht, kann das gesamte MultiTOS-Paket auf einer HD- oder zwei DD-Disketten untergebracht werden. Auch wurde beschlossen, MultiTOS auf allen 68K-Rechnern zu Supporten, obwohl Eric Smith die Euphorie der ST-Fangemeinde in diesem Zusammenhang mit einer »InterNet«-Mail etwas gedämpft hat. Es fehlt einfach die PMMU des MC 68030; und die kann nur bedingt durch Software ersetzt werden. Dieser Speicherschutz auf Softwarebasis kann eben nicht verhindern, daß ein davongaloppierender Pointer nicht doch den Speicher eines anderen Prozessors »zerschießt«. Interessant auch die Entscheidung, MultiTOS offenbar frei der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bisher sprach Bob zwar nur von einem exklusiven Angebot für das Genie, aber wie schon zuvor bei dem exklusiv vergebenen »FontGDOS« geschehen, sind solche Angebote nicht auf bestimmte Netze zu beschränken. Das FontGDOS wurde ungefähr 6 Monate nach der Geniefreigabe Anfang letzten Jahres auch für die restliche Atari-Gemeinde freigegeben. Und da Bob das in diesem Fall auch nicht wird verhindern können, ergänzte er seine Ankündigung mit der vielsagenden Bemerkung: »... and let nature take it’s course«.

Wie schon eine Woche zuvor von John Townsend zu lesen war, ist »SpeedoGDOS« nahe an der Fertigstellung und es wurde der Umfang des Paketes vorgestellt: Wie es aussieht, will man die Installation so einfach wie möglich gestalten, was Atari bereits im FontGDOS begonnen hatte. Zu diesem Zweck gibt es ein Installationspaket, das aus 5 Disketten mit vielen »BitStream«-Fonts besteht und dessen Preis wohl nur von den Kosten für diese Fonts abhängt. Wie Bob zugab, muß ihn die Implementation wohl sehr beeindruckt haben, da er zuvor mit FSM-GDOS einen extremen Performance-Verlust schon bei nur zwölf Fonts hinnehmen mußte. Mit SpeedoGDOS könnte er 71 Fonts gleichzeitig ohne Verlust betreiben. Leider enthalten nicht alle BitStream-Font-Familien Speedo Fonts, aber es gibt trotzdem noch über 1000 verschiedene Typarten, mit denen man heute schon auskommen könnte. Von dieser Font-Vielfalt war beim alten GDOS nicht einmal zu träumen.

Atari Works

»Concierge« (vormals »ST-Sutra«, s. ST-Magazin 1 93) hat den Namen in »Atari Works« geändert. Die Programmierer steckten sehr viel Arbeit in den Datenbankteil, um z.B. die Möglichkeiten des Datenimports zu verbessern. Natürlich wird Atari Works SpeedoGDOS voll unterstützen. Es soll jetzt schon beeindruckende Ausdrucke auf den »DeskJet« zaubern.

Scheinbar wird Atari Works auch das gute alte »1st Wordplus« ersetzen, das mit seiner speicherhungrigen Art vor allem unter MultiTOS nicht mehr zeitgemäß ist. Auch bei Atari selbst kommen die Mitarbeiter immer mehr auf den Geschmack und greifen zu diesem Programmpaket.

Falcon 030

Das leidigste Thema im Zusammenhang mit dem »Falcon 030«:

Frage in dieser Konferenz war, wann der F030 in ausreichenden Stückzahlen lieferbar sei. Auch hier ließ uns Bob Brodie hinter die Kulissen schauen und dabei bestätigten sich die Gerüchte, über die wir schon in der letzten Ausgabe berichtet haben: Atari hat große Probleme mit der Produktion der Sechsfach-Layer-Platinen. Diese werden von einem Subunternehmen in Übersee gefertigt und der derzeitige Ausschuß dort sei enorm und völlig inakzeptabel. Sowohl Bob als auch Sam Tramiel sind sehr ungehalten über diese Situation, die sich auch nach mehreren Besuchen seitens dieses Herstellers in Sunnyvale nicht gebessert hatte. Unabhängig davon ist Sam mit einer anderen Herstellerfirma im Gespräch, um die Produktion zu übertragen. Daher ist mit flächendeckenden Lieferungen erst zum März 1993 (vor allem in den Staaten) zu rechnen. Aber bis dahin werden immerhin schon kleinere Stückzahlen lieferbar sein.

Trotz dieser Fertigungsprobleme besitzt der Falcon 030 schon die amerikanische FCC-Prüfung (ein Äquivalent zu der bundesdeutschen ZZF-Prüfung) mit der Nummer EBAF030ST, Antragsdatum 18. Sept. ’92, erhalten am 5. Nov. ’92.

Jaguar

Außerdem informierte Bob über sonstige Aktivitäten, wie z. B. die neue Spielkonsole mit dem Namen »Jaguar« und, zu unserer Überraschung, über den totgeglaubten »ST-Book«.

Während der Jaguar am Ende seiner Entwicklung steht, wird hin und wieder (zwar nicht mit voller Leistung, aber immerhin) an einem redesignten Nachfolger des ST-Book gefeilt. Dort wird über LCD-Hintergrundbeleuchtung, zusätzliche Floppies, PCMIA-Erweiterungsanschlüsse und last but not least über einen zeitgemäßeren Prozessor nachgedacht, was immer dies bedeuten mag. Aber z. Zt. ist Atari das schon recht weit fortgeschrittene Jaguar-Projekt erst einmal wichtiger.

Zur Gehäusepolitik Ataris meinte Bob, daß es bisher auch zu jedem ST-Modell eine Version mit abgesetzter Tastatur gegeben hat. Beim »ST« hätte es zwar mehr als ein Jahr und beim »STE« dann über zwei Jahre gedauert. Weiter wollte er sich zu diesem Thema nicht aus dem Fenster lehnen, (uw)

Frisch aus dem Ticker


Ralf Czekalla
Aus: ST-Magazin 03 / 1993, Seite 12

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