Interessantes aus dem Ausland

Bei der monatlichen Online-Konferenz im »Genie« war diesmal neben Bob Brodie auch Eric Smith (SpearMiNT) da. Bei der »Delphi«-Konferenz gab sich John Townsend die Ehre.

Bei Genie ging es diesmal weniger um den Auslieferungstermin der »Fal-cons«, der in den USA endgültig auf Ende März/An-fang April festgelegt wurde, sondern um »MultiTOS« — bei Erics Anwesenheit nicht verwunderlich. Bob beschrieb noch einmal die Vorzüge des neuen MultiTOS, wie z.B. intelligente Verteilung der Prozessorkapazitäten, Prozesshandling, Behandlung der verschiedenen Programmarten und das Verhalten gegenüber problematischer Programme.

In der anschließenden Fragestunde gab es prekäre Fragen, z.B. zum »Falcon 040« und zu der 64Bit-Spielconsole »Jaguar«, die im Sommer auf den Markt kommen soll. Außerdem bestätigte Bob noch einmal, daß, zumindest in den Staaten, der Falcon 030 zusammen mit MultiTOS, »Atari Works« und »SpeedoGDOS« verkauft wird. Aber wie zu hören, oder besser zu lesen war, ist das »PhotoCD«-Paket noch nicht fertig, da es beim Entwickler hier in Deutschland Verzögerungen gibt. Auch wird MultiTOS ohne einen CD-ROM-Treiber ausgeliefert, der später noch angeboten werden soll.

Großes Interesse bestand auch an Netzwerklösungen auf LAN- oder EtherNet-Basis. Die Hardware (wie parallele oder SCSI-EtherNet-Karten) ist schon vorhanden. Das einzige, was fehlt, sind die Devicetreiber. Dafür wäre aber alles schon vorbereitet und sie seien auch einfach ins MultiTOS einzubinden. Er erwähnte in diesem Zusammenhang noch einmal den Namen von Chris Latham und seinem »PowerNET«, der für so ein Projekt wohl geeignet wäre. Eric ergänzte, daß hier in Deutschland schon einige Programmierer an TCP/IP-Lösungen basteln würden, die genau diesen Mechanismus der Treiberinstallation während der Bootphase ausnutzen.

Sorgenkind TT 030

Auf Grund des näherrückenden Erscheinungstermins des Falcon 030 sinken die Verkaufszahlen des »TT« dramatisch, doch man hofft, ihn trotzdem weiter anbieten zu können und nicht gezwungen zu sein, die Produktlinie aufzugeben. Aber vielleicht stagnieren die Zahlen nur deshalb, weil die Interessenten zuerst den Falcon sehen wollen, bevor sie eine Entscheidung für den Falcon oder TT fällen. Ab Mai kann man den Falcon auch mit größeren Platten, von 80 bis 200 MByte, aber auch ohne Platte bekommen.

Zwei Tage später fand die Online-Konferenz im »Delphi« statt. Seitdem hat das Rätselraten um die Art der Verteilung des MultiTOS ein Ende. Bob hatte zwar Werbung für eine freie Verteilung gemacht, räumte aber ein, daß es noch keine Lizenzverträge mit »DRI« (Entwickler des GEM) gibt und diese Forderungen erfüllt werden müssen. Der Preis steht noch nicht fest; Bob rechnet mit einem Listenpreis von ungefähr 75 US$.

Auch mußten Atari-User von älteren TOS-Versionen (1.0) erfahren, daß das neue MultiTOS zwar läuft, aber Eric das nicht empfehlen könne. Diese Anwender sollten auf eine neuere TOS-Version umsteigen.

Auch das Thema Werbung kam zur Sprache. Atari möchte warten, bis die Verkaufszahlen des Falcon steigen und dann in den Printmedien auf nationaler Basis eine Anzeigenkampagne starten. Fernsehspots würden dabei vorerst wegfallen, da sie zu teuer sind. Eventuell denkt man später an lokale Sender mit zivileren Preisen. Bis dahin sind die Händler auf sich gestellt, allerdings hat Atari US einen Fundus für Werbeaktivitäten der Händler eingerichtet.

Im »InterNet« tobt zur Zeit der Flame-War. Da giften sich Amiga-Anwender und Atari-User an und am nächsten Tag verbünden sie sich wieder, um die ach so arroganten Mac-User anzugreifen. Es ist schwer, sich Tag für Tag durch diese Masse an Mails zu kämpfen. Aber manchmal ist auch ein Lichtblick zu finden: wenn dort z.B. die Graphikfähigkeiten des Falcon mit und ohne Hardwareerweiterungen beschrieben werden. So soll der Falcon mit entsprechender Software bis 640 * 1440 Punkte sowie 4 Bit für Farben oder 832 * 600 ebenfalls mit 16 Farben und 1024 * 1440 (interlace, non interlace: 1024 * 672) mit 16 Farben oder 880 * 608 mit 8 Bits für 256 Farben mit zusätzlicher Hardware auf den »NEC 3FG« zaubern können.

Mittlerweile ist auch die erste Software erhältlich: z.B. »Super_78«. Das ist ein »TSR«, das beim Booten die Pixelfrequenz von 25 auf fast 32 MHz hochsetzt. Der Entwickler dieser Software vermutete ebenfalls, daß eine Auflösung von 800 * 600 ohne Hardware und 1024*768 mit 16 Farben bei 83 Hz Wiederholfrequenz mit zusätzlicher Hardware möglich ist.

Auch andere Mails zeigen, daß großes Interesse am Videosystem des Falcon besteht und viel gebastelt wird. Besonders Programmierer von komplexen Spielen denken schon über die Abschaltung des Blit-ters nach, da er die CPU ausbremsen soll. Mal sehen, was das flexible Videosystem des Falcon mit der Zeit mit sich bringen wird, (uw)


Ralf Czekalla
Aus: ST-Magazin 05 / 1993, Seite 16

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