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Falcon-Report: Atari und Photo-CD

Aktuell

Photos auf den Bildschirm bringen und dort bearbeiten - darauf haben viele Anwender schon lange gewartet. Auf der Comdex stellte die Firma Color Concept eine Anpassung der Kodak Photo-CD fĂŒr den Falcon030 und TT vor TOS sprach mit dem Programmierer Michael Bernards ĂŒber Anwendung und Zukunft der Photo-CD.*

TOS: Herr Bernards, was ist unter dem Begriff »Photo-CD« ĂŒberhaupt zu verstehen?

Michael Bernards: Die Photo-CD dient - Ă€hnlich wie die herkömmliche Audio-CD - als DatentrĂ€ger, nur eben in erster Linie fĂŒr Photos. Das heißt: Sie geben Ihre Urlaubsbilder wie gewohnt zum Entwickeln, erhalten aber anstatt der Photos eine Photo-CD, auf der die Bilder als Datei gespeichert sind. Bis zu 100 Bilder haben auf ihr Platz.

TOS: Wie hoch ist die QualitÀt der entwickelten Bilder?

Bernards: Jedes Bild ist in fĂŒnf verschiedenen Formaten vorhanden. GemĂ€ĂŸ dem Format eines Kleinbildfilms umfaßt die kleinste Auflösung 192 x 128 Pixel, die grĂ¶ĂŸte 3072 x 2048 Pixel, jeweils in 16,7 Millionen Farben. Trotz dieser hohen QualitĂ€t zielen die Preise fĂŒr eine Photo-CD auf den Massenmarkt. So kostet die Entwicklung eines Films nach dem letzten Stand 1,19 Mark pro Bild.

TOS: Welche Grundausstattung ist fĂŒr den Heimanwender notwendig?

Bernards: Als GrundgerĂ€t dient ein Atari TT oder Falcon030. Der Falcon eignet sich wegen seiner höheren Auflösung natĂŒrlich besser. Eine Darstellung mit 768 x 576 Pixel steht einem Fernsehbild in nichts nach. Die besten Ergebnisse erzielen Sie natĂŒrlich mit einer True-Colour-Grafikkarte.

ZusĂ€tzlich benötigen Sie ein CD-ROM-XA-Laufwerk. GerĂ€te ohne die Kennung »XA« können keine Photo-CDs lesen. Der KĂ€ufer sollte außerdem beachten, ob es sich um Multisession-fĂ€higes Laufwerk handelt, da sich eine Photo-CD auch auf mehrere Termine verteilt fĂŒllen lĂ€ĂŸt. Normale Laufwerke erkennen aber immer nur die Photos der ersten »Sitzung«.

TOS: Gibt es bereits Software?

Bernards: FĂŒr PCs und Macintoshs bietet Kodak seit lĂ€ngerem ein sogenanntes »Tool Kit« an, das die wichtigsten Funktionen zur Ansteuerung der Photo-CD enthĂ€lt. Seit kurzem ist auch Atari berechtigt, eine angepaßte Bibliothek fĂŒr Entwickler zu lizensieren. Ab Januar vertreibt Atari eine preiswerte Einsteigerdiskette. Sie enthĂ€lt neben dem Treiber ein Programm zur Anzeige der Photo-CD-Bilder. Der Preis liegt bei 50 Mark.

Color Concept hat derzeit drei Anwendungen parat. »ColorDisc PCD« bildet die Grundausstattung. Das Programm enthĂ€lt die Möglichkeit zum Laden von Photo-CD-Bildern, die sich dann als TIFF-, Targa- oder ESM-Datei exportieren lassen. Zur Bildbearbeitung gibt es verschiedene Filter zur Farbkorrektur und Vierfarbseparation. Über Blockfunktionen lassen sich auch Ausschnitte sichern.

Das zweite Produkt ist ein PhotoCD-Player und dient zur Anzeige von Photos, außerdem unterstĂŒtzt er interaktive Photo-CDs. Zuletzt haben wir noch ein Calamus-Modul, das sich um den Import der Photo-CD-Bilder in Calamus S und SL kĂŒmmert.

Erste Anwendung fĂŒr die Kodak Photo-CD: »Color-Disk PCB« von Color Concept

TOS: Wie sehen Sie die Zukunft der Photo-CD?

Bernards: Angesichts des gĂŒnstigen Preises rechne ich mit einer raschen Verbreitung - auch im Heimbereich. Völlig neue Perspektiven entstehen bei der Frage nach Scannern. Die Photo-CD stellt in meinen Augen eine preiswerte und komfortable Alternative dar, die sich qualitativ nicht zu verstecken braucht. ZusĂ€tzlich entfĂ€llt hier die Anschaffung eines Massenspeichers, da sich die Daten ja bereits auf der CD befinden.

TOS: Ein letztes Wort zum Falcon?

Bernards: Ein guter Computer, auch wenn seine FĂ€higkeiten bislang nur angekratzt wurden. Mit der Auslieferung in StĂŒckzahlen wird er sicher ein neues Kundenpotential bringen, das auch Freude an den semiprofessionellen Eigenschaften des Falcon hat.

TOS: Danke fĂŒr das GesprĂ€ch.

Das GesprĂ€ch mit Michael Bernards fĂŒhrte TOS-Redakteur Armin Hierstetter.

Armin Hierstetter